• 1.2 •
Spitz drückten winzige Steinchen in Jasmins Pelz und erleichtert stellte sie fest, dass sie noch lebte. Pochender Schmerz in ihrer Seite erfüllte ihren Körper und zitternd schlug sie die Augen auf.
Die Kälte kroch in ihr nasses Fell und ein fischiger Geruch in ihre Nase. Wo war sie hier bloß gelandet?
Sie hob ihren Kopf und sah sich um. Schwankende Birken und Schilfgras säumten das Flussufer, an dem sie lag. Die Bäume warfen große Schatten auf den Boden und sie zitterte von der Kälte. Ihre Pfoten waren taub und sie knickte beinahe wieder ein, als sie versuchte, sich aufzurichten.
Die Wunde in ihrer Flanke pulsierte und sie knurrte auf, als ihre Tatzen erneut unter ihr nachgaben. „Mäusemist", fauchte sie und konnte schließlich stehen.
Mit wackligen Beinen machte sie sich auf den Weg zum Wasser und ließ sich in die seichten Wellen gleiten. Schwach drückte die Strömung gegen ihren Körper, doch die Kätzin ließ sich nicht unter Wasser ziehen.
Nach einigen Fuchslängen war sie bereits auf der anderen Seite angelangt und erschöpft zog sich die Einzelläuferin an Land. Sie musste in die Sonne, sonst würde sie erfrieren!
Jasmin kroch in die warmen Strahlen und seufzte erleichtert auf. Nun hatte sie eine reale Chance, diesen Tag doch noch zu überleben. Plötzlich spitzte sie die Ohren. War da nicht gerade ein Wimmern gewesen?
Da! Wieder! Sie hob den Kopf, suchte die Umgebung ab.
Ein kleiner Weidenbusch rückte in ihre volle Aufmerksamkeit. Die Zweige schwankten unruhig, wilder als die Brise, die durch ihr schwarzes Fell fuhr. Sie sprang auf, wollte sich auf den unbekannten Gegner stürzen, doch alles begann zu schwanken, die Bäume verdrehten sich und sie krachte zu Boden.
„Verfluchte Zweibeiner! Die machen alles kaputt!" Verärgert peitschte sie mit dem Schwanz, wartete ungeduldig darauf, dass ihre Beine nicht mehr bei jedem Versuch aufzustehen, einknickten und schaffte es schließlich, sich bis zu den weichen Weidenkätzchen vorzuarbeiten.
Ein winziges Junges hockte zwischen den Halmen und zitterte wie Espenlaub. Sofort wurde ihr Herz weich. Es musste doch ganz schrecklich frieren! Sie nahm es am Nackenfell hoch und trug das schwach zappelnde Wesen zu den warmen Steinen.
Die Sonnenstrahlen wärmten ihren schwarzen Pelz und sie wand ihren Körper um den kleinen Kater.
„Was machst du jetzt mit mir?"
Überrascht sah die Einzelläuferin auf ihn herunter. Er glaubte doch nicht etwa, dass sie ihm etwas antun wollte?
„Ich wärme dich auf, sonst wärst du nämlich erfroren. Wie heißt du eigentlich? Und was macht ein kleines Junges wie du so alleine hier draußen?"
Das Kätzchen murmelte nur trotzig: „Ich darf einer DonnerClan-Katze nichts verraten, hat mein Papi gesagt."
Jasmin zuckte verwirrt mit den Schnurrhaaren, als der junge Kater den DonnerClan erwähnte. Sie wusste nicht, was sich hinter diesem Begriff verbarg.
„Was ist denn ein DonnerClan?"
Sie hatte nicht die Reaktion erwartet, die nun folgte. Der Winzling riss die Augen weit auf und begann zu strahlen.
„Du bist eine Einzelläuferin? Wie irre ist das denn? Ui! Ich kann der Erste sein, der dir von den Clans erzählt!"
Sie schnurrte und legte ihren Kopf auf ihre Vorderpfoten.
„Ich lebe im FlussClan, die sind voll toll! Es gibt noch den WindClan, das sind unsere Freunde und die rennen den lieben langen Tag über die Heide. Dann ist da noch der SchattenClan, die leben im Nadelwald und haben ganz viele Einzelläufer und Hauskätzchen in ihrem Clan. Der WolkenClan lebt oben in den Kronen in ihrem Territorium. Und dann, dann ist da noch der DonnerClan, das sind die Bösen."
Die junge Kätzin überspielte die Verwirrung, die sie bei seinem letzten Kommentar verspürt hatte und meinte:
„Ich habe mich dir noch gar nicht vorgestellt. Mein Name ist Jasmin und wie heißt du?"
„Ich heiße Farnjunges, aber bald bin ich Farnpfote, weil ich bald Schüler werde!"
„Wir Einzelläufer heißen unser ganzes Leben lang gleich. Wie funktioniert das bei euch?"
Farnjunges runzelte seine Nase und miaute nach einer kurzen Überlegzeit:
„Zuerst ist jeder ein Junges, danach wird man eine Pfote, also ein Schüler, und schließlich wird man entweder Krieger oder Heiler. Manchmal wird ein Krieger auch zum Zweiten Anführer und vielleicht danach zum Anführer. Unsere Anführerin heißt Silberstern und ist voll toll! Unsere Zweite Anführerin ist Weißmeer. Die mag mich!"
Sie drehte sich auf den Rücken und ließ die Sonne ihr Bauchfell wärmen.
„Komm, Farnjunges. Wir ruhen uns eine Weile aus."
Die Kätzin schloss ihre Augen und spürte die sanfte Atmung des Jungen an ihrer Seite.
Die Zeit floss dahin und erst nach Sonnenhoch wurde Jasmin wieder wach.
Das erste, was sie nach dem Aufwachen sah, war zornige blaue Augen und eine Kätzin, die sie anfauchte:
„Was hast du mit meinem Jungen gemacht, Krähenfraß?"
—~—
Ahoi Matrosen!
Ich habe meine Schreibblockade überwunden - daher gibt es jetzt direkt das zweite Kapitel.
Gruß, Kapitänin Wolke.
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