Merkwürdige Begegnung

Kaya stützte gelangweilt ihren Kopf auf den Händen ab und lauschte den Worten ihres Lehrers, zumindest versuchte sie es. Ihr Kopf dröhnte wegen der unerträglichen Hitze und sie seufzte nun schon zum 100. Mal in dieser Stunde.

Es war Freitag Nachmittag und ihre letzte Unterrichts Stunde, doch sie konnte sich beim besten Willen nicht konzentrieren. Die Ferien standen bevor und mit ihren Gedanken war sie demnach schon ganz wo anders.

Während der Lehrer die Geschichte der Insel nun schon zum 1000. Mal in ihrer Schulzeit erzählte, versuchte sie sich mit irgendetwas anderem zu beschäftigen. Dies war allerdings schwieriger als gedacht, da es absolut nichts gab, was irgendwie interessant sein könnte.

Vor ihr lag ihr aufgeschlagenes Geschichtsbuch, dessen Seiten schon unzählige Eselsohren und Kritzeleien hatten. Es störte sie herzlich wenig, wie ihr Buch aussah, weshalb sie zur Ablenkung öfters mal etwas hinein malte.

Sie lehnte sich seufzend in ihrem Stuhl zurück und wippte leicht hin und her. Es war für sie völlig unverständlich, warum sie vor den Sommerferien noch Schule hatten, obwohl sie schon ihre Zeugnisse bekommen hatten.

Sie hatte, wie erwartet, hauptsächlich Zweien auf dem Zeugnis, außer in Geschichte. Denn Geschichte hatte sie eh nie gemocht, sie konnte sich einfach keine Jahreszahlen merken. Kunst war sowieso ihr absolutes Lieblingsfach, in dem sie sogar eine 1 bekommen hatte.

Kaya schaute auf die Uhr an ihrem Handgelenk und stellte erleichtert fest, dass es nur noch 5 Minuten bis zum Unterrichtsende waren. Unauffällig klappte sie ihr Buch zu und schloss ihre Federtasche.

„So, damit wären wir für heute fertig. Bitte lest euch in den Ferien im Buch die Seiten 120 bis 130 durch und bearbeitet Aufgabe 2 bis 10!", sagte der Lehrer und klappte sein Buch zu.

Kaya fuhr sich mit der Hand genervt über das Gesicht. Ihr Lehrer war ein Teufel! Wer sonst sollte Hausaufgaben über die FERIEN aufgeben?

Sie packte Kopf schüttelnd ihre Sachen ein und ging zügig aus dem Klassenzimmer. Während dies total stickig gewesen war, waren die Flure angenehm kühl. Trotzdem war sie erleichtert, endlich an der frischen Luft zu sein. Sie nahm einen tiefen Atemzug und kramte ihr Handy heraus.

Hinter ihr kamen nun auch die anderen Kinder heraus und rannten lachend an ihr vorbei. Sie ließ sich von dem Ansturm jedoch nicht mitreißen, sondern wartete ruhig ab, bis die Kinder sich größtenteils verzogen hatten. Dann schlug sie den Weg nach Hause ein.

Sie schlenderte durch die verwinkelten Gassen von „Vecchia" und tippte auf ihrem Handy eine Nachricht an ihre Freundin, um sich bei ihr über ihren Lehrer zu beschweren und mit ihr ein Treffen auszumachen.

Beinahe wäre sie dabei über eine Katze gestolpert, die an ihr vorbeirannte. Erschrocken blieb sie stehen und schaute, wohin die Katze gerannt war. Tatsächlich entdeckte sie sie nach kurzem Suchen mit unzähligen anderen Katzen, die um eine junge Frau saßen. Sie hatte langes, blondes Haar und ein zierliches Gesicht. Sie trug ein schönes buntes Kleid, das im Wind flatterte.

Neugierig ging Kaya auf die Frau zu, die auf einem Stein auf dem Rathausplatz saß. Weit und breit war kein anderer Mensch zu sehen, was Kaya etwas verwunderte. Als sie näher kam, blickte die Frau auf und lächelte. Ein unruhiges Gefühl überkam Kaya und sie strich ihr schwarzes Haar hinters Ohr. Nervös lächelte sie zurück und musste sich zwingen, nicht zurück zu weichen.

Sie hatte noch nie eine Frau mit so hellen Haaren gesehen und das faszinierte sie, doch es machte sie auch unruhig. Sie konnte den Blick nicht von der Frau wenden und so stand sie mehrere Sekunden da und tat nichts. Schließlich sprach die Frau mit einer angenehm warmen Stimme: „Hallo, wie ich sehe, gibt es auch Menschen, die mich nicht ignorieren."

Kaya blinzelte verwirrt und nickte leicht.
„Weißt du, viele Menschen ignorieren mich oder weichen mir aus. Sicherlich weißt du warum", sagte die Frau bedeutungsvoll. Doch Kaya schüttelte den Kopf und meinte: „Nein, ich weiß nicht, wovon Sie reden!"
Die Frau neigte den Kopf leicht zur Seite.
„Hmm, du hast sicherlich schon mal von der Katzenfrau gehört", antwortete sie.

Plötzlich machte es Klick in ihrem Kopf und Kaya wusste, woher ihr die Frau bekannt vorkam. In den alten Geschichten ihres Lehrers war von einer Frau mit langen, blonden Haaren und grünen Augen die Rede, die die Katzen fütterte. Der Geschichte nach war sie unsterblich und lebte seit Hunderten von Jahren, was Kaya natürlich nicht glaubte.

„Das... nein, das kann nicht sein! Sie sind einfach nur eine Frau, die Katzen füttert! Wenn Sie schon so lange hier sein sollten, warum habe ich Sie dann noch nie gesehen?", sagte sie heftiger, als sie eigentlich wollte. Die Frau wurde ernst.
„Ich bin nicht immer sichtbar, oft übersieht man mich", erklärte sie ruhig.

Kaya wurde das alles zu viel. Sie drehte sich um und ging schnell davon. Doch sie spürte den stechenden Blick der Frau auf sich.

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Das ist das erste Kapitel meiner ersten Geschichte. Ich hoffe, es gefällt euch. Die Geschichte wird ungefähr 7 Kapitel haben.

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