Kapitel 27
Michael
Nachdem Zenturio Ferrows und ich uns von Laura, Richard und Percy verabschiedet hatten, flogen wir los. Ferrows hielt sich am Hals des Adlers fest, während ich hinter ihr sass und mich ebenfalls am Adler festhielt. Wir flogen seit über 10 Stunden es war bereits dunkel geworden. Allerdings hatten wir gute Sicht, da es kaum Wolken hatte und die Metropolen unter uns für Licht sorgten. Zu diesem Zeitpunkt, in einigen hundert Metern höhe, fiel mir ein, dass Percy gesagt hatte, dass fliegen für ihn tabu war, da er der Sohn des Poseidon war. War ich als Sohn des Okeanos auch betroffen? Ich hoffte wirklich nicht. Sonst würden wir nicht besonders weit kommen.
"Dürfen Kinder des Okeanos überhaupt in der Luft sein, Zenturio?", fragte ich Ferrows. "Erstens, nenn mich Jessica und nicht Zenturio und zweitens... ich habe gar nicht darüber nachgedacht. So viel ich weiss, hatte Okeanos noch nie Kinder mit sterblichen. Er hat vor zwei Jahren gegen und vor einem Jahr für die Götter gekämpft und sich für den krieg vor zwei Jahren bei den Göttern entschuldigt und hat sie entschädigt. Ich glaube und hoffe, dass das bedeutet, dass du fliegen kannst. Und du fliegst ja auch auf einem Adler der Legion und befindest dich gerade auf einem Einsatz für die Götter. Also eher für das Camp, aber das bedeutet, dass du indirekt für die Götter auf einem Einsatz bist."
"Also stehen meine Chancen so ungefähr fifti-fifti oder ein bisschen besser.", stellte ich fest. "Könnte also schlimmer sein." "Sie scheinen eure Existenz jedenfalls zu tolerieren, sonst wärt ihr schon lange tot." "Wieso sollte man Jemanden umbringen, der auf der gleichen Seite ist?", fragte ich. "Ist das dein Ernst?", fragte sie zurück. "Denk ein Mal genau darüber nach. Götter und Menschen sind sich ziemlich ähnlich und Menschen bringen Menschen um, die auf der selben Seite sind, nur um einen Vorteil zu erlangen oder weil sie gerade Lust haben. Kennst du die Verschwörungstheorie, dass Winston Churchill im Zweiten Weltkrieg den polnischen General Sikorski ermorden liess, um Stalin davon abzuhalten, einen Frieden mit Deutschland zu schliessen."
"Ich habe ein wenig davon gehört. Denkst du das es war ist?", fragte "Ich bezweifle es. Es macht meiner Meinung nach kaum Sinn, da Churchill in Sikorski einen wertvollen und zuverlässigen Verbündeten sah und ihn wohl kaum verlieren wollte. Ausserdem hatte er für den Kommunismus nichts übrig, wieso hätte er also auf Stalin hören sollen, wenn sich mit den USA bereits ein zuverlässiger verbündeter auf der Seite der Briten befand?"
"Wir sind jetzt ziemlich vom Thema abgekommen, aber was ich damit sagen wollte ist, dass du immer vorsichtig bleiben solltest. Du kannst nie wissen, ob du in Sicherheit bist oder nicht." Sie drehte sich um und sah mir in die Augen. "Und im Leben eines Halbgottes oder in deinem Fall, eines Halbtitanen, ist es wahrscheinlich immer das Letztere."
"Ich werde es mir merken.", sagte ich und grinste. Es war schliesslich ziemlich offensichtlich, dass man als Halbblut immer vorsichtig sein sollte. Jessica sah mich missbilligend an und sagte: "Grinse nicht. Das Leben eines Halbblutes ist kein Scherz. Ich glaube, dass auf mindestens jedem zweiten oder dritten Einsatz ein oder gleich mehrere Halbgötter sterben. Ich bin schon so gut wie mein ganzes Leben in Camp Jupiter und ich kann dir sechs Einsätze, der letzten 14 Jahre nennen, in denen Niemand zurückgekommen ist. Bei einem Dutzend oder sogar noch mehr anderen Einsätzen ist nur eine Person zurückgekommen. So wie ich das verstanden habe ist die Verlustrate bei Camp Half-Blood ähnlich. Das Leben eines normalen Menschen ist schon schwierig, aber als Halbgott kann man im Leben eigentlich nur verlieren."
"Ich habe nicht gegrinst, weil ich irgendetwas nicht ernst genommen habe. Es ist mir ziemlich gut bewusst, dass das Leben eines Halbbluts gefährlich ist. Ich bin zweimal beinahe gestorben und einmal bin ich sogar gestorben. Ich weiss, dass dies hier kein Scherz ist. Ich hielt deine Warnung, vorsichtig zu sein, nur für etwas überflüssig, da man dass an jeder Ecke im Camp bereits zu hören bekommt."
Ihr Gesichtsausdruck wurde wieder etwas weicher und sie nickte. Ich weiss nicht ob sie noch etwas sagen wollte, da in diesem Moment ein lautes Kreischen ertönte und etwas haarscharf am Adler vorbeischoss. Vor Schreck wäre ich beinahe auf der anderen Seite des Adlers runtergerutscht, wenn Jessica mich nicht rechtzeitig gepackt und wieder hochgezogen hätte.
"Was war das denn eben?", fragte ich, während ich nach dem fliegenden Objekt Auschau hielt. Es tauchte direkt vor dem Adler wieder auf und diesmal konnte ich sehen, was es war. Es hatte die grösse eines Hundes mit einem Adlerkopf und mit Adlerflügeln, die eine Spannweite von 3 Metern hatten. Der Körper war der eines Panthers. Es flog direkt auf uns zu und der Adler musste abtauchen, um einen zusammenstoss zu vermeiden.
"Das war ein Greif.", sagte Jessica. "Das ist nicht gut. Das sind schreckliche Dinger. Ziemlich blutrünstig und grausam. Und sie sind nur selten allein." Kaum hatte sie das gesagt tauchten um uns herum noch vier weitere Greife auf, also waren sie zu fünft.
Wir zogen beide unsere Schwerter, wobei mir meines beinahe aus der Hand fiel und in die Tiefe stürzte. Ich bezweifelte allerdings, dass wir mit den Schwertern viel anrichten konnten, wenn die Greife auf Distanz blieben, um dann ganz schnell anzugreifen. Wir könnten dringend eine Fernkampfwaffe brauchen.
"Wieso greifen sie uns an?", fragte Jessica. "Mir ist nicht bekannt, dass sie jemals einen Adler der Legion angegriffen haben."
"Dann hoffen wir Mal darauf, dass sie abdrehen. Vielleicht wollen sie uns ein bisschen betrachten. So wie Haie auch immer Menschen umkreisen um sie betrachten zu können." "Danke für die Aufmunterung, aber du hast vergessen zu erwähnen, dass Haie zubeissen, um zu testen, wie Menschen schmecken. Das tun sie übrigens, um herauszufinden, ob das Halbgötter sind. Sie essen Halbgötter nähmlich."
"Du zerstörst hier gerade meine Kindheitsträume, in denen ich Haie von den bösen Menschen rette." "Dann wird es also Zeit für dich erwachsen zu werden und die Kindheitsträume hinter dir zu lassen." "Ich werde meine Kindheitsträume nicht einfach so hinter mir lassen. Eher werde ich von diesem Adler runterspringen."
Wenn Greife nicht kreischen würden, bevor sie angreifen, wäre ich jetzt tot. Es ist verdammt auffällig und es ruiniert den Überraschungsmoment. Ich drehte mich schnell um und sah, dass einer der Greifen von hinten auf uns zuschoss. Ich hob mein Schwert und der Greif drehte ab. Ich sah eine Bewegung im Augenwinkel und sah einen weiteren Greifen auf mich zurasen. Als er über mich drüber flog, schlug er mit seinen mit Krallen bewehrten Pfoten nach mir und ich duckte mich.
Ich war aber nicht schnell genug und der Greif erwischte mich an der linken Schulter. Ich schrie vor Schmerz auf und kippte nach Vorne. Jessica drehte sich zur Seite und schlug mit ihrem Schwert aus kaiserlichem Gold nach dem Greifen, aber dieser war zu schnell und bereits ausser Reichweite.
"Was sollen wir tun?", fragte ich sie, während ich mit der Schwerthand die Wunde an der Schulter bedeckte. "Ich weiss nicht. Ich habe noch nie gegen Greifen gekämpft.", sagte sie. Wieder ertönte ein Kreischen. Diesmal von beiden Seiten. "Sie kommen von links und rechts.", schrie ich. "Ich weiss. Festhalten!", antwortete sie. "Wieso soll ich mich festha..."
"Runter!", schrie sie und der Adler ging in einen Sturzflug. So prompt, dass ich mich für einen kurzen Moment schwerelos fühlte und beinahe vom Rücken des Adlers flog. Ich konnte mich im letzten Augenblick an den Rückenfedern des Adlers festhalten. Allerdings konnte ich mich nur mit einer Hand festhalten, der Rest des Körpers schwebte in der Luft und ich fluchte wie verrückt.
Das Ausweichmanöver hatte sich jedenfalls gelohnt, da die beiden Greife zusammenstiessen und wie ein Felsbrocken in die Tiefe stürzten. Ich wahr mir jedoch sicher, dass sie sich wieder voneinander würden lösen können und wieder beginnen würden uns anzugreifen. Ausserdem wurden wir immer noch von drei weiteren Greifen verfolgt.
Der Adler kam aus dem Sturzflug heraus und ich plumpste wieder auf seinen Rücken. Ich habe keine Ahnung, wieso mein Schwert immer noch in meiner Hand ist. Eine Handschleife wäre jedenfalls sehr nützlich. Dann müsste ich mich nicht die ganze Zeit darauf konzentrieren, mein Schwert zu halten. Andererseits würde es dann in der Gegend herumbaumeln und könnte Jessica, den Adler oder mich verletzen.
Ein Greif tauchte direkt vor uns auf und überraschte mich, da er nicht kreischte. Jessica erschrak ebenfalls ziemlich an ihm und zuckte zurück. Sie fing sich aber beinahe sofort wieder und riss ihr Schwert hoch. Das kaiserliche Gold schlitzte den Bauch des Greifen auf und der zerplatzte zu goldenem Staub, der sich auf uns drauffiel. Ziemlich viel von diesem Zeug fiel in mein Maul.
Ich spuckte und würgte zur Seite, um den Adler nicht vollzukotzen und brachte hervor: "Das Zeug ist in meinem Maul." Jessica drehte sich zu mir um und sah mich belustigt an. Dann fiel ihr Blick hinter mich und sie schrie: "Achtung!"
Ich fuhr, immer noch ein bisschen würgend, herum und hob mein Schwert, wobei ich den Adler ausversehen um ein paar Federn an seiner Seite erleichterte. Das Fleisch hatte ich glücklicherweise nicht getroffen. Der Greif, der auf uns zutauchte, hob seine Vorderpfoten, um mich mit seinen Klauen zu bearbeiten.
Jetzt machte ich etwas völlig verrücktes. Ich stand auf und sprang in die Luft, wobei ich mein Schwert nach dem Greifen schwang. Es traf ihn genau beim Ansatz seines rechten Flügels, der sauber abgetrennt wurde. Der Greif stürzte im Spiralsturzflug Richtung Boden, während er wie eine StuKa kreischte.
Ich setzte mich wieder hin und stiess einen Freudenschrei aus. Ich hatte mein erstes Monster umgebracht und eine Bedrohung eliminiert. Als ich dem Greif zusah, wie er abstürzte, schossen neben ihm zwei dunkle Schatten aus den Wolken hervorund schraubten sich mit ungeheurer Geschwindigkeit zu uns hoch.
Die beiden anderen Greifen hatten sich voneinander gelöst und waren bereit zum Kampf. Alle drei Greifen kreisten um uns herum und schienen auf einen günstigen Moment zu warten, um anzugreifen. Vielleicht würden sie jetzt abdrehen, da wir zwei ihrer Kameraden getötet haben, aber sie schienen immer noch so zielstrebig zu sein wie vorher.
Einer der Greifen stiess ein Kreischen aus und setzte zum Angriff an. Kurz bevor er in die Reichweite unserer Schwerter kam, drehte er wieder ab und flog davon. Wieso hatte er überhaupt angegriffen, wenn er dann so abdrehte, als ob er es mit dem Angriff gar nicht ernst meinte.
Ich bekam die Lösung, als ich von hinten von einem Flgzeug getroffen wurde und vom Adler fiel. Jedenfalls war der Aufprall so stark, dass ich das Gefühl hatte, dass es ein Flugzeug gewesen war. Aber es ist sehr wahrscheinlich ein Greif gewesen. Sonst wäre ich schon zum zweiten Mal in dieser Woche gestorben. Ich segelte durch die Luft und fuchtelte wie wild mit meinen Armen herum.
Meine rechte Hand bekam etwas zu fassen und ich schloss sie sofort. Dabei fiel mir auf, dass meine rechte Hand leer war, was bedeutete, dass ich mein Schwert verloren hatte. Ich sah hoch, um zu sehen an was ich mich festhielt und lies vor Schreck beinahe wieder los. Ich hielt mich an der linken Hinterpfote von einem der Greifen fest.
Ich begann laut zu fluchen und packte die Pfote mit meiner zweiten Hand, damit ich nicht herunterfallen würde. Ich konnte links von mir den Adler mit Jessica drauf sehen, die mich entgeistert anstarrte. Wieso sah sie mich so an? Ich konnte doch nichts dafür, dass ich runtergefallen war.
Der Greif kreischt und schüttelte sein Bein, um mich loszuwerden. Ich rustchte mit einer Hand ab und verlor beinahe den Halt mit der anderen. Ich versuchte verzweifelt meine Hand wieder zur Pfote zu bringen, damit ich wieder einen guten Griff hatte. Ich verfehlte die Pfote, erwischte aber dafür den Schwanz des Greifen. Seinen richtigen Schwanz, nicht das andere... egal, das ist nicht wichtig.
Jessica bemerkte, dass meine Lage kritisch war und versuchte zu mir zu gelangen, in dem sie den Adler geschickt lenkte, aber die beiden anderen Greife versperrten ihr den Weg zu mir. Sie ging in den Sturzflug und alle drei Greifen folgten ihr. Dies hatte zur Folge, dass ich wieder schwerelos wurde und dass ich nun höher als der Greif war.
Ich packte seinen Rücken und begann zu seinem Nacken zu klettern, was nicht einfach ist, wenn beide Beine über einem in der Luft baumeln. Jessica stoppte den Sinkflug und ging in die Offensive, um die anderen Greife zu töten. Aber diese koordinierten ihre Angriffe und einer von ihnen erwischte Jessica an der Backe. Ich sass auf dem Rücken des Greifen, der sich vom Adler aus gesehen auf 8 Uhr näherte, während ein anderer Greif von 10 Uhr angreifen wollte.
Ich bezweifelte, dass Jessica in der Lage wäre, beide Angriffe abzuwehren und hatte ein Idee. Eine spontane Idee, die so schnell kam und so schnell von mir umgesetzt wurde, dass ich gar keine Zeit hatte, über mögliche Konsequenzen nachzudenken. Ich packte den linken Flügel des Greifen und drückte ihn nach unten, was ihn in eine Linkskurve zwang. Er flog so genau auf den anderen Greifen zu und schoss sehr knapp über ihn hinweg. Zu knapp, um genau zu sein, denn die Klauen meines Greifen zerfetzten den Anderen in unzählige Staubfetzten. Weil der Greif allerdings in eine plötzliche Rechtskurve ging, da ich den linken Flügel losgelassen hatte, fiel ich erneut herunter und hielt mich diesmal an der rechten Vorderpfote fest. Der Greif schnappte nach mir und sein Kumpan flog auf mich zu, um mir den Todesstoss zu versetzen. Ich sah hilflos zu, wie er auf mich zuschoss, beschloss aber, ihn anzusehen, da ich nicht mit geschlossenen Augen sterben wollte.
Als er mich gerade mit seinem Schnabel aus der Luft fischen wollte, wurde er von einem Pfeil durchbohrt und zerfiel zu Staub. Ich sah erstaunt zu Jessica, die einen Bogen in der Hand hielt. Der Adler flog auf uns zu und flog schliesslich direkt unter dem Greifen und mir. Jessica nahm ihr Schwert und bohrte es dem Greifen in den Bauch, weshalb ich auf den Rücken des Adlers stürzte.
"Du scheinst ja wirklich verzweifelt darüber zu sein, dass Haie Halbgötter fressen.", sagte Jessica mit einem Grinsen. "Du willst lieber sterben als so etwas zu akzeptieren, sonst hättest du niemals etwas so dummes getan, wie auf einen Greifen zu klettern." "Ich bin vom Adler gefallen.", erwiderte ich. "Es war ein Unfall. Ausserdem ist jetzt mein Schwert weg." "Wir besorgen dir ein neues in Camp Jupiter."
Sie lächelte mich aufmunternd an und boxte mir in die Schulter. "Das hast du sehr gut gemacht. Du bist ein wahrer Überlebenskünstler und ein Improvisationstalent." "Danke", sagte ich atemlos. Jetzt, wo die Gefahr vorüber war, fühlte ich mich plötzlich ziemlich erschöpft. "Wir haben die halbe Strecke hinter uns.", sagte Jessica und drehte sich wieder nach vorne. "Wir werden in den frühen Morgenstunden in Camp Jupiter eintreffen."
28.10.18
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