Rauchige Schmeicheleien (7)
"Ohoh. Ist das die Garde? Wie ärgerlich.", flötete Feroci und schenkte Emarce ein blutiges Grinsen.
"Friss Dreck.", schnarrte die Fledderin.
Schnell stopfte sie all ihre Habseligkeiten zurück in ihre Tasche. "Wie hast du diese ehlenden Säcke überhaupt gerufen? Schlachtreif, komm her!"
"Ich? Ich bin Soldat. Ich hasse die Garde. Ich habe die bestimmt nicht gerufen, Lady Emarce.", beschwerte sich Feroci sogleich.
Aus irgendeinem vermaledeiten Grund schien es dem Kriegshelden schon viel besser zu gehen. War er nicht gerade noch dem Tode nahe gewesen?
Die Fledderin beschloss nicht genauer darüber nachzudenken. Dafür war noch Zeit, wenn die Garde ihr nicht am Allerwertesten klebte.
"Sicher. Schlachtreif, komm jetzt!", kreischte Emarce.
Schlachtreif interessierte das nicht. Die Stute mampfte fröhlich weiter und machte keine Anstalten sich ihrer neuen Verbündeten zu nähern.
"Wer ist Schlachtreif?", haakte Feroci nach, während er versuchte sich vor Schmerzen ächzend aufzusetzen.
"Mein Ross.", erklärte Emarce kurz angebunden.
"Oh, Ihr habt ein Ross? Schlachtreif ist mit Sicherheit ein paasender Name für ein edles Schlachtross. Immer zu bereit und reif für eine neue Schlacht! Ich hätte damit rechnen sollen, dass eine starke Dämonin mit so viel Schneid ein Ross hat, das zu ihr passt!", musste Feroci dies sogleich schmeichlerisch kommentieren.
"Sie heißt so, weil sie hässlich, maltretiert und mager ist und aussieht, als sei sie nur noch als Fleisch zu gebrauchen.", schnappte Emarce und richtete sich etwas auf.
Die Gardisten waren mittlerweile verdammt nah bei ihnen. Agema hatte sein Schwert gezogen. Sein Gesichtsausdruck machte offensichtlich, wie persönlich er ihr die Sache in der Verhörzelle nahm.
Sie hatte nicht mehr viel Zeit.
Wenn sie das hier überleben wollte, musste sie etwas drastisches Tun. Etwas, dass die ehlende Garde davon abhalten würde, sie hier und jetzt zu töten, oder in Ketten vor den Henker zu schleifen. Sie blickte auf Feroci, aus dessen Mund immer noch Blut blubberte und seine Hauer dunkel färbte. Natürlich! Rasch zog sie einen Verband aus ihrer Tasche, lies sich auf die Knie fallen und legte ihn möglichst stramm um den Bauch des Kriegshelden.
"Du kommst mit.", beschloss Emarce schroff.
"Ich fühle mich geschmeichelt, Lady Emarce! Ist euer wildes Räuberherz mir so schnell verfallen?", säuselte der verdammte Schürzenjäger. Blut lief aus seinen Mundwinkeln.
Nicht sehr attraktiv.
Emarce schnaubte. "Ganz bestimmt nicht!"
"Dann wollt Ihr also immer noch meines stehlen? Auf die eine oder andere Art? Wie aufregend! Nehmt meine Klinge und schlagt die Garde zurück. Im Zelt ist übrigens ein Rauchzauber, nur falls Ihr diese Halunken doch lieber ablenken wollt.", er grinste, wohlwissend, dass sie seine Hilfe annehmen musste. Emarce verspürte langsam das Bedürfnis im seine lächerlich geraden Zähne auszuschlagen, allerdings hätte ihn das am Ende noch erledigt und wenn ihr Plan funktionieren sollte, dann brauchte sie ihn lebend, zumindest vorerst.
Sie griff zur nächst besten Wahlmöglichkeit:
Emarce steckte die Waffe an ihren Gürtel und stürzte in das Zelt.
Es war minimalistisch eingerichtet. Einzig eine Bettrolle und eine kleine Kiste standen darin. Die Fledderin riss die Kiste auf.
Ihre roten Augen streiften den Inhalt nur kurz.
Alles ziemlich wertvoll...
Sie erkannte den Rauchzauber fast sofort. Es war ein kompliziertes Modell in form eines winzigen, handlichen Obelisken, entworfen für den Krieg.
Sie hatte es nur wenige Male auf dem Schwarzmarkt gesehen.
"Wir wissen, dass Ihr da drin seit! Raus kommen! Ihr könnt uns nicht entkommen, Fledderin!", brüllte Agema.
In das Zelt wagte er sich allerdings noch nicht. Vermutlich saß die Erinnerung an sein letztes Aufeinandertreffen mit der Kriminellen noch um einiges zu tief. Vielleicht fürchtete er einen erneuten Angriff mit Hilfe eines phallischen Organs.
"Ich glaube ich gehe lieber mit der reizenden Dame in meinem Zelt, als mit euch feigen Gardisten, schönen Dank auch.", teilte Feroci hochnäsig irgendjemandem mit.
"Aber sicher doch, oh feiner Fürst Agema.", flötete Emarce und packte den Rauchzauber mit einer Hand, während sie die andere nutzte, um Ferocis Wertgegenstände klappernd in ihre Tasche zu schaufeln. Sie würde nicht mit leeren Händen zurückkehren!
Emarce riss die Stoffklappe vor dem Zelt bei Seite.
Agema hob sein Schwert, bereit es auf ihren Kopf niederfahren zu lassen.
Die Fledderin lies sich auf den Boden fallen und schickte einen Stoß ihrer eigenen Magie in den kleinen Obelisken in ihrer Hand.
Schmatzend versank Fürst Agemas Waffe im Moos, gleich neben Emarce' Tasche.
Der Rauchzauber wurde warm.
"Pass doch auf, du nutzloser Spross einer Dirne! Was da drin ist, hat mehr Wert, als drei von dir!", brüllte Emarce und schleuderte den Zauber auf den Gardisten.
Der Fürst zog eine äußerst unansehliche Grimasse, als er das Schwert aus dem Boden riss, um das Wurfgeschoss aus der Bahn zu bringen.
Der Zauber prallte auf die Klinge, gab ein sirrendes Geräusch von sich und explodierte krachend über die glänzende Rüstung des Fürsten. Kurz konnte Emarce sehen, wie sich die, sicherlich perfekt orangenen, Augen des Hauptherren weiteten, dann verschwanden die Landschaft und ihre Widersacher in dickem, schwarzen Rauch.
Jetzt durfte sie keine Zeit verlieren. Emarce stürzte sich in die Richtung, in der, ihres Wissens nach, Feroci lag.
Eine Gestalt, vermutlich ein Feldheiler der Garde, hatte sich über ihn gebeugt. Die Fledderin zögerte nicht und schlug dem Gardisten ihre schwere Tasche über den Kopf. Mit einem Stöhnen brach er auf Feroci zusammen.
Unter der Rüstung des Gardisten erklang ein schmerzerfülltes Winseln. "Bei den Titen der Königin.", fluchte Emarce und wuchtete den bewustlosen Körper des Gardisten von ihrem verwundeten Kriegshelden.
"Schlachtreif!", brüllte Emarce während sie ihre Tasche wieder schulterte. Sie packte Feroci unter den Armen.
"Das könnte jetzt wehtun, aber ich bin mir sicher du kannst die Klappe halten.", zischte die Fledderin in Ferocis seidiges, helles Haar und begann ihn in die Richtung zu schleifen, in der sie Schlachtreif zuletzt gesehen hatte.
"Flügel! Passt auf die Flügel auf, Lady Emarce.", stöhnte der Beschwörerdämon gequält.
Ein frustriertes Knurren entwich Emarce.
Natürlich, Beschwörer hatten Flügel, die jetzt vermutlich schmerzlich unter Ferocis Körper eingeklemmt waren.
Sie schob ihre Arme unter den Soldaten und dankte leise den Ahnen in Ugdapaz, dass er seine schwere Rüstung nicht trug. Dann wuchtete sie ihn nach oben und warf ihn sich über die Schulter, wie einen Sack Mehl. Die ledrigen Flügel klatschten ihr gegen den Hinterkopf.
Ferocis Blut sickerte aus seinem Mund und besudelte Emarce Pelz.
Na wunderbar. Wenigstens waren Beschwörerdämonen leicht.
Schlachtreif graste noch genau da, wo die Fledderin sie zuletzt gesehen hatte.
Ohne ein Wort zu sagen, um die heillos verwirrten Gardisten nicht auf sich aufmerksam zu machen, warf sie Feroci auf den Rücken der Stute. Er gab ein komisches Geräusch von sich, das nicht gerade darauf hingewies, dass er es genoss.
Emarce zog ein Seil aus ihrer Tasche und band ihren Kriegshelden damit an den Flügeln des Rosses ferst, dann kletterte sie hinterher.
Schlachtreif interessierte das nicht.
Die Fledderin beugte sich über den Kriegshelden, der daraufhin unanständig kicherte, und hielt dem Ross ein weiteres Stück Fleisch vor die Nase.
"Bring mich zurück, und das gehört dir.", zischte sie in das Ohr des Tieres.
Schlachtreif wieherte enthusiastisch und galoppierte los.
"Beim Unterrock der Königin.", fluchte Emarce, die sich panisch an Schlachtreifs verfilzter Mähne festhalten musste, um nicht abgeworfen zu werden.
"Au.", nuschelte Feroci in die magere Flanke des Rosses.
"Stehen bleiben!", befahl ein Gardist, irgewo in der undurchdringlichen Rauchwolke.
Emarce lachte.
"Leckt mich ihr Bastarde!", brüllte sie zurück, als Schlachtreif die Böschung hinab zurück in den Graben sprang.
"Aua.", machte Feroci erneut, als er gegen die hervorstehenden Knochen der Stute gepresst wurde.
"Ich werde Euch hinter Gitter und zum Henker bringen, oh vermaledeite Fledderin! Ich sag es dir...", die restlichen von Agemas Worten hörte Emarce nicht mehr. Sie waren schon zu weit entfernt.
Die Fledderin beugte sich zu Ritter Feroci herunter.
"Wenn du unterwegs draufgehst, folge ich dir nach Ugdapaz, nur um dich zu verdreschen, verstanden? Ich brauche dich noch. Du bist mein Zeuge!", fauchte sie.
Ein gequältes Lachen erklang von Ferocis, in Schlachtreifs Flanke gepresstem, Gesicht.
"Aber sicher doch, oh wunderschöne Lady Emarce."
"Halt die Klappe. Du kannst mich gar nicht sehen.", gab die Fledderin zurück und unterdrückte das Grinsen, das sich in ihr Gesicht schleichen wollte.
Es war lange her, dass jemand sie schön genannt hatte.
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