Kapitel 34

Michael

Meine Augen weiteten sich im Schock. Ich kannte diesen Geruch. Ich drehte mich auf dem Absatz um und rannte zur Treppe. Ich hechtete die Treppe hoch und stolperte dabei zwei Mal. Ich musste die zweite Treppe ebenfalls noch hochsteigen. Plötzlich stellte sich ein Camper aus dem gegnerischen Team in den Weg und griff mich an. Ich konnte mein Schwert im letzten Moment noch heben, aber der kräftige Aufprall schleuderte mein Schwert in hohem Bogen durch das Schiffdeck. Ich schrie: "Ich muss aufs Deck!" Der Camper grinste mich nur schief an und blockierte mir weiter den Weg. "Da hat wohl Jemand die Hosen voll. Du bleibst hier unten, bis alles vorbei ist." "Da unten ist eine Bombe. Alle müssen vom Schiff runter!", sagte ich im ruhigen Ton. "Klar. Und ich bin ein Kind von einem der grossen Drei.", sagte er verächtlich. "Das ist möglich, vorausgesetzt einer von ihnen hat den Schwur, den sie geleistet hatten, gebrochen und falls du falsch anerkannt wurdest." "Willst du mich verarschen?", fragte er verwirrt. Ich versuchte an ihm vorbeizuspringen, um zur Treppe zu gelangen. Aber er reagierte schnell und packte mich im Sprung am Hals und drückte zu. Ich begann zu röcheln und versuchte zu atmen. Ich schlug auf seinen Arm ein, aber es zeigte keine Wirkung. "Hey!", rief Malcolm. "Leg ihm einfach die Handschellen an und lass ihn dann in Ruhe!" "Klappe Buchwurm! Du bist aus dem Spiel ausgeschieden und hast nichts mehr zu sagen. Ich will den Jungen für den Ernstfall vorbereiten." "Du erwürgst ihn. Lass ihn los." Meine Arme waren mittlerweile schlaff geworden. Der Camper hob mich hoch und warf mich gegen einen Holzbalken. Ich konnte endlich wieder atmen, aber es kam kaum genung Luft in die Lunge. Mein Kopf dröhnte vom Aufprall. Ich versuchte Malcolm vor der Bombe zu warnen, aber ich hatte meine Stimme verloren. Der Camper kam auf mich zu und trat mir in den Bauch. Ich krümmte mich vor Schmerzen und versuchte zu schreien, aber nicht einmal dies gelang mir. "Alex, du und ich werden uns danach über dies hier mit Chiron unterhalten.", sagte Malcolm. "Na und? Mir doch egal, ob er mir den Nachtisch streicht oder sonst irgendeine Aufgabe gibt.", erwiderte der Camper. Ich sah mich auf dem Deck um. Unsere Truppe war überwältigt worden. Ich sah Laura, wie sie von Clarisse mit ihrem elektrischen Speer gequält wurde. Im vergleich zu meinen jämmerlichen Versuchen zu schreien, waren ihre Schreie ohrenbetäubend. Richard sah ich in einer Ecke mit blutiger Stirn. Jemand hatte ihn wohl mit einem harten Objekt ko geschlagen. Mir wurden Handschellen angelegt und ich sah, wie die Camper des gegnerischen Teams wieder nach oben gingen. Sie wollten wohl Punkte sammeln, in dem sie unser Team besiegen, anstatt die Schiffsfuntionen zu sabotieren. Ich war immer noch der einzige der von der Bombe wusste. Ich kroch zu Malcolm, aber ich war zu erschöpft. Ich konnte nicht. Malcolm sah zu mir. "Was ist?", wollte er wissen. Ich zeigte zur Treppe, die nach unten führte und versuchte mit meinen Händen eine Explosion darzustellen. "Was meinst du damit? Die Fallen unten, die die Hermeskinder aufgestellt haben? Was soll mit denen sein? Das gegnerische Team ist sowieso nicht nach unten gegangen. Und wir wurden besiegt, wir können nichts mehr tun." Ich schüttelte den Kopf und wiederholte meine Geste. "Ich weiss nicht, was du..." KAWUMM



Ich schrie und fuhr nach oben. Und zwar mit so viel Schwung, dass ich nach hinten kippte und vom Adler fiel. Hazel packte mich gerade noch rechtzeitig, bevor ich ausser Reichweite war und zog mich mit Reynas Hilfe auf den Adler zurück. "Hattest du einen Albtraum?", fragte Reyna, wobei es eher nach einer Feststellung als nach einer Frage klang. Ich keuchte. "Ja,... ich war wieder auf der Galeree,... aber diesmal... ist es mir nicht gelungen die anderen vor der Bombe zu warnen und alle sind..." Ich sprach nicht weiter. Hazel umarmte mich, was mich überraschte. Ich hatte gar nicht bemerkt, dass ich weinte, bis Hazels Schulter nass wurde. "Ich hatte so viel Glück, dass ich in der Lage war die Bombe zu finden und alle zu warnen. Wenn ich nur einmal ausgerutscht wäre oder wenn sich ein gegnerisches Teammitglied mir in den Weg gestellt hätte, dann wäre alles anders geworden. Und wahrscheinlich zum schlimmeren. Es hätten alle umkommen können." Hazel klopfte mir auf die Schulter. "Es ist aber Niemand umgekommen. Alles ist gut. Sogar du hast überlebt." "Aber ich sollte tot sein.", sagte ich. "Ich bin gestorben und sollte nicht mehr am Leben sein. Ich habe meine Schwester beinahe in den Selbstmord getrieben. Ich habe nicht einmal versucht mich in sicherheit zu bringen. Ich hätte es wenigstens versuchen sollen. Ihretwegen. Unsere Leben werden gerade durch eine Zwickmühle gedreht und ich verstehe langsam, wieso Laura damit nichts zu tun haben will. Es gibt einfach zu viele unbeantwortete Fragen und das treibt mich in den Wahnsinn. Und die Tatsache, dass ich gestorben bin, macht das ganze auch nicht besser."

"Hey, ich bin auch schon einmal gestorben.", sagte Hazel und ich hob überrascht den Kopf. "Du auch?" "Ich habe mich vor etwa siebzig Jahren geopfert, um ein Monster daran zu hindern, aufzuerstehen." "Vor siebzig Jahren?", fragte ich. "Dann muss die heutige Technik ziemlich verwirrend wirken." "Das tut sie. Ich bin noch nicht ganze zwei Jahre wieder am Leben und ich hatte bisher kaum eine Chance, mich an die neue Technik zu gewöhnen." Ich nickte. "Ist auch nicht anders zu erwarten. Wie bist du wiederbelebt worden?" "Die Tore des Todes waren offen und unbewacht und mein Halbbruder Nico hat mich zu den lebenden zurückgeholt." "Nico Di Angelo? Er hat mich ins Camp gebracht." "Hat er das? Wie findest du ihn?" "Eigentlich finde ich, dass wir uns ziemlich ähnlich sind. Wir sind beide lieber alleine und arbeiten auch lieber alleine. Wir beide haben unsere Schwierigkeiten mit anderen Menschen. Wenn man vorsichtig und geduldig mit ihm umgeht, dann wird man jedenfalls die gleiche Reaktion von ihm erhalten und dann kann das der Anfang einer guten Freundschaft werden."

"Ich finde es toll, dass du ihn so siehst.", sagte sie. "Viele Leute können ihn nicht ausstehen." "Nicht jede Person kann sich mit jeder Person anfreunden.", sagte ich. "Manche ziehen dabei einfach die Arschkarte und kaum Jemand mag sie." "Wahr gesprochen.", bestätigte sie. Ich hatte mich wieder beruhigt und musste gähnen. "Wie lange habe ich geschlafen?" "Ungefähr 12 Stunden.", atwortete Reyna, die vor uns sass und den Adler lenkte. "Also sind wir bald da?" "Exakt." Wir waren den ganzen Tag und beinahe die ganze Nacht geflogen. Während der Nacht habe ich mich dann schlafen gelegt.

Es war bereits wieder hell geworden und ich musste dringend die Beine vertreten. Ich freute mich darauf, wieder festen Boden unter den Füssen zu haben. "Wie werden wir die anderen finden?", fragte ich. "Werden wir einfach umherfliegen, bis wir sie finden?" "Nein.", sagte Reyna, die mir den Rücken zukehrte, um den Adler zu lenken. "Unser Adler kann Halbgötter riechen. Er wird sie sehr schnell gefunden haben." "Können wir den Adler dafür brauchen, die anderen Halbgötter zu finden?", fragte ich weiter. "Das hat Frank bereits versucht, aber es hat nicht funktioniert.", erklärte sie.

"Hoffen wir Mal, dass wir sie schnell finden, damit wir diese Mission zu Ende bringen.", sagte ich. "Ja, das hoffe ich auch.", sagte Hazel und senkte den Kopf. So wie ich das verstanden hatte, war Frank ihr Freund, weshalb sie unbedingt bei der Mission hatte dabei sein wollen. Das konnte ich gut verstehen. Ich würde alles tun, um Laura oder Richard aus einer Gefahrensituation rauszuholen. Das ist nur logisch. Sie sind Familie, die man nicht im Stich lässt.


18.12.18

Falls ihr euch über die Antwort wundert, die Michael im Traum gegeben hat, als der gegnerische Camper spöttisch sagte, dass er ein Kind der grossen Drei sei. Das ist so eine typische Antwort, die ein Autist geben würde. Wenn Jemand eine sarkastische Frage oder Bemerkung macht, dann geben Autisten häufig eine Antwort, in dem sie erklären wieso die Frage/Bemerkung den Tatsachen entsprechen könnte oder eben nicht. Als der Camper sagte: "Und ich bin ein Kind der grossen Drei.", antwortete Michael damit, dass es möglich wäre, wenn einer der grossen Drei den Eid erneut gebrochen habe und wenn der Camper falsch anerkannt wurde.

Ein anderes Beisspiel: "Bist du taub?" "Nein, ich bin nicht taub, weil meine Gehörknöchelchen, mein Trommelfell und der Bereich meines Gehirnes, der für das Hören zuständig ist, einwandfrei Funktionieren." Ich selbst würde jetzt vielleicht nicht so antworten, da nicht alle Autisten gleich sind, aber einige würde sicherlich so reagieren. Viele Autisten können häufig nicht unterscheiden, ob diese Bemerkung/Frage, jetzt ernst gemeint war oder nicht und beantworten sie deshalb auch mit vollem Ernst, weshalb es dann häufig zu Missverständnissen führen kann.

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