Territion - Psychologische Folter

Meine Füße waren schwer wie Blei, wollten mich nicht tragen und zitterten wie Espenlaub. Die Wache zerrte mich, ohne Gnade walten zu lassen, den Gang entlang, die steinerne Treppe runter und raus auf den Hof. Sie brachten mich nicht zur gütlichen Befragung, zum Verhör, sondern direkt zur Folter, die im Nebengebäude des Drudenhauses ausgeführt wurde. Der Fürstbischof wollte scheinbar keinerlei Zeit verlieren, ergriff gleich harte Maßnahmen, um die vermeintliche Hexenplage loszuwerden. Dumm war er nicht, wusste genau, wie er seine Taschen mit Geld füllen konnte und es war kein Geheimnis mehr, dass er sich wirklich alles bezahlen ließ, was mit den Prozessen in Verbindung stand. Sogar das Holz für die Scheiterhaufen trugen wir Opfer selber oder unsere Familien, die sehr oft folgten und genauso starben wie hundert andere.

Einige bereits auf der Folterbank, meist alte und schwache Menschen. Kaum jemand überstand die grausamen Methoden, mit denen man versuchte, ihnen ein Geständnis herauszupressen. Ihre Schreie hörte man dabei bis vor auf die Straße, ihr klägliches Flehen hingegen hörte nur der Richter, der alles niederschrieb und weitere Folter androhte, wenn man nicht geständig wäre. Selten entkam jemand, wurde freigesprochen und verschont. Wir alle waren schuldig, sollten Erlösung durch das brennende Feuer erfahren und zu Gott zurückfinden. Noch hatte ich Hoffnung, verließ mich auf meinen Glauben zum allmächtigen Vater.

Er würde mir beistehen, mich aus der Dunkelheit und ins Licht führen. Vielleicht auch durch die Folter, die mir schon jetzt Bauchschmerzen bereitete. Was mich genau erwartete, konnte ich schwer sagen. Keiner sprach in den Zellen darüber, alle schwiegen und wer doch sprach, wurde ausgepeitscht. Das Knallen der Peitsche war kein schöner Laut, ging durch Mark und Bein und erzeugte Mitleid, sowie tiefe Wunden, die oftmals nicht mehr heilten. Gezeichnet für das restliche Leben, wenn man davonkam. Einmal hatte ich es gesehen, erlebt, wie Menschen danach nicht mehr in der Lage waren, aufrecht zu gehen. Knochen waren gesplittert, heilten schlecht und eitrige Ekzeme erschwerten vielerlei körperliche Arbeiten.

Ein Anblick, den man nicht so schnell vergaß und einen oftmals im Schlaf einholte. Es schüttelte mich bereits davor gefoltert und gedemütigt zu werden. Zu einem Objekt zu werden, an dem man sich ergötzte, sattsah und provokant danach gierte, wie nach frischem Fleisch. So wollte ich nicht angesehen werden, schon gar nicht von Männern, die weit über mir standen. Eine Schande für jede Frau, die vor den Richter trat und auf ihr Urteil wartete.

"Elisabeth Holzstecher?" Scharf ertönte die Stimme des Scharfrichters, der hastigen Schrittes auf mich zutrat, mir ungefragt ins Gesicht griff und dazu zwang, ihn anzusehen. Ich war so erschrocken, dass ich nur nicken und nicht antworten konnte. Vieles ging mir zu schnell, kam unvorbereitet auf mich zu. Besonders die psychologische Folter, um mir Angst und mich zu einem vorschnellen Geständnis drängen zu wollen. Verschiedene Foltergeräte wurden mir gezeigt, vor Augen geführt und viele sahen grauenhaft aus. Einige nach endlosen Schmerzen, die kaum jemand ertragen konnte. Darunter eine Kopfzwinge und Garotte, die der Henker von hinten um den Hals legte und diese immer fester zog. Es kam zu Atemnot, da die Luftröhre zusammengepresst wurde und nicht selten trat der Tod ein.

Weitere Instrumente wurden mir aufgezeigt, erklärt und beim Namen genannt. Peitsche und Geißel, eine gedornte Halskrause, mit Stacheln, die um den Hals gelegt und am Nacken verschlossen wurde. Sie bohrten sich in das Fleisch des Opfers und wenn es sich bewegte, wurde der Schaden nur noch schlimmer. Zangen erblickte ich ebenfalls. Vor diesen hatte ich die meiste Angst, waren sie vielseitig einsetzbar und mit einem gezielten Griff würde man mir die Zunge herausreißen oder aber die Brust. Zuletzt trat der Scharfrichter mit der Daumenschraube auf mich zu, zeigte mir, wie sie funktionierte. Zitternd sah ich zu, wie er die kleinen Schrauben rechts und links zudrehte, wieder aufschraubte und schließlich eine Möhre dazwischen legte. Schon jetzt ahnte ich, was passierte, kniff die Augen zusammen und hörte das entsetzliche Quietschen, was mit jedem Handgriff entstand und die Karotte zerquetschte. So würde es meinen Fingern ergehen. Sie würden brechen, wären am Ende nicht mehr zu gebrauchen und heilten schlecht.

"Gestehst du jetzt, oder muss ich dich erst aufziehen?"

Hecktisch schüttelte ich den Kopf, riss die Augen auf und unterdrückte ein panisches "Nein." Ich würde nicht gestehen, etwas zugeben, was ich nicht getan hatte. So dumm war ich trotz meiner Angst nicht. Ich würde bestehen, mich nicht brechen und am Ende hinrichten lassen.

"Ich kann dich nicht hören, Hexe?", sprach der Henker erneut, packte mich bereits und fesselte mit gezielten Handgriffen meine Handgelenke auf dem Rücken zusammen. Wie konnte er so schnell sein, so lautlos dabei? Meine Kehle fühlte sich mit einem Mal ganz trocken an, als er mir die Vorrichtung an der Decke zeigte.


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