Unerwartete Offenbarungen und neue Verbündete
Harry fuhr sich mit einer Hand durch die Haare und seufzte leise.
Betrachtete Neville einen Augenblick und ließ das eben gehörte in seinen Gedanken noch mal Revue passieren, bevor er sein Wort an eben diesen richtete. „Also, lass mich das mal eben nochmal zusammenfassen, nur damit ich mir sicher bin, dass ich alles richtig verstanden habe.
Du ... Neville Longbottom bist mit Millicent Bulstrode aus Slytherin zusammen. Milli hat gemerkt, dass dich irgendetwas beschäftigt und weil du nicht darüber reden konntest, habt ihr beschlossen ein Ratespielchen daraus zu machen. Das haben dann Draco und die anderen mitbekommen, was zu eurem Outing geführt hat. Die Slytherins haben nichts gegen eure Beziehung und zum Schluss habt ihr alle kräftig zusammen geraten und seid der Wahrheit so nahegekommen, dass ihr entschieden habt mit zum heutigen Treffen zu kommen."
Harry lehnte sich entspannt zurück, ließ seinen Blick über die Gruppe Slytherins wandern und schenkte Neville zum Schluss ein breites Lächeln.
„Herzlichen Glückwunsch ihr zwei ..." Daraufhin konnte man den Stein, der von Neville abfiel und auf dem Boden aufschlug, quasi hören, während er rot anlief und ein verlegenes Dankeschön nuschelte. Harry konnte sich ein kichern nicht verkneifen. „Obwohl wir uns anscheinend noch was einfallen lassen müssen, damit man unsere Geheimnisse in Zukunft auch nicht mehr einfach so erraten kann!"
Pansy Parkinson verdrehte die Augen, „... das war alles andere ... aber nicht einfach, glaub mir!"
Der Gryffindor schmunzelte und murmelte ein leises ‚das hoffe ich doch'.
„Sollten wir denn einfach so Slytherins aufnehmen?", warf Parvati Patil an Harry gewandt ein und sofort brach leises Geflüster und Getuschel im ganzen Raum aus. Bis sich Harry schließlich laut räusperte und damit für Ruhe sorgte. Die Schlangen zogen überrascht die Augenbrauen hoch. Mit einer so plötzlichen Stille hatten sie wohl nicht gerechnet. „Meiner Meinung nach spricht nichts dagegen. Jeder, der am Ende dieser Versammlung, diesen Vertrag ... ", Harry deutete auf Hermines entworfenen Vertrag, der auf dem Tisch vor ihm lag, „... hier unterschreibt, möchte ‚Der grauen Armee' beitreten, die dritte Partei, kein Anhänger Voldemorts, kein Anhänger Dumbledores. Erst einmal unparteiisch, bis sich herausgestellt hat, wer die für die gesamte Zaubererwelt, sinnvolleren ... besseren Ziele verfolgt. Wir werden Zauber aller drei Magiearten lernen ... vollkommen unvoreingenommen und dabei ist es vollkommen egal, wer zuvor hinter Dumbledore oder Voldemort stand ... oder schon unparteiisch war. Wir sind eine Gruppe, einen extra Orden, wenn ihr so wollt. Wir beschützen uns und halten zusammen. Der Vertrag verhindert, dass jemand zu Dumbledore petzen läuft, ebenso wird er verhindern, dass jemand zum dunklen Lord geht und Meldung erstattet. Das sollte aber gar keine Überlegung wert sein ... hier geht es darum herauszufinden, was für einen persönlich das Richtige ist und um unvoreingenommen zu lernen und stärker zu werden."
Kaum hatte Harry ausgesprochen, räusperte sich Draco Malfoy, „... ich denke, du siehst da etwas falsch Harry ...", der Grünäugige zog eine Augenbraue nach oben und das, nicht weil Malfoy ihn das erste Mal einfach so mit dem Vornamen angesprochen hatte. „Und das wäre Draco?"
„Ich denke nicht, dass jeder Einzelne der hier anwesenden herausfinden möchte, ob er eher auf Dumbledores oder Lord Voldemorts Seite steht ... sondern schlicht und ergreifend hinter dir steht. Wie du schon richtig gesagt hast ... die dritte Partei ... zuerst unparteiisch ... bis du entschieden hast, für was es sich zu kämpfen lohnt. Du bist der Auserwählte ... die dritte Möglichkeit ... der dritte Lord mit sehr viel Macht und Einfluss in diesem gefährlichen Kampf. Die Leute stehen hinter Lord Harry James Potter-Gryffindor und werden für das kämpfen, was er für richtig hält."
Ein zustimmendes Gemurmel quer durch die Bank wurde laut. Anscheinend hatte der Blonde voll ins Schwarze getroffen und der Gryffindor die Loyalität seiner Freunde etwas unterschätzt. „Und was ist mit euch? Ihr seid Slytherins, Kinder aus Todesserfamilien. Du kannst mir nicht erzählen, dass es nicht schon beschlossene Sache ist, dass ihr später das Dunkle Mal erhaltet, und dem dunklen Lord dient ebenso wie eure Eltern."
Bei diesen Worten drang lautes Keuchen und Geräusche, die wohl entsetztes nach Luft schnappen bedeuteten, durch den Raum. Draco schluckte und blickte einen Moment nachdenklich auf den Boden, bevor er schließlich doch antwortete, „... da hast du tatsächlich recht Harry Potter. Doch keiner hat wohl je mit einer dritten Seite gerechnet. Mit deiner Entscheidung wird sich wahrscheinlich sehr viel ändern. Das gibt vielleicht auch uns die Möglichkeit eine andere Wahl zu treffen, ebenso wie denen, die bis jetzt auf der Seite des Suppenhuhns standen. Außerdem sind wir noch zu jung um das Dunkle Mal zu empfangen. Der dunkle Lord möchte uns noch nicht in seinen Reihen haben. Wir erfahren nichts ... außer das bisschen was unsere Eltern uns erzählen. Wir werden völlig ignoriert und außen vor gelassen. So haben wir die Möglichkeit, bereits jetzt Entscheidungen zu treffen und zu erfahren, was vor sich geht. Durch dein Vorhaben wird alles eine unerwartete Wendung nehmen ... und jeder von uns würde wahrscheinlich die dummen Gesichter der Erwachsenen sehen wollen, wenn sie erfahren für was Harry Potter, der Retter der magischen Welt, sich entschieden hat."
Draco schmunzelte und nach ein paar Minuten Stille fragte der Schwarzhaarige an die Schlangen gewandt, „... habt ihr denn noch Fragen?... Ihr habt schließlich alles nur erraten. Und seid ihr euch wirklich im Klaren darüber, wem ihr dann folgt?!"
Bevor der Malfoy auch nur einen Satz formulieren konnte, fing Blaise Zabini bereits an zu sprechen, „... in der Tat würde es uns brennend interessieren, was den Sinneswandel von Dumbledores Goldjungen ausgelöst hat, da wir darüber nur spekulieren konnten ... und ja ... wir sind uns darüber im Klaren."
Der Auserwählte trank einen Schluck aus seinem Glas und drehte es in seinen Händen etwas hin und her, während er überlegte, was er den Schlangen darauf antworten sollte, entschied sich dann jedoch für dieselbe Geschichte, die er den anderen ebenfalls erzählt hatte. Also die Wahrheit.
Nachdem Harry geendet hatte, blickte er erneut in ungläubige Gesichter. Damit hatten die Slytherins wohl nicht gerechnet ... aber wer würde das schon. Eine Weile herrschte Stille und man sah den Schlangen in der Tat an, dass Harry sie ebenso geschockt hatte wie all die anderen. Draco Malfoy war der Erste, der wieder in die Realität zurückkehrte. Dieser stand auf, trat auf einen Harry Potter mit zwei hochgezogenen Augenbrauen zu, blieb vor diesem stehen und streckte ihm seine Hand entgegen.
„Hi .... Ich bin Draco ..."
Der Grünäugige starrte einen Moment die ihm angebotene Hand an, erhob sich dann ebenfalls aus seinem Sessel und ergriff sie, während er den Blonden anlächelte, „... hi Draco. Ich bin Harry."
Tosender Beifall brach um sie herum aus und die beiden ehemaligen Feinde setzten sich wieder etwas verlegen auf ihre Plätze. Damit hatte sich ihre Feindschaft wohl gerade in Luft aufgelöst.
„Wie viele Slytherins wissen jetzt eigentlich von dem Ganzen?", stellte Harry schließlich die Frage, die ihn nun schon etwas länger beschäftigte. Der Eisprinz grinste, „... die gesamte sechste Jahrgangsstufe. Wir sind stellvertretend für alle Slytherins hier. Aber es werden natürlich alle den Vertrag unterschreiben."
Harry schüttelte nur ungläubig den Kopf und sah dann zu Hermine. „Mine ... würdest du bitte."
Die junge Hexe nickte lächelnd, ließ den Vertrag zu sich schweben, legte ihn vor sich auf den Tisch und erklärte dann ausführlich mit welchen Zaubern er belegt wurde und was darin stand. Nachdem sie geendet hatte, standen ihre Schulkameraden von ihren Plätzen auf, stellten sich in einer geordneten Reihe auf und begannen nacheinander damit eben diesen Vertrag zu unterschreiben. Nachdem auch der Letzte sich wieder gesetzt hatte und Ruhe einkehrte, ließ Hermine die Schrift verschwinden. Sie hatten sich dafür entschieden, den Vertrag so zu erstellen wie auch die Karte der Rumtreiber erschaffen wurde, und reichte ihn Harry, der ihn später sicher verschlossen aufbewahren würde.
Dann wandte sich dieser wieder den Mitgliedern der DgA zu. „So ... da unsere Gruppe sehr wahrscheinlich noch weiter wachsen wird, wäre es am sinnvollsten aus jedem Haus zwei Ansprechpartner zu wählen, sonst könnte schnell Chaos ausbrechen.
... für Gryffindor hätte ich Hermine und Neville vorgeschlagen ... für Slytherin Draco und Pansy ... Hufflepuff Hannah und Ernie ... und Ravenclaw Luna und Terry. Seid ihr damit einverstanden?"
Der junge Lord ließ seinen Blick durch den Raum wandern und wartete auf Einwände ... die nicht kamen. Harry schmunzelte. „Okay, dann ist es entschieden. Ich möchte, dass sich jeder von euch bis zu unserem ersten offiziellen Training Gedanken darüber macht, was er erlernen möchte oder mit welchen Zaubern er Probleme hat. Eure Ansprechpartner halten das bitte schriftlich fest und geben mir oder Hermine dann das Pergament, sobald Ihr fertig seid, dann kann ich mir Gedanken darüber machen."
Nachdem auch dieses Mal keine Einwände kamen, löste Harry die Zusammenkunft auf und alle DgA Mitglieder schlichen sich unauffällig in kleinen Grüppchen zurück in ihren Gemeinschaftsraum.
Lord Voldemort saß in einem bequemen Ohrensessel, der in seiner gemütlichen Bibliothek vor dem Kamin stand und verbarg sein Gesicht in den aufgestützten Händen.
Wie sehr er doch gehofft hatte, dass seine Vermutung sich nicht bewahrheiten würde. Bis zuletzt hatte er regelrecht darum gebetet. Doch natürlich musste ihm das Schicksal in den Arsch treten. Tom sah auf und blickte traurig auf das Pergament, welches vor ihm auf dem Tisch lag. Bei Merlin, er hatte 15 Jahre lang seinem Seelengefährten, seinem Bindungspartner den Tod gewünscht und ihn immer wieder versucht umzubringen. Eigentlich hätte doch die Tatsache, dass er den Jungen nicht umbringen konnte, stutzig machen müssen. Er hätte diese Möglichkeit in Erwägung ziehen müssen. Doch er hatte nicht mal einen Gedanken daran verschwendet. Jetzt hatte er den Salat. Der Test war unfehlbar. Der- Junge- der- einfach- nicht- sterben- wollte ... nein ... Lord Harry James Potter-Gryffindor ... gehörte an seine Seite. Voldemort seufzte und nahm einen großen Schluck aus seinem Whiskyglas. Er war sich doch schon immer zu 100% sicher gewesen einen Seelenpartner zu haben. Schließlich hatte Salazar Slytherin damals persönlich einen Zauber gesprochen, der bewirkte, dass der Erbe Godric Gryffindors immer an die Seite des Slytherinerben fand. Da spielte es eh keine Rolle, ob die Gene seiner Vorfahren bei ihm durch kamen oder nicht. Das ‚wie' hatte sein Vorfahre nicht genau bestimmen können, doch eine Seelenpartnerschaft war am wahrscheinlichsten, schließlich waren Godric Gryffindor und Salazar Slytherin ebenfalls Seelengefährten gewesen.
Salazar hatte sogar einen Trank entwickelt, der der Person, die ihr Blut mit hinein gab, in Form eines geschriebenen Testes zeigen würde, ob sie einen Bindungspartner hatten. Was mehr als nur selten der Fall war. Es gab nur sehr wenige Menschen, denen ein Bindungspartner vom Schicksal zugeteilt wurde, dieses Privileg schien fast ausschließlich den Werwölfen und magischen Wesen zu gehören. Dieser Trank war einzigartig und soweit Tom wusste, war er der Einzige, der ihn überhaupt herstellen konnte. Denn Salazar Slytherin hatte die Anleitung in Parsel verfasst. Der Lord grinste leicht. Doch nur einen Sekundenbruchteil. Hätte dieser Test nur früher funktioniert ... aber er wirkte nun mal erst, wenn beide Seelengefährten volljährig waren. Tom knurrte genervt, stürzte den Rest seines Whiskys in einem Zug hinunter und warf das leere Glas wütend in die lodernden Flammen des Kamins, welches mit einem lauten Knall an der hinteren Steinwand zersprang. Das hätte nicht passieren dürfen. Er hatte seinen ihm vorherbestimmten Bindungspartner zu seinem Feind gemacht und ihn so weit von sich weggetrieben wie nur irgendwie möglich. Wie sollte er das nur wieder gerade biegen?! Außerdem gab es nun keinen Zweifel mehr daran, dass diese dumme Prophezeiung eine Fälschung war. Denn schließlich konnten sich Seelengefährten nicht gegenseitig umbringen. Wahrscheinlich wurde sie sogar von diesem alten Bastard höchstpersönlich angefertigt. Zuzutrauen wäre es Dumbledore auf alle Fälle. Er hatte sich dadurch wahrscheinlich einen Vorteil erhofft. Denn ganz egal wie er auf diese Prophezeiung reagiert hätte, es konnte ihm letztendlich nur schaden und dem Bastard im Kampf gegen ihn nützlich sein. Zu diesem Entschluss musste der Zausel wohl auch gekommen sein und das hatte ihn dazu veranlasst jedes Risiko einzugehen. Aber dass er seinen Bindungspartner angreifen würde, damit konnte nicht einmal Dumbledore rechnen. Das änderte nämlich alles ...! Klar hätte er sich damals auch für diesen Longbottom entscheiden können, doch das hatte er nicht. Also konnte es wirklich nur eine Fälschung sein, denn eine Prophezeiung versuchte, sich immer zu bewahrheiten ... demnach hätte das Schicksal verhindert, dass er die Potters Angriff und ihn sich für die Longbottoms entscheiden lassen. Doch das war nicht der Fall gewesen. Der Lord massierte sich die Schläfen und seufzte ... jetzt hatte er Kopfschmerzen!
Er musste eine Möglichkeit finden an Potter ... nein ... an Harry ... ranzukommen, damit er mit ihm reden konnte ... ihm alles erklären konnte und sich dadurch vielleicht eine kleine Chance für ihn ergab. Auch wenn diese eher nonexistent war, so wie er sich dem Jungen gegenüber bis jetzt verhalten hatte. Das Ministerium zu übernehmen und den Krieg für sich zu entscheiden war wahrscheinlich leichter zu erreichen, als das Herz seines Partners zu gewinnen. Vielleicht sollte er sich wirklich erst den leichter zu erreichenden Dingen widmen. Lord Voldemort grinste, warf eine Handvoll Flohpulver in den Kamin und verlangte nach Lucius Malfoy. Nur wenige Augenblicke später loderten grüne Flammen auf und der blonde Aristokrat trat elegant aus dem Kamin. Er verbeugt sich vor seinem Herren, während er deutlich die Worte ihr ‚habt nach mir verlangt Mylord' sprach. „Das habe ich in der Tat Lucius, setz dich!", Tom deutete auf einen freien Sessel ihm gegenüber. Es wurde Zeit noch einige Dinge für die bevorstehende Ministeriumsübernahme zu besprechen.
Es war endlich Samstag und Harry lag entspannt, mit ausgestreckten Füßen auf einem sehr bequemen Sofa in seiner Bibliothek und las.
Seine Hauselfen hatten wirklich ganze Arbeit geleistet und das Manor auf Hochglanz poliert. Er hatte alles, was sie Dobby auf eine Liste hatten schreiben lassen, besorgen lassen und ein kleines Vermögen dafür ausgegeben. Aber es hatte sich gelohnt. Harry war bereits nach seiner letzten Schulstunde am Vortag nach Gryffindor-Castle appariert und hatte seine erste Nacht im neuen Heim verbracht, und er konnte ohne zu zögern sagen, dass er noch nie so gut geschlafen hatte. Seine Elfen hatten Geschmack ... zwar einen Teuren ... aber das war egal. In die neuen Kissen, Zudecken und Seitenlaken gekuschelt schlief es sich einfach himmlisch. Auch das Abendessen und Frühstück war einfach köstlich gewesen. Und nun war mindestens die Hälfte seiner kleinen Helfer damit beschäftigt das Anwesen rund um das Manor auf vordermann zu bringen, während er sich in seine Bibliothek zurückgezogen hatte, um zu lesen. Genauer gesagt suchte er nach bestimmten Tränken, die seine körperlichen Schäden beheben würden und nach einer Lösung für ihr Verständigungsproblem. Hermines Lösung war für die Ausmaße, die die Gründung der DgA annahm, nicht mehr ausreichend. Schließlich waren in den letzten Tagen tatsächlich die restlichen Schüler der sechsten Slytherin-Jahrgangsstufen und mindestens die Hälfte der fünften zu ihm gekommen und hatten den Vertrag ohne zu murren unterschrieben, ebenso wie noch einige andere der anderen Häuser.
Harry stutzte plötzlich und blätterte eine Seite zurück.
Bekam große Augen und fing an, den dort beschriebenen Zauberspruch noch mal genauer und langsamer zu lesen.
War es wirklich das, wonach es aussah?!
Der Gryffindor keuchte. Ganz sicher sogar. Vor einer Stunde ungefähr hatte er eine unglaubliche Entdeckung gemacht ... ein handgeschriebenes Buch von Salazar Slytherin höchstpersönlich. Ein dickes Buch über Parselmagie, ihre Anwendung inklusive Zaubersprüche. Die Parselmagie war wohl die stärkste Magie überhaupt, da sie nur von Parselmündern verstanden wurde und angewendet werden konnte. Logischerweise. Außerdem funktionierte sie stablos. Die Parselmagie setzte keine Zauberstabbewegungen voraus und verbrauchte nicht so viel Energie wie angewandte stablose Zauber der drei Magiearten. Schwarze weiße und graue Zauber konnten natürlich auch stablos angewandt werden, was aber ein hohes Maß an Können und Stärke voraussetze. Demnach beherrschten es nur wenige.
Und nun hatte er anscheinend tatsächlich den Zauberspruch gefunden, den Voldemort benutzte um das Dunkle Mal bei seinen Anhängern ein zu brennen.
Es war kein schwarzmagischer Fluch, wie er zuerst angenommen hatte, sondern Parselmagie.
Es war nur logisch, dass der dunkle Lord ebenfalls über dieses Wissen verfügte. Er als Erbe Salazar Slytherins. Dieser Zauber war eigentlich die perfekte Lösung für Ihr Problem. Die Frage war nur, ob die anderen das auch so sahen. Harry verzog das Gesicht. Und wenn ja ... was sollten sie für ein Symbol nehmen?
Na ja, das konnte er ja dann zusammen mit den anderen entscheiden. Harry seufzte leise und verstrubbelte seine eh schon unordentlichen Haare noch ein wenig mehr. Dann konnte er sie auch gleich noch fragen, ob sie eine Idee haben, wie alle DgA-Mitglieder hierher kommen konnten, ohne außerhalb von Hogwarts Magie zu nutzen. Denn schließlich war es unmöglich schwarze Zauber in der Schule zu üben. Die nächsten zwei Stunden verbrachte er dann damit, noch ein paar passende Tränke zu suchen, um sich die dafür benötigten Zutaten aufzuschreiben.
Harry entschied sich lächelnd dafür, gleich nach dem Mittagessen in die Nokturngasse zu apparieren, um alles zu besorgen, was er brauchte und auch gleich noch die Gelegenheit zu nutzen, um im Ministerium seine Apparierprüfung abzulegen. Die war notwendig, um mit einem Jüngeren Seit- an- Seit apparieren zu dürfen ... und wer wusste jetzt schon, was in diesem Krieg noch alles notwendig sein würde. Wie gerufen tauchte plötzlich eine kleine Hauselfe vor ihm auf, als er gerade die letzte benötigte Trankzutat aufgeschrieben hatte, und teilte ihm mit, das sein Mittagessen bereitstand. Der junge Lord bedankte sich freundlich, legte alles beiseite und machte sich auf den Weg in den angrenzenden kleinen Salon.
Der Schwarzhaarige stand schon leicht angefressen seit mindestens fünf Minuten vor einem freien Schalter im Ministerium und wartete darauf, dass die Frau dahinter ihre angefangene Arbeit beendete, oder sie wenigstens unterbrach, um ihm ihre Aufmerksamkeit für ein paar Minuten zu schenken. Harry räusperte sich erneut, doch dieses mal ein wenig lauter, so dass die Dame mit einem Schnauben sichtlich genervt die Feder beiseitelegte und ihn anfunkelte. „Sehen Sie nicht, dass ich noch Arbeit habe, die erst beendet werden muss junger Mann ...! Gehören sie nicht in die Schule? Sie sehen noch nicht aus, als waren volljährig!"
Harry funkelte die Frau nun seinerseits wütend an und antwortete mit eiskalter ruhiger Stimme, „... entschuldigen Sie Miss, doch ich habe auch nicht den ganzen Tag Zeit hier rumzustehen! Dafür ist mir meine Freizeit wirklich zu schade. Ich bin mir ja nicht sicher, ob sie wissen, welchen Wochentag wir haben, aber um ihrem Gedächtnis etwas auf die Sprünge zu helfen ... es ist Samstag, also kein Tag an dem Unterricht in Hogwarts stattfindet. Was im Endeffekt nichts zur Sache tut, da ich in der Tat bereits volljährig bin. Mein Name ist Lord Harry James Potter-Gryffindor. Ich bin hier, weil ich die Apparierprüfung ablegen möchte!"
Die Dame am Schalter schluckte nervös und mit jedem Wort wurden ihre Augen etwas größer. „Mister Potter ...?!"
„... -Gryffindor, ja, in der Tat ... und ... ist es nun möglich, die Prüfung abzulegen? Miss?"
„... Jones. Haben Sie denn bereits die zu absolvierenden Trainingseinheiten besucht Lord Potter-Gryffindor?"
Miss Jones wurde mit jeder Minute sichtlich noch nervöser, was Harry zum Schmunzeln brachte und antwortete mit honigsüßer Stimme, der trotz allem etwas Warnendes mitschwang, „ nein ... Miss Jones, aber ich bin mir sicher die Prüfung auch ohne zu bestehen!"
Die Ministeriumsmitarbeiterin nickte schnell und trat hinter dem Schalter hervor, „... dann folgen Sie mir bitte."
Etwa eine Stunde später trat der junge Lord mit seiner Lizenz in der Hand, glücklich strahlend auf den Gehsteig vor dem Ministerium und verstaute sie in seiner Innentasche, dann lief er in eine Seitengasse, um ungesehen in die Nokturngasse zu apparieren. Dort angekommen stattete er zuerst einem Herrenmodeausstatter einen Besuch ab, um sich erneut eine komplette Garderobe in bester Qualität anfertigen zu lassen, da er nicht vor hatte ständig Kleidung aus Hogwarts mit nach Gryffindor-Castle zu nehmen. Die Augen des Geschäftsinhabers strahlten vor Begeisterung und Harry war sich sicher, dass dieser alles zu seiner Zufriedenheit für ihn anfertigen lassen würde. Nachdem er sich um die Bestückung seines Ankleidezimmers gekümmert hatte, betrat er ein Geschäft, welches sich auf alle legalen und illegalen Trankzutaten spezialisierte und machte sich daran, seine Einkaufsliste abzuarbeiten.
Danach schlenderte der Grünäugige noch ein wenig durch die gar nicht mehr so düstere und gefährliche Nokturngasse und blieb abrupt vor einem Schaufenster zu seiner Rechten stehen. Zwei stechend silberfarbene Augen folgten jeder seiner Bewegungen und veranlassten sein Herz, schneller zu schlagen. Harry lächelte und betrat unverzüglich das Geschäft, ging ohne den Besitzer eines Blickes zu würdigen, so sehr hatte ihn der Anblick des Vogels abgelenkt, auf den Käfig im Schaufenster zu, öffnete diesen ohne auf die lautstarken warnenden Proteste des Ladeninhabers zu hören, der nun schnellen Schrittes herbeigeeilt kam und hielt dem großen Silberfalken eine Handfläche entgegen, während er sich leicht verbeugte. Schließlich waren diese Tiere ebenso stolze Geschöpfe wie die Hippogreife. Würde sich der Falke in seine Handfläche schmiegen, hätte er einen neuen Gefährten ... wenn nicht ... wahrscheinlich ein paar Finger weniger. Doch es dauerte nicht lange und der junge Lord spürte das weiche Gefieder an seiner Hand, hob daraufhin seinen Kopf und betrachtete den weiß-hellgrauen Silberfalken mit stolzem Blick, während der ältere Mann, der mittlerweile neben ihm stand, nach Luft schnappte und meinte, „... du meine Güte ... das habe ich auch noch nicht erlebt. Mein Herr, ich denke, ihr habt einen neuen Begleiter." Harry drehte sich freudestrahlend zum Besitzer um, lächelte diesen freundlich an und hielt dem Tier seinen Unterarm hin, worauf sich dieser auch sofort niederließ. „Hat der denn schon einen Namen?"
Der Mann nickte freundlich und meinte, „... ich habe dieses Tier persönlich aufgezogen und ihn Hawk genannt. Doch bis jetzt hat er sich noch nie von einem Fremden auch nur anfassen lassen, geschweige denn ihn als seinen Besitzer anerkannt. Aber natürlich könnt ihr ihm einen neuen Namen geben."
Doch der Schwarzhaarige schüttelte leicht den Kopf, „... nein, Hawk ist ein passender Name."
Der junge Gryffindor zahlte bereitwillig den stolzen Preis seines neuen Gefährten und verließ mit diesem den Laden, um nun endlich nach Gryffindor-Castle zurückzukehren.
Hoffentlich würde Hedwig sich mit Hawk verstehen, doch irgendwie hatte er das Gefühl, dass er sich darüber keine Sorgen machen musste.
Zurück im Schloss flog der Silberfalke los, um sein neues Reich zu erkunden und um zu jagen, während Harry sein eigenes Tränkelabor aufsuchte und sich an die Herstellung der Tränke machte. Dort verbrachte er den restlichen Nachmittag, bis ihm Trixie schließlich Bescheid gab, dass sein Abendessen bereitstand. Die Hauselfen hatten sich wieder selbst übertroffen und so saß Harry danach pappsatt in seiner Bibliothek, drehte eine Phiole mit glasklarer Flüssigkeit zufrieden in seinen Fingern und lächelte in sich hinein. Könnte er doch jetzt bloß der arroganten Kerkerfledermaus dieses perfekte Ergebnis unter die Nase reiben. Schließlich entkorkte er sie, schloss die Augen und kippte den Inhalt, bestehend aus lauter schwarzmagischen Zutaten, auf einmal hinunter. Harry entgleisten die Gesichtszüge und er schüttelte sich angewidert ... warum mussten Tränke nur so ekelhaft schmecken. Doch das Ergebnis zählte. Jetzt musste er nur eine Woche lang dieses widerliche Zeug schlucken, dann hätten sich hoffentlich seine körperlichen Schäden in Luft aufgelöst. Zumindest alles, was mit seinem Körperbau zu tun hatte, denn gegen die Narben ließ sich wohl nichts machen. Zufrieden mit seiner Leistung stand er nach einem kurzen Moment der Ruhe auf und lief langsam an den Bücherregalen entlang, auf der Suche nach einem neuen Stück dessen Inhalt er sich nun widmen wollte. Schließlich blieb er mit weit aufgerissenen Augen stehen und zog ein dickes, in rot-goldenes Leder gebundenes Buch heraus und ließ sich damit wieder auf ein Sofa fallen. Harry schluckte und strich ehrfürchtig über die Chronik der Reinblutfamilie Gryffindor. Nachdem sein Herz sich wieder beruhigt hatte, rief er nach Minky und ließ sich ein Glas Whisky bringen, Harry schmunzelte als er die bernsteinfarbene Flüssigkeit betrachtete, er hätte nie gedacht, mal zu verstehen, was Menschen an diesem Getränk fanden, doch so wie es aussah, hatte er eine besonders milde Sorte nun auch für sich entdeckt. Nachdem der erste kleine Schluck davon seine Kehle hinunter geflossen war, schlug er das Buch vorsichtig auf und fing an sich Seite für Seite durchzulesen. Zu Harrys großer Verwunderung enthielt das Buch sogar einen magisch erstellten Stammbaum, der sich selbst immer wieder erweiterte und vervollständigte. Diesem widmete er zuerst die meiste Aufmerksamkeit und stellte erstaunt fest, das anscheinend auch Slytherinblut durch seine Adern floss und wahrscheinlich dafür verantwortlich war, dass er Parsel sprechen konnte. Denn so wie es aussah, vereinte er nun die mächtigsten Linien, was die Magie so stark bündelte und ihn somit zum Erben Gryffindors machte. Doch als Harry weiter durch die Chronik blätterte, stutzte er nach kurzer Zeit erneut und las mit großen Augen einen bestimmten Absatz wieder und wieder.
Die Mitglieder der Gründerfamilie waren natürliche Gestaltwandler. Was bedeutete, dass sie ihre Tierform selbst bestimmen konnten, welche jedoch nach der ersten Verwandlung festgelegt war und nicht mehr verändert werden konnte. Anders wie bei einem Animagus, bei dem die Tierform von der Persönlichkeit abhängt, nicht verändert oder beeinflusst werden kann, geschweige denn sogar frei wählbar ist. Harry schmunzelte, als er den nächsten Abschnitt las. Die Tiergestalt des Gründervaters war ein Löwe, welcher bis heute noch die Gryffindor-Wappen zierten und der Gründer selbst verwandelte sich in einen Riesenkraken. Harry konnte sich ein lautes Lachen nicht verkneifen, als er an die ganzen Horrorgeschichten dachte, die man sich über einen Kraken im Schwarzen See erzählte. Da hatte Godric wohl einen bleibenden Eindruck hinterlassen.
Doch plötzlich verstummte der junge Lord ... das hieß doch auch ... dass er selber ... Harry grinste.
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