2.)
Jasper wusste sein Glück zu schätzen, als er sich mit Markus im Raum für den Deutschunterricht einen Platz aussuchte. Stürmer, das niedliche Mädchen, wie er fand, hatte offensichtlich mit ihnen Unterricht und saß direkt hinter Jasper. Neben ihr war ein Platz frei. Zu stören schien sie das nicht.
Er drehte sich zu ihr um. ,,Na, Moin, hast du auch Deutsch bei Frau Maurer", begann er sogleich. Sie beachtete ihn nicht und schaute stattdessen aus dem Fenster.
Markus Stimme erklang an seinem Ohr: ,,Du bist ziemlich plump." Empört drehte sich Jasper zu ihm. ,,Von wegen. Ich habe immer hin drei Freundinnen schon gehabt", erwiderte er beleidigt. Markus zuckte unbeteiligt mit den Schultern. ,,Ich habe doch gesagt, dass ich die Weiber nicht verstehe. Die fahren zu oft auf plumpe Sachen ab." ,,Du und dein 'Weiber' immer", sagte Japser und schüttelte den Kopf.
,,Willst du mir Sexismus vorwerfen? ", fragte Markus unbeeindruckt. ,,Ich nicht, aber die Mädchen irgendwann", erklärte Jasper. Markus zuckte mit den Schultern. ,,Die meisten Mädchen hier, sind nicht erwachsen genug um Frauen genannt zu werden und nicht mehr so unschuldig, dass man sie noch Mädchen nennen könnte", erklärte Markus sachlich. Jasper kicherte. Markus war die einzige Person, die so etwas erklären konnte, als sei es selbstverständlich.
Markus schrieb in seine Unterlagen. Irritiert bemerkte das Jasper und schaute noch vorne zum Lehrer, zu Frau Maurer. Ein alte Lehrerin, die bald in Rente gehen würde. Bei ihr war es stets ein leichtes mit Mitschülern zu reden. Solange die Schüler nicht lauter als Zimmerlautstärke redeten, hätten die Schüler auch eine Atombombe bauen können, ohne dass es sie interessierte.
Ihr Unterricht war dennoch ziemlich langweilig. Jasper drehte sich noch mal nach hinten.
Stürmer schaute immer noch aus dem Fenster. ,,Komm schon Süße, verrate mir deinen Vornamen", bat Jasper und lächelte sie an. Sie blieb stumm und schaute sichtlich genervt aus dem Fenster.
Den Rest der Stunde sprach Jasper sie immer wieder an. Ihre Devise war es anscheinend ihn zu ignorieren und zu schweigen.
Am Ende der Stunde war Stürmer, die erste die den Raum verlassen hatte. Jasper packte schnell seine Sachen ein. Als er im Gang war, fand er sie nicht mehr. Markus folgte Japser gähnend. ,,Lass es. Das klappt nicht", bemerkte er nebensächlich. ,,Das wird noch", meinte Jasper zuversichtlich.
Die nächste Woche lang, sprach Jasper sie immer wieder an, wenn er sie in den Pausen sah. Jedes Mal schwieg sie, sah ihn sauer an und verschwand.
Am Donnerstag in der Mittagspause saß Jasper in der Cafeteria bei seinen Freunden. In seinem Freundeskreis waren rund ein Dutzend Leute. Zu Teilen Mädchen und zu Teilen Jungs.
Die Cafeteria war ein großer quadratischer Raum, der an drei Seiten nur aus Fenstern bestand. Jasper saß mit dem Rücken zur Scheibe und konnte so den gesamten Raum gut überblicken.
Am Eingang entdeckte Jasper das Mädchen, das ihm seid Tagen die Ruhe nahm. Sie schaute sich suchend im Raum um.
Jasper stand bereitwillig auf und wollte ihr anbieten sich zu ihnen an den überfüllten Tisch zu setzen, doch der große Junge mit dem Side-cut kam ihm dazwischen. Er winkte ihr zu und rief: ,,Charlie, hier sitzen wir." Sie nickte und lief zu ihm.
Jasper stand immer noch vor dem Tisch und funkelte den anderen Jungen an.
,,Alles in Ordnung?" Fragte eine hohe Stimme. Jasper schaute auf den Sitzplatz neben sich, wo Emily saß und ihn fragend ansah. Er nickte frustriert und setzte sich wieder.
Markus zu seiner anderen Seite lachte leise. ,,Ich glaube, Stürmer ist mehr an Michael interessiert als an dich", meinte er und deutete zum anderen Tisch, an den sich Michael mit Charlie Stürmer unterhielt.
Jasper blieb trotzig. ,,Na und? Der ist doch ein Feigling, der würde sich nicht trauen nach einem Date zu fragen. "
,,Kennst du Mickhaelüberhaupt?"
,,Nicht wirklich", antwortete Jasper verlegen, ,, aber das ist auch egal. Ich kenne nun ihren Namen: Charlie."
Emily und Markus sahen ihn zweifelnd an. Emily fragte: ,,Meinst du, dass das reicht?"
,,Wartet nur ab. Ihr werdet schon sehen." Jasper ballte seine Hände zu Fäuste. Amüsiert betrachteten die beide Freunde ihn, doch keiner sagte etwas.
Seine Motivation hielt an diesem Tag nicht lange. In der siebten und achten Stunde Musik zu haben, war an sich oft entspannend, aber häufiger langweiliger als beruhigend. Gähnend verließen Markus und Jasper den Musikraum
,,Der einzige Grund, warum ich nicht im Unterricht einschlafe, ist das vom Singen meine Note abhängt", meinte Jasper träge.
Markus blieb plötzlich grinsend stehen und deutete auf die Turnhalle, wessen Seitentüren an warmen Tagen wie diesen offen waren. Der Volleyballsportkurs der 11. hatte Unterricht.
Charlie beugte sich gerade um ihre Haare zu einem Zopf zu binden. Jasper starrte zu ihr rüber. Charlie zog ihren Zopf fester und schwang dann die Haare nach oben. Sie beugte sich nach hinten und unabsichtlich, oder vielleicht absichtlich, verfängt sich Jaspers Blick an einem Stück Kunst. Dadurch das das T-Shirt angespannt und angehoben wurde erspähte Jasper in einer Lücke von nicht mehr als 3 cm eine Bauchmuskulatur die genauso gut ein Kunstwerk aus Marmor sein könnte. Weis, wundervoll gemeißelt und absolut unbezahlbar.
War es ein Zufall oder war es ein Zeichen des Universums? Ein Schweißtropfen rollte langsam über diese unbeschreiblichen ... unbegreiflichen Formungen. Jasper gaffte nur noch mit offenen Mund zu ihr rüber, versuchend nicht mit sabberndem Mund sich auf sie zu stürzen.
Charlie zog ihren Zopf nochmal fest und schaute dann auf. In Jaspers Augen. Seine Wangen röteten. Er schaute zur Seite.
Verlegen lugte er zu Charlie, welche nicht mehr zu sehen war.
Jasper ging weiter und bemerkte, dass Markus schon vorgegangen war und Emily am Fahrradständer zu winkte.
Jasper beschleunigte um zu Markus aufzuholen.
,,Warum ist er denn stehen geblieben?", fragte Emily Markus. Dieser grinste. ,,Er musste seine nächsten Liebe angaffen", meinte Markus.
,, Redet nicht über mich, als wäre ich nicht hier", beschwerte sich Jasper keuchend, nachdem er zu den beiden aufgeschlossen hatte.
,,Gerade warst du noch abwesend ", widersprach Markus und schloss sein Fahrrad auf, weshalb er Jaspers funkelnde Augen nicht bemerkte.
Emily ignorierte die vorherigen Worte und fragte: ,,Findet ihr nicht auch, dass Charlie ein seltsamer Mädchenvorname ist?"
Irritiert schaute Jasper sie an.
Doch dann meinte Markus wie selbstverständlich, aber mit einem ungeheuren Grinsen: ,,Überhaupt nicht. Meine Cousine heißt Charlene und wird von allen auch Charlie genannt. "
Jasper nickte zufrieden.
Emily fragte Japser: ,,Kommst du? "
Seit sie beide aufs Gymnasium gekommen waren, fuhren die beiden, da sie nahe beieinander wohnten, gemeinsam nach Hause.
Markus verabschiedete sich von beiden und fuhr nach Westen.
Emily und Jasper machten sich auf nach Osten.
Erst wollten sie zu Emily. Ihr Wohnsitz war so nah am Rande der Stadt, dass sie fast schon im Nachbarort wohnte. Jasper hingegen wohnte nur paar Straßen südlich von ihr.
Als sie bei Emily ankamen, schob sie ihren Fahrrad in den Schuppen. Am Zaun unterhielten sich die beide.
,,Das mit Charlie hast du dir in den Kopf gesetzt nicht wahr?", fragte sie.
,,Kennst mich doch. Wenn ich mich erst mal in ein Mädchen verguckt habe, gebe ich nicht auf", sagte er entschlossen.
,,Ja", sagte sie, ,,es ist immer wieder schön mit anzusehen." Sie lächelte sanft und deutet aufs Haus. ,,Möchtest du zu einem Tee rein kommen? Wir können Game of thrones weiter schauen."
Jasper überlegte. ,,Nein, danke, ich habe noch etwas vor", erklärte und radelte los. Emily winkte ihm enttäuscht, aber lächelnd nach.
An der Ortsgrenze entlang fuhr er nach Süden, bis er abrupt abbremste.
Hinterm Fenster im Erdgeschosses eines Hauses stand Charlie. Jasper winkte ihr, bis sie ihn enttäuscht entdeckte. Jasper schickte ihr Luftküsschen. Ihr Hand fuhr zur Seite des Fensters. Die Rollläden fielen mit einem Knall zu. Benommen stellte er sein Fahrrad zur Seite und klingelte an der Haustür. Er wartete. Nichts geschah. Er klingelte wieder. Nach fünf Minuten gab er auf.
Enttäuscht ging er zurück zum Fahrrad. Dabei fiel ihm das Haus vom Emily auf, das durch seine Größe gut zu sehen war. Im zweiten Stock saß Emily auf der Fensterbank und schaute nach unten zu Jasper.
Lächelnd hob sie die Hand. Verwirrt winkte Jasper zurück.
Einen Dank an Alex, der mir bei bestimmten Formulierungen behilflich war.
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