Lang lebe der König
Lang lebe der König!
Am nächsten Morgen bereitete sich ganz Gondor auf die Krönung des neuen Königs Aragorn vor. Alle Menschen waren deshalb in Aufruhr und selbst die Hüter waren bezüglich des bevorstehenden Ereignisses sichtlich aufgeregt. Schließlich begann mit Aragorns Krönung praktisch ein neues Zeitalter, denn die Menschen würden endlich wieder einen wahren König auf dem Thron sitzen haben und das würde ganz Mittelerde in eine bessere Zukunft führen.
Melina stand in ihrem Zimmer vorm Spiegel und warf einen prüfenden Blick auf ihr Outfit für den heutigen Tag. Sie trug eine dunkelblaue Tunika, die ihr bis zu den Knien reichte, sowie eine silberne Hose und schwarze Stiefel. Ihre Haare hatte sie offen gelassen und nur die vorderen Strähnen zurückgesteckt. Eine silberne Tiara, die ihr Vater Elrond mit nach Gondor gebracht hatte, zierte ihre Stirn und symbolisierte ihre Heimat Bruchtal. Eine ähnliche hatte auch Leah bekommen, als Elrond mit seinen Töchtern am gestrigen Abend ein langes Gespräch geführt hatte. Es hatte viele Fragen geklärt und endlich alle Zweifel bezüglich der mysteriösen Vergangenheit aus dem Weg geräumt. Und obwohl die Hüter nun ihre wahre Herkunft kannten, so waren sie sich alle einig gewesen, dass ihre Familien im derzeitigen Leben ihre wahre Heimat waren.
Die Tür öffnete sich und Melina sah auf, als Legolas hereinkam. Sein Erscheinungsbild raubte ihr fast den Atem, denn er sah heute wahrlich aus wie ein Elbenprinz. Er war vollständig in silbern gekleidet...einzig und allein seine Stiefel waren schwarz. Seine blonden Haare waren offen und fielen ihm seidig über die Schultern, während seine vorderen Strähnen nach hinten gebunden waren und dort in einen kleinen geflochtenen Zopf verliefen. Auch er trug eine silberne Tiara, doch sein Gesichtsausdruck wirkte im Moment alles andere als königlich oder freudig, denn Legolas schloss die Tür hinter sich und Melina konnte ihm die Anspannung deutlich ansehen.
,,Ich kann nicht glauben, dass mein Vater hier ist. Hätten wir nicht wenigstens die Krönung und die Hochzeit in Frieden feiern können?", brachte er hervor und Melina sah ihn besorgt an.
,,War euer Gespräch so schlimm? Ich hatte eher den Eindruck, dass Thranduil diesmal wirklich gute Absichten hat."
,,Solange er seinen Willen kriegt ist er auch friedlich. Und das beinhaltet, dass ich nach Hause kommen soll. Manchmal hasse ich es, der Prinz vom Düsterwald zu sein."
Legolas seufzte und verschränkte die Arme vor der Brust. Melina betrachtete ihn mit Besorgnis und fragte sich, wie sie die Situation wohl vor einer Eskalation bewahren konnte. Schließlich trat sie an den Elbenprinzen heran und ergriff seine Hände, während sie ihn zuversichtlich ansah.
,,Legolas, ich weiß, dass Thranduil manchmal sehr anstrengend sein kann, aber er ist immer noch dein Vater. Mit mir hat er doch auch gesprochen und wir haben die Vergangenheit hinter uns gelassen. Der Krieg ist vorüber, vielleicht wird es jetzt Zeit für einen Neuanfang. Auch im Düsterwald!"
Die Hüterin hielt seine Hände weiter umschlossen und hoffte, dass Legolas einsichtig war. Auch wenn sie seine Einstellung verstehen konnte, so hoffte sie dennoch, dass er mit seinem Vater Frieden schließen würde. Und tatsächlich schienen ihre Worte etwas zu erreichen, denn Legolas nickte schließlich ergebend und drückte ihre Hände leicht.
,,Womöglich hast du Recht. Auch wenn es nicht einfach sein wird, all das zu vergessen."
,,Du sollst es ja auch nicht vergessen, nur hinter dir lassen.", meinte Melina und Legolas schüttelte kaum merklich den Kopf.
,,Wie schaffst du es nur immer genau die richtigen Worte zu finden?"
,,Keine Ahnung! Vielleicht ist das ein Metier der Hüter. Kann in manchen Situationen ziemlich nützlich sein."
Melina grinste ein wenig und sah Legolas neckisch an. Dann wandte sie sich von ihm ab und steckte sich ihre silbernen Ohrringe an, während sie spürte, dass Legolas sie beobachtete. Dann trat er auf einmal hinter sie und Melina sah im Spiegel, wie er etwas aus der Innentasche seines Gewandes zog.
,,Es fehlt noch eine Kleinigkeit.", sagte er und legte Melina auf einmal den Abendstern um den Hals, woraufhin sie sich überrascht zu ihm umdrehte und Legolas schenkte ihr ein sanftes Lächeln. ,,An dir sieht er schöner aus als an mir. Was mich drauf bringt, du siehst einfach umwerfend aus.", fügte er hinzu und Melina schmunzelte.
,,Danke. Und du siehst wahrlich königlich aus, Prinz Legolas!"
Daraufhin verdrehte er leicht die Augen, ehe er die Arme um Melina legte und sie an sich zog. Die beiden tauschten einen intensiven Blick, ehe Melina ihre Arme in seinem Nacken verschränkte und Legolas schließlich erwartungsvoll musterte.
,,Also, wirst du nach Hause zurückkehren?", fragte sie und Legolas schwieg für einen Moment, ehe er sie vielsagend betrachtete.
,,Nur, wenn du mit mir kommst."
Melina war etwas überrascht von dieser Aussage, denn damit hatte sie nicht wirklich gerechnet. Zumal sie sich bisher noch keine Gedanken darüber gemacht hatte, wo sie in Zukunft leben würde. Im Gegensatz zu ihren Freundinnen, die ihre Zukunftspläne offenbar schon geschmiedet hatten.
Leah würde natürlich in Minas Tirith bleiben, da sie morgen schließlich Aragorn heiraten und somit auch seine Königin werden würde. Alex würde mit Eomer nach Rohan gehen und Amy hatte sich dazu entschlossen, in ihre Heimat Lothlorien zurückzukehren. Sofia hatte sich noch nicht wirklich geäußert, aber angedeutet, vorerst ebenfalls in Gondor bleiben zu wollen. Melina hatte mit dem Gedanken gespielt erstmal nach Bruchtal zu gehen, doch der Gedanke daran, mit Legolas in seine Heimat zu ziehen gefiel ihr. Vor allem, nachdem Thranduil und sie am gestrigen Tag Frieden miteinander geschlossen hatten.
,,Wie könnte ich dem Prinzen diese Bitte abschlagen?!", erwiderte sie und Legolas lächelte ein wenig.
,,Es zahlt sich also doch noch aus, königlicher Abstammung zu sein."
Melina seufzte ergeben, musste aber grinsen und war froh, dass Legolas' Stimmung nun etwas besser war. Und ehe sie sich versah, beugte sich Legolas zu ihr herunter und verschloss ihre Lippen zu einem Kuss. Melina erwiderte ihn und konnte es gar nicht mehr erwarten, dass ihr gemeinsames Leben im Düsterwald beginnen würde.
Der gesamte Innenhof vor dem Haus der Könige war von der versammelten Menschenmenge erfüllt und alle Blicke lagen auf Aragorn, der vor dem Treppenansatz kniete. Ehrwürdig in Rüstung und königlichen Gewändern gekleidet, kniete er vor Gandalf, der nun die Krone von dem Samtkissen in Gimli's Händen nahm und sie empor hielt, ehe er sie langsam auf das Haupt von Aragorn sinken ließ.
,,Nun kommen die Tage des Königs.", sprach der Zauberer und neigte leicht seinen Kopf vor Aragorn. ,,Mögen sie glückselig sein!"
Gandalf trat zur Seite und Aragorn, der ihm ein Lächeln zuwarf, erhob sich nun und atmete noch einmal tief durch, ehe er sich schließlich zum ersten Mal als König von Gondor seinem Volk zuwandte. Jubelrufe erfüllten die Luft und die Menschen applaudierten begeistert. Aragorn sah auf sie herab und verkündete seine erste königliche Ansprache.
,,Dieser Tag gehört nicht einem einzigen Manne, sondern uns allen. Lasst uns zusammen diese Welt wieder aufbauen, damit wir sie uns teilen können in Zeiten des Friedens."
Seine Worte ernteten erneut Applaus und Jubel, denn sie erfüllten die Herzen der Menschen mit unendlicher Freude und Hoffnung. Hoffnung darauf, dass das neue Zeitalter bessere Zeiten und Tage ohne Finsternis mit sich bringen würde.
Es regnete weiße Rosenblätter und Euphorie lag in der Luft. Dann wurde es jedoch still, denn Aragorn begann ein Lied zu singen, was allen Anwesenden eine Gänsehaut bereitete und den Frieden besiegen sollte.
Aragorn schritt langsam die Treppe herunter und seine ersten Blicke fielen auf Amy und Faramir, die in den Reihen der Soldaten standen und ehrwürdig ihre Köpfe vor dem König neigten. Dann sah er nach links, wo sowohl Eomer und Alex, als auch Sofia mit Boromir kurz vortraten und sich ebenfalls kurz verneigten. Dann ging Aragorn auf die Mitte zu und dort kamen ihm Legolas und Melina gemeinsam mit einer Gruppe Elben entgegen. Sie machten unmittelbar vor ihm Halt und Aragorn legte Legolas und Melina je eine Hand auf die Schulter und warf ihnen glückliche Blicke zu.
,,Hannon le!", richtete Aragorn als Dank an die beiden und Melina tauschte einen kurzen Blick mit Legolas.
Dann warfen die beiden Aragorn einen geheimnisvollen Blick zu und lächelten kaum merklich, ehe sie sich langsam umdrehten. Auch die Elben traten zur Seite und hoben schließlich den Banner von Bruchtal hoch, hinter dem Leah zum Vorschein kam.
Sie schenkte Aragorn ein freudiges Lächeln und der war wie gebannt von ihrem Anblick. Leah trug ein cremefarbenes langes Elbenkleid mit goldenen Verzierungen und eine goldene Tiara zierte ihre Stirn. Ihre roten Haare waren offen und kleine Perlen hatte man ihr eingeflochten. Elrond, der unmittelbar hinter seiner Tochter stand, gab ihr einen leichten Anstoß und deutete ihr an auf Aragorn zuzugehen.
Leah kam der Aufforderung sofort nach und ging auf Aragorn zu, der bereits auf sie zusteuerte. Ihre Herzen schlugen im gleichen Rhythmus und nicht eine einzige Sekunde lang, unterbrachen sie ihren Blickkontakt. Als Leah und Aragorn sich direkt gegenüberstanden, neigte sie ebenfalls ihren Kopf, doch Aragorn umfasste ihr Kinn und brachte Leah wieder dazu ihn anzusehen. Und als sie ihm ein freudiges Lächeln schenkte, zog er sie an sich und küsste sie sehnsüchtig.
Leah lächelte glücklich in den Kuss hinein und erwiderte ihn, als Aragorn sie hochhob und herumwirbelte. Alle Anwesenden applaudierten und die Hüter tauschten zufriedene Blicke untereinander. Selbst Elrond und auch König Thranduil rührte er Anblick zu einem Lächeln und Aragorn, der Leah wieder runtergelassen und den Kuss beendet hatte, liefen Freudentränen über das Gesicht. Leah küsste ihn erneut und umarmte ihn dann überglücklich, da sie kaum in Worte fassen konnte, wie sehr es sie freute, dass er endlich seine Bestimmung angetreten hatte.
Hand in Hand mit Leah schritt Aragorn durch die Menge, gefolgt von den anderen Hütern mit deren Gefährten. Alle Anwesenden neigten ihre Köpfe vor dem Königspaar und schließlich erreichte die Gemeinschaft die vier Hobbits Frodo, Sam, Merry und Pippin. Diese machten Anstalten sich ebenfalls zu verbeugen, doch Aragorn trat vor und hob abwehrend die Hände, während er ehrfürchtig auf die Vier herabsah.
,,Meine Freunde...ihr verneigt euch vor niemandem!"
Und ehe sich die Hobbits versahen, knieten Aragorn und Leah, sowie alle anderen vor ihnen nieder. Die Hobbits starrten ungläubig auf das Geschehen und wussten gar nicht, wie ihnen geschah. Das versammelte Volk der Menschheit kniete vor ihnen, vier kleinen Hobbits aus dem Auenland, nieder und brachte damit seine Anerkennung und Respekt zum Ausdruck. Es war wohl der Moment, wo die Hobbits zu den wahren Helden der Geschichte geworden waren. Denn im Auenland hatte es seinen Anfang genommen und es waren schließlich Hobbits gewesen, die den Einen Ring gefunden und letztendlich vernichtet hatten.
Die Krönungsfeier dauerte den gesamten Tag an und die Menschen genossen sie in vollen Zügen. Selten hatte so eine ausgelassene Stimmung in Minas Tirith geherrscht und die fünf Hüter betrachteten zufrieden das Geschehen, während sie auf einer Mauer saßen und immer noch kaum glauben konnten, dass sie alle es wahrlich so weit gebracht hatten.
,,So muss es immer sein!", brachte Sofia hervor und Amy nickte zustimmend.
,,Und überall...in ganz Mittelerde."
,,Ich glaube, jetzt haben wir wirklich die Chance, genau das zu erreichen.", pflichtete Alex bei und Leah konnte ihre Aufregung kaum verbergen.
,,Wenn ich daran denke, dass ich morgen heirate und gleichzeitig Königin werde, droht mein Herz zu explodieren. Ich glaube, ich war in meinem ganzen Leben noch nie so nervös."
,,Das ist doch völlig normal, wenn man heiratet. Aber ich verspreche dir, morgen wird der schönste Tag deines Lebens, Schwesterchen!", versicherte Melina ihr und Sofia schenkte Leah ein freudiges Lächeln.
,,In der Tat! Wir haben alles genau geplant. Es kann also gar nichts schiefgehen und ich bin mir ganz sicher, dass du eine hervorragende Königin sein wirst, Leah!"
Die Rothaarige sah ihre Freundinnen angespannt an, denn ihre Aufregung minderte sich dadurch keineswegs. Doch sie war zuversichtlich, dass ihre Freundinnen auch diesmal Recht behielten und sie waren offenbar nicht die Einzigen, die das so sahen.
,,Das wird sie auf jeden Fall!", sagte Aragorn und die Freundinnen sahen überrascht auf, da sie ihn gar nicht hatten kommen hören.
Aragorn hatte seine Rüstung mittlerweile abgelegt und trug lediglich seine königlichen Gewänder und seine Krone. Melina, die den Blick bemerkte, mit dem Aragorn ihre Schwester ansah, warf einen vielsagenden Blick zu den anderen und erhob sich von der Mauer.
,,Leute, das wäre doch der passende Moment, um Gimli zu einem Trinkspiel aufzufordern, findet ihr nicht auch?"
,,Oh, ja! Den machen wir fertig!", kam es von Alex, die Amy prompt mit sich zog und auch Sofia ergriff die Flucht.
,,Diesen Anblick werde ich mir sicherlich nicht entgehen lassen."
Leah sah ihren Freundinnen nach, die das Weite suchten und in der Menge verschwanden. Aragorn ließ sich neben ihr auf der Mauer nieder und ergriff ihre linke Hand, die er mit seiner verschränkte. Erneut spürte die Hüterin, wie seine bloße Berührung ihr Herz zum Rasen brachte und Glücksgefühle in ihr auslöste.
,,Du hast es geschafft, du bist jetzt ganz offiziell der König von Gondor.", unterbrach sie schließlich das Schweigen, doch Aragorn warf ihr nur einen vielsagenden Blick zu.
,,Ohne dich hätte ich das niemals geschafft. Und ich kann es kaum erwarten, dass du morgen meine Frau wirst. Aber vorher...wollte ich dir noch etwas geben."
Aragorn griff in die Innentasche seines Gewandes und zog ein kleines Kästchen hervor, welches er Leah reichte. Diese nahm es überrascht entgegen und öffnete es schließlich. Darin verbarg sich eine wunderschöne Halskette, die Leah ungläubig betrachtete und schließlich sah sie Aragorn überwältigt an.
,,Sie...sie ist wunderschön.", brachte sie hervor und Aragorn nickte.
,,Ja. Sie gehörte einst meiner Mutter. Mein Vater schenkte sie ihr zur Hochzeit und ich habe gedacht, sie bringt uns vielleicht Glück."
,,Ich bin sicher das wird sie."
Leah schloss das Kästchen wieder und beugte sich vor, um Aragorn zu küssen. Er legte ihr eine Hand an die Wange und erwiderte den Kuss, während um ihnen herum noch immer die ausgelassene Stimmung des Volkes herrschte. Und schon morgen würden sie ganz offiziell Mann und Frau werden und das Königreich Gondor in das neue Zeitalter führen.
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