Einsame Herzen
Hallo, meine Lieben :) Ich hoffe, ihr hattet ein schönes Wochenende und allen Müttern wünsche ich natürlich noch einen tollen restlichen Muttertag. Heute geht es wieder weiter in Mittelerde und ich wünsche euch viel Spaß beim neuen Kapitel.
Liebe Grüße,
eure Hela
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Einsame Herzen
König Theoden nahm die Hüter und ihre Gefährten mit Freuden bei sich auf und der gebrochene Fluch des Königs wurde in der gesamten Stadt gefeiert. Während Adrian sich regelrecht aufs heutige Festessen stürzte, hatten sich die Freundinnen bereits zurückgezogen und waren froh, dass der Bann von Saruman gebrochen war. Im Zimmer von Sofia hatten sich die Vier versammelt und hielten nun Kriegsrat, wie es weitergehen sollte.
,,Also, der Bann von Saruman ist gebrochen, was machen wir jetzt?", meinte Leah und Sofia zuckte mit den Schultern.
,,Naja, Merry und Pippin sind laut Gandalf in Sicherheit und König Theoden ist nicht mehr von Saruman besessen. Hier in Rohan gibt es also nichts weiter für uns zu tun."
,,Und was heißt das? Sollen wir uns...etwa einfach aus dem Staub machen?", warf Alex in die Runde, doch Melina schüttelte den Kopf.
,,Nein! Wir können unsere Gefährten hier nicht einfach so zurücklassen. Amy ist immer noch mit Frodo und Sam auf dem Weg nach Mordor, um den Ring zu zerstören. Wir müssen dafür sorgen, dass sich die Aufmerksamkeit von Sauron und seinem Gefolge auf uns legt."
,,Und wie sollen wir das anstellen? Wir wissen nicht einmal, wo Amy und die beiden Hobbits gerade sind.", bekräftigte Leah und warf ihren Freundinnen vielsagende Blicke zu.
In der Tat hatten sie keinerlei Anhaltspunkte, wie weit ihre drei Gefährten auf dem Weg nach Mordor schon gekommen waren und sie hatten auch keine Chance das herauszufinden. Ihnen blieb also nichts anderes übrig, als abzuwarten und zu hoffen, dass alles bei der Mission den Ring zu vernichten, glatt laufen würde.
,,Ich glaube, dass unsere Aufgabe hier noch nicht erledigt ist, Leute.", meinte Sofia nun und Alex runzelte die Stirn.
,,Was meinst du?"
Alle Blicke lagen auf Gandalfs Enkeltochter, die ziemlich nachdenklich wirkte. Ihre Augen waren von Sorge erfüllt, denn irgendwas schien sie zu beschäftigen. Und als sie ihre Gedanken mit den anderen teilte, mussten die zugeben, dass Sofia gar nicht mal so Unrecht hatte.
,,Ich weiß es auch nicht. Vielleicht bin ich auch nur paranoid, aber ich bin mir sicher, dass Saruman nicht so einfach aufgeben wird. Diese Vision, die er uns geschickt hat...das war mehr als eine Demonstration seiner Macht. Es war eine Drohung. Irgendwas kommt auf uns zu...etwas Böses!"
Melina dachte noch lange über die Worte von Sofia nach, während sie durch die Gänge der goldenen Halle ging. Auch sie hatte das ungute Gefühl, dass sich eine Bedrohung näherte und auch, wenn sie noch keine Gewissheit hatte, in welcher Form sich diese darstellen würde...sie und die anderen mussten sie um jeden Preis aufhalten. Saruman war mindestens so gefährlich wie Sauron und er würde sicher nicht zögern, um Mittelerde ebenfalls in die Finsternis zu stürzen. Und dass die Hüter deshalb ganz oben auf seiner Abschusslisten standen, das war für Melina ohne Zweifel eine Tatsache.
,,Ich freue mich, dass Ihr hier seid, Gandalf. Und natürlich freue ich mich besonders über die Rückkehr der Hüter. Dieser Funken Hoffnung ist genau das, was wir jetzt gebrauchen können.", vernahm Melina die Stimme von König Theoden und versteckte sich, ehe sie in den Thronsaal spähte, wo er mit Gandalf stand und mittlerweile wieder seine stolze Ausstrahlung besaß.
,,Ja. Die Mädchen sind die Einzigen, die Sauron bezwingen können. Ohne sie...fürchte ich, wird Mittelerde eine neue Finsternis ereilen und die könnte noch viel mehr Schaden anrichten, als es einst schon gewesen ist."
Melina versuchte, sich an die erste Herrschaft von Sauron zu erinnern, aber es gelang ihr nicht. Noch immer war alles verschwommen und nicht zugänglich für sie. Fast schon, als hätte man einen Riegel davor geschoben. Natürlich wusste sie, dass Gandalf und der Rat ihr und ihren Freundinnen damals die Erinnerungen zum Schutz genommen hatten, aber dennoch hatte sie gehofft, dass diese früher oder später zurückkehren würden. Bis jetzt jedoch...ohne Erfolg.
,,Sind die Mädchen dazu denn wirklich im Stande, Gandalf? Ich meine, können wir sie wirklich allein in diesen Kampf ziehen lassen?", brachte Theoden hervor und die Stirn von Gandalf legte sich in Falten.
,,Habt Ihr etwa Zweifel?"
,,Nun, ich nicht, aber dennoch...es gibt eine Menge Gerüchte. Viele Menschen sagen, dass die Prophezeiung der Hüter viel gefährlicher ist, als es den Meisten bewusst sei. Einige glauben sogar, dass sie eher vorhersagt, dass die Hüter versagen werden, sollten sie wirklich in einen Kampf gegen Sauron ziehen."
Melina erstarrte ein wenig, denn mit dieser Aussage hatte sie nicht gerechnet. Natürlich war ihr bewusst, dass nicht alle Menschen ihre Hoffnungen in sie und die anderen setzen würden, aber viel wichtiger war für sie...konnte es wahr sein? Konnte die Prophezeiung vielleicht wirklich von Anfang an missverstanden worden sein?
Sie warf einen weiteren Blick auf Gandalf und Theoden, als sie auf einmal instinktiv Gefahr verspürte. Unauffällig zog sie ihren Dolch hervor, drehte sich rasend schnell um und richtete die Klinge auf ihren Angreifer, der sich allerdings als Adrian entpuppte. Dieser hob schlagartig die Hände zur Verteidigung und warf misstrauische Blicke auf die scharfe Klinge, die nur wenige Millimeter von seiner Kehle entfernt war.
,,Melina, ich bin's doch nur!", meinte er kleinlaut und die Hüterin rollte mit den Augen, ehe sie den Dolch wieder sinken ließ.
,,Adrian. Bist du verrückt geworden?"
,,Liegt im Auge des Betrachters.", erwiderte er und entspannte sich, als Melina den Dolch wieder wegsteckte und ihn dann kritisch ansah.
,,Tu das ja nie wieder. Ich hätte dich fast abgestochen."
,,Ist mir nicht entgangen, glaub mir. Eigentlich hatte ich auch gar nicht vor, mich anzuschleichen. Aber du sahst eben sehr beschäftigt aus und hast mich wohl gar nicht bemerkt.", erklärte Adrian und er deutete schließlich auf die beiden Männer im Saal. ,,Hast du unser nettes Duo etwa belauscht?", sagte er mit einem frechen Grinsen, woraufhin Melina ergebend seufzte.
,,Nein! Ich habe es eher...zufällig mitbekommen."
,,Verstehe. Und was haben unsere...edlen Herren so Interessantes so bereden? Ganz sicher keine historischen Skandale, die sich am Königshof ereignet haben.", entgegnete er und Melina wünschte sich augenblicklich ans andere Ende des Universums.
,,Es ging vielmehr um unsere Prophezeiung. Offenbar glauben viele Menschen, dass sie einst falsch gedeutet wurde. Demnach wären wir der Untergang von Mittelerde und nicht die Rettung."
Es gefiel ihr selbst nicht, diese Möglichkeit in Betracht zu ziehen, aber sie vollkommen auszuschließen wäre unklug. Adrian runzelte die Stirn und wirkte etwas überrascht, während er noch einen Blick auf Gandalf und Theoden warf, die nun allerdings den Saal verließen und in Richtung Arbeitszimmer des Königs verschwanden.
,,Ist das denn überhaupt möglich? Ich meine, wer würde denn bitte annehmen, dass ihr den Untergang herbeiführt?", raunte Adrian Melina entgegen, die ihn nun vielsagend musterte.
,,Nicht jeder Mensch hat noch Hoffnung, Adrian. Viele von ihnen haben in erster Linie Angst. Angst vor Sauron und einer möglichen Rückkehr der Finsternis. Und sie wären verrückt, wenn sie keine Angst hätten. Das wäre...töricht und verantwortungslos."
,,Haben du und deine Freundinnen denn auch...Angst?", wollte er wissen und Melina zögerte kurz, ehe sich ihr Blick in der Ferne verlor.
,,Vermutlich...tief in unserem Inneren. Jeder hat vor irgendetwas Angst, Adrian. Bei uns ist es viel weniger Sauron an sich, sondern eher die Befürchtung, dass wir tatsächlich versagen könnten. Dass wir den Kampf möglicherweise wirklich verlieren und Mittelerde wegen uns vernichtet wird."
Die Hüterin wusste nicht, warum sie ihre Gedanken ausgerechnet vor Adrian nun laut ausgesprochen hatte, aber es war die Wahrheit. Und diese zu verschweigen endete meistens niemals gut. Adrian jedoch, warf nun zuversichtliche Blicke auf Melina und schien vom absoluten Gegenteil überzeugt zu sein.
,,Ihr werdet nicht versagen, Melina. Du und deine Freundinnen, ihr habt doch schon so viel erreicht und ihr habt damals auch die Schlacht um den Erebor gewonnen. Ihr habt Smaug besiegt und Azog getötet...es ist wohl eher Sauron, der Angst haben sollte.", äußerte er entschlossen und als Melina ein leichtes Lächeln entwich, wirkte er etwas verdutzt. ,,Was ist?"
,,Es überrascht mich immer wieder. Dass manche Menschen ihre ganze Hoffnung in uns setzen, obwohl sie uns eigentlich gar nicht kennen. Sie haben dann meist nur von uns gehört oder gelesen, aber begegnet sind uns nur die Wenigsten. Und ich glaube, das ist es, was uns den Mut gibt weiterzumachen. Die Gewissheit, dass wir das nicht für uns selbst tun, sondern für alle Menschen, die in Mittelerde leben. Damit sie ein friedliches Leben führen können."
,,Und genau deshalb, dürft ihr auch nicht aufgeben oder an euch zweifeln. Ich meine, niemand ist perfekt...ich schon gar nicht. Aber ich glaube an euch und ich möchte euch wirklich helfen, Melina. Es wäre also schön, wenn du mir eine Chance geben würdest, das zu beweisen.", erwiderte Adrian und sie nickte kaum merklich.
,,Ja, du hast wohl Recht. Ich bin nicht gut in sowas...Vertrauen oder über Probleme zu reden. Aber...es stimmt. Jeder hat eine Chance verdient und du auch. Also, ja. Ich wäre froh, wenn du uns helfen würdest."
Adrian wirkte erleichtert und schenkte ihr ein freundliches Lächeln, welches Melina leicht erwiderte. Sie war sich zwar sicher, dass Adrian und sie garantiert nicht die besten Freunde werden würden, aber er bot ihnen immerhin seine Unterstützung an. Und im Kampf gegen Sauron...würden sie und die anderen alle Hilfe brauchen, die sie kriegen konnten.
Es war mitten in der Nacht, als Leah aus dem Schlaf hochschreckte und für einen kurzen Moment noch dachte, sie befände sich mitten auf dem Schlachtfeld vom Erebor. Ein schrecklicher Albtraum hatte sie heimgesucht, in dem sie ein weiteres Mal vollkommen machtlos den Tod von Thorin hatte mit ansehen müssen. Brutal von Azog erstochen worden und anschließend war er in ihren Armen gestorben...erneut.
Noch immer war der Schmerz des Verlustes so groß, dass Leah das Gefühl hatte, nur beim bloßen Gedanken an Thorin zusammenzubrechen. Egal wie sehr sie sich auch bemühte, die Bilder von damals hatten sich zu sehr in ihr Gedächtnis eingebrannt.
Sie strich sich ihre langen roten Haare zurück und stieg aus dem Bett, ehe sie sich ihren Umhang überwarf und dann leise durch die Flure der goldenen Halle schlich. Die anderen schliefen immerhin noch und die Hüterin wollte sie nicht wecken. Deshalb begab sie sich unauffällig auf eine Außenplattform, wovon aus sie eine gute Aussicht über Rohan hatte und noch immer war der Himmel schwarz wie die Finsternis. Nur wenige Sterne waren zu sehen und Leah spürte, wie sich langsam aber sicher die altbekannte Leere in ihr ausbreitete. Eine Leere, die sie nur allzu gut kannte und sie immer dann einholte, wenn die Schatten der Vergangenheit wieder präsent waren. Wie sollte sie auch jemals über den Tod von Thorin hinwegkommen, wenn sie es nicht einmal schaffte, die Vergangenheit hinter sich zu lassen?
,,Ist alles in Ordnung?"
Leah drehte sich um und erkannte Aragorn, der ebenfalls auf die Plattform getreten war und sie musterte. In seinem Blick lag ein wenig Sorge und Leah fragte sich, warum er wohl zu so einer späten Stunde noch wach war und durch die Flure schlenderte.
,,Mir geht's gut. Ich...konnte nur nicht mehr schlafen.", erwiderte sie und er trat neben sie, während sie seinem Blick auswich.
,,Was es auch ist, was Euch beschäftigt...es wird besser werden. Mit der Zeit."
Aragorn schien zuversichtlich zu sein, aber Leah war sich da nicht so sicher. Ihren Optimismus hatte sie diesbezüglich schon lange verloren und sie wusste nicht, ob er je wieder zurückkehren würde. Denn wie viel Zeit auch verging, die Wunden schienen einfach nicht heilen zu wollen.
,,Ich weiß nicht. Die Vergangenheit...hat mir und meinen Freundinnen so viel genommen, da fällt es mir schwer zu glauben, dass es irgendwann anders sein sollte. Das ist wohl die Bürde, die wir als Hüter von Mittelerde zu tragen haben. Wir kämpfen dafür, dass alle anderen in Frieden leben und glücklich sein können, aber wir selbst...wir müssen so viel opfern.", brachte Leah hervor, ehe sie den Blick ein wenig senkte.
Sie sprach viel zu selten aus, was sie dachte und ähnelte in diesem Fall sehr ihrer Schwester Melina. Früher war Leah ja etwas offener gewesen, aber die Verluste hatten sie gezeichnet und ihre Spuren hinterlassen. Deshalb zuckte sie auch ein wenig zusammen, als Aragorn ihr auf einmal die Hände auf die Schultern legte, sich vor sie stellte und ihr vielsagende Blicke zuwarf.
,,Leah, ich kann Euch nicht zurückgeben, was Ihr verloren habt, aber ich kann Euch sagen, dass jeder es verdient hat glücklich zu sein-auch die Hüter von Mittelerde. Wir mögen nicht jeden Kampf gewinnen können, aber wir würden auch niemals aufgeben, um für das zu kämpfen, was uns wichtig ist. Ihr und Eure Freundinnen seid nicht allein...wir werden an eurer Seite kämpfen-bis zum Ende."
Sie wusste, dass Aragorn jedes Wort so meinte, wie er es sagte und irgendwie war Leah froh, dass er ihr neuen Mut geben wollte. Es gelang ihm sogar, denn die Hüterin rang sich zu einem Lächeln durch und nickte schließlich zustimmend. Aber trotz der neuen Zuversichtlichkeit, wollte ein Gedanke sie einfach nicht loslassen. Der Gedanke, dass dies alles gerade erst der Anfang war.
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