Die Höhle der Unendlichkeit


Ruya sah zu der majestätischen Steinfigur hinauf, welche vor ihr in die Höhe ragte. Die Skulptur glich einem Menschen, dessen Arme sich schützend um ein großes Loch legten. Der Eingang einer Höhle. Ruya schluckte. Nun war sie hier. Angekommen. Die Höhle der Unendlichkeit lag vor ihr, getaucht in ein violettes Licht, das auch die Steinfigur erfasste. Ruya nahm Menschen wahr, die durch den langen Gang gingen und sie sah Menschen, die jene Höhle erst gerade betraten, die Augen mit Tränen der Vorfreude gefüllt. Ruya atmete tief durch, fuhr sich noch einmal durch die dichten roten Locken und setzte wenige Herzschläge später einen Fuß in die Höhle. Violette Lichtertanzten um sie herum, schienen Ruya mit sich zu ziehen, sie zuführen. Die Legenden waren also wirklich wahr. Ruya blieb stehen. Seit ihrer Geburt hatte sie in einem Land mit dem Namen Feynammo gelebt. Dann waren ihre Eltern und ihr jüngerer Bruder bei einemschrecklichen Brand ums Leben gekommen und der Schmerz hatte Ruya vor ein paar Tagen zum Selbstmord getrieben. Jetzt war sie hier in einem Land, das sie nur aus Legenden kannte und in das man anscheinend nach seinem Tod kam. Lamalia. In diesem Reich sollte es eine Höhle geben, die Höhle der Unendlichkeit. Ruya hatte sie gefunden. Den Legendennach fand man am Ende der Höhle seine Liebsten wieder. Ruyas smaragdgrüne Augen füllten sich mit Tränen und eilig fing sie an zu laufen. Menschen kreuzten ihren Weg, überholten sie und alle hatten sie dasselbe Ziel. Sie wollten ihre Liebsten wiedersehen, den Schmerz und die Trauer endlich loslassen. Frei sein von allen negativen, so unbeschreiblich erdrückenden Gefühlen. Freudenschreie drangen an Ruyas Ohr und sie hob den Kopf. Das Ende des Ganges war erreicht. Eine saphirblaue Wiese tat sich vor der jüngeren Frau auf. Eine Menschenmenge hatte sich im schimmernden Gras versammelt. Waren das all diejenigen, welche gegangen waren? In diesem Augenblickgerieten drei Personen in Ruyas Blickfeld. Eine Frau und zwei Männer, einer davon etwas jünger als Ruya selbst. Tränen schossen aus Ruyas Augen hervor und sie begann zu rennen. Noch in derselben Sekundenahmen ihre Eltern und ihr Bruder Ruya wahr. Ihre Augen weiteten sich doch schon einen Wimpernschlag, später siegte die Freude in ihren Herzen und ließ ihre Mundwinkel nach oben wandern. Lachend fiel Ruya den dreien um den Hals und die Umgebung um sie herum war erfüllt von purer Liebe. Und Ruya war glücklich, glücklicher als jemals zuvor in ihrem ganzen Leben. Sie hatte den Tod gewählt und dafür die Menschen zurück bekommen die ihr so viel bedeuteten.

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