• 2.5 •

„Schwarzpfote? Was passiert jetzt? Wo gehen wir hin?"

Rosenjunges' piepsige Stimme riss Schwarzpfote aus seinen Gedanken. Er hatte kaum Heilkräuter dabei, nur das nötigste. Ein wenig Katzenminze hatte er noch gefunden, bevor sie so schnell hatten fliehen müssen.

„Ich weiß es nicht, Kleine. Wir schauen mal, ja? Feuerdorn weiß bestimmt etwas. Komm mit, wir fragen ihn mal."

Er führte seine kleine Schwester zu dem großen, hellorangenen Kater, der Gewittermond stützte, damit dieser nicht zusammenbrach. Schockiert bemerkte er, dass Feuerdorn selbst starke Anzeichen eines Schocks zeigte und sich kaum auf den Pfoten halten konnte.

Der Krieger hatte wohl nicht damit gerechnet, dass es soweit kommen würde. Aber Schwarzpfote wusste, er würde ihm überall hin folgen. Der SternenClan hatte eben diesen Weg, den der FlussClan nun eingeschlagen hatte, gebilligt.

„Feuerdorn. Wir müssen Rast machen. Der Cl-."

Er konnte sich gerade so noch stoppen. Fast hätte er Clan gesagt. Aber das waren sie ja nun nicht mehr. Was waren sie denn dann? Die Verbannten? Die Verräter? Die Vertriebenen? Nun, vorerst würde er einfach bei „Gruppe" bleiben.

„Die Gruppe kann nicht mehr. Ich als zuständiger Heiler sage, wir rasten, sobald wir das Territorium verlassen haben."

„Schwarzpfote, das ist eine gute Idee. Ich glaube, alle können ganz gut eine Pause vertragen. Meine Schulter hat begonnen, wieder zu schmerzen. Dann können du und Feuerdorn auch besprechen, was jetzt passieren soll und wo wir hingehen werden."

Verwirrt sah der junge Kater Gewittermond an.

„Wieso Feuerdorn und ich? Warum nicht, zum Beispiel, Eiswald und Jasminhimmel? Oder Mottenfluch und du?"

Der große Krieger brach in Schnurren aus und Schwarzpfote fragte sich ernsthaft, ob er ihn jetzt kaputtgemacht hatte.

„Was denn?"

„Nun, also zu deinen Beispielen: Eiswald und Jasminhimmel? Die beiden Turteltauben würden nichts, null, garnichts auf die Beine gestellt bekommen, da sie viel zu beschäftigt wären, sich gegenseitig anzustarren. Bei Mottenfluch und mir würde die Gruppe in Sarkasmus ertrinken und wir wären schneller abgesetzt, als wir „Sternenfall" sagen könnten. Du bist unser Heiler-."

Der Schüler riss seine Augen auf und druckste herum.

„Ich? Euer Heiler? Ich bin noch nicht mal fertig ausgebildet!"

Doch der Dunkelschildpattfarbene ließ ihn nicht zu Ende reden.

„-und Feuerdorn wird, soweit ich es mitbekommen habe, von allen hier als Anführer angesehen."

Schwarzpfotes Kinnlade klappte nach unten und besiegt seufzte er auf. Rosenjunges neben ihm schnurrte leise und rieb ihren Kopf an seinem Bein.

„Du schaffst das. Außerdem hättest du doch sowieso bald deinen Heilernamen erhalten, oder?"

Der junge Kater sah zu seiner Schwester, die er seit dem Tod ihrer Eltern allerdings eher wie eine Tochter betrachtete, hinunter und ein sanftes Lächeln legte sich auf seine Züge.

Es reichte ihm schon, wenn sie glücklich war. Dafür würde er sich mit dem SternenClan anlegen und den Wald der Finsternis durchqueren. Und wenn sie glücklich war, wenn er diese Position annahm, dann würde er es tun.

„Okay, Feuerdorn. Wo suchen wir Unterschlupf? Wir werden es vor Mondaufgang unmöglich aus den Territorien der Clans schaffen. Die Frage ist jetzt, suchen wir uns einen Platz, an dem wir kurzzeitig unterkommen, aber nicht bleiben können oder lassen wir uns angreifen?"

Der hellorangene Krieger hob eine Augenbraue und Schwarzpfote grinste.

„Was schlägst du vor?"

Er hatte es alles bereits geplant. Sie würden beim WolkenClan den Gefallen einfordern, den die Baumkletterer ihnen noch schuldeten. Dann, nach einer Nacht Rast, würden sie auf das ungenutzte WolkenClan-Gebiet am Sternenfall ausweichen und dort ein neues Leben beginnen.

„Wir gehen zum WolkenClan, lösen unseren Gefallen ein, den Eisenstern uns versprochen hat und warten die Nacht ab. Morgen bei Sonnenaufgang wandern wir in das ungenutzte Gebiet oberhalb des Sternenfalls und bauen uns dort ein Kurzzeit-Lager, bis wir uns entschieden haben, wie es weitergeht. Wie findest du das?"

Unsicher betrachtete der junge Heiler den Kater. Feuerdorn runzelte die Stirn, drehte seinen Kopf und lächelte ihm zu. Erleichtert atmete der Schwarze auf und blickte hinab zu Rosenjunges, die erschöpft gähnte. Sie hatten bisher zwar nur wenig Strecke zurückgelegt, dennoch konnte er ihr ihre Erschöpfung bereits ansehen.

„Möchtest du getragen werden, Rose?"

Die kleine, dunkelrote Kätzin nickte schüchtern und er beugte sich, nahm sie ohne Probleme am Nackenfell auf.

„Dann mal auf in Richtung WolkenClan. Feuerdorn, vielleicht solltest du der Gruppe sagen, wo wir hingehen, damit wieder ein bisschen Hoffnung aufkommt und nicht alles verloren scheint. Außerdem meiden wir lieber den Onyx, ich wette, der FlussClan patrouilliert dort gerade und wartet nur darauf, uns in seine Krallen zu bekommen."

Sein Herz schmerzte, wenn er an seine ehemaligen Clangefährten dachte. Wie hatte es nur so weit kommen können, dass sich Freunde trennen mussten, Familien auseinandergerissen wurden? Wie war der Clan nur so gespalten geworden?

Nach einer Weile passierten sie endlich die Geruchsmarkierungen und waren frei. Mit dem einzigen Problem, dass sie nun am äußersten Rand der Insel und am Schattenstrand standen. Sie hatten nun eine gefährliche Wahl.

Entweder durchquerten sie den Jaspis an seiner seichtesten und ungefährlichsten Stelle, landeten dafür aber im DonnerClan-Territorium oder sie schwammen um den Aschefelsen herum, der eine der stärksten Strömungen erzeugte und die Gruppe einiges an Kraft kosten würde.

Dadurch, dass die Katzen der Gruppen geschwächt, krank oder noch schlicht zu jung waren, war die Stelle doppelt gefährlicher.

Schwarzpfote spürte die sanfte Berührung eines Schweifes auf seinem Rücken und sah auf. Feuerdorn blickte bedeutungsvoll zu Rosenjunges, die immer noch in seinem Maul baumelte. Schnell gab der Schwarze seine Schwester weiter an Gewittermond, der das inzwischen schlafende Junge vorsichtig mit seinem buschigen Schwanz einkreiste.

Der Hellorangene führte ihn auf die Seite der Gruppe, ein wenig entfernt von Jasminhimmel, die gerade versuchte, ihren vollkommen verschreckten Jungen davon zu überzeugen, dass sie sich nicht vom Aschefelsen stürzen würde.

„Was ist los, Feuerdorn?"

Schwarzpfote blickte besorgt hinauf zu dem Kater, dessen Pupillen verkleinert waren und der unruhig mit dem Schwanz peitschte.

„Ich kann das nicht, Schwarzpfote. Was ist, wenn jemand stirbt? Ich habe keine andere Wahl, als sie am Aschefelsen vorbeizuführen. Aber was, wenn jemand verletzt wird und ertrinkt? Die Gruppe ist erschöpft und wir haben nur sechs Krieger dabei, die wirklich sichere Schwimmer sind."

„Wir schaffen das, Feuerdorn. Wirklich. Der SternenClan hat die Trennung des FlussClans gebilligt, sie werden auch diese Durchquerung unterstützen. Die Frage ist eher, was machen wir, wenn wir auf der anderen Seite sind? Der WindClan wird mittlerweile bereits erfahren haben, was wir getan haben, wir können also nicht quer durch ihr Territorium ziehen, um sicher an den flachen Hängen zum WolkenClan hinaufzuziehen."

„Wir können den Weg zur Großen Versammlung nehmen. Dort ist es zwar steil und wir kommen langsamer voran, aber wir sind auf neutralem Gebiet und können nicht angegriffen werden."

Der Schwarze nickte und fragte besorgt die Frage, die ihm schon den gesamten Tag auf der Zunge lag.

„Wie geht es dir? Wie kommst du klar? Und das frage ich nicht als Heiler, das frage ich als Freund, Helfer und Unterstützer."

Der Krieger schien zu schlucken und miaute dann leise, schon fast zögernd:

„Ich weiß nicht, wie es weitergehen soll. Ich vermisse meine Schwester, meine Eltern. Selbst Muscheltaucher, dieses liebenswerte Fischhirn, vermisse ich und wie er es schafft, Krabbenohr zum Lachen zu bringen. Ich frage mich, wie ich die Energie aufbringen soll, unsere Gruppe anzuführen und vor allem ein guter Anführer zu sein."

Schwarzpfote schnurrte leise und meinte dann:

„Du schaffst das, das weiß ich. Und jetzt lass uns zurückgehen, ich glaube, Gewittermond veranstaltet gerade eine Abstimmung."

Der Dunkle war überrascht, als sie zurückkehrten und alle einstimmig dafür auf dem Boden lagen oder saßen. Die Stimme des Dunkelschildpattfarbenen schallte zu ihnen hinüber:

„Zur Überprüfung: Wer ist dagegen, dass Feuerdorn und Schwarzpfote unser Anführer und unser Heiler werden?"

Alle standen auf, keine Katze blieb sitzen und der junge Heiler stellte fest, wie ein leichtes Lächeln seinen Weg auf Feuerdorns Gesicht fand. Da sprang der hellorangene Kater nach vorne und presste sein Gesicht in Gewittermonds Brustfells. Der große, schildpattfarbene Krieger schnurrte und legte sich zu Boden, während Feuerdorn seinen Kopf an den des anderen schmiegte.

Die beiden redeten leise miteinander, während Schwarzpfote Rosenjunges am Nackenfell nahm und sie in Richtung Jasminhimmel trug. Die schwarze Kätzin kämpfte immer noch darum, ihre adoptierten Jungen aus der Höhle hinauszulocken, die sie mit ihrem Körper gebildet hatte.

Der Heiler wusste genau, was ihnen helfen würde. Eine Spielkameradin. Rosenjunges brauchte Freunde und die drei hatten sie bisher noch nicht kennengelernt, da sie die meiste Zeit im Heilerbau bei ihm verbrachte.

„Rußjunges, Hummeljunges, Federjunges. Ich hab euch jemanden zum spielen mitgebracht. Kommt doch mal raus, ich brauche eure Hilfe, sie aufzuwecken. Sonst verschläft sie ja den ganzen Spaß."

Er setzte seine Schwester auf dem Boden ab und legte sich ebenfalls hin. Sein Pelz erwärmte sich angenehm, da der schwarze Sand noch warm vom Tag war.

Scheu blitzte ein Paar blaue Augen auf und Federjunges kroch langsam aus Jasminhimmels Umarmung heraus. Vorsichtig tippte er das ältere Junge an und sprintete sogleich zurück zu seiner Adoptivmutter. Als Rosenjunges nicht reagierte, traute sich auch Rußjunges hinaus und pirschte sich an sie an. Sie fuhr ihre winzigen Krallen aus und fauchte leise.

„Sie ist jetzt eine DonnerClan-Kriegerin und wir sind die starken Krieger aus unserem Clan und wir müssen sie vertreiben! Hummeljunges, komm, mach auch mit!"

Schwarzpfote wurde kalt. Sie hatte „unser Clan" gesagt, nicht FlussClan, nicht Verbannte, nicht „unsere Gruppe". Nein, unser Clan. Doch bevor er sie verbessern konnte, raschelte etwas und eine kleine Nase guckte heraus.

Grüne Augen leuchteten im Halbdunkel, das Jasminhimmels Fell produzierte und ein leises Maunzen drang hervor.

„Ich will nicht, Rußjunges."

„Ach komm, Hummeljunges! Ich will nicht nur mit Rußjunges und Federjunges spielen! Ich bin doch die böse DonnerClan-Kriegerin! Da brauche ich auch echte Konkurrenz!"

Der junge Heiler schnaubte belustigt, als seine Schwester plötzlich hellwach aufsprang und auf Jasminhimmel zulief. Blitzschnell hatte sich Hummeljunges wieder verzogen und Rosenjunges ließ sich enttäuscht auf ihren Hintern fallen.

„Schwarzpfote? Wieso will sie nicht mit mir spielen?"

Schwarzpfote zog die kleine, dunkelrote Kätzin zu sich und miaute ihr leise zu.

„Rosenjunges, du warst zu ungestüm. Du musst Hummeljunges die Zeit geben, die sie braucht. Vielleicht möchte sie gerade einfach nicht."

Die Dunkelrote schnaubte.

„Was? Das ist doch unglaublich! Jemand, der nicht mit mir spielen will? Das gibt es?"

Er nickte etwas übertrieben und das Junge kicherte, bevor sie ernst wurde und feierlich versprach:

„Okay. Ich lasse ihr Zeit. Du kannst jetzt gehen, wieder Heilerkram machen. Bis später, Papa!"

Sie hüpfte davon, vollkommen ahnungslos dem gegenüber, was sie gerade von sich gegeben hatte. Schwarzpfote wurde heiß und kalt. Sie hatte kaum Erinnerung an ihre Eltern, sagte er sich. Es war nur eine Frage der Zeit gewesen, es war ganz normal, dass die kleine Schwester einen für ihren Vater hielt. Es war alles gut.

Nein. Es war gar nichts gut. Er war fünfzehn Monde alt. Seine kleine Schwester sollte ihn nicht ihren Vater nennen. Vielleicht Bruder, aber doch nicht Vater!

„Schwarzpfote? Komm, wir gehen ein Stück."

Ginsterzunge war neben ihm aufgetaucht und führte ihn ein wenig von den anderen Verbannten weg, in den Schilf am Ufer.

„Ich habe die Situation beobachtet und konnte nicht anders, als zu dir zu kommen und dich ein wenig zu unterstützen."

Schwarzpfote fühlte sich, als wäre ihm mit einem Schlag der Boden unter seinen Pfoten weggerissen worden. Er fiel, war nicht fähig, sich zu retten vor der Dunkelheit, die seinen Geist und seine Gedanken eroberte.

„Sie hätte ihre Eltern kennenlernen sollen. Nicht mich als Eltern, sondern Schilfrascheln und Nachtblüte. Meine Eltern, unsere Eltern. Sie hätte sie kennenlernen sollen. Sie waren nicht unbedingt herzlich, freundlich und liebevoll, aber sie waren unsere Eltern. Ich kann ihr das doch niemals bieten."

Der junge Heiler brach zusammen, er verlor sich in seiner Trauer um seine Familie, die ihm viel zu früh genommen worden war.

Bis zum Nachmittag ließ der versprengte Rest des Clans, der sie einmal gewesen waren, ihn in Ruhe trauern, dann mussten sie weiter.

Schwarzpfotes Glieder waren taub, als Feuerdorn zu ihm kam.

„Schwarzpfote? Ich brauche dich, bitte. Lass mich nicht im Stich."

Der hellorangene Krieger entzündete ein Feuer im Herzen des Schülers, wie sein Name zeigte. Der Schwarze merkte, wie das Leben in Hoffnung auf eine Aufgabe in seine Beine zurückkehrte.

„Wir müssen die Gruppe sicher durch den Onyx bringen. Ginsterzunge, Jasminhimmel und Schwarzpfote, ihr kümmert euch um die Jungen. Mottenfluch und Zapfenpfote, ihr bringt Fichtenasche sicher ans andere Ufer. Ich helfe Gewittermond, Eiswald übernimmt Abendpfote und Blaubeerpfote. So sollten wir es sicher hinüberschaffen."

Feuerdorns Stimme hallte über den Strand und Schwarzpfote nickte. Vorsichtig nahm er Rosenjunges am Nackenfell auf und trug sie zum Wasser. Er würde zuerst hinüberschwimmen und dann dafür sorgen, dass alle Jungen warm und sicher waren.

Er glitt in den Fluss und sogleich riss die Strömung an ihm. Mit heftigen Pfotenschlägen kämpfte er sich durch den Onyx und kam schließlich am anderen Ufer an. Rosenjunges zitterte vor Kälte und schnell leckte er ihr Fell gegen den Strich, um sie wieder aufzuwärmen. Ginsterzunge kam mit Farnjunges, der noch kein sicherer Schwimmer war, zu ihm und er wiederholte das Prozedere auch bei ihm.

Rußjunges und Federjunges kamen kurz darauf und nur Hummeljunges fehlte mit Jasminhimmel noch. Die schwarze Königin kämpfte sich durch den Strom, wurde jedoch immer wieder abgetrieben. Plötzlich riss eine Welle sie unter die Wasseroberfläche und Schwarzpfote riss die Augen auf. Würde sie es schaffen?

Krallen trafen auf Stein und ein leises Jaulen erfüllte die Luft. Jasminhimmel hielt sich am Aschefelsen fest und Hummeljunges hing leblos in ihrem Maul. Die ehemalige Einzelläuferin stieß sich vom Fels ab und wurde sofort den Fluss hinuntergerissen.

Doch zu ihrem Glück schaffte sie es, das Land zu erreichen. Vollkommen durchgefroren erreichte sie schließlich den jungen Heiler, der ihr sofort das Junge abnahm und überprüfte, ob die hellgraue Kätzin noch atmete.

Sanft kräuselte die Atemluft des Jungen seine Wangenhaare und erleichtert seufzte Schwarzpfote auf. Hummeljunges war nur bewusstlos und etwas unterkühlt. Er überließ Eiswald die Aufgabe, sie zu wärmen und zu trocknen, damit sie sich keine Erkältung einfing. Der Rest der Gruppe folgte ohne erhebliche Schwierigkeiten durch den Onyx und Feuerdorn miaute laut, um die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen:

„Wir halten uns am Rubin und wandern dann die Steilwand am Sternenfall empor. Dort wenden wir uns in Richtung WolkenClan und fordern von ihnen unseren Gefallen ein. Morgen werden wir sie wieder verlassen und den Weg in Richtung unbenutztes WolkenClan-Territorium am Sternenfall und den anderen Wasserfällen einschlagen. Wir bauen uns ein neues, sicheres Leben auf, versprochen."

Zustimmendes Geflüster brach unter den Verbannten aus und Schwarzpfote konnte nicht anders, als stolz auf sich zu sein. Es war immerhin sein eigener Plan gewesen und der Gruppe gefiel er!

„Dann lasst uns losgehen. Die Große Versammlung ist nicht mehr lange hin und ich denke nicht, dass wir dem FlussClan begegnen wollen."

Kollektives Nicken war die Antwort und schon waren sie auf dem Weg. Fichtenasche machte Schwarzpfote Sorgen, denn die Dauerkönigin hatte sich im Fluss die Pfote an einem scharfkantigen Stein aufgeschnitten und hinkte seitdem. Er hatte alle Heilkräuter zurücklassen müssen, als sie den Onyx durchquert hatten, deshalb hatte er nun keine Möglichkeit, irgendwen zu versorgen.

Der schwarze Heiler ließ sich zurückfallen, als sie das WolkenClan-Lager betraten. Eisenstern schien gerade ihren Clan für die Große Versammlung zusammenzurufen und stockte mitten in ihrem Ruf. Er wusste, sie waren vermutlich eine jämmerliche Erscheinung. Wenige Krieger, die Schüler und Königinnen begleiteten.

Sein Blick wanderte zu ihrem wunderschön gepflegten, eisernen Fell, von dem sie ihren Namen hatte. Es glänzte im letzten Licht des Tages und sie wirkte ein unerschütterlicher Fels in der Brandung.

„FlussClan! Was macht ihr denn hier?"

„FlussClan? Der sind wir nicht mehr."

Feuerdorn lachte bitter auf und Gewittermond legte ihm seinen Schwanz auf die Schulter, im fruchtlosen Versuch, den hellorangenen Kater zu beruhigen.

„Eisenstern, sei gegrüßt. Wir wollen unseren Gefallen einlösen, den du uns versprochen hast. Wir wurden aus dem FlussClan vertrieben und suchen einen Unterschlupf für die Nacht und ein neues Territorium. Feuerdorn und ich hoffen, du und deine Berater sind bereit, uns zu empfangen?"

Schwarzpfote wusste nicht, wie im Namen der drei Flüsse er den Mut aufgebracht hatte, diese wenigen Sätze von sich zu geben. Er hatte bestimmt nur Schwachsinn gesagt. Doch es hatte funktioniert. Eisenstern neigte den Kopf und führte sie zum Heilerbau.

„Kupfermond, kannst du rausgehen und dich um die Vertriebenen kümmern? Glockenspiel, bleib bitte hier. Also, wie kann ich euch helfen?"

Eisenstern strahlte nur Freundlichkeit und Ehrlichkeit aus und der junge Heiler war plötzlich unendlich froh, dass sie nicht zum WindClan gegangen waren. Er setzte sich auf den erdigen Boden und ringelte seinen Schwanz nervös um seine Pfoten. Wie würde sie es bloß auffassen?

„Silberstern ist durchgedreht. Sie hat uns des Verrats bezichtigt, obwohl wir doch nur in Frieden leben wollen. Dann hat sie uns verbannt und wir sind aus dem Territorium geflohen. Wir haben Junge und Königinnen dabei, Eisenstern! Bitte, wir brauchen eure Hilfe, die des ganzen WolkenClans."

Schwarzpfote wurde heiß unter seinem Pelz, als Eisenstern beruhigend mit ihrem Schweif über seinen Rücken strich.

„Keine Sorge. Wir werden euch helfen, euch allen. Verbringt die Nacht hier. Meine Heiler werden sich um euch kümmern und dafür sorgen, dass ihr beruhigt weiterziehen könnt. Ach ja, wenn ich fragen darf, wohin wollt ihr ziehen?"

Nun sah der junge Kater seinen Moment gekommen.

„Wir wollen den Rubin hinaufziehen und uns dort niederlassen. Vermutlich bleiben wir in der Nähe der Wasserfälle, damit wir unsere Beutegründe nicht verändern müssen. Wüsstest du einen Ort, an dem wir leben könnten?"

Er wusste, seine List war aufgegangen, als Eisenstern überlegte und dann miaute:

„Ihr könntet auf unser unbenutztes Territorium an den Wasserfällen ziehen. Wir jagen dort sowieso nicht, da wir in den Felsen abrutschen. Und ein Lager findet ihr dort bestimmt."

Feuerdorn schien nun auch begriffen zu haben, worauf Schwarzpfote abzielte.

„Das wäre äußert großzügig von dir, danke, Eisenstern. Ich kann dir nicht genug für deine Hilfe danken."

Die mächtige Anführerin lächelte und führte sie hinaus.

„WolkenClan! Feuerdorns Gruppe! Es ist entschieden. Ihr könnt die Nacht hier verbringen und euch morgen früh auf den Weg zu eurem neuen Territorium an den Wasserfällen machen! Wir werden es euch abgeben, da wir keine Verwendung dafür haben und nur Gefahren darin sehen. Für ehemalige FlussClan-Katzen dürfte es perfekt sein.

Nun, für die Große Versammlung. Glockenspiel, Bronzeblut, Klippenfall, Farbenfluss, Rauchpfote und Wunschpfote, ihr kommt mit. Der Rest bleibt hier und bewacht die Gruppe, da ich mir Sorgen mache, dass Silberstern irgendwas versuchen könnte. Mondpfote, kümmere dich bitte darum, dass die Schüler Nester im Schülerbau bekommen, in denen sie schlafen können und Kupfermond, kümmere dich bitte um ihre Verletzten. WolkenClan, auf zur aufregendsten Großen Versammlung, die es bisher in meinem Leben gab!"

Schwarzpfote konnte nicht anders, als sich von ihrer Aufgeregtheit anstecken zu lassen und seine Schnurrhaare zuckten, während er versuchte, sein Schnurren unter Kontrolle zu halten. Doch mit dem letzten Aufblitzen des eisernen Fells schlug auch seine Stimmung um wie ein Blatt im Wind.

Die WolkenClan-Katzen verschwanden in den Bäumen und Schwarzpfote konnte nicht anders, als an seine Mentorinnen zu denken. Was sie wohl gerade machten? Vermutlich hatten sie ihn schon ersetzt.

Der Gedanke, dass er nun alleine für die Gruppe sorgen sollte, bereitete ihm Angst und Schrecken. Wie sollte er das bloß schaffen? Der SternenClan hatte sich seit einem halben Mond nicht mehr bei ihm gemeldet. Normalerweise redeten sie häufig mit ihm, die Sternen-Katzen.

Seufzend trottete er in Richtung Rosenjunges, die nun in die Rolle einer Füchsin geschlüpft war, um die anderen Jungen zu beschäftigen. Erleichert stellte er fest, dass sie begann, sich mit Rußjunges und Federjunges aufzuwärmen. Sie brauchte Freunde und wie es schien, hatte sie sie gefunden.

Hummeljunges war inzwischen aufgewacht und hatte sich eng an ihre Adoptivmutter Jasminhimmel gekuschelt. Sie schien diese gar nicht mehr loslassen zu wollen. Verständlicherweise.

„Komm Rose, es ist schon spät und wir müssen morgen früh los. Lass uns schlafen gehen."

Die junge Kätzin gähnte nur und fuhr kurz mit ihrer Nase durch Hummeljunges' Pelz, dann schlurfte sie zu ihm und lehnte sich an sein Vorderbein.

„Können wir nicht heute hier bei Jasminhimmel schlafen? Hummeljunges braucht auch Freunde."

Der schwarzfellige Heiler schnurrte und nickte gutmütig.

„Natürlich können wir das, Rosenjunges. Es ist immerhin ein edles Ziel."

Er legte sich zu der Kriegerin und schlang seinen Schwanz um seine Schwester. Sanft fuhr er ihr durch ihr weiches Fell und drückte sie näher an sich. Auch er würde sie um keinen Preis in der Welt aufgeben.

Nun, da er endlich zur Ruhe kam, wurden auch seine Augenlider schwer und fielen schließlich zu.

In Unwissen der Verbannten wurden gerade auf der Großen Versammlung Entscheidungen gefällt, die sie alle beeinflussten, Abstimmungen gehalten über das Schicksal eben dieser kleinen Gruppe.

Und als Schwarzpfote am nächsten Morgen brutal aus dem Schlaf gerissen wurde, wusste er, sie waren nicht zu ihren Gunsten ausgefallen.

„Schwarzpfote, komm, steh auf, schnell! Wir müssen hier weg!"

Er sprang auf, das Adrenalin flutete seinen Körper.

„Was ist los, Feuerdorn? Werden wir angegriffen?"

Der Hellorangene schüttelte grimmig den Kopf.

„Noch nicht. Wenn wir länger bleiben, dann schon. Wunschpfote ist gerade angekommen und hat eine Nachricht von Eisenstern überbracht: Die Silberne begleitet sie und will sichergehen, dass wir die Clanterritorien verlassen haben."

Der junge Heiler nahm seine Schwester am Nackenfell auf und übergab sie Feuerdorn.

„Pass auf sie auf! Ich hole noch ein paar Kräuter von Kupfermond. Ihr geht schon! Los!"

Er blickte sich auf der Lichtung um, suchte den kupferfarben gefleckten Heiler. WolkenClan-Katzen weckten Verbannte auf und die erste Patrouille machte sich bereit zum Aufbruch.

Da! Bei der Kinderstube! Kupfermond verließ den Bau und Schwarzpfote sprintete zu ihm hinüber.

„Kupfermond! Wir müssen fliehen. Hast du Kräuter, die ihr entbehren könnt?"

Der andere Kater schien kurz zu überlegen und nickte dann.

„Ein bisschen Katzenminze, Huflattich, Borretsch und Brennnessel kann ich dir geben. Mehr geht leider nicht, wir haben unsere Vorräte immer noch nicht wieder aufgestockt."

Der WolkenClan-Heiler blickte ihn mit einem entschuldigenden, freundlichen Blick an und wickelte die Kräuter in ein großes Blatt ein. Schwarzpfote nahm es auf und rieb seine Wange dankbar an Kupfermonds Schulter.

Dann sprang er aus dem Bau und folgte der Gruppe. Bevor er jedoch das Lager komplett verlassen konnte, legte sich der Schweif einer Katze von der Seite auf seinen Rücken und leitete ihn in den Schutz einiger Büsche. Er erkannte Eisenstern, leise schnurrend und mit einem warmen Ausdruck in den Augen.

„Silberstern wurde kurz aufgehalten und ich wollte mich noch verabschieden. Du wirst ein fantastischer Heiler werden, glaub mir. Bis dahin, lebe wohl, Schwarzpfote."

Sie fuhr mit ihrer Schwanzspitze sanft an seiner Wange entlang und bevor er verstehen konnte, was passiert war, war sie bereits wieder verschwunden.

Eisenstern hatte sich persönlich von ihm verabschiedet! In seinem Bauch kribbelte es angenehm und sein Maul öffnete sich zu einem weiten Grinsen. Sie hatte sich einfach persönlich von ihm verabschiedet!

Es kümmerte ihn nicht, dass er aussah wie das letzte Fuchshirn, als er zur Gruppe aufschloss und auch nicht, dass ihm einige seltsame Blicke zugeworfen wurden, er war einfach glücklich.

Sie ließen den WolkenClan hinter sich und betraten ihr neues Territorium. Eine tiefe Schlucht, in die sich der Rubin eingegraben hatte, zog sich durch die Landschaft und auf einer Seite erstreckte sich ein dichter Laubwald, der eine Nacht zuvor noch dem WolkenClan gehört hatte.

Die Patrouille, die sie begleitet hatte, hatte ihnen ihre neuen Grenzen gezeigt und nun war die Gruppe stolze Einwohner des ehemaligen WolkenClan-Gebiets und damit auch ein wenig Laubwald.

Sie kamen in eine Senke, die vertrauenswürdig genug für ein Übergangslager zu sein schien und Schwarzpfote merkte, hier würden sie glücklich werden.

———~———

Ahoi!

Da ist es, Nebel! Das neue Kapitel! Ich glaube, wir sind jetzt ungefähr bei der Hälfte der Story angekommen...

Beim letzten Mal durftet ihr ja Theorien aufstellen und ich habe eine ganz besonders lustige von -Skysoul- bekommen, die dürft euch jetzt anschauen:




Nun, schöne Grüße von mir.

Kapitänin Wolke wünscht einen schönen Abend!

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