10. Das Herz der Vettel

Soundtrack (ich habe so lange darauf gewartet, diese beiden Tracks zu benutzen): Marcin Przybylowicz - Child of the Elder Blood aus dem The Witcher 3: Wild Hunt OST. Starten, soblad das Geschachere um Ona beginnt.

Und, direkt zum Aschluss Marcin Przybylowicz & Percival Schuttenbach - Ladies of the Woods. Ohne Witz, bei diesem Track bekomme ich jedes Mal Gänsehaut. Hier, fühlt mal, mein Arm.

[Hier müsste ein GIF oder Video sein. Aktualisiere jetzt die App, um es zu sehen.]

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Die Kompassnadel führte Attica durch den Tempel. Zielstrebig schritt sie über die steinernen Fliesen, ihre Männer folgten ihr, darunter Toby Dunne, Strej, Candal, Durag El Slaad, und Norren, natürlich. Sie hatte ihm einen weiteren Zahn ausgeschlagen, als er ihr eröffnet hatte, dass er sie mit in den verruchten Tempel begleiten würde, doch er hatte ihn schneller, als sie ihm zugetraut hatte, vom Boden aufgeklaubt und darauf bestanden, mitzukommen. Nun folgten seine heiseren Atemzüge und der Gestank seiner Zigaretten ihr auf Schritt und Tritt.

Der Tempel stank nach Räucherwerk und Besinnungslosen. Rauch hing zwischen Vorhängen und Paravents, heruntergekommene Gestalten jeglicher Arten und Rassen verbargen sich zwischen Kissenbergen und Tischen voller Rauschmittel. Sie meinte, einen Zwerg mit dem Symbol des Mechanicus erkennen, einen Tiefling mit schwarzer Haut, einen zerzausten Tengu und einen Kitsune mit einem metallbestickten Mantel. Flammen tanzten auf seinen Händen. Ein weiterer Zwerg saß zusammen mit einem Djani bei einer Gruppe hartgesotten wirkender Männer in noxischen Uniformen, vertieft in ein Kartenspiel. Sie warf keinen weiteren Blick zu ihnen. Sie waren alle tot, das wusste sie.

Die Schüsse der Männer ließen die Berauschten zurückweichen, eine Frau sank getroffen zu Boden, ihre erstickten Schreie verklangen. Schwerter und Totschläger stießen die stümperhaften Versuche, Attica und ihre Crew aufzuhalten, zur Seite. Die Instrumente verstummten. Die Tanzenden traten angstvoll zur Seite, Dunne schob einen Animus mit der Seele eines Pfaus mit dem Gewehrlauf aus dem Weg.

„Attica." Norren stieß ihr den Ellenbogen in die Seite.

Sie hob den Blick von dem Kompass in Shurikens Puppe. Vor ihr auf den Treppen stand ein junger Bursche mit weißen Hosen und einem offenen Hemd. Eine dicke Narbe verunzierte seine makellos goldene Haut. Sicherlich rechnete Norren im Kopf bereits aus, wie viel er auf dem Sklavenmarkt einbringen würde. Attica bemerkte die ehrfürchtigen Blicke der Umstehenden, als warteten sie nur darauf, dass der Goldhäutige sie aufhalten würde.

„Wer seid ihr, und warum seid ihr hier?", fragte der Mann beinahe freundlich.

„Ich bin Attica Skovron. Ich suche eine Kitsune. Sie heißt..." Sie sah zu Norren.

„Verzeiht für unser ungebührliches Eindringen", sagte Norren scheinheilig. „Ihr Name ist Ona Canto."

„Händigt uns sie aus, und wir sind sofort wieder weg. Keine weiteren Verletzten. Versprochen." Attica lächelte spöttisch. Sie warf einen schnellen Blick auf den Kompass. Die Nadel zitterte und wandte sich nach rechts. „Sie ist hinter der Wand. Vorwärts!", befahl sie und schritt voran.

Der Mann stellte sich ihr in den Weg. „Ihr werdet ihr nichts antun."

„Schätzchen." Attica zog ihren Revolver und spannte den Hahn. „Ich erschieße dich hier an Ort und Stelle wie einen Hund, wenn du uns nicht vorbei lässt. Ich darf mit der kleinen Hure tun und lassen, was ich will. Sie gehört mir."

„Sie gehört nur sich selbst, und du wirst sie in Ruhe lassen", sagte der Mann, noch immer ruhig, doch mit einem eisernen Unterton.

Attica hob den Revolver und feuerte. Der Mann stolperte zurück und fiel auf die Knie. Ein heiseres Fauchen entfuhr ihm, so tief und rau, als gehörte es nicht zu einem Menschen. Schwarze Adern erschienen unter seiner Haut, das Gold ertrank in Grau. Seine Rückenwirbel traten scharf hervor, seine Rippen drückten von innen gegen seine Haut, zerrissen sie und zeigten sich als helle Streifen unter dunkelrotem Fleisch.

Ein Gestank nach Fäulnis und Grabkerzen breitete sich aus, süß und widerlich zugleich. Ein Knurren ging von der Kreatur aus, die der Mann mit der goldenen Haut gewesen war, und als er aufsah, war er zu einem Wolf von der Größe eines Kalbs geworden, entstellt von einer Krankheit, die sie noch nie gesehen hatte. Schwarzes Blut rann von seinen Zähnen, langes, struppiges Fell wuchs an seinem Hals und dem Ende seines langen Schwanzes. Knorrige Hörner wuchsen aus seinem Kopf.

Attica schoss den Revolver leer, doch die Schüsse verhallten nutzlos. „Feuer frei!", schrie sie und trat rückwärts.

Der Wolf fixierte sie aus leeren, gelblich glühenden Augen, unbeeindruckt von dem Kugelhagel, der auf ihn niederregnete. Er zog die Lefzen zurück, spannte sich an und sprang. Stofffetzen hingen an seinen Gliedmaßen und flatterten hinter ihm her.

Einer der Männer trat vor, das Schwert bereit, und der Wolf riss ihm mit einer schnellen Bewegung den Kopf ab. Blut sprühte auf Attica. Der Wolf schleuderte den Leichnam beiseite und schlug mit den fingerlangen Klauen nach ihr.

Attica stolperte zurück und fiel. „Tötet ihn, ihr nichtsnutzigen Bastarde!"

Mehrere Männer sprangen dem Wolf in den Weg, doch Schwerter und Kugeln schienen ihn nicht zu kümmern. Er schnellte vor und zerfetzte sie in ihre Einzelteile.

Toby Dunne erschien neben ihr. „Captain. Lasst uns gehen."

Attica streckte eine Hand aus und ließ sich von ihm auf die Beine helfen. Der Wolf ließ von den Toten ab und schritt langsam auf sie zu. „Als ob ich mich von so einer Missgeburt aufhalten lasse", knurrte sie, reichte ihren Waffengurt Dunne und zog ihr Schwert. Schwarze Intarsien schimmerten im Licht der Kerzen.

Dunne wickelte den Gürtel um die Scheiden der beiden Schwerter. „Captain, bei allem Respekt..."

„Behalt deinen Respekt für dich, Dunne", schnarrte sie und machte sich für den Angriff des Wolfes bereit.

Die Bestie sprang, sie trat einen Schritt zur Seite und warf sich auf ihn. Der Wolf heulte einem Dämon gleich auf und wollte seine Zähne in ihrem Arm versenken, und sie rammte das Schwert in den Hals. Das Geräusch von Knochen auf Stahl drehte selbst ihr den Magen um.

Mit knirschenden Gelenken richtete sie sich auf. Sie war wahrlich zu alt für lange Duelle mit dem Schwert, das bemerkte sie bereits jetzt. Das Knurren des Wolfes ließ die Fliesen unter ihren Pranken vibrieren. Neues Blut triefte von seinen Zähnen, doch er schien nicht im Geringsten beeindruckt von dem Stich.

Noch. Attica hatte gesehen, wie dieses Schwert sogar den Bruder des Karrs getötet hatte, selbst wenn ein Dämon in ihm gehaust hatte. Jegliche Magie wurde von ihm zerfressen wie von einer Seuche. Und sie würde persönlich Mechanicus die Eier abschneiden, wenn dieser Wolf nicht magisch war.

Die Bestie schnellte auf sie zu und warf sie zu Boden. Seine Zähne schlossen sich um ihre Schulter. Es fühlte sich an, als fließe die Krankheit des Wolfes bereits durch ihre Adern, und sie brüllte ihren Schmerz und Zorn heraus. Zwischen den geöffneten Rippen sah sie zwei Herzen schlagen.

Sie befreite ihren Arm und rammte ihm das Schwert mit aller Kraft in den Brustkorb. Es durchschnitt die dünne Haut, streifte eines der Herzen und durchbohrte das zweite.

Der Wolf kreischte, ließ Atticas Schulter los und wollte nach ihrem Hals schnappen, doch sie packte seinen Kiefer und hielt ihn weg von sich. Heftig atmete sie ein, spürte die Flammen bereits in ihrem Rachen, und spie ihm Feuer ins Gesicht.

Der Wolf brüllte und wand sich, sein verbranntes Fleisch war schlüpfrig unter ihren unverletzten Fingern. Attica überwand sich und schloss die Kiefer um seinen Schädel, spürte Knochen an ihren Zähnen. Der Geschmack des verfaulten Fleischs ließ sie beinahe würgen, doch sie ließ ihn nicht los. Aus dem Augenwinkel sah sie, wie die schwarzen Kristalle das Herz überzogen, es erstickten und nach dem zweiten griffen. Der Wolf zappelte und fauchte, doch seine Bewegungen wurden immer schwächer, bis er schließlich erschlaffte.

Attica ließ sich zur Seite fallen und blickte hinauf zur Decke. Kreuzbögen trafen sich und trennten sich wieder. Wenn sie das Schwert nicht gehabt hätte, wäre sie ebenso gestorben wie ihre Männer. Sie atmete tief durch und spürte jeden Knochen in ihrem Körper. „Bei den eisernen Eiern des Mechanicus, ich bin zu alt für diesen Mist", brummte sie und hob eine Hand. „Dunne!"

Dunne eilte herbei und zog sie auf die Füße. „Glückwunsch, Captain."

Attica spuckte durch ihre schiefen Zähne auf den toten Wolf hinab. „Und jetzt sehen wir zu, dass wir Shuriken noch einholen", knurrte sie und hob die Puppe auf. Die Nadel des Kompasses zitterte. Noch konnte das kleine Miststück nicht weit sein.

Das Licht flackerte plötzlich. Fauliger Wind kam auf. Der Kadaver des Wolfes regte sich.

„Oh, verfluchte Scheiße", grollte Attica und hielt das Schwert bereit. Ihre Schulter schmerzte, als reiße der Wolf noch immer daran.

Eine gräuliche Hand, verschmiert mit Blut und schwarzem Schleim, schob sich aus dem toten Tier und schien auf dem glatten Boden nach Halt zu suchen. Eine zweite Hand schob die Haut des Wolfes beiseite. Stück für Stück schälte sich eine Frau aus den Überresten, die blonden Haare verklebt mit Blut. Heftig schnappte sie nach Luft.

Schlaff wie eine Puppe lag sie neben dem Leichnam des Wolfes. Ihr zittriger Atem war so laut, als erstickte sie an ihrem eigenen Blut. Ihre linke Hand schloss sich um etwas Schleimiges. „Lucian", hauchte sie plötzlich. „Lucian. Lucian. Lucian..."

Ihre freie Hand tastete nach dem Wolf und fand seine entstellte Schnauze. Langsam richtete sie sich auf, ihre Haare verdeckten ihr Gesicht. Attica tastete nach neuen Kugeln und schob sie in die Trommel. Blut rann aus ihrer Schulter ihren Arm hinab.

Erneut atmete die Frau ein, flüsterte den Namen. Ihre Schultern begannen zu beben. In der angespannten Stille war ihr Schluchzen laut wie ein Schuss. „Nein", flüsterte sie. „Lucian. Mein Sohn. Mein Sohn..."

Ihr Körper spannte sich an, die Tränen schüttelten ihren Körper. Sie brach über dem Toten zusammen, krallte die Finger in die Mähne und schrie voller Gram und Trauer. Schluchzend verstummte sie.

Attica fletschte die Zähne und ließ die Trommel in den Revolver klicken. „Gehen wir", zischte sie und wies auf den Paravent, hinter dem der goldhäutige Mann hervorgekommen war.

Ruckartig hob die Frau den Kopf. „Wartet", hauchte sie rau. Ihre Augen glühten hell aus den Schatten ihrer Haare. Obwohl Fältchen sich um ihre Augen fächerten, war sie noch immer hübsch.

Hübsch genug, um zumindest immer noch ansehnlich für Freier zu sein. Attica blieb stehen. „Ich kann dir nicht helfen, Mädchen", seufzte sie gereizt. Mit jeder Sekunde bekam Shuriken mehr Vorsprung.

„Wer hat ihn getötet?", fragte sie und erhob sich. Ihr Kleid war sicher einmal teuer gewesen, offensichtlich aus dunkelvioletter Seide, mit ausgefallenen Mustern an den Puffärmeln, doch nun starrte es vor Blut und Dreck.

Sie hielt ein Herz in der Hand, erkannte Attica mit einem Anflug von Ekel, jenes, das sie nicht durchstochen hatte. Schwarze Kristalle rieselten zu Boden, als die Frau darüber strich. „Das war ich, Schätzchen. Und jetzt lass uns in Ruhe, wir haben noch viel vor", schnarrte sie und wandte sich zum Gehen.

Die Frau ballte die verbliebene Hand zur Faust. Das Licht verdunkelte sich schlagartig, der Geruch nach Fäulnis wurde überwältigend. Sie senkte den Blick, dunkle Adern breiteten sich unter ihrer Haut aus. Ein heiseres Stöhnen drang aus ihrem Mund. Flammen erschienen um ihren Hals, ein Kragen aus weißen, stinkenden Kerzen. Ihre Haut verfaulte und entblößte Wangenknochen, Zähne und Schlüsselbeine. Die Haare wurden weiß und strähnig. Schwarze Krallen krümmten sich um das Herz.

„Bei den eisernen..." Attica riss den Revolver hoch, ihre Schulter protestierte.

Das Schreien ihrer Männer ließ sie herumwirbeln. Fäulnis breitete sich auf ihren Körpern aus und schien ihr Fleisch zu fressen. Fahrig griff Strej in sein Gesicht, und seine Haut löste sich unter seinen Fingern. Norren krümmte sich und fiel schwer atmend zu Boden, die Schuppen seines Halses auf den Händen. Die ersten waren tot, noch bevor sie zu Boden gefallen waren.

Attica zögerte nicht. Sie trat auf die Frau zu, schlug ihr die Beine unter dem Körper weg und schlitzte ihr den Körper von der Hüfte bis zum Schlüsselbein auf. Totes Fleisch und Stofffetzen flogen, die Frau fiel zu Boden. Attica kniete sich auf sie und hielt ihr das Schwert an die Kehle. „So, Schätzchen", fauchte sie. „Nimm alles zurück, was du getan hast."

Schwarze Korallen leckten an ihren Wunden. Sie bäumte sich unter ihr auf und zischte Worte in einer fremden Sprache, doch nichts geschah. Sie stutzte sichtlich und versuchte es erneut. Attica spürte die Magie unter ihrer Haut, stemmte sich dagegen und siegte. Krallen kratzten gegen ihre gepanzerte Weste, und sie drückte das Schwert fester in den Hals. Die Hexe fauchte, die Zähne scharf wie die eines Vampirs. Blut sprühte auf Attica, sie dachte an Norren, und verlor die Geduld.

Mit aller Kraft schlug sie der Frau mit der flachen Klinge ins Gesicht. „Nimm es zurück, du verdammtes Hexenmiststück, oder du wirst nie wieder einen Zauber wirken!"

Weiße Haut wuchs über die verfaulten Stellen, doch der tiefrote Striemen in ihrem Gesicht blieb. „Sei froh, dass er tot ist, oder ich würde dich und dein Spielzeug verrotten lassen!", fauchte sie schwer atmend.

„Und wie ich froh bin, dass diese Missgeburt tot ist, denn es war anstrengend genug, ihn kleinzukriegen", erwiderte Attica, ohne das Schwert von ihrer Kehle zu nehmen. „Und jetzt mach alles rückgängig, was du getan hast, oder du kannst dich zu deinem Hundesohn in die Anderwelt gesellen."

Das schmerzerfüllte Keuchen der Männer verstummte. Sie spürte die erwartungsvollen Blicke der Frau auf sich, als wollte sie, dass sie sich umsah, doch sie tat ihr den Gefallen nicht. „Norren?", rief sie und starrte weiter in das glühende Gelb ihrer Augen.

„Aye."

„Lebt ihr?"

Eine Pause. „Acht von uns."

„Dunne?"

„Aye, Captain."

Attica lächelte grausam und drückte das Schwert tiefer in die Kehle der Hexe. „Schön. Dann, Schätzchen, sag mir, warum ich dich nicht an Ort und Stelle umbringen sollte. Ich habe gewisse Schmerzen, und deswegen bin ich nicht der Laune, Gnade walten zu lassen."

Die Frau atmete aus. Erschöpft schloss sie die Augen. „Ich bin Eleuthera Catherine Durensky. Ehefrau von Misha Durensky, Lord von Cinderport, Protektor von Ashenfall."

„Madame Durensky", sagte Attica spöttisch. „Ibo hat von dir erzählt. Dass du es nicht schaffst, eine ach so mächtige Kitsune zu fangen." Anders als ihr ging es Attica auch nicht. Nur, dass Eleutheras Kitsune eine Menge Hexen getötet hatte und ihre einfach nur eine dumme kleine Hure war.

Eleuthera biss die Zähne zusammen. „Ich habe Assassinen ausgesandt, die besten der Welt. Ich habe meine Hexen nach ihr geschickt, die Vertrauten meines Mannes, und sie hat sie alle getötet, als wären sie gewöhnliche Menschen."

„Jetzt sind wir auf ihrer Spur. Und wir waren gerade dabei, sie zu verfolgen, als du uns aufgehalten hast. Du bist schuld daran, dass wir sie so bald nicht finden werden." Attica lächelte zynisch.

Eleuthera riss die Augen auf. „Neshira Canto war hier?", fragte sie entsetzt.
An den Klang von echter Angst in der Stimme der Hexe hätte Attica sich mit Freuden gewöhnen können. „Nein, nur ihre nichtsnutzige kleine Schwester. Und wenn wir sie gefunden haben, werden wir auch mit Leichtigkeit deine Kitsune finden."

„Sie sind es also, die Ibo Lele nach ihr ausgeschickt hat." Sie musterte Attica skeptisch. „Und Sie sind ihr gewachsen."

Attica überlegte, ob sie beleidigt sein sollte und ihr dafür die Kehle durchschneiden sollte, und entschied sich dagegen. „Wenn wir ihrer Schwester das Fell abziehen, sobald sie Anstalten macht, uns anzugreifen, werden wir mit ihr fertig. Und soweit ich mich erinnere, sterben die meisten Kreaturen, wenn man ihnen eine Kugel zwischen die Augen jagt." Attica lockerte den Griff um ihr Schwert nicht, selbst wenn ihre Schulter zu brennen schien.

„Mylady, verzeiht." Norren trat zu ihr und vollführte eine steife Verbeugung. „Wenn ich mich vorstellen dürfte, mein Name ist Norren Skovron. Dies ist meine Schwester Attica, Captain der Feuerwind, Mistress des Arsenals und Captain der..." Fragend blickte er Attica an.

„Weiß Mechanicus, wie dieser Schrottkahn heißt", murmelte Attica. Vor ihr hatte er sich nie so höflich verbeugt, fiel ihr auf, und nahm sich vor, ihm einen Zahn auszuschlagen.

„...eines weiteren Schiffes." Norren blickte Attica an. „Wäre es nicht ihrem Stand entsprechend, die werte Fürstin aufstehen zu lassen?"

Attica sah zu Eleuthera hinab. „Eigentlich gefällt sie mir genau da, wo sie ist."
Eleuthera seufzte. „Ich will nach Cinderport zurück."

„Geh so zurück, wie du hierhergekommen bist. Wir haben Kitsune zu jagen", entgegnete Attica.

„So funktioniert das nicht."

„Welche Schande."

Eleuthera atmete tief durch. „Ich kann beginnen, Sie und Ihre Crew zu bedrohen. Aber weder ich noch Sie wollen das, davon bin ich überzeugt. Ich will nur zurück nach Cinderport." Sie schluckte schwer, und Attica sah die Tränen an ihren Lidern. „Bringen Sie mich dorthin. Bitte."

„So leid es mir tut", sagte Attica spöttisch. „Auftrag des Hexenzirkels unter Eleuthera Catherine."

Eleuthera stieß ein gereiztes Geräusch aus. „Ich bin mir sicher, dass Sie Ihren Auftrag mit vollem Eifer angehen wollen, und ich entschuldige mich für diese Unterbrechung Ihrer Jagd, doch ich bitte Sie erneut freundlichst, mich zurück nach Cinderport zu bringen."

„Denkst du, die Damen Canto warten auf uns? Wir haben sie fast gehabt, und..."

Norrens Tritt gegen ihr Knie unterbrach sie. „Sie ist Misha Durenskys Frau. Wenn du sie nach Cinderport bringst, hast du etwas gut bei ihr", raunte er mit einem Schwall Zigarettenrauch ins Ohr. „Denk nach. Was brauchen wir noch, bevor wir uns dieser Hexenjägerin stellen?"

Attica legte den Kopf schief und wandte sich wieder Eleuthera zu. „Vielleicht bin ich willens, dich nach Cinderport zu bringen. Aber was springt für mich dabei heraus? Und sag nicht, dass du mich dann am Leben lässt, sonst schneide ich dir hier und jetzt die Kehle durch."

Eleuthera sah ihr in die Augen. „Was verlangen Sie?"

Ein Lächeln breitete sich auf ihren Zügen aus. Ihre schiefen Zähne glitten an ihren Lippen vorbei. „Ein Luftschiff. Aus den Werften von Durensky." Auch Hexenjägerinen starben an Kanonen. Und waren sie noch so mächtig.

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Ich kann gar nicht glauben, wie schnell die Zeit voranschreitet - und gleichzeitig so langsam. Ein Drittel dieses Buches habt ihr etwa hinter euch. Nun beginnt der Ernst des Lebens.

Ich bin mit zwei Dritteln dieses Buches fertig und kann es kaum erwarten, euch zu zeigen, wie es weiter geht. Und ich kann kaum erwarten, herauszufinden, wie dieses Buch endet. Aber eins verspreche ich euch: es wird unnormal heftig. Oh ja.

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