Splitter im Herzen

Hallo, meine Lieben :) Ich hab's tatsächlich geschafft und das neue Kapitel noch fertig bekommen ;) Die Reise in Mittelerde geht also heute wieder weiter und ich wünsche euch ganz viel Spaß beim Weiterlesen :)

Liebe Grüße,
eure Hela

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Splitter im Herzen

Nach dem Gespräch mit ihrer Schwester war Leah zwar voller Zuversicht, aber auch emotional etwas aufgewühlt. Sie hatte davon gesprochen die Vergangenheit loszulassen und das hatte sie im Grunde auch vor, aber das war immer noch leichter gesagt als getan. Denn noch immer verfolgten die damaligen Ereignisse die Hüterin und sie wusste nicht, wann genau sie bereit dafür war, sie endgültig loszulassen.
Ein Tumult im Stall riss sie urplötzlich aus ihren Gedanken und sie eilte zurück, als sie in der Tür innehielt. Verdutzt starrte sie auf ein braunes Pferd, welches sich strikt gegen zwei Soldaten wehrte, die es aus der Box holen wollte. Wild riss es den Kopf hoch, trat mit den Hufen nach den beiden Männern und bäumte sich auf.
Leah wollte schon dazwischen gehen, als Aragorn bei der Box auftauchte und dem einen Soldaten den Strick des Halfters aus der Hand nahm. Die beiden Männer suchten das Weite und überließen Aragorn anscheinend nur zu gerne die Aufgabe, mit dem Pferd fertig zu werden. Allerdings hatte der Waldläufer keinerlei Schwierigkeiten damit, denn er murmelte ein paar Worte und das Pferd begann sich langsam zu beruhigen. Es schien Aragorn zu vertrauen und ließ sich von ihm sogar am Kopf streicheln.
Mit langsamen Schritten ging Leah auf die Box zu und als sie näher kam, verstand sie auch, was für Worte Aragorn dem Pferd zusprach. Sie stellte sich an die Boxentür und als Aragorn zu ihr sah, hob sie prüfend eine Augenbraue und legte den Kopf etwas schräg.
,,Ihr beherrscht unsere Heimatsprache wahrlich gut. Kein Wunder, dass Ihr das Tier ohne Probleme besänftigen konntet.", meinte Leah und Aragorn lächelte kaum merklich.
,,Bruchtal ist auch meine Heimat, Leah. Euer Vater hat mich damals aufgenommen und mir all diese Dinge beigebracht. Er hat oft von Euch und Eurer Schwester gesprochen."
Leah erinnerte sich an die Zeit, die sie Exil verbracht hatte. Der Tod von Thorin hatte sie damals viel zu sehr erschüttert, als dass sie hätte nach Hause zurückkehren können. Melina war zwar auch auf Reisen gewesen, jedoch war ihre Schwester hin und wieder nach Hause zurückgekehrt. Leah jedoch, hatte es erst nach diesen 60 Jahren über sich gebracht, ihrem Vater wieder gegenüberzustehen und doch schien Elrond ihr nichts nachzutragen. Vielleicht hatte er auch Verständnis dafür, dass sie sich so verhalten hatte, denn schließlich hatte er seine Frau, die Mutter von Leah und Melina, ebenfalls verloren. Und für Elben war solch ein Schicksalsschlag ja noch viel schlimmer, denn sie verliebten sich nur ein einziges Mal wahrhaftig in ihrem ganzen Leben. Das beste Beispiel für Verbitterung nach dem Verlust der wahren Liebe war ohne Zweifel Thranduil, der Vater von Legolas und König des Düsterwaldes. An ihm hatten sich die Spuren eines derartigen Verlustes deutlich abgezeichnet und sein Herz in Stein verwandelt.

Leah wurde aus ihren Gedanken gerissen, als sie plötzlich angestupst wurde. Das braune Pferd stupste sie erneut an und die Hüterin war ganz verdutzt über dieses Verhalten, da sie im Grunde nicht wirklich ein Pferdeliebhaber war. Sie hatte nichts gegen diese Tiere, aber sie verbrachte auch nicht jede freie Minute mit ihnen.
,,Er scheint Euch zu mögen.", stellte Aragorn fest und Leah runzelte die Stirn.
,,Eigenartig. So ein Verhalten ist mir selbst noch nicht untergekommen. Wie heißt du denn, Kleiner?"
,,Das ist Brego! Er war das Pferd des Prinzen.", erwiderte ein Wächter und Leah warf einen vielsagenden Blick auf den Vierbeiner.
,,Ah, Brego...der Name ist königlich. Kein Wunder, dass du der Gefährte des Prinzen warst. Sicher hast du schon viele Schlachten gesehen, nicht wahr?"
Leah betrachtete den Hengst und dieser stupste sie erneut an, während er schnaubte. Die Hüterin schüttelte den Kopf, denn es kam ihr fast so vor, als würde sich das Pferd mit ihr unterhalten. Und obwohl es ihrer Meinung nach total abwegig war, so bestätigte Aragorn genau dies, während er das Geschehen beobachtete.
,,Es hat den Anschein, als würde er Euch seine Geschichte erzählen. Oder zumindest das bestätigen, was Ihr selbst bereits erkannt habt. Er vertraut Euch!"
,,Aber warum? Ich meine, ich habe nicht so eine tiefe Verbindung zu Pferden.", entgegnete Leah verwirrt und Aragorn strich Brego über den Hals.
,,Ich glaube, er weiß genau wer und auch was Ihr seid. Ganz genauso, wie Schattenfell es auch wusste. Brego hat Eure Seele als die einer Hüterin erkannt."
Obwohl Leah sich bewusst war, dass Aragorn durchaus die Wahrheit gesprochen hatte, so kam es ihr dennoch fast unmöglich vor. Vielleicht, weil es sie selbst nach all der Zeit noch überraschte, wie Menschen oder auch Tiere reagierten, wenn sie den Hütern von Mittelerde gegenüberstanden. Es war fast wie ein Wunder und das, obwohl das Leben der Hüter im Grunde von Schatten und Geheimnissen überlagert wurde.

,,Mir scheint, du bist ein sehr kluges Pferd, Brego.", meinte Leah schließlich und strich ihm kurz über die Stirn, als der Hengst mit einem Mal hinter ihrem Rücken einen Schritt aus der Box trat.
Und ehe Leah auch nur ansatzweise reagieren konnte oder überhaupt wusste, wie ihr geschah, wurde sie von Brego nach vorne geschubst. Die Hüterin stolperte und wäre vermutlich nach vorne gefallen, hätte Aragorn sie nicht in diesem Moment aufgefangen und davon abgehalten. Völlig perplex fand sich Leah in seinen Armen wieder und starrte ihn sprachlos an. Sie war so verdutzt und fassungslos über das, was gerade passiert war, dass sie nichts sagen konnte und auch Aragorn schwieg, während er Leah festhielt. Dann jedoch, fing sich die Rothaarige wieder und sie spürte, wie ihr Herz schneller schlug...ignorierte es jedoch.
,,Ähm, tut mir leid, aber das Pferd...", setzte sie an, fand jedoch nicht die richtigen Worte.
Aragorn erwiderte nichts, sondern sah Leah nur an und die fing seinen Blick nun wieder auf. Es war, als wäre die Welt um sie herum stehen geblieben und vermutlich hätten sie noch ewig so dagestanden, hätte nicht eine bekannte Stimme den Moment durchbrochen.
,,Ich störe nur ungern...", vernahm Leah die Stimme ihrer Schwester und drehte sich verdutzt um, als sie Melina im Türrahmen entdeckte. ,,aber der König möchte aufbrechen. Kommt ihr?", teilte sie ihnen mit und Leah nickte hastig, während sie sich von Aragorn entfernte.
,,Sicher! Wir sind gleich da."
Melina hob eine Augenbraue und musterte die beiden für einen kurzen Moment noch neugierig, ehe sie wieder verschwand. Leah hingegen, hätte sich ohrfeigen können, denn nun würde ihr ohne Zweifel wieder ein Verhör durch ihre Schwester bevorstehen. Kurz sah sie noch zu Aragorn, der immer noch nichts sagte, ehe sie sich von ihm abwandte und dann noch einmal zu Brego sah.
,,Ich korrigiere mich. Du bist ein sehr freches Pferd.", raunte Leah dem Hengst zu, als dieser schnaubte, fast so, als wollte er protestieren.
Die Hüterin starrte den Hengst fassungslos an, dann schüttelte sie den Kopf und ging Richtung Tür. Ihrer Meinung nach, hatte Brego eindeutig irgendwas falsch interpretiert und doch wurde sie das Gefühl nicht los, dass dieser Moment eben gerade mehr als nur die falsche Reaktion eines Pferdes gewesen war.

Fern von Rohan war Amy nach wie vor mit den beiden Hobbits und dem Geschöpf Gollum auf dem Weg nach Mordor. Obgleich sie spürte, dass sich etwas verändert hatte, so war sie dennoch voller Zuversicht, dass es ihren Gefährten gutging und sie ihre eigene Mission erfüllen würden.
Ihre einzige Sorge galt Frodo, der durch die Bürde als Ringträger mehr zu leiden hatte, als er zugab und offen zeigte. Sam war ihm eine große Stütze, was Amy sehr begrüßte und sie war froh, dass der sanftmütige Hobbit zu ihrer Reisetruppe gehörte. Nur Gollum war ihrer Ansicht nach ein hoffnungsloser Fall, denn dieses Kreatur war durch die Gier nach dem Ring vollkommen zerstört wurden und hatte jegliche Menschlichkeit, die sie vielleicht einst besessen hatte endgültig verloren. Deshalb war es für sie auch ein sehr verzweifelter Anblick, als Gollum im Bach einer Forelle nachhechtete, während Sam ihn harsch ermahnte.
,,Hey, Stinker...geh bloß nicht zu weit voraus!"
,,Warum machst du das?", wandte Frodo ein und Sam runzelte die Stirn.
,,Was?"
,,Du beschimpfst ihn. Gibst ihm scheußliche Namen.", warf Frodo ihm vor, doch Sam zuckte nur mit den Schultern.
,,Ganz einfach: weil er eben genau das ist, Herr Frodo. In ihm ist nichts übrig, außer Lüge und Verrat. Er hat es auf den Ring abgesehen...alles andere ist ihm egal."
,,Du weißt nicht, wie er gelitten hat unter dem Ring. Wie er immer noch leidet unter ihm.", entgegnete Frodo und ging ein paar Schritte, ehe er seinen Blick auf Gollum richtete. ,,Ich möchte ihm helfen, Sam."
,,Wieso?"
Ein kurzer Moment des Schweigens trat ein und Amy beobachtete Frodo. Der Hobbit wirkte gequält und fast schon verzweifelt. Sie spürte, dass er Gollum wirklich helfen wollte, aber dennoch bezweifelte sie, dass er darin Erfolg haben würde.
,,Er muss wieder der werden können, der er war.", brachte Frodo hervor, als Sam wieder zu ihm trat.
,,Du kannst ihn nicht retten, Herr Frodo."
,,Was weißt du denn davon? Gar nichts!", fuhr Frodo Sam harsch an, woraufhin dieser geknickt an ihm vorbeiging. ,,Entschuldige, Sam. Ich weiß nicht, wieso ich das gesagt habe.", sagte Frodo, als Sam sich zu ihm umdrehte und ihn vielsagend ansah.
,,Ich schon. Es ist der Ring! Du hast doch nur noch Augen für ihn. Ich hab' dich beobachtet. Du isst nichts...geschweige denn, dass du schläfst. Er hat von dir Besitz ergriffen, Herr Frodo. Wehr dich dagegen!"
,,Ich weiß, was ich zu tun habe, Sam. Der Ring ist mir anvertraut worden. Das ist meine Aufgabe, meine...meine allein!", zischte Frodo und ließ Sam erneut stehen, der dem Hobbit nur getroffen nachsah.
,,Hörst du dich eigentlich reden? Weißt du, wie du dich anhörst?"

Frodo drehte sich nicht erneut um und Sam wirkte durch seine Worte verletzt. Amy, die bislang geschwiegen hatte, legte dem Hobbit eine Hand auf die Schulter und warf ihm einen aufmunternden Blick zu. Doch Sam schien sich zu große Sorgen zu machen, als dass dies ausgereicht hätte, um ihn zu besänftigen.
,,Wir müssen was unternehmen, Amy.", sagte er, doch Amy seufzte nur ergeben.
,,Ich bezweifle, dass wir das können, Sam. Frodo wurde durch den Ring eine unglaublich schwere Bürde auferlegt und wir können nichts weiter tun, als ihn so gut es geht zu unterstützen. Aber einen Ring der Macht zu tragen...es hat immer seinen Preis. Und je größer die Macht, desto höher der Preis."
Amy warf Sam einen eindringlichen Blick zu, denn ihm musste diese Tatsache bewusst sein. Zwar spürte die Hüterin, dass Sam instinktiv versuchte Frodo vor all diesen Dingen zu beschützen, aber Frodo hatte sich für diese Bürde entschieden und so musste er sie tragen. Sie ging ein paar Schritte, als Sams Worte sie innehalten ließen.
,,Was ist mit deiner Bürde?", brachte er hervor und Amy rührte sich nicht, woraufhin er zu ihr kam und sie abwartend musterte. ,,Mit der Bürde, die dir und deinen Freundinnen auferlegt wurde? Habt ihr euch frei dafür entschieden oder...wurde sie euch auch einfach auferlegt?", wollte er wissen und Amy schwieg zunächst, bevor sie antwortete.
,,Wir wurden dafür auserwählt, Sam. Jeder in ganz Mittelerde...hat sein Schicksal und unseres ist es, euch alle zu beschützen. Das ist unsere Pflicht und wir haben damals geschworen, sie zu erfüllen und unser Eid währt ewig, bis wir ihn brechen oder deswegen sterben werden."
Ihre Worte schienen dem Hobbit etwas Angst einzujagen, denn er sah sie schockiert an. Doch Amy wollte nicht länger an diesen Gedanken festhalten, weshalb sie weiterging und versuchte, das Gespräch somit schnell hinter sich zu lassen.
,,Meinst du denn, ihr könnt das?", hielt Sam sie erneut zurück und Amys Blick verlor sich in der Ferne. ,,Uns alle beschützen...ganz Mittelerde retten, wie es in der Prophezeiung gesagt wird? Seid ihr wirklich dazu im Stande?", fragte Sam und Amy spürte, wie sie sich anspannte, wagte es jedoch nicht, ihn anzusehen.
,,Ich weiß es nicht, Sam. Sei versichert, dass wir alles tun werden, was wir können. Aber Prophezeiung hin oder her, die Zukunft...ist noch nicht geschrieben!"

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