Im Bann der Nazgul
Hallo, alle zusammen :)
Ich wünsche euch frohe Ostern und hoffe, ihr habt genauso schönes Wetter wie ich ;) Und schaut mal an...in ein paar Ostereiern haben sich heute ein paar neue Kapitel versteckt ;) Viel Spaß beim Lesen :)
Lg,
eure Hela
Im Bann der Nazgul
20 Jahre zuvor...
Melina betrat das Gebäude und sah sich um. Schon lange war es her, seit sie das letzte Mal in ihrer Heimat Bruchtal gewesen war und es war dennoch ein vertrautes Gefühl, welches sie beim Anblick ihrer Heimat durchströmte.
,,Ach, Leah...wenn du nur auch hier wärst.", sagte Melina leise und fragte sich, wo ihre Schwester gerade war.
Seit der Schlacht der fünf Heere vor 40 Jahren, hatte sie ihre Schwester nicht mehr gesehen. Natürlich war ihr klar, dass der Tod von Thorin Leah immer noch belastete, aber sie hatte gehofft, dass die Zeit die Wunden heilen würde. Da sie aber von ihrer Schwester weder etwas gesehen noch gehört hatte, zweifelte sie an dieser Tatsache und konnte nur erahnen, dass Leah nach wie vor unter dem Verlust ihrer großen Liebe zu leiden hatte. Aber Melina gab die Hoffnung dennoch nicht auf, dass Leah eines Tages nach Hause zurückkehren würde.
,,Melina?", vernahm sie eine vertraute Stimme und erkannte ihren Vater Elrond, der nun mit eiligen Schritten auf sie zukam. ,,Du bist wirklich hier...ich kann es kaum glauben.", sagte er und zog seine Tochter kurzer Hand in seine Arme.
,,Ja, ich bin wirklich hier."
Melina erwiderte die Umarmung und war froh, ihren Vater nach so langer Zeit wiederzusehen. Das letzte Mal war sie kurz nach der Schlacht um den Erebor hier gewesen, um ihm von den Ereignissen zu berichten und an jenem Tag hatte sie auch ihre beiden Brüder Elladan und Elrohir kennengelernt.
Die beiden hatten die gleichen dunklen Haare wie sie und Elrond, aber waren um ein Vielfaches verrückter als sie und versuchten nicht einmal, diese Tatsache zu verbergen. Aber daran hatte sich Melina schnell gewöhnt und sie fand es immer noch unglaublich, dass Leah und sie zwei große Brüder hatten.
,,Ich freue mich so, dass du wieder nach Hause gekommen bist. Es ist schon viel zu viel Zeit vergangen.", sagte Elrond und gab Melina frei, während sie ihm ein Lächeln schenkte.
,,Ja, ich weiß. Aber ich freue mich auch dich zu sehen, Vater. Es tut mir leid, dass ich erst jetzt wieder nach Hause komme."
,,Ach, schon gut. Ich bin ja schon froh, dass du ab und zu wieder zurückkehrst. Es wäre nur schön, wenn Leah auch nach Hause kommen würde."
Elrond versuchte zwar, es zu verbergen,aber Melina konnte ihm dennoch die Niedergeschlagenheit und Enttäuschung ansehen. Den gleichen Blick hatte er auch gehabt, als sie ihm damals von ihrem Vorhaben erzählt hatte, nach Hinweisen bezüglich der Hüter zu suchen. Besorgt hatte er ihr unzählige Argumente aufgetischt, was so eine Reise für Gefahren mit sich brachte und Melina hatte Mühe gehabt, ihn vom Gegenteil zu überzeugen. Und, dass er sich wünschte, dass Leah auch nach Hause kam, konnte Melina ihm nicht verdenken. Immerhin wünschte sie sich auch, ihre Schwester endlich wiederzusehen.
,,Gib ihr Zeit, Vater. Wenn Leah soweit ist...dann wird sie nach Hause zurückkehren.", brachte sie hervor und Elrond nickte kaum merklich.
,,Ich hoffe, du hast Recht!"
Melina vernahm mit einem Mal Schritte und die Blicke von ihr und ihrem Vater fielen nun auf einen jungen Mann, der die Treppe hochkam und stehen blieb, um sich vor Elrond leicht zu verneigen.
,,Mein Herr Elrond!"
Sofort musterte Melina den Unbekannten und als Erstes fiel ihr auf, dass er kein Elb, sondern ein Mensch war. Er hatte schulterlange dunkle Haare, blaue Augen und einen leichten Drei-Tage-Bart. Sein Blick fiel auf Melina und ehe sie Fragen stellen konnte, grüßte Elrond den Fremden und schenkte ihm ein freundliches Lächeln.
,,Aragorn! Darf ich dir meine Tochter Melina vorstellen? Melina, das ist Aragorn- Arathorn's Sohn! Wir haben ihn aufgenommen und ausgebildet.", stellte Elrond die beiden aneinander vor und Aragorn neigte höflich den Kopf vor Melina.
,,Eure Hoheit, es ist mir eine Ehre Euch kennenzulernen."
,,Die Ehre ist ganz meinerseits. Verzeiht mir die Frage, aber Aragorn ist ein sehr edler Name und Ihr kleidet Euch eher schlicht und einfach wie ein Waldläufer.", erwiderte sie und Aragorn schwieg, aber Elrond legte einen Arm um seine Tochter und warf ihr einen vielsagenden Blick zu.
,,Das ist eine lange Geschichte, Melina. Und eigentlich sprechen wir seinen wahren Namen so gut wie niemals aus. Wir nennen ihn hier in Bruchtal alle Estel."
,,Estel!", wiederholte Melina und warf Aragorn einen erstaunten Blick zu, der immer noch schwieg. ,,Dann muss Eure Geschichte sehr bedeutsam sein, wenn Ihr von meiner Familie als Hoffnung bezeichnet werdet."
Sie trat etwas näher an Aragorn heran und musterte ihn ein zweites Mal. Er war schätzungsweise Anfang oder Mitte 20 und sie erkannte einen edlen Ring an seinem rechten Zeigefinger. Zwar kannte sie noch nicht seine Geschichte, aber ihr war bereits jetzt klar, dass dieser Mann keineswegs ein gewöhnlicher Sterblicher war. Und sie war gespannt, welches Geheimnis der junge Waldläufer zu verbergen hatte.
***
Gegenwart
Melina schritt neben den anderen her und ihr Blick fiel auf Aragorn, der das Feld immer noch anführte und dabei sein Pony neben sich her trotten ließ. Damals hatte sie kaum glauben können, dass sie wahrhaftig dem Erbe von Isildur gegenüber stand, aber seit jenem Tag waren Aragorn und sie gute Freunde geworden und sie hatten sogar gemeinsam trainiert. Dadurch hatte Melina schließlich mehr Zeit in Bruchtal verbracht, als sie ursprünglich eingeplant hatte und erst, als sie ihre Mission fortgesetzt hatte, hatte sie Aragorn aus den Augen verloren. Aber schon damals hatte sie bemerkt, wie schwer die Bürde seiner wahren Bestimmung auf ihm lastete und obwohl sie fest daran glaubte, dass er das Zeug zum wahren König hatte, konnte sie ihn auch verstehen. Immerhin war es ihr und ihren Freundinnen nicht anders ergangen, als sie damals von ihrer wahren Identität als Hüter erfahren hatten. Es war und blieb eine Bürde...mit einer großen Verantwortung.
Der Tag neigte sich langsam dem Ende und sie hatten inzwischen Anor, das Reich der Dúnedain erreicht. Aragorn führte die Gruppe zu dem Aussichtspunkt, der Wetterspitze, und wandte sich vielsagend an seine Gefährten.
,,Hier werden wir unser Lager aufschlagen.", sagte er und die anderen nickten zustimmend.
Während die Hobbits Aragorn sofort folgten und Sam ihm dabei half das Pony zu versorgen, verstauten Amy und Alex den Proviant und kümmerten sich um die Hobbits. Melina hielt Ausschau nach möglichen Gefahren und Sofia trat an sie heran, während sie ihrem Blick in die Ferne folgte.
,,Kannst du etwas sehen?"
,,Nein, nichts. Es scheint alles ruhig zu sein.", erwiderte Melina, wandte den Blick aber keineswegs von der Umgebung ab.
Sofia beobachtete sie und obwohl Melina sich selbst stets als Mensch bezeichnete, so war ihre wahre Herkunft als Elbin unbestreitbar. Zwar hatte sie nicht ganz so spitze Ohren wie andere Elben, aber ihre Eleganz und die Begabung für Reglosigkeit stachen zweifellos hervor. Und sie hatte denselben umfangreichen und scharfen Blick, sowie die verschärften Sinne der Elben.
,,Dann hoffen wir mal, dass es auch so bleibt.", meinte Sofia nur und wandte sich von Melina ab.
Die verharrte weiter auf ihrem Aussichtsposten, blieb aber nicht lange ohne Gesellschaft, denn Aragorn trat an ihre Seite. Er war mittlerweile älter geworden und in seinen Gesichtszügen spiegelten sich die Erfahrungen der vergangen Jahre wieder. Melina zeigte keine Reaktion, aber dennoch spürte sie, dass Aragorn sie prüfend musterte.
,,Es ist einige Zeit vergangen, seit wir uns zum ersten Mal begegnet sind. Ich hätte nicht gedacht, dass ich dich in Bree antreffe.", sagte er ruhig und Melina zuckte kaum merklich mit den Schultern.
,,Ich war im Auenland, als wir den Ring der Macht dort gefunden haben. Und wir konnten Frodo ja schlecht alleine mit Sam losziehen lassen. Dafür herrschen viel zu gefährliche Zeiten."
,,Dessen bin ich mir bewusst. Hat denn deine Suche nach eurer Bestimmung etwas ergeben?", wollte Aragorn wissen und Melina seufzte.
,,Nicht wirklich. Es steht kaum etwas über uns geschrieben und wenn ich dann etwas gefunden habe, dann war es meist wirres Zeug."
Aragorn nickte stumm und Melina sah weiter in die Ferne. Aber dann entfernten sie sich ein paar Schritte und blieben nur in wachsamer Nähe, während Aragorn sie nun ernst ansah.
,,Melina, ich weiß, wie viel dir deine Freunde bedeuten und vermutlich habt ihr auch keine Geheimnisse voreinander...aber was meine wahre Identität angeht...", setzte er an und Melina nickte wohl wissend.
,,Du willst nicht, dass die anderen erfahren, wer du wirklich bist."
,,Zumindest im Moment noch nicht. Ich bin nur ein einfacher Waldläufer, der euch alle nach Bruchtal begleitet. Mehr brauchen sie vorerst nicht zu wissen.", erklärte er und Melina warf ihm einen vielsagenden Blick zu.
,,Ich werde kein Wort darüber verlieren, darauf kannst du dich verlassen. Aber sei dir bewusst, dass die Wahrheit immer ans Licht kommt, Streicher. Du wirst nicht ewig vor deiner Bestimmung davonlaufen können."
Melina wusste, dass Aragorn sich vor seiner Verantwortung fürchtete und vor allem vor seinem Schicksal als Isildur's Erbe. Aber sie wusste auch, dass er sich dem eines Tages stellen musste und dieser Tag konnte schneller kommen, als Aragorn lieb war.
,,Ich weiß! Aber bis dahin...wird niemand von meinem wahren Schicksal erfahren.", wiederholte er und Melina nickte zustimmend, woraufhin Aragorn sich sichtlich entspannte und sie lächelte ein wenig.
,,Ich verspreche dir, Estel...von mir erfährt niemand etwas."
Ein schriller Aufschrei ließ die beiden zusammenfahren und ihnen war sofort klar, was das bedeutete.
,,Nazgul!", brachte Melina hervor und augenblicklich zogen beide ihre Schwerter, ehe sie zur Wetterspitze zurück eilten.
Als sie die Spitze erreichten, bot sich ihnen ein entsetzlicher Anblick. Amy, Alex, Sofia und die Hobbits waren von den Nazgul umzingelt und während die Hüter sich gegen die Ringgeister ins Gefecht warfen, erspähte Melina Frodo, der mit schmerzverzerrtem Gesicht am Boden lag.
,,Frodo!", rief Sam aus und eilte an die Seite seines Freundes.
Melina bewaffnete sich fast zeitgleich wie Aragorn mit einer brennenden Fackel und die beiden stürzten sich ebenfalls auf die Ringgeister. Diese gaben ohrenbetäubende Schreie von sich und Melina teilte unzählige Schwerthiebe aus, während sie die Nazgul mit der Fackel auf Abstand hielt.
,,Wir können sie nicht töten!", rief Amy aus und Alex schnaubte verächtlich.
,,Aber versuchen können wirs."
Sofia nutzte die Gelegenheit, um zu den Hobbits zu eilen, welche sich um Frodo versammelt haben. Sie machten ihr Platz und sofort kniete sich Sofia neben den Hobbit, der vor Schmerzen stöhnte und sie entdeckte eine Stichwunde an seiner linken Schulter.
,,Still halten, Frodo. Nicht bewegen.", ordnete sie ihm an und ihr Blick fiel wieder auf das Gefecht, welches sich ihre Freunde und Aragorn gegen die Nazgul lieferten.
Während Alex und Amy die Ringgeister in die Enge trieben, setzten Aragorn und Melina welche von ihnen mit ihren Fackeln in Brand. Die Nazgul wehrten sich noch einige Male, aber dann ergriffen sie die Flucht und verschwanden in der Dunkelheit.
Als nur noch ein Einziger übrig war, fackelte Aragorn nicht lange und warf diesem kurzer Hand seine Fackel in das unsichtbare Gesicht. Dies loderte sofort in Flammen auf und der Nazgul suchte schreiend das Weite.
,,Streicher!", brüllte Sam sofort und Aragorn fuhr herum.
Melina eilte noch den Nazgul nach, um sicherzugehen, dass sie auch wirklich verschwunden waren und Alex eilte gemeinsam mit Amy zu den Hobbits. Aragorn folgte ihnen und als sie die Halblinge erreichten, sahen sie alle besorgt auf den verwundeten Frodo herab.
,,Bitte helft ihm.", flehte Sam geradezu und Aragorn hob das Schwert des Ringgeistes auf, welches bei seiner Berührung augenblicklich zu Staub zerfiel.
,,Er ist durch eine Morgulklinge verletzt worden. Dafür reicht meine Heilkunst nicht aus. Er braucht elbische Arznei."
Aragorn hob Frodo auf und trug ihn davon, woraufhin die Hobbits ihm nachsetzten und auch die Hüter eilten ihnen nach, während Alex alarmierte Blicke auf Frodo warf.
,,Dann müssen wir ihn sofort nach Bruchtal schaffen."
,,Und wie sollen wir das so schnell erreichen? Mit diesem Tempo werden wir niemals rechtzeitig ankommen. Vorher ist Frodo tot.", widersprach Amy ihr und Sofia strich sich ihre Haare zurück.
,,Aber es muss doch was geben, was wir tun können."
Sie horchten auf, als Gebüsch raschelte und sie entdeckten Melina, die auf sie zukam und immer noch ihr Schwert gezogen hatte. Zwar hatte sie noch eine ernste Miene aufgesetzt, aber das Funkeln des Kampfrausches in ihren Augen war verschwunden. Sie mussten also in Sicherheit sein.
,,Sie sind weg! Aber ich befürchte, sie werden uns weiterhin verfolgen.", teilte sie ihren Gefährten mit und Alex zischte.
,,Diese Monster! Irgendwann werde ich es schaffen sie kalt zu machen, verlasst euch drauf."
Frodo gab schmerzerfüllte Laute von sich und die Blicke der Freundinnen wanderten automatisch zu dem Hobbit. Er lag mittlerweile im hohen Gras und Sam wich keine Sekunde von seiner Seite. Aber nun warf der blonde Hobbit einen verzweifelten Blick zu Aragorn, der mit der Fackel die Umgebung in Augenschein nahm.
,,Er ist schon ganz kalt."
,,Wird er jetzt sterben?", brachte Pippin entsetzt hervor und Amy sah ihn mitfühlend an.
,,Er gleitet hinüber in die Schattenwelt. Bald wird er ein Geist sein, so wie sie."
Ein entfernter Schrei ertönte und die Gruppe horchte auf. Sofort wanderten die Hände der Hüter wieder zu ihren Waffen und auch Merry war in höchster Alarmbereitschaft.
,,Sie sind ganz nah!"
,,Wenn sie kommen, dann werden wir sie erneut bekämpfen.", versicherte Alex ihm und Pippin stand die Furcht ins Gesicht geschrieben.
,,Aber sie sind Geister...wie wollt ihr sie dann vernichten?"
Die Freundinnen tauschten einen Blick und erwiderten nichts. Sie wollten den Hobbit nicht noch mehr Angst einjagen und deshalb schwiegen sie. Melina spürte förmlich, wie sich der Zustand von Frodo verschlechterte und sie sah Aragorn ernst an.
,,Wenn wir nichts unternehmen, dann wird er schon bald tot sein."
,,Du hast Recht!", entgegnete Aragorn und wandte sich an Sam. ,,Sam, kennst du die Athelaspflanze?"
,,Athelas?"
,,Königskraut!", übersetzte Sofia und da klingelte es bei Sam.
,,Königskraut...das wächst überall."
,,Es könnte helfen, die Vergiftung aufzuhalten!", sagte Aragorn und sofort begaben er und Sam sich auf die Suche danach.
Während die Freundinnen bei den anderen Hobbits blieben und Wache hielten, suchten Aragorn und Sam den Wald nach Königskraut ab. Aragorn hoffte inständig, dass sie die Pflanze schnell fanden, denn jetzt zählte jede Sekunde.
Sam war ein paar Meter von ihm entfernt, als Aragorn schließlich fündig wurde und sein Messer zückte, um etwas von der Pflanze abzuschneiden. Als er sich jedoch niederkniete und die Klinge ansetzte, spürte er auf einmal eine Schwertklinge an seiner Kehle und vernahm eine fremde und kühle weibliche Stimme.
,,Keine Bewegung, Waldläufer...oder Ihr seid tot!"
Aragorn rührte sich nicht, aber er riskierte einen Blick nach oben. Vor ihm stand eine junge Frau, die ihn ausdruckslos musterte und schließlich machte sie eine kaum merkliche Kopfbewegung.
,,Aufstehen!"
Langsam erhob sich Aragorn und hob abwehrend ein wenig die Hände. Er musterte die Fremde vor ihm und erkannte sofort, dass sie die Eleganz der Elben besaß. Sie hatte einen blassen Teint, war ziemlich düster gekleidet und ihre braunen Augen schienen ihn förmlich zu durchbohren. Und unter ihrer Kapuze schauten einige Strähnen ihres roten Haares hervor, welches ihr in sanften Wellen bis zur Brust reichte.
Zwar mochte sie ihm feindselig gegenüberstehen, aber aus irgendeinem Grund spürte Aragorn, dass er ihr vertrauen konnte und er wusste, dass sie ihm nichts tun würde.
,,Was führt eine junge Frau allein zu so später Stunde in diesen Teil von Mittelerde?", fragte er ruhig und ihre Augen verengten sich zu Schlitzen.
,,Ich könnte Euch das Gleiche fragen. Warum haltet Ihr Euch in der Nähe von Nazgul auf? Seid Ihr lebensmüde?"
,,Nun...für gewöhnlich spreche ich mit Fremden nicht über meine Angelegenheiten. Allerdings glaube ich nicht, dass Ihr ein Feind seid.", erwiderte Aragorn und nun warf sie ihm einen prüfenden Blick zu.
,,Ach, was macht Euch da so sicher?"
,,Hättet Ihr mich töten wollen...dann hättet Ihr das längst getan. Stattdessen steht Ihr mir aber gegenüber und beantwortet meine Fragen. Und Ihr seid von elbischer Herkunft...das bedeutet, Ihr tötet nicht einfach gnadenlos Sterbliche, die im Wald herum streifen."
Die junge Frau hob eine Augenbraue und sagte für einen Moment nichts. Aber diese Reaktion bestätigte den Verdacht von Aragorn nur und nun ließ sie ihr Schwert sinken, ehe sie es zurücksteckte und ihn vielsagend ansah.
,,Tja, da Euch ja offenbar nichts entgeht, Herr Waldläufer...könnt Ihr mir vielleicht eine Frage beantworten: seid Ihr zufällig vier jungen Frauen begegnet?", brachte sie hervor und Aragorn stellte sie auf die Probe.
,,Da müsst Ihr schon etwas konkreter werden. Es gibt immerhin viele junge Frauen in Mittelerde. Wen also sucht Ihr genau?"
,,Ich suche die Hüter von Mittelerde und wenn Ihr ihnen begegnet seid, dann sprecht lieber schnell, denn ich kann sehr überzeugend werden, wenn ich muss.", knurrte sie und auf einmal eilte Melina auf Aragorn zu, die ihn besorgt ansah.
,,Habt ihr das Königskraut gefunden? Wir müssen schnell handeln, bevor...", sie hielt inne und ihr Blick fiel auf die fremde Frau.
Aragorn bemerkte, wie Melina jegliche Gesichtszüge entgleisten und sie für einen kurzen Moment wie erstarrt wirkte. Die Blicke von ihr und der Unbekannten trafen sich und es bestand kein Zweifel daran, dass sie sich offenbar zu kennen schienen. Endlich erlangte Melina ihre Fassung wieder und sah die Frau ungläubig an.
,,Leah?"
,,Hallo, Melina! Lange nicht gesehen!"
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