Kapitel 11 // Wie man sich selbst einlädt
Bobby setzte sich auf einen freien Stuhl und aß wie selbstverständlich die Reste aus einem Eisbecher.
"Hey! Hau ab, Blödian!"
"Sei doch nicht gleich beleidigt, nur weil ich etwas später komme."
Wütend schüttelte ich den Kopf weg und zog den Eisbecher von ihm weg. Verräter konnte ich nicht gebrauchen, und wer sich mit einem Engel abgab, war eben ein Verräter. Wenn er Eis haben wollte, musste er auf meiner Seite sein, so einfach.
"Hau ab. Du hast dir von dieser Tussi helfen lassen, also komm nie wieder in tausend Meter Umkreis von mir, hast du kapiert, Schwachkopf?"
"Geht gar nicht, du bist ja in derselben Klasse." Er grinste dämlich und zog den nächsten Eisbecher zu sich herüber.
"Na und? Du kannst meinetwegen ruhig schwänzen, wenn du nicht eins auf die Fresse willst." Wieder nahm ich ihm den Eisbecher weg, auch wenn er schon so gut wie alles ausgelöffelt hatte. Ihn schien es jedoch herzlich wenig zu stören.
"Nee, will ich nicht, aber durchfallen will ich auch nicht. Außerdem musst du nicht gleich so eifersüchtig sein, ich wollte doch nur, dass jemand mir meine Mathehausaufgaben macht."
"Du hättest auch mich fragen können."
"Hättest du es denn gemacht?" Er hörte kurz auf mit dem Essen und blickte mich herausfordernd an.
"Ohne Gegenleistung natürlich nicht!" Was bildete er sich aber auch ein? Ich würde niemandem auf der Welt helfen, wenn es mir nicht etwas bringen würde. Und wenn die Entscheidung zwischen der Überzeugung meiner ganzen Klasse und eines einzelnen Jungen war, dann musste ich nicht einmal nachdenken.
"Deshalb. Ich gebe mich nur mit ihr ab, weil ich nicht arbeiten will. Du bist natürlich viel hübscher und klüger, aber was man kostenlos haben kann, ist besser, wirst du sicherlich verstehen."
Langsam begriff ich. Ja, er hatte gute Argumente. Vielleicht war er doch nicht so übel.
"Weiß du, Gloria, ich würde dich doch niemals wegen ihr sitzenlassen. Du bist so viel schöner und klüger und genauso intrigant und bösartig wie ich, das habe ich beim ersten Augenblick erkannt. Und wie du siehst, bin ich letztendlich doch zu unserem Treffen gekommen, nicht wahr? Du bist die intelligenteste Neuntklässlerin, die ich nur kenne, da musst du doch mit mir, dem klügsten und hübschesten Jungen aus dem Jahrgang, zusammen arbeiten. Allein bist du schon perfekt, aber zusammen könnten wir noch mehr erreichen. Und außerdem schaffe ich etwas, das du nicht schaffst: Vitalina überzeugen. Gemeinsam gegen sie können wir alles erreichen. Die besten Schüler des ganzen Universums gegen einen verzweifelten und ängstlichen Engel, das ist die Lösung. Du brauchst mich, Gloria."
Klug, schön, intrigant, bösartig, intelligent, perfekt ... Auf eine seltsame Art und Weise war ich von diesen Worten fasziniert. Seine Wortwahl, seine Aussprache, sein Lächeln ... Ja, ich brauchte ihn. Mit ihm würde ich all meine Ziele erreichen. Er war meine Lösung.
Man müht sich hier, die Reinheit zu beflecken,
So schwarz man immer kann---
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