01

“Kommst du am Wochenende zur Geburtstagsfeier von Sasuke?”, riss mich Kiba aus meinen Gedanken und ich sah etwas erschrocken zu ihm.
“Wie bitte?”, blinzelte ich ihn verwirrt an.
“Ich wollte wissen, ob du am Wochenende auch bei der Party von Sasuke bist? Er wird schließlich nur einmal 18.”
Er sah mich aus seinen dunklen Augen an und erwartete, voller Hoffnung, eine Antwort von mir.
“I-Ich weiß nicht…”, stammelte ich unsicher und wandte meinen Blick schnell von ihm ab. “E-Er hat mich noch ni-nicht gefragt…”
Aus dem Augenwinkel heraus sah ich, wie Kiba eine Augenbraue nach oben zog und mich skeptisch betrachtete.
“Was ist dein Problem? Er hat doch deutlich klargemacht, dass alle aus der Klasse eingeladen sind. Wieso sollte er dich also persönlich einladen?”
Ich zuckte ahnungslos mit den Schultern und wusste nicht, was ich darauf antworten sollte. Diese Frage irritierte mich für den Moment und verwirrte mich nur umso mehr, so dass ich keinen klaren Gedanken fassen konnte.
“I-Ich weiß ni-nicht…”
“Jetzt hör mir mal zu, Naruto. Seit Jahren seid ihr befreundet. Ihr könnt nicht miteinander, aber auch nicht ohne den anderen. Du solltest wissen, dass er einen großen Wert darauf legt, dass du zu seiner Geburtstagsfeier kommst.”
In diesem Moment betrat Sasuke den Klassenraum und unsere Blicke trafen sich. Ich konnte nicht wegsehen, konnte meinen Blick nicht abwenden, konnte nicht von ihm loslassen. Ich öffnete meine Lippen, wollte etwas sagen, doch nur wenige Sekunden später schloss ich meinen Mund rasch wieder, ohne auch nur ein Wort hervorgebracht zu haben. Meist war ich derjenige, der am meisten in der Klasse auffiel. Doch in diesem Moment konnte ich einfach nichts von mir geben.
Kiba stieß mir mit dem Ellenbogen in die Seite.
“Erde an Uzumaki”, sagte er leise und sah mich aufmerksam an, um zu sehen, ob ich reagierte oder nicht. “Also kommst du nun am Wochenende oder nicht?”
Ich überlegte für einige Zeit, ob mir eine Ausrede einfallen würde, doch ich konnte mich nicht dagegen wehren. Ich wollte Sasuke sehen, wollte ihm als Erster zum Geburtstag gratulieren, wollte ihm mein Geschenk überreichen und…
Verdammt, wenn ich zu der Feier ging, dann müsste ich noch ein Geschenk kaufen! Was sollte man jemanden schenken, der schon alles hatte und der sich alles kaufen konnte, was er wollte?
“Ich komme ja mit…”, gab ich nach einiger Zeit von mir, als mir noch keine wirkliche Idee für ein Geschenk eingefallen war, und sah Kiba in die dunklen Augen.
Ich hatte eine Vorliebe für Menschen mit dunklen Augen, doch ein Paar hatten es mir besonders angetan. Ich versuchte, meine Konzentration auf etwas anderes zu lenken und sah auf den Tisch, der vor mir stand, und doch sah ich wieder zu dem Uchiha, der sich seinen Weg zu seinem Sitzplatz bahnte, weil sich ein paar kleinere Gruppen von Mitschülern um einige Tische versammelt hatten und sich lautstark miteinander unterhielten.


× × ×


Es war mittlerweile Samstagnachmittag und seit Stunden wartete er darauf, dass es endlich an der Tür klingelte. Nachdem er einen Einfall hatte, was er Sasuke schenken könnte und er auch die Umsetzung perfektioniert hatte, bestellte er das gute Stück im Internet.
Und an dem Morgen bekam er eine Nachricht, dass sich das Paket in der Zustellung befand. Seitdem er dies wusste, war Naruto vollkommen ungeduldig und jedes Mal, wenn er einen Wagen vor dem Haus hörte, sprintete er zum Fenster, um durch dieses auf die Straße zu blicken, immer in der Hoffnung, dass es endlich die Post war. Doch bisher wurde er immer wieder enttäuscht.
Allerdings drang wieder das Geräusch eines Motors an sein Ohr und er sprang förmlich vom Sofa auf, rannte durch die Wohnung und zum Fenster der Küche, welches zur Hauptstraße zeigte. Seine Mundwinkel verzogen sich schnell nach oben und auf seinem Gesicht zeigte sich ein breites Grinsen.
“Endlich”, klatschte er in die Hände.
Jetzt musste er nur noch warten, dass der Postbote bei ihm klingelte und er das Päckchen entgegennehmen konnte. Doch das Klingeln blieb aus. Die Enttäuschung machte sich in seinem Inneren breit. Was sollte er machen, wenn der Postbote das Paket nicht dabei hatte? Wo sollte er so schnell ein anderes Geschenk für Sasuke herbekommen? Und vor allem, was sollte eine gute Alternative sein?
Doch er riss sich zusammen, schlüpfte in seine Hausschuhe, die er eigentlich nie trug, außer wenn er den Müll herausbringen oder er zum Briefkasten gehen musste. Eilig rannte er die Stufen hinab und blieb atemlos vor eben diesem stehen. Sein Blick blieb an seinem Namensschild hängen und sein Herz begann, schnell in seinem Inneren gegen den Brustkorb zu hämmern.
“Beruhige dich... Es wird schon da drin sein”, flüsterte er sich selbst zu und atmete tief durch, bevor er den Schlüssel nahm und den Briefkasten öffnete.
Ein Briefumschlag und ein kleineres Päckchen holte er heraus. Als er den Absender des kleinen Päckchens las, konnte er sich ein erneutes Grinsen nicht mehr verkneifen. Rasch zerrte er an der Verpackung und holte das Geschenk, welches in einer kleinen Schachtel zusätzlich verpackt war, heraus und er konnte seine Gedanken kaum unter Kontrolle bringen, so sehr freute er sich über dieses kleine Kästchen. Kurz öffnete er den Deckel, sah sich das, was innen lag, an und verschloss es wieder. Es war genau so, wie er es sich vorgestellt hatte. Es war einfach nur perfekt.
Er lief, nun etwas ruhiger, zurück in seine Wohnung und ließ sich zufrieden auf das Sofa fallen. Die Beine legte er nach oben und schloss, nachdem er sich nach hinten gelehnt hatte, die Augen und genoss für einen Moment die Ruhe, die ihn umgab.
Jetzt musste er nur noch unter die Dusche springen, sich fertig machen und warten, dass Kiba ihn am Abend abholte, um mit ihm gemeinsam zu Sasukes Feier zu gehen. Wenn er daran dachte, dass er Sasuke bald sehen würde, dann begann sein Herz erneut im Inneren gegen seinen Brustkorb zu hämmern.


Ein paar Stunden später stand Naruto vor seinem Kleiderschrank und sah hoffnungslos hinein, aber er fand nichts, was ihn ansprach und wo er sagen konnte, dass er sich dazu entschied, es zur Party anzuziehen. Doch am Ende schnappte er sich eine schwarze Jeans, die eng an seinen Beinen und seiner Hüften saß und ein orangefarbenes Hemd, das er über ein schwarzes Shirt zog. Allerdings ließ er es offen, so dass man das Shirt und die Muskeln darunter deutlich sehen konnte.
In eben diesem Moment wurde er aus seinen Gedanken gerissen, als es an der Tür klingelte. Er lief zu dieser und drückte auf der Gegensprechanlage den Knopf, um die Haustür zu öffnen.
“Naruto?”, rief Kiba durch das Treppenhaus und man konnte hören, wie er die Stufen hinauf ging. “Bist du schon fertig?”
“Kiba”, lehnte Naruto gelassen im Türrahmen und wartete darauf, dass seinen Freund endlich oben ankam. “Ich freue mich auch, dich wiederzusehen.”
Der Dunkelhaarige kam etwas außer Atem vor ihm zum Stehen und sah ihn an, während er versuchte, sich wieder zu beruhigen.
“Was hast du denn vor? Willst du eine von den Mädels um den Finger wickeln? Du hast dich ganz schön schick gemacht. Wir gehen doch nur zu Sasuke, um in seinen Geburtstag hineinzufeiern.”
Naruto wandte den Blick von ihm ab und ließ Kiba eintreten, da sie noch immer im Hausflur standen. Nachdem er die Tür geschlossen hatte, lief er an Kiba vorbei ins Wohnzimmer, wo er das kleine Schmuckkästchen in die Hand nahm und so versuchte, es vor seinem Klassenkameraden zu verbergen.
“Was schenkst du ihm denn?”, erkundigte sich der Braunhaarige.
Naruto wurde wieder aus seinen Überlegungen zurück in die Realität geholt. Mittlerweile sollte er aufpassen, dass er nicht zu offensichtlich in seinen Gedanken versank, damit man es ihm nicht in schwierigen Situationen vorhalten konnte.
“Nur etwas Kleines”, erwiderte der junge Uzumaki und ließ das Kästchen in seiner Hosentasche verschwinden.
“Und was?”
Auf Kibas Lippen breitete sich ein schiefes Grinsen aus, das nur zu deutlich zeigte, dass ihn die Neugier gepackt hatte.
“Nein. Es ist egal. Es ist unwichtig. Es ist nur etwas Kleines. Es ist nicht von Bedeutung.”
“Wenn es keine Bedeutung hat, dann kannst du es mir doch auch sagen oder zeigen”, versuchte es Kiba noch einmal.
Naruto hingegen schüttelte nur den Kopf und beendete somit das Gespräch.
“Ich geh noch einmal kurz ins Bad und dann können wir los, wenn du willst.”
Eilig verschwand der Blonde im Bad und schloss die Tür hinter sich ab. Er stützte sich auf dem Waschbecken ab und sah in den Spiegel, der darüber an der Wand hing. Sein Herz raste immer noch in seinem Inneren und mit jeder Sekunde, die verstrich, wuchs seine Nervosität.
War es wirklich das richtige Geschenk für seinen Freund? Er zweifelte mittlerweile daran und doch hoffte er, es wirkte nicht zu übertrieben. Mit dieser kleinen Aufmerksamkeit wollte er ihre Freundschaft deutlich machen und Sasuke zeigen, dass er für ihn sehr wichtig war.


Nachdem Naruto aus dem Bad herausgekommen war, sah er Kiba an, der gegenüber der Tür an der Wand lehnte und wartete.
“Fertig, Prinzesschen?”, grinste er breit und konnte sich danach ein Lachen nicht verkneifen.
“Halt die Klappe”, brummte Naruto nur und sah zur Seite.
“Ich frag ja nur. Nicht, dass du nach zwei Minuten Fahrt schon sagst, dass du wieder auf die Toilette musst oder dir einfällt, dass du vergessen hast, dir die Nase zu pudern.”
Kiba liebte es, ihn aufzuziehen und ihn zu ärgern. Doch er mochte es gar nicht gern, wenn man sich auf seine Kosten über etwas lustig machte.
“Lass uns gehen, bevor ich es mir doch noch anders überlege…”
Narutos Herz setzte einen Schlag aus, als ihm bewusst wurde, dass er Sasuke bald sah. In den letzten Tagen hatte er sich von ihm ferngehalten und gehofft, dass sein Herzrasen in seiner Nähe nachließ. Doch es wurde nicht besser. Im Gegenteil, sein Herz hämmerte immer stärker in der Brust, wenn er in der Nähe des Uchiha war. Allerdings wusste er noch immer nicht, wieso er so nervös in seiner Gegenwart wurde, geschweige denn, dass er wusste, wie er dieses Herzrasen deuten sollte.
“Ist zwischen euch eigentlich etwas vorgefallen?”, erkundigte sich Kiba und sah kurz zu Naruto hinüber, nachdem sich die beiden in Kibas Wagen gesetzt hatten und der Wagenbesitzer den Motor startete.
“Was?”, blinzelte Naruto zu seinem Freund und sah ihn verwirrt an. “Was sollte denn passiert sein? Es ist alles gut…”
“Naja”, begann Kiba und drehte die Musik nun endlich etwas leiser, da das Gespräch scheinbar etwas länger dauern würde. “Du gehst ihm aus dem Weg, obwohl man euch kaum auseinander bekommen hatte. Ihr schlagt euch manchmal die Köpfe ein, aber ihr könnt nicht ohne den anderen sein. Allerdings… In den letzten Tagen bist du ihm bewusst aus dem Weg gegangen. Und jetzt frage ich mich, ob es einen Grund dafür gibt.”
“Es ist wirklich alles gut. Ich hatte nur ein paar Probleme, die ich erst aus dem Weg schaffen musste.”
Narutos Worte waren zum einen eine Lüge, aber zum anderen waren sie auch die Wahrheit. In den letzten Tagen hatte er versucht, herauszufinden, wieso sein Herz derartig gegen seinen Brustkorb hämmerte, selbst wenn er nur an Sasuke dachte. Auch wenn er den wahren Grund noch nicht dafür kannte, so wusste er, dieses Gefühl würde nicht mehr verschwinden. Also hatte er beschlossen, einfach so zu tun, als wenn nichts gewesen wäre und wollte so weitermachen, wollte wieder so sein, wie er es bisher war.
“Aha”, zog der Dunkelhaarige eine Augenbraue skeptisch nach oben und wollte den Worten des Uzumaki noch nicht ganz Glauben schenken.
Doch bevor er das Gespräch weiterführen konnte, mussten einige Gläser mit Alkohol geleert und die Stimmung etwas gelockert werden.


Nach einiger Zeit parkte Kiba das Auto in einer Seitenstraße, nahe dem Haus, in dem Sasuke lebte. Sie stiegen aus und der Ältere verriegelte den Wagen. Mit einem traurigen Blick wandte er sich zum Gehen und sah noch einmal zu seinem ‘Goldstück’, wie er es immer nannte.
“Du wirst dein Auto morgen wieder abholen können”, schlug Naruto tröstend sanft auf Kibas Rücken.
Dieser zuckte nur mit den Schultern und sie liefen los. Doch nach wenigen Metern drehte Kiba um und ging zurück zu seinem Auto. Er öffnete die Hintertür und holte eine dunkle Tüte heraus. Mit dieser in der Hand kehrte ein Grinsen in sein Gesicht zurück und eilig kam er wieder zu Naruto zurück.
“Hätte beinahe das Geschenk für Sasuke vergessen…”, lachte er und hielt die dunkle Tüte demonstrativ vor Narutos Gesicht.
“Will ich wissen, was du ihm schenkst?”, zog nun Naruto eine Augenbraue nach oben.
“Ich weiß nicht”, zuckte Kiba mit den Schultern. “Wenn du es wissen willst, dann sage ich es dir und wenn du es nicht wissen willst, dann solltest du vor Mitternacht nach Hause gehen. Ich weiß, dass Ino plant, dass Sasuke die Geschenke kurz nach null Uhr auspacken soll. Und… soweit ich weiß, wird er dann auch diese Tüte auseinandernehmen und den Inhalt präsentieren.”
Naruto schüttelte den Kopf.
“Oh man… Vor dieser Frau ist wohl niemand sicher, oder?”, fragte er und malte sich dabei gedanklich aus, wie Ino bereits die ganze Party zeitlich durchgeplant hatte.
Wahrscheinlich hatte Sasuke lediglich die Getränke, das Essen und die Musik organisiert. Vielleicht hatte auch Ino die Musik organisiert. Wenn es etwas gab, das sie perfekt konnte, dann war es, Veranstaltungen zu organisieren und sie im Hintergrund zu leiten. Bisher hatte sie bei jedem größeren Schulfest oder einer größeren Feier eines Klassenkameraden mitgewirkt. Und jede Party war ein voller Erfolg gewesen.
Er lenkte seine Gedanken allerdings in die nahe Zukunft und dachte darüber nach, wie er Sasuke wohl begrüßen sollte. Sollte es ein einfaches ‘Hey’ werden oder ein ‘Hi’ oder gar etwas vollkommen anderes? Er wusste es nicht. Diese Ratlosigkeit bereitete ihm Kopfschmerzen, weil er zu viel nachdachte.
Nach nur wenigen Minuten kamen sie am Haus des jungen Uchiha an. Als sie vor der Tür standen, konnte man vom Inneren bereits Musik hören, welche die Zimmerlautstärke etwas übertönte. Kiba betätigte die Klingel und sie warteten darauf, dass ihnen die Tür geöffnet wurde und sie Einlass in das Haus bekamen. Sasuke öffnete ihnen nach nur wenigen Momenten die Tür und ließ sie herein.
“Hey, da sind wir und wir haben dir ganz besondere Geschenke mitgebracht, die du nachher auspacken kannst”, freute sich Kiba und trat als Erstes hinein.
Naruto blieb noch einige Sekunden vor der Tür stehen, bevor auch er den Mut gefasst hatte, sich Sasuke zu stellen und ihn zu begrüßen.
“Hi… Danke nochmal für die Einladung”, stammelte er vor sich hin und vermied es, Sasuke in die Augen zu sehen.
Viel zu sehr hatte er Angst, dass er den Blick nicht mehr lösen konnte und er sich nur noch mehr danach sehnte, sich in dieser angenehmen Dunkelheit verlieren zu können. Innerlich schüttelte er den Kopf, um diese Gedanken loszuwerden. Doch sie hatten sich festgesetzt und weigerten sich, ihn loszulassen, weshalb Naruto die Röte deutlich in die Wangen stieg und er den Blick peinlich berührt zur Seite wandte.
Rasch ließ er Sasuke alleine im Flur stehen und lief zu den anderen Gästen ins Wohnzimmer. Er flüchtete förmlich vor der Stille, die zwischen ihnen entstanden war.  Nachdem er den Blick kurz über die Anwesenden hatte schweifen lassen, kam er zu der Erkenntnis, dass noch immer einige Personen fehlten. Aber die Feier hatte sowieso noch nicht wirklich angefangen.
Dann entdeckte er den Tisch, auf denen die Geschenke lagen, und lief zu diesem. Sein Blick glitt auch kurz darüber, dann sah er noch einmal zu seinen Klassenkameraden, um zu überprüfen, ob sie in seine Richtung blickten, was aber zu seinem Glück nicht der Fall war. Somit konnte er sein Geschenk zwischen den anderen platzieren, ohne dass jemand mitbekam, was er Sasuke schenken würde. Wenn Sasuke den Inhalt des Schmuckkästchens sah, dann würde er sofort wissen, von wem der Inhalt kam. Es war nicht zu übersehen.
Kiba lief zu Naruto und reichte ihm einen Becher mit einer goldbraunen Flüssigkeit. Naruto musste gar nicht lange überlegen, um herauszufinden, dass der Inhalt Bier war.
“Die Party kann beginnen”, sagte der Braunhaarige und prostete seinem Freund zu.
Naruto hingegen nickte nur und nippte kurz an seinem Getränk. Es brannte in seinem Hals und es schmeckte ihm nicht. Doch etwas Besseres gab es hier wohl nicht, also musste er sich damit zufriedengeben und nahm einen weiteren, dieses Mal etwas größeren, Schluck des alkoholischen Getränks zu sich.


Nach einiger Zeit waren alle Klassenkameraden von Naruto eingetroffen und das Wohnzimmer füllte sich immer mehr. Die Musik dröhnte mit hämmernden Bässen in Narutos Ohren und sein Herzschlag hatte sich dem Rhythmus angepasst.
Sein Blick schweifte aus einer Ecke heraus, über die kleine Tanzfläche, welche sich hinter dem Sofa befand. Er entdeckte Sasuke, der scheinbar leicht angetrunken war und deswegen seine eiskalte Maske langsam fallen ließ. Dies war wohl auch der Grund, warum er zusammen mit Sakura und Hinata auf der Tanzfläche war, die sich in fließenden Bewegungen aneinander rieben. Das, was er dort sah, ließ sein Herz zusätzlich schneller schlagen. Diese Bewegungen hatten etwas erotisches, als wollten beide Sasuke davon überzeugen, mit ihr in die Kiste zu hüpfen. Aber allein diese Vorstellung, dass der Uchiha sich auf eine von ihnen einlassen würde, versetzte Naruto einen schmerzhaften Stich ins Herz.
Mit einem großen Schluck leerte er seinen Becher und stellte ihn zur Seite. Wegräumen konnte er ihn später immer noch. Dann nahm er seinen Mut zusammen und bewegte sich auf die tanzende Menge zu. Langsam bewegte er sich mit und arbeitete sich immer weiter in die Nähe des baldigen Geburtstagskindes. Sie hatten alle beschlossen, in den Geburtstag hineinzufeiern, da eine Feier zum Sonntag nicht gerade produktiv war, wenn man am Montag wieder in die Schule musste.
Naruto begann, sich im Takt der Musik zu bewegen und sich mit Hinata zu vergnügen. Es fiel ihm allerdings sichtlich schwer, sich auf die Dunkelhaarige zu konzentrieren. Auf einmal merkte er, wie sich ein zweiter Körper an seinen drückte und sich rhythmisch mit ihm zusammen bewegte. Sakura war es nicht, denn sie stand etwa einen Meter von ihm entfernt und tanzte noch immer zum Klang der Musik. Über die Schulter hinweg sah er zu der Person, die sich hinter ihm an seinem Körper rieb und auf einmal schlug sein Herz deutlich schneller.
“S-Sasuke”, formten seine Lippen lautlos.
Der Schwarzhaarige sagte nichts, entfernte sich ein paar Schritte von seinem Gast und die Musik wurde etwas lauter. Scheinbar hatte jemand die Lautstärke verändert. Doch wer genau es war, wusste Naruto nicht, denn er sah niemanden, der in der Nähe der Musikanlage stand. Hinata entfernte sich ebenfalls von ihm, so dass nur Sasuke es war, der fast hinter ihm war.
Doch niemand bemerkte, dass Sasuke wieder zu ihm kam und sich mit ihm zusammen bewegte. Er merkte den Älteren hinter sich und von ihm ging eine unbeschreibliche Hitze aus. Eine Gänsehaut durchzog Naruto, die sich über seinen ganzen Körper ausbreitete und ließ ihn weiche Knie bekommen. Auch breiteten sich Angst und Unwohlsein in ihm aus, da er nicht wusste, wie er diese Situation deuten sollte.
Nach wenigen Momenten entschied sich Naruto dazu, von Sasuke wegzugehen und sich ein neues alkoholisches Getränk zu holen, was seine Gedanken hoffentlich ordnen würde und er hoffte, so herunterkommen zu können. Es störte ihn, dass er in Sasukes Nähe derartig außer Kontrolle geraten war und er kaum noch einen klaren Gedanken fassen konnte.
“Nicht mehr lang, bis er die Geschenke auspackt”, trällerte Kiba neben ihm und riss Naruto somit aus den Gedanken.
“Was?”, blinzelte dieser verwirrt.
“Es sind nur noch fünf Minuten bis Mitternacht”, erklärte der Braunhaarige. “Und dann wird jeder erfahren, was Sasuke geschenkt bekommt.”
Kiba zwinkerte Naruto entgegen und nahm sich ebenfalls einen Becher mit dem goldbraunen Inhalt, um dieses in wenigen Zügen seine Kehle hinabfließen zu lassen.


Seine Klassenkameraden zählten den Countdown und als sie bei Null ankamen, begannen sie dem Geburtstagskind ein kleines Ständchen zu singen. Auch Naruto stimmte mit ein, auch wenn ihm mittlerweile gar nicht mehr danach war, hier zu sein. Er wollte nach Hause und sich in seinem Bett verkriechen.
In den letzten fünf Minuten hatte er seinen eigenen Rekord gebrochen, indem er sich mindestens drei Bier die Kehle hinuntergekippt hatte und den alkoholischen Inhalt fast wieder rückwärts hinausbefördert hätte. Doch er hatte den Würgereflex unterdrückt und sich weit von Sasuke und der Menge aufgehalten.
Er konnte noch immer nicht verstehen, wieso Sasuke ihm so nah gekommen war und wieso er sich derartig an ihm gerieben hatte. Wenn er daran dachte, dann begann sein Herz automatisch wieder schneller in seiner Brust zu schlagen.
Nachdem das Lied verstummt war, wurde auch die Musik der Anlage nicht nur noch leiser gedreht, sondern vollkommen ausgeschaltet. Die junge Blonde, welche diese Feier mit organisiert hatte, trat neben Sasuke, umarmte ihn einfach und drehte sich dann zu den Anwesenden.
“Ihr seid doch genauso neugierig wie ich, was unser Gastgeber alles geschenkt bekommt, oder?”
Sie deutete dabei auf den Tisch mit den Geschenken, welche nur darauf warteten, ausgepackt zu werden.
Ein großer Teil der Anwesenden jubelte und freute sich darauf, zu erfahren, was Sasuke bekommen würde. Naruto hingegen wollte sich einfach nur noch verkriechen. Am liebsten hätte er das Geschenk für Sasuke vom Tisch genommen und es ihm selbst gegeben, wenn niemand es mitbekam.
Als erstes packte Sasuke ein größeres Paket aus und entdeckte einen kleinen Tomatenstrauch darin.
“Du solltest ihn gießen und bald einpflanzen, damit er vielleicht noch Tomaten ansetzt”, meldete sich Sakura zu Wort und hatte einen leichten Rotschimmer auf den Wangen. “Ich dachte mir, wenn du Tomaten so sehr liebst, dann kannst du dir auch welche selbst anbauen. Ich unterstütze dich natürlich, wenn du das möchtest.”
Es war nicht zu übersehen, dass Sakura etwas von ihm wollte und sich, wo sie nur konnte, an ihn ranmachte.
Dann packte Sasuke noch einige kleinere Geschenke aus, die meist nur einen Gutschein oder etwas anderes, etwas eher Unwichtiges, enthielten. Als nächstes nahm er die Tüte in die Hand, die Kiba breit grinsen ließ.
Dieses Grinsen konnte doch nichts Gutes bedeuten, ging es Naruto durch den Kopf.
Er wusste, dass Kiba irgendetwas Dummes geplant hatte, aber dass er sich so darüber freute, hätte Naruto nicht gedacht. Sein Blick aus den blauen Augen blieb weiter auf Sasuke gerichtet, der den Inhalt nur widerwillig aus der Tüte herausnahm, nachdem er ihn mit einem kurzen Blick von oben inspiziert hatte. Er holte eine Playboy-Zeitschrift heraus, einige Kondome und andere Kleinigkeiten. Wahrscheinlich dachte Kiba, dass Sasuke diese Dinge brauchte und sie sich nicht selbst kaufen konnte. Der Hundeliebhaber sah kurz über die Schulter zu Naruto und zwinkerte ihm entgegen.
Als Naruto erneut zu Sasuke blickte, sah er dabei zu, wie er das kleine Schmuckkästchen in die Hand nahm, welches Naruto auf dem Tisch abgelegt hatte. Sein Herz hämmerte mit voller Wucht gegen seinen Brustkorb und die Nervosität in ihm stieg ins Unermessliche. Sasuke öffnete das kleine Schächtelchen und nahm den Inhalt heraus. Er sah sich das Armband genau an und auf seinen Gesichtszügen breitete sich das erste Mal, seit gut einer halben Stunde, ein kurzes Lächeln aus. Sein Blick glitt durch die Menge und suchte den des Blonden.
Er nickte ihm entgegen und legte das Armband gleich um sein Handgelenk. Die Initialen, die eingraviert waren, waren ein Zeichen für ihre Freundschaft und die Geste, dass er es gleich umlegte, bedeutete ihm unendlich viel.
“Danke”, formten Narutos Lippen lautlos und erhielt noch ein Nicken von Sasuke, welcher noch einmal zu ihm sah.
Der Tisch mit den Geschenken war leer und Sasuke bedankte sich noch einmal mit kurzen Worten bei seinen Gästen: “Ich danke euch, dass ihr mit mir meinen Geburtstag feiert und ihr euch solche Gedanken gemacht hattet, wegen den Geschenken. Ich denke, ihr solltet euch noch einen Drink holen.”
Und jeder nahm dieses Angebot gerne an und sie liefen zum Buffet, wo auch die Getränke standen. Nur Naruto blieb zurück und Sasuke kam zu ihm gelaufen.
“Danke für das Armband. Ich dachte schon, du schenkst mir irgendetwas Unwichtiges, was ich beim nächsten Ausmisten wegwerfen würde. Doch das hier...”, dabei deutete er auf das Geschenk. “Das werde ich nicht entsorgen. Die Buchstaben sollen wir beide sein, oder?”
Naruto merkte, wie ihm die Hitze in die Wangen stieg und er senkte den Blick etwas, um Sasuke nicht direkt in die Augen zu blicken.
“Ja, ich dachte, es symbolisiert unsere Freundschaft und die Tatsache, dass uns nichts trennen kann.”
Die letzten Worte waren nur noch ein Flüstern und Naruto hoffte, Sasuke hätte die Worte nicht verstanden. In diesem Moment, wo er sie ausgesprochen hatte, wollte er sie am liebsten schon wieder zurücknehmen und es ungeschehen machen, dass er sie ausgesprochen hatte.
“Danke”, sagte Sasuke und auf seinen Lippen lag ein ehrliches Lächeln. “Das bedeutet mir sehr viel. Du bist wie ein Bruder für mich…”
Naruto merkte, wie sein Herz in tausend kleine Stücke zerbrach. Er zwang sich ein kurzes Lächeln auf, bevor er merkte, wie ihm die Tränen in den Augen brannten.
“I-Ich hole m-mir noch was zu trinken”, drehte sich Naruto schnell weg und hoffte, Sasuke würde nicht mitbekommen, dass ihm Tränen in den Augenwinkeln standen.
Doch Naruto lief nicht zum Buffet, sondern stellte den leeren Becher in der Küche ab und ging durch die Hintertür in den angrenzenden Garten. Die kühlere Nachtluft war eine willkommene Abwechslung zu dem stickigen Raum, in dem die Feier stattfand.
Seine Hoffnung, Sasuke könnte vielleicht ebenfalls etwas für ihn empfinden, mehr als Freundschaft, wurde durch diesen kleinen Satz zunichte gemacht. Es zerbrach ihm das Herz, dass er nicht selbst darauf gekommen und er blind deswegen war. Doch er sollte keineswegs traurig sein, denn er hatte in Sasuke immer noch einen sehr guten Freund und das Geschenk, welches er so kurzfristig im Internet bestellt hatte, war das Richtige für ihn gewesen. Auch wenn Sasuke vielleicht nichts für ihn fühlte, so konnte Naruto ja immer noch versuchen, sein Herz zu erobern. Vielleicht würde es eines Tages funktionieren und Sasuke sah in ihm mehr als nur einen Bruder...

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