Kapitel 10 Suicide Squad

Michael

Wir waren nun beinahe eine Woche im Camp. Es war Donnerstag Nachmittag und wir hatten gerade eine Unterrichtsstunde bei Chiron. Er erklärte gerade den Nebel und wie er Sterbliche beeinflussen konnte. Uäh, Sterbliche. Ich habe hier die gleiche Meinung wie Richard. Es ist nicht ein besonders schönes Wort. Als würden wir uns über sie stellen.

Zurück zum Nebel. Er kann zu verschiedenen Ergebnissen führen, wenn er Leute beeinflusst. Einige Leute vergessen alles, einige können sich an Details erinnern und andere sehen etwas, aber was sie sehen, wird manipuliert und verdreht. Wenn Jemand zum Beispiel einen Zyklop sieht, dann könnte er nichts gesehen haben, vielleicht hat er das Gefühl, etwas gesehen zu haben oder er hat einen Bigfoot gesehen. Deshalb werden immer wieder seltsame Kreaturen gesichtet. Bigfoot, Werwölfe, Skinwalker und was auch immer alles. In Wirklichkeit sind das eigentlich irgendwelche Kreaturen aus der griechischen Mythologie, die vom Nebel lediglich getarnt werden. Wie der Nebel wirkt, kommt darauf an, wie sehr eine Person an solche Dinge glaubt. Es ist jedenfalls ein Faktor. Es gibt anscheinend noch viele andere Faktoren.

"Der Nebel kann auch Halbgötter beeinflussen.", sagte Chiron gerade. "Besonders wenn sie unaufmerksam sind. Wenn sie aufmerksam sind, dann ist es nicht einmal ansatzweise so einfach. Mit Training können auch Halbgötter lernen, den Nebel zu beeinflussen. Allerdings ist dies nicht einfach und erfordert eine Menge konzentration."

Auf einmal begann die Luft neben ihm zu leuchten und er sagte rasch: "Alle die Augen schliessen!" Wir alle gehorchten und das Leuchten wurde intensiver. Kurz darauf verschwand es wieder und er sagte: "Ihr könnt die Augen wieder öffnen." Als wir sie wieder öffneten, stand neben Chiron eine Frau, die ein griechisches Gewand trug. Alle knieten nieder. Es war eine olympische Göttin. Ich erkannte ihr Gesicht vom letzten Jahr. Sie war im Thronsaal gewesen. Welche war es noch einmal? Manchmal hasse ich Autismus wirklich. Ich habe ein echt beschissenes Personengedächtnis. Nicht, dass ich Autismus nicht würde haben wollen. Es gefällt mir so, wie es ist, aber für mich ist das einer der Nachteile, die damit kommen. Dann fiel es mir wieder ein. Es war Athene.

"Lady Athene. Womit haben wir die Ehre?", fragte Chiron. Sie drehte sich zu ihm und sagte: "Ich bin hier, um im Auftrag des Olymps einen Einsatz zu beantragen." Chiron spannte sich an und die meisten Camper reagierten ähnlich. "Um was für einen Einsatz geht es?", fragte Chiron weiter und Athene antwortete: "Es ist ein kleiner Einsatz. Wir wollen wissen, ob es Monsteraktivität im Süden gibt, wie Phoibe es behauptet hat und wollen ein Team senden, um das herauszufinden. Sie sollen nach Monstern suchen und sie beobachten." Chiron nickte. "Ich verstehe. Da der Auftrag für den Einsatz vom Olymp selbst kommt, nehme ich an, dass es spezielle Anforderungen gibt." "Richtig, Chiron. Es geht um die Mitglieder. Eines davon muss nähmlich Michael Deckers sein."

"W-, w-, was?", stiess ich hervor und schlug die Hand vor den Mund. Im Nachhinein kann ich nicht beschreiben, was alles für Emotionen durch meinen Kopf gingen. Schock, Panik, Unglauben und noch vieles mehr. Ihre Worte hatten einen Hurricane Kategorie 5 in meinem Kopf ausgelöst, der ihn praktisch abschaltete. Neben mir fuhr Richard so schnell hoch, dass sein Stuhl nach hinten umkippte und mich aus den Gedanken schreckte. "Woah, woah, woah.", sagte er. "Er wird definitiv nicht an einem Einsatz teilnehmen."

Athene sah zu ihm und sagte: "Richard Contez. Diese Entscheidung wurde vom olympischen Rat getroffen und liegt ausserhalb deiner Kontrolle." "Er war letztes Jahr in einem Einsatz, bei dem er beinahe draufgegangen ist und kurz vorher ist er sogar draufgegangen. Und jetzt erwartet ihr, dass er auf einen weiteren Einsatz geht, bei dem er wieder draufgehen könnte? Haltet ihr das wirklich für eine gute Idee?", erwiderte Richard. Mittlerweile sahen ihn alle mit grossen Augen an. Er legte sich da gerade mit einer Göttin an und ihm war es egal. Athene seufzte und sagte: "Um ehrlich zu sein, ich halte es für keine gute Idee. Leider wurde ich vom Rest des Rates überstummen."

Richard atmete frustriert aus. "Falls er gehen muss, dann werde ich ihn begleiten.", sagte er schliesslich und Erleichterung breitete sich in mir aus. Mit Richard würde es schon gut gehen. "Du darfst an diesem Einsatz nicht teilnehmen. Das war ebenfalls beschlossen worden." Als sie das sagte, wusste ich nicht, ob ich lachen oder weinen sollte. War das deren Ernst? Sie... sie, ich wusste nicht, was ich sagen wollte/sollte/konnte, es war zu verwirrend.

Bevor Richard wieder etwas erwidern konnte, sagte sie: "Ich will diesen Einsatz mit Michael besprechen. Und zwar alleine. Im Wald." Ohne auf mich zu warten, ging sie Richtung Wald. Ich wollte ihr gerade folgen, als Richard mich am Arm festhielt. "Falls sie dich bedroht oder zwingen will, am Einsatz teilzunehmen, dann sag es mir.", sagte er leise, damit die anderen ihn nicht hören konnten. "Richard, du machst mir gerade ein bisschen Angst.", sagte ich und löste meinen Arm. "Sag es mir.", wiederholte er, dann hob er seinen Stuhl auf und setzte sich hin.

Ich folgte Athene mit zügigem Schritt, um zu ihr aufzuholen und dann gingen wir in den Wald hinein. Wir waren noch nicht besonders tief drin, als wir auf eine Lichtung kamen und sie sich auf einen Stein setzte. "Setz dich neben mich.", sagte sie und klopfte auf die freie Stelle neben ihr. Ich blieb nervös stehen und rieb meinen Nacken. Als sie sah, dass ich nicht reagierte, schien etwas Klick zu machen. "Oh, Stimmt. Das magst Nähe nicht besonders.", sagte sie und zeigte gegenüber von sich. Ein Stein tauchte dort auf und ich setzte mich, während ich hoffte, dass sie ihn nicht einfach wieder würde verschwinden lassen. Ich war etwas verwundert, wieso sie wusste, dass ich etwas gegen körperliche Nähe hatte, aber ich liess das Thema lieber ruhen.

Als ich mich gesetzt hatte, begann Athene zu erzählen. "Seit letztem Jahr waren du, deine Schwester und Richard ein häufiges Gesprächsthema bei unseren Treffen auf dem Olymp. Die Mehrheit misstraut euch und einige wollen euch tot sehen. Wir waren uns eigentlich schnell einig, dass wir eure loyalität unter Beweis stellen wollten. Um das zu tun, wollten wir einen von euch auf einen Einsatz schicken. Laura war ausser Frage, da offensichtlich wurde, dass sie nicht ins Camp zurückkehren würde und sie zu so etwas zu zwingen würde nur negative Folgen haben. Richard fiel dann auch aus, da er Iapetos Sohn ist und weil er letzten Sommer nicht mit auf den Olymp gekommen ist. Damit wurdest du zur einzigen Option. Ich war strikt dagegen, da mir mehr als bewusst war, was du durchmachen musstest und ich wollte nicht, dass du schon wieder so etwas tun musst."

Sie sah zu Boden und schien schuldig auszusehen. "Vorletztes Jahr habe ich meine Tochter gezwungen, auf eine Selbstmordmission zu gehen. Es hat meine Beziehung mit ihr beinahe zerstört. Ich war selbstsüchtig gewesen. Mir war es egal, dass die Wahrscheinlichkeit, dass sie dabei stirbt, enorm war. Ich mag es nicht, eine Wiederholung davon zu sehen. Leider stimmte die Mehrheit dafür, dass du auf den Einsatz gehen musst."

Ich schnaubte belustigt. "Wollt ihr, dass ich mich dem Feind anschliesse oder was?", fragte ich und verspannte mich auf der Stelle. Das hätte ich nicht sagen sollen. Falls sie es falsch auffassen würde... dann wäre das eher schlecht für mich. Meine Art von Humor wurde von vielen nicht verstanden. Entweder war es die falsche Wortwahl oder der falsche Tonfall. Glücklicherweise begann sie zu kichern. "Du musst mit deinem Humor vorsichtig umgehen.", sagte sie. "Nicht alle würden ihn verstehen. Ich denke, die meisten anderen Olympier hätten dich jetzt zu Asche werden lassen." "Das ist aber beruhigend.", sagte ich. Ich entspannte mich langsam.

"Als klar wurde, dass ich ihre Meinungen nicht würde ändern können, bat ich darum, wenigstens die Person zu sein, die dir die Nachricht überbringen wird. Das tat ich, da ich etwas taktvoller als andere sein würde und weil ich dir ein Angebot machen wollte, damit sich der Einsatz wenigstens für dich lohnen würde." Ich stutzte. Ein Angebot? "Was ist das für ein Angebot?", fragte ich.

"Du leidest seit letztem Sommer an Schlaflosigkeit und Albträumen, habe ich recht?" Ich nickte. "Wenn du auf diesen Einsatz gehst, dann werde ich mit Morpheus und Hypnos reden, damit sie dich wieder in Ruhe schlafen lassen. Und da ich weiss, dass du gerne einen Beweiss hättest, dass ich es ehrlich meine, ich schwöre auf dem Styx, dass ich dafür sorgen werde, dass sie dich in Ruhe lassen."

Meine Augen weiteten sich. Hatte ich das richtig gehört? Sie bot mir an, meine Schlafprobleme zu lösen? "Können sie das bitte noch einmal wiederholen?", fragte ich. Sie kicherte wieder und sagte: "Ich schwöre beim Styx, dass ich dafür sorgen werde, dass du wieder in Ruhe schlafen kannst, falls du an diesem Einsatz teilnimmst." Verdammt, jetzt befand ich mich in einer Zwickmühle. Zum einen wollte ich Einsätze unter allen Umständen vermeiden, aber dieses Angebot konnte ich unmöglich abschlagen.

"Naja, ich werde auf diesen Einsatz gehen müssen, ob es mir gefällt oder nicht. Wenigstens werde ich mit dem Wissen auf diesen Einsatz gehen, dass auch etwas für mich dabei rausspringen wird.", sagte ich. "Also, ich muss einfach in den Süden und sehen, ob es dort Monster gibt und wie viele, richtig? Wo genau in den Süden, mit wem und wie? Gibt es noch etwas zum Einsatz, dass ich wissen muss?"

"Ihr müsst nach Mexiko und dann müsst ihr einfach nach ihnen suchen. Was ihr macht, wenn ihr sie gefunden habt, kommt auf die Situation an. Die restlichen Mitglieder kannst du dir aussuchen, aber ich hätte eine bestimmte Person in Gedanken, die du mitnehmen solltest. Wie, dass werdet ihr selbst herausfinden müssen.", antwortete sie mir.

"Wer wäre diese bestimmte Person?", fragte ich. "Das wäre Kalypso. Sie ist ebenfalls eine Halbtitanin und die Götter wollen sie ebenfalls auf einen Einsatz schicken, damit sie sich beweisen kann. Es spricht nichts dagegen, dass ihr beiden auf dem selben Einsatz seid." Ich nickte. Ich war immer noch etwas verwirrt und ziemlich nervös, aber das würde hoffentlich schon etwas werden.


27.10.19

Dieser Moment, wenn man an einem Wattpad-Buch schreibt und einem einfällt, dass am nächsten Tag ein Test sein wird, für den man nur ein winziges bisschen geübt hat.

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