Mit Herz und Verstand
Hallo, meine Lieben :) Ich hoffe, ihr hattet einen guten Start in die Woche, denn ich habe ein neues Kapitel für euch. Hoffe, es gefällt euch und ich bin gespannt auf eure Meinungen :D
Liebe Grüße,
eure Hela
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Mit Herz und Verstand
Der Tag endete und die Nacht brach über Lotlorien herein, als Melina über die Wälder des Elbenreiches blickte. Sie hatte sich von den Gefährten entfernt und zurückgezogen, um nachzudenken und die Ruhe des Waldes zu verinnerlichen. Sie fühlte sich innerlich immer noch wie erstarrt und war zutiefst erschüttert von Gandalfs Tod.
Als der Zauberer sich das Duell mit dem Balrog geliefert hatte, da hatte Melina schon dazwischen gehen wollen. Aber irgendwas hatte sie förmlich gelähmt und ehe sie sich versah, war Gandalf mit dem Dämon in die Tiefe gestürzt. Noch immer sah sie den Blick des Zauberers vor sich und wieder und wieder hallte der verzweifelte Ruf von Frodo in ihrem Ohr wieder. Dieser war ihr durch Mark und Bein gegangen und nun hatte der Tod von Gandalf eine entsetzliche Lücke in der Gemeinschaft hinterlassen. Er war fort und er kehrte niemals wieder zurück.
Melina merkte, wie ihr eine Träne über die Wange lief und wischte sie weg. Sie wollte die Trauer nicht zulassen, denn sie musste jetzt stark sein. Da Gandalf fort war, musste die Gemeinschaft mehr denn je zusammenhalten und auch die Worte von Galadriel waren wie eingebrannt. Erneut hatte sie Melina und die anderen Hüter daran erinnert, dass eine schwere Bürde auf ihnen lastete. Die Bürde, Mittelerde und alle Bewohner des Landes zu beschützen.
,,Hier bist du!", vernahm Melina mit einem Mal die Stimme von Leah und sah, wie ihre Schwester sich näherte. ,,Ich habe dich schon gesucht."
,,Ich musste mal über ein paar Dinge nachdenken."
,,Das habe ich mir gedacht. Die anderen haben sich auch zurückgezogen. Sie versuchen...so tapfer wie möglich zu sein.", erklärte Leah und Melina nickte stumm.
Auch die anderen Gefährten hatten mit dem Tod von Gandalf zu kämpfen, denn er hatte sie alle tief getroffen. Vor allem den Hobbits schien es sehr nahe zu gehen, denn Melina hatte ihnen den Schmerz förmlich ansehen können. Und auch Sofia, die heute ihren Großvater verloren hatte, war sichtlich angeschlagen gewesen, obwohl sie sich in den Augen von Melina äußerst wacker geschlagen hatte.
,,Wie geht es dir, Melina? Nach allem, was heute passiert istkonnten wir noch gar nicht miteinander sprechen.", sagte Leah nun und Melina drehte sich zu ihr um.
,,Halb so wild. Mir geht es gut."
,,Du tust es schon wieder.", meinte Leah und nun sah Melina ihre Schwester irritiert an.
,,Ich tue was?"
,,So tun, als ob alles in Ordnung wäre, obwohl es das nicht ist. Du verdrängst den Schmerz und gibst vor, nichts zu fühlen. Dabei wissen wir doch beide, dass dir der Tod von Gandalf genauso nahe geht."
Leah warf Melina einen ernsten, aber auch mitfühlenden Blick zu und daraufhin wich Melina dem Blick ihrer Schwester aus. Sie verfluchte Leah dafür, dass sie trotz allem erkannte, wie sie sich fühlte. Natürlich kannte Leah sie einfach zu gut, aber Melina zog es stets vor, ihre Gefühle und Gedanken mit sich selbst auszumachen. Es fiel ihr unglaublich schwer, andere mit einzubeziehen und wenn es sich vermeiden ließ, dann gab Melina ihre Gedanken und Gefühle auch keineswegs preis. Doch Leah hatte sie natürlich schon längst durchschaut.
,,Melina, es ist in Ordnung zu trauern. Niemand würde dich dafür verurteilen. Du musst nicht immer stark sein...das erwartet niemand von dir."
,,Aber ich tue es.", widersprach Melina, ehe sie Leah ernst ansah. ,,Ich habe auf euch alle aufgepasst...das war schon immer so und daran wird sich auch nichts ändern. Und jetzt, wo Gandalf weg ist...unsere Aufgabe muss trotzdem erfüllt werden. Der Eine Ring muss vernichtet werden.", sagte sie und Leah legte ihrer Schwester eine Hand auf die Schulter.
,,Und das werden wir tun. Wir werden den Ring vernichten und Sauron besiegen, aber wir dürfen uns nicht davon beherrschen lassen. Wir sind die Hüter von Mittelerde...aber wir sind auch noch wir."
Melina wusste, was Leah ihr damit sagen wollte und sie wusste auch, dass ihre Schwester im Grunde Recht hatte. Aber es war nicht so einfach, dies auch zu verinnerlichen. Und nun riskierte Melina zum ersten Mal, ihrer Schwester ihre Gedanken zu offenbaren.
,,Ja...wir sind die Hüter, aber wir scheinen unsere Pflicht nicht besonders gut zu erfüllen."
,,Wie meinst du das?", brachte Leah verwirrt hervor und ein Schatten legte sich über das Gesicht von Melina.
,,Wir sollten Mittelerde beschützen...wir sollten die Bewohner von Mittelerde beschützen. Aber stattdessen...scheinen alle, die in unserer Nähe sind, den Tod zu finden, Leah. Denk doch nur an die Zwerge...oder an Bard...und jetzt Gandalf. Sie alle sind tot, weil wir sie nicht retten konnten. Wir haben bei ihrem Schutz versagt und wer sagt uns, dass wir unsere Gefährten dieses Mal beschützen können?"
Melina brach ab und sah ihre Schwester nicht länger ab. Die war förmlich erstarrt, als Melina vom Tod der Zwerge gesprochen hatte und Melina war klar, dass Leah nun wieder an Thorin denken musste. Ihre Schwester hatte den Zwergenprinzen über alles geliebt und ihn verloren. Bis heute gab Melina sich die Schuld daran, dass sie damals nicht schneller gewesen war. Dann hätte sie Azog davon abhalten können, Thorin, Fili und Kili zu töten.
Leah sah zu ihrer Schwester und schluckte schwer. Sie ignorierte den Schmerz, der sich in ihr ausbreitete und ging auf Melina zu. Dann umfasste sie die Arme ihrer Schwester und sah diese eindringlich an.
,,Melina, was damals geschehen ist...das ist geschehen. Wir können es nicht mehr ändern, so sehr wir uns das auch wünschen. Aber das bedeutet nicht, dass es sich wiederholen wird. Gandalf ist gestorben, um uns vor dem Balrog zu schützen. Er wollte, dass wir weiterkommen und nicht sterben. Und deshalb dürfen wir jetzt auch nicht aufgeben. Wir müssen die Hoffnung bewahren und dafür kämpfen, das Böse zu besiegen. Denn nur, wenn wir das tun...können wir Sauron aufhalten."
Entschlossenheit lag in den Augen von Leah und Melina wusste, dass es ihre Schwester viel Überwindung kosten musste, diese Worte auszusprechen. Denn auch Leah war von der Vergangenheit gezeichnet und trauerte nach wie vor um Thorin. Aber dennoch schien sie daran zu glauben, dass sie eine reelle Chance hatten und Melina nickte daraufhin zustimmend.
,,Du hast Recht! Gemeinsam können wir es schaffen.", erwiderte sie und Leah lächelte leicht.
,,So ist es. Und wenn wir nur weiter mit Herz und Verstand an die Sache rangehen...dann wird es uns nur stärker machen. Vertrau mir, Melina. Gemeinsam können wir das Böse besiegen und Mittelerde retten."
***
Amy stand auf dem Balkon ihres Zimmers und blickte über ihre Heimat. Während die anderen sich zurückgezogen hatten, so hatte Amy kurz in ihr Zimmer gehen wollen, um noch ein paar Sachen für die weitere Reise einzupacken. Aber nun hielt irgendwas sie davon ab, zu den anderen zurückzukehren.
Der heutige Tag hatte sie innerlich erschüttert und wieder daran erinnert, was damals bei der Schlacht um den Erebor geschehen war. Der Tag, an dem sie Fili für immer verloren hatte und seitdem sie nicht mehr wirklich glücklich gewesen war. Natürlich war der Sieg damals ein großer Triumph gewesen, aber er war von zu großen Opfern überschattet worden.
***
60 Jahre zuvor...
,,Wir habens gleich geschafft!", brachte Leah hervor und sprintete regelrecht die letzten Meter.
Alex und Amy waren ihr dicht auf den Fersen und legten ebenfalls noch an Tempo zu, als sie endlich die rettende Spitze des Rabenberges erreichten. Und gerade wollten sie um die Ecke biegen, als Leah urplötzlich stoppte und Alex und Amy daran hinderte, auch nur einen einzigen Schritt weiterzugehen.
,,Leah...was ist...", setzte Alex an, als sie dem Blick ihrer rothaarigen Freundin folgte und sich ihre Augen vor Schreck weiteten.
Auch Amy sah nun, was Leah und Alex in ihre Schockstarre versetzt hatte und sie selbst hatte das Gefühl, als würde ihr das Blut in den Adern zu Eis gefrieren. Denn dort oben auf einem Felsvorsprung stand Azog und packte Fili, ehe er ihn triumphierend vor sich in die Luft hielt und seine eiskalte Stimme das eisige Schweigen durchbrach.
,,Zuerst stirbt der hier...dann der Bruder...und dann du, Eichenschild!", knurrte der bleiche Ork und Amy wollte losstürmen, wurde jedoch von Alex zurückgehalten.
,,Alex...lass mich los!"
,,Nein...das wäre dein Tod!", redete Alex ihr ins Gewissen und hielt Amy eisern fest.
Die Blicke der Freundinnen waren auf Azog und Fili gerichtet, der dem bleichen Ork wehrlos ausgeliefert war. Fassungslos und zutiefst erschüttert konnten sie sich nicht rühren, denn es war, als wären sie mit ihren Füßen am Boden festgefroren. Doch Leah zwang sich, die Ruhe zu bewahren und wandte sich an Alex.
,,Alex, halte Amy zurück und bleibt hier. Was auch passiert...kommt auf gar keinen Fall raus, bevor ich es euch sage."
,,Aber, Leah...", setzte Alex an, als Leah sie zum Schweigen brachte.
,,Egal, was passiert!"
Eindringlich sah sie ihre blonde Freundin an, die schließlich widerwillig nickte und Amy weiterhin festhielt. Die Schwarzhaarige versuchte, sich aus dem Griff von Alex zu befreien, doch sie hatte keine Chance.
Leah griff nun langsam zu einem ihrer Kampfmesser und duckte sich, während sie sich langsam dem Berg näherte und ihr Blick dann plötzlich auf Thorin fiel, der nur wenige Meter von ihr entfernt stand.
Und er sah nun wieder aus wie er selbst. Er trug nicht länger die Rüstung und die goldene Krone, sondern lediglich ein Kettenhemd und seine Gewänder. Sein Blick war auf Azog und Fili gerichtet und in ihm lagen Erschütterung und Fassungslosigkeit.
Leah musste gegen den Impuls ankämpfen, zu ihm zu laufen und sich in seine Arme zu werfen. Denn nun galt es zuerst, Fili aus den Händen von Azog zu befreien und deshalb gab Leah sich nicht zu erkennen, sondern schlich weiter und suchte sich eine Position, von der sie Azog nahe genug war.
,,Du stirbst zuletzt!", fauchte Azog Thorin entgegen, als Fili seinen Onkel, Bilbo und Dwalin flehend ansah.
,,Flieht!"
Doch die Zwerge und der Hobbit rührten sich nicht von der Stelle und Thorin schüttelte kaum merklich den Kopf.
,,LAUFT!", brüllte Fili und Leah hob bereits zum Wurf an, als Azog genau in diesem Moment sein Schwert hob und es Fili von hinten durch den Körper rammte.
***
Amy zuckte zusammen und kehrte in die Wirklichkeit zurück. Die Erinnerung an damals quälte sie nach wie vor und sie wünschte sich, alles einfach zu vergessen. Natürlich wollte sie keineswegs die glücklichen Stunden mit Fili vergessen, aber sein Tod schmerzte so sehr, dass es für sie fast unerträglich war, ihn zu ertragen.
,,Eure Hoheit, ist alles in Ordnung?", erklang mit einem Mal eine Stimme und Amy fuhr herum.
Haldir stand im Türrahmen und musterte sie besorgt. Der Elb hatte sich so leise angeschlichen, dass Amy ihn nicht hatte kommen hören. Doch sie wollte keineswegs die Schatten der Vergangenheit vor ihm aufrollen, weshalb sie sich zu einem Lächeln durchrang und ihn dann tadelnd ansah.
,,Haldir, wir sind unter uns...also wozu die Förmlichkeiten?"
,,Naja, ich dachte, es wäre vielleicht unangebracht...angesichts der Ereignisse.", meinte er und Amy seufzte.
,,Gandalf ist tot und das wird sich auch nicht mehr ändern. Von Höflichkeit wird er auch nicht wieder lebendig."
,,Dessen bin ich mir bewusst, aber deine Eltern machen sich Sorgen um dich, Amelia. Du warst schon damals, bei deiner Rückkehr nach Lothlorien sehr verschlossen und jetzt...ich erkenne dich fast nicht wieder. Es ist, als wärst du eine leblose Hülle und jegliches Licht, was dich mal ausgemacht hat...ist fort."
Haldir sah Amy an und sie wandte den Blick von ihm ab. Als sie nach dem Tod von Fili in ihre Heimat zurückgekehrt war, da hatte sie vor allem Zeit und Abstand gesucht. Dank ihrer Mutter hatte sie sogar einzelne Bruchstücke ihrer Erinnerungen an das Leben von damals zurückerlangt. Schon damals war Haldir für sie ein guter Freund gewesen und seit ihrer Rückkehr hierher, hatte er dies wieder mehr als deutlich unter Beweis gestellt. Er hatte stets ein offenes Ohr für sie und Haldir war auch nicht so, wie die anderen Elben in ihrer Heimat. Er schien immer genau zu wissen, wann es Amy nicht gut ging und dann versuchte er stets, sie aufzubauen. Manchmal gelang es ihm...manchmal eher nicht.
,,Ich schätze, die Vergangenheit hat ihre Spuren hinterlassen. Man kann nur hoffen, dass die Zeit alle Wunden heilt.", brachte Amy hervor und sie merkte, wie Haldir etwas näher an sie heran trat.
,,Wenn du darüber sprechen möchtest..."
,,Bist du der Erste, der es erfährt.", vollendete sie seinen Satz und er lächelte schwach.
Amy erwiderte das Lächeln, ehe sich ihr Blick wieder auf den Horizont richtete. Sie wusste, dass die Gemeinschaft hier nicht verweilen konnte. Denn obwohl Gandalf nun nicht mehr bei ihnen war...sie hatten nach wie vor eine Aufgabe und diese mussten sie zu Ende bringen.
Mit einem Mal spürte Amy jedoch, wie Haldir neben ihr etwas nachdenklich und angespannt wirkte. Sie sah den Elb an und hob eine Augenbraue, ehe sie ihr Schweigen schließlich wieder brach.
,,Haldir...dich beschäftigt etwas. Was ist es?", wollte sie wissen und der Elb sah sie schließlich ernst an.
,,Ich habe vorhin zufällig ein Gespräch zwischen deinen Eltern gehört. Normalerweise würde ich ja niemals lauschen, aber deine Mutter sagte etwas, was du meiner Meinung nach wissen solltest."
,,Was meinst du?", hakte Amy nach, die sich nun selbst anspannte und nun offenbarte Haldir ihr etwas, dass Amy den Boden unter den Füßen wegzog.
,,Sie sprach von dir und den anderen Hütern. Sie hat es gesehen, Amy...sie hat euren Tod gesehen!"
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