Elronds council
Am nächsten Morgen gab ich mir extra viel Mühe beim Machen meiner Haare. Ich flocht alle möglichen Perlen hinein. Dazu trug ich noch das Kleid meiner Krönung. Ich aß eine Kleinigkeit und trat aus der Hütte. Lilly lag in ihrem alten Nest und beobachtete mich bei meinem morgendlichen Ritual. Ich stellte mich an den Rand des Felsens und schloss die Augen. Der Rat fand sich am alten Ratsplatz ein. „Du bleibst schön hier und kommst nur, wenn ich dich rufe“, wies ich Lilly an und machte mich auf den Weg ins Tal. Ich spürte den Boden unter meinen nackten Füßen und fühlte mich frei.
Beschwingt wippte ich bei jedem Schritt und kam dem Ort der Versammlung immer näher. Es waren schon alle anwesend, nur Elrond selbst fehlte noch, weswegen alle Teilnehmer sich mit ihren Nachbarn unterhielten. Schon von Weitem konnte ich Frodo erkennen, der ganz außen saß. Neben ihm befand sich Gandalf. Daneben die Delegation aus dem Düsterwald. Unter ihnen war auch der Prinz Legolas. Daneben saßen die Zwerge aus dem Erebor. Unter anderem Fili, Kili und auch Gimli. Daneben saßen die Menschen aus Gondor und ich verzog mein Gesicht. Widerwärtige Geschöpfe. Neben ihnen saßen zwei Elben aus Bruchtal und dann kam Aragorn. Der einzige Mensch, dem ich mein Vertrauen schenken würde, wenn auch eingeschränkt. Er war mit Abstand der beste seiner Art. Und neben ihm war ein freier Stuhl, der nur für mich sein konnte. Elronds Platz war gegenüber der Zwerge. Da die Stühle in einem Halbkreis aufgestellt waren, befand er sich so im Mittelpunkt.
Ich kam der Versammlung näher und die Ersten verstummten. Nach und nach bemerkten mich immer mehr und als ich auf den Platz trat, war es totenstill. Aber nur für kurze Zeit. „Kaira!“, riefen Fili und Kili. Sie sprangen sehr unadelig auf, eilten auf mich zu und wir drei schlossen uns in die Arme wie alte Freunde. Was wir ja auch waren. Auch Gimli erhob sich lachend und zwang mir seine bärenstarke Umarmung auf. Ich kannte ihn schon seit meinem ersten Besuch im Erebor, wo die Zwerge der Gemeinschaft mir ihre Familien vorgestellt hatten. „Es ist so schön dich zu sehen“, grinste Fili mich an. Ich lachte auf. „Ist ja nicht so, dass wir uns vor nicht einmal einem Monat das letzte Mal sahen“, grinste ich und nahm auch Frodo in den Arm, der etwas eingeschüchtert neben den Zwergen gewartet hatte. „Wo ist Lilly?“, fragte er leise. Ich legte grinsend einen Finger auf meine Lippen und er verstand. „Eure Majestät.“ Steif drehte ich mich zu Aragorn um, der sein Haupt vor mir gesenkt hatte. „Streicher.“ „Es ist mir eine Ehre Euch zu begegnen.“ „Wir werden sehen, was es für mich sein wird.“ „Ich verstehe.“ Und das tat er wirklich, denn er kannte meine Geschichte.
Noch ehe Weiteres geschehen konnte, betrat Elrond mit zwei weiteren Elben den Platz und wir alle setzten uns auf unsere Stühle. Elrond nickte mir kurz zu, ehe er begann. „Fremde aus fernen Ländern, langjährige Freunde. Ihr seid hergerufen worden, damit wir auf die Bedrohung Mordors reagieren. Mittelerde steht am Rande der Vernichtung. Niemand kann dem entgehen. Ihr müsst euch verbünden oder ihr geht unter. Jedes Volk ist diesem Schicksal ausgeliefert auf Gedeih und Verderb. Hole den Ring heraus, Frodo.“ Frodo stand auf und legte den Einen Ring auf den Tisch in der Mitte des Platzes.
Getuschel begann, bis ein Mensch aufstand und seine Stimme erhob. Ich konnte bei seinen Worten nur den Kopf schütteln. Er redete stümperhaftes Zeug. Doch was sollte man von einem Menschen anderes erwarten? „In einem Traum sah ich den östlichen Himmel sich verfinstern, doch stand im Westen noch ein bleiches Licht. Und eine Stimme rief: Das Ende steht bevor. Isildurs Fluch ist gefunden. Isildurs Fluch ist gefunden.“ Der Mensch wollte nach dem Ring greifen. Elrond sprang auf. „Boromir!“ Gandalf erhob sich. „Ash nazg durbatulûk, ash nazg gimbatul, ash nazg thrakatulûk agh burzum-ishi krimpatul.“ Die Elben hielten sich die Ohren zu. Boromir taumelte zurück auf seinen Stuhl. Der Himmel verdunkelte sich und die Erde schien zu beben. Dann war es vorbei.
Elrond wollte gerade etwas zu Gandalf sagen, als ein lautes Brüllen erklang. „Lilly!“ rief ich und sprang auf. Mein Drache schoss auf die Versammlung zu und warf sich auf Gandalf. „Lilly, nein! Lass ihn in Ruhe, er hat mir nichts getan!“, rief ich. Lilly knurrte Gandalf noch einmal an und wandte sich mir zu. Sie umrundete mich einmal, blieb hinter mir stehen und knurrte alle Anwesenden an. „Schon ok, schon ok“, murmelte ich und strich Lilly über den Kopf. Gandalf rappelte sich wieder vom Boden auf. „Jetzt tut es mir doch leid“, hörte ich ihn leise murmeln, während Gerede ob der Anwesenheit eines Drachen entstanden. Ich setzte mich wieder auf meinen Platz und Lilly legte sich daneben.
„Der Ring ist durch und durch böse“, nahm Gandalf den Faden wieder auf und die Konzentration richtete sich zurück auf den Ring. „Er ist ein Geschenk. Ein Geschenk an die Widersacher Mordors“, sagte Boromir und stand erneut auf. Lilly hob ihren Kopf und knurrte ihn an, doch selbst das brachte ihn nicht zum Schweigen. „Warum sollen wir ihn nicht einsetzen?“ Dumm wie ein Stein. „Lange hat mein Vater, der Truchsess von Gondor, die Mächte von Mordor abgewehrt. Bei dem Blute unseres Volkes, eure Länder werden wir zu verteidigen wissen. Gebt Gondor die mächtige Waffe des Feindes. Lasst sie uns gegen ihn verwenden.“ „Du kannst ihn nicht einsetzen, niemand kann das. Denn der Eine Ring gehorcht nur Sauron allein. Er ist es, der ihn beherrscht“, warf Aragorn ein. „Ein Waldläufer versteht nichts von solchen Dingen.“ „Er ist kein einfacher Waldläufer!“, rief da Legolas und sprang auf. „Das ist Aragorn, Arathorns Sohn. Du bist ihm zu Treue verpflichtet.“ „Aragorn? Das also ist Isildurs Erbe“, gab Boromir von sich. „Und er ist der Thronerbe von Gondor“, erklärte Legolas, woraufhin Aragorn ihn zum Schweigen brachte. Der Elb setzte sich wieder hin. „Gondor hat keinen König. Gondor braucht keinen König“, meinte Boromir und setzte sich auf seinen Platz.
„Aragorn hat recht. Wir dürfen ihn nicht einsetzen“, warf Gandalf ein. Elrond erhob sich wieder von seinem Stuhl. „Es gibt nur einen einzigen Weg. Der Ring muss vernichtet werden.“ „Worauf warten wir dann noch?“, brummte Gimli und schnappte sich seine Axt. „Gimli, nein!“, rief ich und auch Fili und Kili wollten ihn festhalten, doch sie waren zu langsam. Gimli schlug auf den Ring ein. Seine Axt zersprang und er wurde auf den Boden geworfen. Der Ring hatte keinen Kratzer. „Der Ring kann nicht zerstört werden, Gimli, Gloins Sohn. Jedenfalls von keiner Kraft, die wir hier besitzen. Auch nicht von Drachenfeuer. In den Feuern des Schicksalsberges erschaffen, kann er nur dort vernichtet werden. Man muss ihn tief nach Mordor hinein bringen und ihn in die feurige Kluft zurückwerfen aus der er stammt. Einer von euch muss das tun“, sagte Elrond. Totenstille. Dann erhob Kili seine Stimme. „Kaira? Kannst du nicht mit Lilly nach Mordor fliegen und den Ring in diesen Berg werfen?“ Ich sprang auf und meine Stimme grollte dunkel wider. „So lange ich lebe, wird kein Drache auch nur an die Grenzen Mordors fliegen. Dieses Land ist verseucht vom Bösen und meine Drachen wären vom Himmel gefallen, noch ehe der Berg auch nur in Sicht wäre.“ Lilly knurrte in die Runde und ich setzte mich wieder.
Dann brach ein großer Streit zwischen Elben, Menschen und Zwergen los. Auch meine Freunde beteiligten sich daran. Nur Frodo blieb ruhig auf seinem Platz sitzen. Ich saß ebenfalls und schaute dem Spektakel zu. Besser als Theater. „Ich nehme den Ring“, vernahm ich plötzlich Frodos Stimme über das Gebrüll hinweg. Ich blickte zu ihm. Er war aufgestanden. Niemand außer mir hatte ihn gehört. Ich schnalzte einmal mit meiner Zunge und Lilly stieß ein ohrenbetäubendes Brüllen aus. Es war totenstill und alle blickten zu mir. „Ich denke, jetzt hast du ihre Aufmerksamkeit, Frodo“, wandte ich mich an den Hobbit und alle blickten zu ihm. „Ich nehme den Ring. Ich bringe den Ring nach Mordor. Obwohl ich den Weg nicht weiß.“
„Ich werde dir helfen diese Bürde zu tragen, Frodo Beutlin, solange sie dir auferlegt sein mag“, sprach Gandalf und stellte sich zu dem Hobbit. „Sollte ich dich durch mein Leben oder meinen Tod schützen können, werde ich es tun. Du hast mein Schwert“, sagte Aragorn und kam zu Frodo. „Und du hast meinen Bogen.“ Auch Legolas stieß zu der Gruppe. „Und meine Axt“, sagte Gimli. Ich erkannte im Hintergrund, dass Kili sich auch melden wollte. Ich blickte seinen Bruder ernst an und schüttelte meinen Kopf. Fili verstand und zog seinen Bruder zurück. Als dieser ihn empört ansah, schüttelte Fili seinen Kopf. Es reichte, wenn Gimli dabei war. Kili musste seinen Bruder bei der Herrschaft des Erebor unterstützen. Vor allem, da dunkle Zeiten auf uns zukamen und ich wahrscheinlich nicht in der Lage sein würde ihnen zur Hilfe zu eilen. Ich musste mein eigenes Volk schützen. Es war sicherlich nur eine Frage der Zeit, bis die Orks das erste Mal nach Forlindon kommen würden. „Du bestimmst unser aller Schicksal, kleiner Mann. Und wenn dies denn der Wille des Rates ist, so wird Gondor sich anschließen.“ Armer Frodo, jetzt hatte er diesen dummen Menschen an der Backe.
„Hey!“, rief es plötzlich und jemand kam aus einem Busch gestolpert. „Sam“, stellte ich amüsiert fest. „Damit das klar ist, ohne mich geht Herr Frodo nirgendwo hin!“ Sam stellte sich mit verschränkten Armen neben seinen Freund. „Nein, fürwahr. Es ist kaum möglich euch zu trennen. Selbst wenn er zu einer geheimen Beratung eingeladen ist und du nicht.“ Auch Elrond klang sehr belustigt. „He, wir kommen auch mit!“ Nun sah Elrond nicht mehr ganz so amüsiert aus. Es waren Merry und Pippin, die da aus einem anderen Gebüsch sprangen. Sie und Sam hatte ich bei einer von Frodos Geburtstagsfeiern kennengelernt. Die beiden Neuankömmlinge stellten sich auf Frodos andere Seite. „Wie dem auch sei. Man braucht Leute mit Verstand für diese, ähm, Abenteuer, was auch immer, Geschichte.“ „Dann wirst du gewiss nicht ausgewählt, Pip.“
Nun blickte Frodo mich flehend an. Seufzend stand ich auf und trat vor die Gemeinschaft. „Ich kann dir nichts versprechen, Frodo. Und ich kann mich keiner Gemeinschaft anschließen. Das weißt du. Aber eins verspreche ich dir. Verspreche ich euch allen. Ruft mich und egal wo in Mittelerde ihr seid, ich werde euch hören und euch zu Hilfe eilen, wenn es mir möglich ist. Aber ich kann euch nicht versprechen mit meinen Drachen in eine Schlacht zu ziehen. Das verbieten mir die Geister meiner Vergangenheit.“ Frodo nickte verstehend. „So sei es. Diese neun bilden die Gemeinschaft des Ringes“, sprach Elrond feierlich. „Großartig. Und wo soll’s hingehen?“ Oh, Pip. Ich brach in schallendes Gelächter aus.
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