Totgesagte leben länger

Hallo, meine Lieben :) Heute geht's wieder weiter in Mittelerde und ich hoffe, ihr seid in Leselaune ;) Auch in diesem Kapitel wird es bei unseren Gefährten keineswegs langweilig und mal unter uns...wer ist euer Favorit im Reich Mittelerde? :D Ich bin gespannt auf eure Meinungen und wünsche euch viel Spaß beim Lesen.

Liebe Grüße,
eure Hela

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Totgesagte leben länger

Nachdem Leah ihre Schwester in der Menge stehen gelassen hatte, war sie regelrecht geflüchtet und hatte es sogar geschafft, einen abgelegenen Platz zu finden, wo sie sich nun zurückgezogen hatte. Und niemand schenkte ihr hier Beachtung, denn alle anderen waren zu sehr damit beschäftigt die Vorräte zu verstauen und das Volk in den unterirdischen Höhlen unterzubringen. Doch all das war der Hüterin gerade vollkommen gleichgültig, denn sie dachte nur an Aragorn und daran, dass er nie wieder zu ihr und den anderen zurückkehren würde.
Der Kampf hatte sein Leben eingefordert und nun war er für immer fort. Leah spürte, wie sich der Schmerz in ihr ausbreitete und geradezu die Luft zum Atmen nahm. Ihr liefen die Tränen über das Gesicht und sie sank zu Boden, wo sie von der Trauer geradewegs überwältigt wurde.
Sofort fühlte sich Leah wie damals am Tag der Schlacht, wo sie Thorin verloren hatte. Es war der schlimmste Tag in ihrem Leben gewesen und heute schien das Schicksal sie erneut strafen zu wollen. Bisher hatte sich Leah nicht eingestehen wollen, dass sie etwas für Aragorn empfand, doch das tat sie und genau diese Gefühle quälten sie nun mit der Gewissheit, dass sie ihm niemals sagen konnte, was er ihr in Wahrheit bedeutet hatte.
,,Leah, wo bist du?"
Die Stimme von Melina erklang, doch Leah konnte und wollte jetzt nicht mit ihrer Schwester sprechen. Es tat ihr zwar leid, dass sie Melina vorhin einfach so stehen gelassen hatte, doch der Schmerz war einfach zu groß, als dass Leah ihn hätte ignorieren können und sie wollte vor Melina nicht in Tränen ausbrechen. Denn gerade jetzt musste sie doch eigentlich stark sein, wo doch ein Kampf gegen Saruman unausweichlich war. Allerdings wusste Leah nicht, wie sie diesen Kampf führen, geschweige denn überstehen würde. Ihre Verfassung machte sie im Augenblick nicht gerade zu einer starken Kämpferin und sie bezweifelte, dass sie den Verlust von Aragorn so schnell verkraften konnte, dass sie neuen Mut schöpfen würde. Wie sollte sie denn nur den Tod von Aragorn ertragen können, wenn schon der Verlust von Thorin sie 60 Jahre lang in die Abgründe der tiefsten Verzweiflung getrieben hatte?
,,Du solltest dich nicht verstecken.", riss eine Stimme sie aus ihren Gedanken und Leah sah auf, wo Adrian stand.
Er sah auf sie herunter und in seinem Blick stand tiefes Mitgefühl. Zwar fragte sie sich, wie er sie hier gefunden hatte, doch sie war viel zu niedergeschlagen, um sich darüber den Kopf zu zerbrechen. Im Moment wollte sie nur eins: allein sein!
,,Ich wäre euch ohnehin keine Hilfe. Ohne mich seid ihr in dem Kampf besser dran.", brachte Leah hervor, woraufhin Adrian vor ihr in die Knie ging.
,,Leah, hör mir zu. Ich weiß, dass es nicht leicht für dich ist und es tut mir unendlich leid, dass wir ihn nicht retten konnten. Aber glaubst du, Aragorn würde wollen, dass du dich verkriechst und einfach so aufgibst? Nein! Er würde wollen, dass du kämpfst und wir brauchen dich. Und du bist nicht allein...das darfst du nicht vergessen!"

Er sah sie eindringlich an und insgeheim wusste Leah, dass er Recht hatte. Nur fiel er der rothaarigen Hüterin schwer, sich das einzugestehen und den Schmerz zu überwinden, denn dieser nagelte sie förmlich am Boden fest. Natürlich wollte sie ihre Gefährten nicht im Stich lassen, aber sie fühlte sich nicht stark genug, um sich für eine bevorstehende Schlacht zu wappnen. Wann auch immer diese über sie hereinbrechen würde.
,,Leah, steh auf.", forderte Adrian, doch sie schüttelte kaum merklich den Kopf.
,,Ich kann nicht."
,,Doch, du kannst. Ich werde dir helfen."
Adrian streckte ihr seine rechte Hand entgegen und nach einem Moment des Zögerns, ergriff Leah sie schließlich und ließ sich von ihm auf die Beine ziehen. Noch immer tobte der Schmerz in ihr, doch sie schaffte es stehen zu bleiben und Adrian lächelte ein wenig, während er ihr aufmunternde Blicke zuwarf.
,,Na, siehst du...war doch gar nicht so schwer."
Leah rang sich ebenfalls zu einem schwachen Lächeln durch, doch hielt dies nur für wenige Sekunden an. Widerwillig ließ sie sich von Adrian mitziehen, der sie aus ihrem Versteck holte und gemeinsam mit ihr auf den Weg durch die Menschenmenge machte.
,,Wo gehen wir jetzt hin?", wollte Leah wissen und Adrian warf ihr vielsagende Blicke zu.
,,Zum König! Man hat uns mitgeteilt, dass er uns sprechen möchte. Melina, Legolas und Gimli sind schon vorausgegangen, aber ich wollte erst kommen, wenn ich dich gefunden habe. Eigentlich wollte deine Schwester auch nicht ohne dich gehen, aber ich hab ihr gesagt, dass du schon zu ihr gehen wirst, wenn du reden willst."
,,Danke! Ich weiß, das zu schätzen. Aber ich...ich kann nicht mit meiner Schwester reden.", erwiderte Leah und Adrian zeigte sichverständnisvoll.
,,Noch nicht. Irgendwann aber schon und Melina wird es verstehen, wenn du noch Zeit brauchst. Sie macht sich nur Sorgen um dich."

Leah wusste, dass Adrian Recht hatte und sie schätzte es, dass sich ihre Schwester um sie sorgte. Doch das änderte nichts an der Tatsache, dass sie es einfach nicht fertigbrachte, über den Tod von Aragorn zu sprechen. Adrian schien zu merken, dass einfach noch nicht der richtige Zeitpunkt war, denn er tätschelte Leah die Schulter.
,,Alles wird gut. Jetzt müssen wir erstmal sehen, was König Theoden für eine Strategie hat, denn ich bin mir sicher, dass Saruman uns bald angreifen wird."
,,FALLS er eine Strategie hat.", bemerkte Leah und Adrian zuckte mit den Schultern.
,,Sonst müssen wir ihm auf die Sprünge helfen."
Nun schmunzelte Leah etwas, denn Adrian schien einfach auf alles eine Antwort zu haben. Ob das nun gut oder schlecht war, das lag wohl im Auge des Betrachters. Gemeinsam machten sich die beiden auf den Weg zu König Theoden, doch so weit kamen sie gar nicht, denn ein Aufruhr unter den Soldaten erregte die Aufmerksamkeit der zwei Gefährten.
,,Was ist da los?", brachte Leah hervor, doch Adrian runzelte ebenfalls die Stirn.
,,Tja, es gibt wohl nur eine Lösung, um das herauszufinden."
Prompt marschierte Adrian auf die Menge zu und Leah entdeckte Melina, Legolas und Gimli zwischen den Soldaten. Den Dreien stand pure Euphorie ins Gesicht geschrieben, was Leah irritierte. Es gab an diesem heutigen Tag doch nun wirklich keinerlei Grund zur Freude, wie konnten ihre Gefährten da nur so glücklich sein?
,,Hey, Leute...was ist denn hier los?", wollte Adrian wissen, als die Soldaten Platz machten und den Grund für die Aufruhr offenbarten.
Adrian hielt inne und auch Leah erstarrte förmlich zu einer Statue, denn nur wenige Meter vor ihnen stand niemand anderes als Aragorn- lebendig und keineswegs tot, wie sie alle angenommen hatten.
,,Kann mich mal bitte jemand kneifen?", kam es perplex von Adrian, doch niemand rührte sich.
Leah wusste nicht, was sie sagen sollte und sie hatte auch keine Ahnung, wie Aragorn am Leben sein konnte. Alles, was sie wusste war, dass sich in diesem Moment ihr innerlicher Schmerz in Luft auflöste und stattdessen in unendliche Freude verwandelte. Adrian hatte sich mittlerweile wieder gefangen und sah Aragorn nun ebenfalls euphorisch an.
,,Du bist wahrlich ein Glückspilz, weißt du das? Dann ist der heutige Tag ja doch kein Reinfall.", entgegnete er vergnügt, doch Melina machte diese Illusion gleich wieder zunichte.
,,Freu dich nicht zu früh, Adrian. Aragorn hat keine guten Neuigkeiten."
,,Ach, bitte. Er ist am Leben...Totgesagte leben ja bekanntlich immer länger. Was für Neuigkeiten könnten das in den Schatten stellen?!"
,,Eine Armee von 10.000 Uruk-hai.", beantwortete Legolas und Adrian entglitt die Fassung aus dem Gesicht, als Aragorn nickte.
,,Saruman hat seine Streitmacht entfesselt und sie ist größer als wir erwartet haben. Bei Einbruch der Nacht sind sie hier."

Diese Botschaft brachte erdrückende Stimmung über die Gefährten, doch Leah nahm diese nur am Rande wahr. Für sie war die Rückkehr von Aragorn das Wichtigste und selbst ein bevorstehender Angriff von 10.000 Uruk-hai konnte dies in diesem Augenblick nicht überwiegen. Während Adrian nun den Kopf schüttelte sich an Melina, Legolas und Gimli wandte, erwachte Leah aus ihrer Starre und ging nun mit langsamen Schritten auf Aragorn zu, dessen Blick nun auf ihr ruhte. Als sie direkt vor ihm stand, vergewisserte sie sich noch einmal, dass es auch wirklich Aragorn war, der da vor ihr stand und dann folgte sie ihrem inneren Impuls, indem sie ihm um den Hals fiel.
,,Du lebst!", brachte sie erleichtert hervor und Aragorn schloss nun auch seine Arme um sie, während er sie an sich zog.
,,Ja."
Leah konnte kaum glauben, dass Aragorn wahrhaftig am Leben und wieder zu ihnen zurückgekehrt war. Ihr Herz war vor Erleichterung weich wie Butter geworden und ihr liefen einzelne Freudentränen über die Wangen, ehe sie sich langsam aus der Umarmung zurückzog. Allerdings nur, um Aragorn noch einmal überglücklich anzusehen und danach siegte ihr Herz über ihren Verstand, denn Leah überbrückte kurzer Hand den Abstand zwischen sich und Aragorn und in einer Kurzschlussreaktion küsste sie ihn.
Aragorn war von dem Kuss überrumpelt und als Leah klar wurde, was sie da gerade tat, brach sie ihn abrupt ab und versuchte zu realisieren, was hier gerade passiert war. Leah sah Aragorn peinlich berührt an und sie war sich sicher, dass ihre Wangen gerade mindestens genauso rot waren wie ihre Haare.
,,Tut mir leid. Ich...wollte nicht...", setzte sie an und suchte nach den richtigen Worten. ,,Ich dachte nur, ich sehe dich nie wieder. Wir alle dachten, du wärst tot und ich habe..."
Leah konnte ihren Satz nicht beenden, denn diesmal war es Aragorn, der die Initiative ergriff und sie kurzer Hand küsste. Sie erwiderte den Kuss und vergaß alles andere um sich herum. So auch ihre Schwester Melina, die mit Adrian, Legolas und Gimli immer noch neben den beiden stand und perplex auf das Geschehen starrte. Adrian fielen fast die Augen aus dem Kopf und er staunte nicht schlecht über das Bild, das sich ihnen allen darbot.
,,Wow, das nenne ich mal ein Statement.", entfuhr es ihm, doch Melina wirkte nun sichtlich zufrieden, nachdem sie ihre Fassung wiedergefunden hatte.
,,Das war längst überfällig."
,,Glück im Leben und Glück in der Liebe. Aragorn macht keine halben Sachen.", stimmte Gimli ein und Adrian schmunzelte.
,,Tja, dann gehen wir uns mal besser für die Schlacht rüsten. Hier sind wir ohnehin überflüssig."

Er wandte sich ab, woraufhin Gimli ihm folgte. Legolas und Melina tauschten einen kurzen Blick, ehe sie beide lächelten und sich dann ihren beiden Gefährten anschlossen. So blieben Leah und Aragorn alleine zurück und beendeten ihren Kuss. Anschließend umfasste Aragorn ihr Gesicht und schenkte Leah ein glückliches Lächeln.
,,Da hat sich meine Auferstehung wahrhaftig gelohnt.", sagte er und die Rothaarige musterte ihn abwartend.
,,Wie hast du eigentlich...ich meine, wie bist du..."
,,Ich bin von der Klippe in den Fluss gestürzt und hatte großes Glück. Außer ein paar Verletzungen fehlt mir nichts. Brego hat mich gefunden und hergebracht. Ohne ihn würde ich wahrscheinlich immer noch am Ufer des Flusses liegen.", beantwortete Aragorn ihre unvollendete Frage und Leah spürte noch immer die unendliche Erleichterung darüber, dass Aragorn wieder bei ihr war.
,,Ich bin so froh, dass es dir gut geht. Der Gedanke daran, dass ich dich nie wiedersehen würde..."
,,Leah, sieh mich an. Ich bin hier und ich werde nicht fortgehen. Mach dir keine Sorgen. Ich werde dich nicht verlassen...niemals!", versicherte Aragorn ihr und Leah sah ihn hoffnungsvoll an.
,,Versprichst du es?"
,,Ich verspreche es!"
Aragorn warf ihr zuversichtliche Blicke zu und Leah ließ sich von ihm noch einmal in eine Umarmung ziehen. Und zum ersten Mal seit 60 Jahren hatte die Hüterin das Gefühl, dass sie vielleicht doch noch einmal glücklich werden könnte.

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