Heimliches Treffen
„Erdnussbuttermuffin!", Harry schnitt eine Grimasse. Wann hatte er eigentlich aufgehört, sich über die Passwörter des Schulleiters zu wundern? Er wusste es nicht mehr.
Der Grünäugige stand hinter dem Hogwartsdirektor und wartete darauf, dass der Wasserspeier, welcher den Zugang zum Schulleiterbüro bewachte, das Passwort anerkannte und die sich selbst aufwärts windende Wendeltreppe freigab.
Der Auserwählte folgte dem weißhaarigen Zauberer ohne einen Mucks von sich zu geben und setzte sich schließlich, nachdem Dumbledore ihn darum gebeten hatte, auf den Stuhl vor dessen Schreibtisch.
Der Schulleiter ließ sich hinter diesem nieder, griff nach einer Schale, die auf dem Tisch stand und streckte sie Harry entgegen, „... Zitronenbonbon?"
Der Junge musste sich schon sehr beherrschen, um nicht vor dem Alten das Gesicht zu verziehen, „... nein danke Sir", antwortete er schließlich so höflich wie möglich. Der Direktor zuckte daraufhin nur leicht die Schultern, lächelte dieses falsche Lächeln und stellte die Schale wieder an ihren Platz, nachdem er sich selber ein Bonbon genommen hatte. Dumbledore stützte seine Ellenbogen auf seinem Schreibtisch ab, legte die Fingerspitzen aneinander und sah den Schüler prüfend über seine Halbmondbrille hinweg an, „... nun mein Junge ... du möchtest bestimmt wissen warum du hier bist?!"
Der Jüngere setzte eine unwissende Mine auf und zuckte leicht mit den Schultern, „... in der Tat Sir ... ist etwas passiert?", fragte er noch so naiv wie möglich.
Nun lehnte Dumbledore sich in seinem Sitz zurück. „Ich habe heute einen Brief der Gringotts-Bank erhalten, dem ein beglaubigtes Dokument des Ministeriums für eine Namensänderung bei gelegen hat. Nun Harry mein Junge ... ich denke du weißt, wovon ich spreche. Du bist noch minderjährig und ich möchte, dass du mir die Schlüssel für die Verliese aushändigst, damit ich sie als dein Vormund bis zu deiner Volljährigkeit verwalten kann."
Einen Augenblick schien die Zeit im Raum stillzustehen, keiner der beiden Männer sagte etwas oder bewegte sich großartig. Dann jedoch schlich sich ein kaum wahrnehmbares Lächeln in das Gesicht des Auserwählten und die noch so kleinste Spur von Wärme verschwand aus den grünen Smaragden. „Wissen sie Professor... es war ziemlich knapp... beinahe hätte ich versäumt mein Erbe anzutreten!", fing er an mit einer ruhigen, ungebrochenen, festen Stimme zu sprechen, die Eisen hätte schneiden können und das, obwohl Harry sogar recht leise sprach. „Ich habe mich lange mit dem Bankdirektor unterhalten und dieser hatte mir ein paar interessante Dinge offenbart. Es ist nicht notwendig, dass ich Ihnen die Schlüssel aushändige Sir... denn da ich nun den Titel eines Lords trage bin ich bereits offiziell seit meinem letzten Geburtstag volljährig und kann somit selber mein Vermögen verwalten!"
Dumbledors Maske verrutschte etwas, „... ich möchte dass du mir die Schlüssel aushändigst Harry!"
Der- Junge- der- lebt spürte, wie jemand versuchte, in seinen Geist einzudringen und überprüfte noch einmal die Mauer, die er bereits vorsichtshalber hochgezogen hatte. Wie gut, dass er das Buch über Legilimentik und Okklumentik gleich als Erstes angefangen hatte zu lesen. Denn er hatte bereits befürchtet, dieses Wissen schon sehr bald anwenden zu müssen. Nur gut, dass er für diese Art der Geistmagie anscheinend ein erstaunliches Talent besaß. Es hatte ihn nicht viel Zeit und Anstrengung gekostet, zu erlernen, wie er seinen Geist verschließen konnte. Und das jetzt sogar Dumbledore, dem Gesichtsausdruck nach zu urteilen, vor einer undurchdringlichen und unüberwindbaren Mauer stand, ließ ihn schelmisch grinsen, nur ganz leicht aber er konnte es sich einfach nicht verkneifen.
Als Nächstes würde er wohl testen, ob er die Legilimentik ebenso schnell und einfach erlernen konnte. Es zu können wäre auf jeden Fall eine große Hilfe. „Nun Sir... ich denke zu diesem Thema, gibt es nichts mehr zu sagen. Sie haben zu Beginn unseres Gespräches bereits erwähnt, dass sie vom Ministerium ebenfalls einen Brief wegen meiner Namensänderung erhalten haben. Ich habe meinen Brief noch nicht geöffnet, allerdings denke ich nicht, dass es Probleme gab. Da ich der Erbe Gryffindors bin, habe ich mich natürlich entschieden den ehrenwerten Namen des Hogwartsgründers anzunehmen. Ich wäre Ihnen sehr verbunden, wenn Sie die anderen Lehrer darüber in Kenntnis setzen würden, dass er nun nicht mehr Harry James Potter, sondern Lord Harry James Potter- Gryffindor lautet."
Der Schwarzhaarige stand auf und zeigte dem Schulleiter ein freundliches Lächeln. „Wenn das alles war worüber sie sich mit mir unterhalten wollten Professor, würde ich sie nun nicht mehr weiter von ihrer Arbeit abhalten. Da ich vor dem Mittagessen noch Unterricht habe, sollte ich nun wieder gehen."
Der Weißmagier hatte sich schnell wieder gefangen und lächelte wieder dieses aufgesetzte Lächeln, welches seine Augen jedoch nicht ganz erreichte, „... natürlich Harry mein Junge, natürlich. Das war schon alles. Geh ruhig."
Harry drehte sich mit einem letzten gespielt freundlichen ‚Sir' um und verließ das Büro des Schulleiters.
Er lief die Wendeltreppe hinunter und atmete, vor dem Wasserspeier angekommen, einmal tief durch. Grinste über seinen ersten Sieg und machte sich auf in Richtung Gewächshäuser.
Sie hatten jetzt eine Stunde Kräuterkunde bei Professor Sprout hinter sich gebracht, in der sie sich um die gezüchteten ‚hüpfenden Giftpilze' der Lehrerin gekümmert hatten, als es endlich klingelte und das Ende der Stunde verkündete.
Die ganze Zeit über hatten die Freunde des Schwarzhaarigen keine Möglichkeit gehabt diesem die Fragen zu stellen, welche ihnen regelrecht auf der Zunge brannten, denn Harry hatte es gerade so geschafft, rechtzeitig zu Beginn der Stunde noch in das Gewächshaus zu stürmen. Und seitdem hatte sich einfach kein passender Augenblick ergeben. Doch nun schaffte Harry es nicht länger, sich ein lautes Auflachen zu verkneifen. Schon die ganze Zeit musste er sich zusammenreißen und konnte es zum Glück auf ein Schmunzeln beschränken. Ihm war keineswegs entgangen, wie seine Freunde immer wieder auf den richtigen Moment gewartet hatten, sei es im Unterricht oder beim darauffolgenden Mittagessen, jedoch wollte dieser einfach nicht kommen, denn Harry hatte es immer wieder geschickt verhindert. Nun waren sie jedoch gemeinsam auf dem Weg zu ihrer nächsten Stunde. Pflege Magischer Geschöpfe bei Hagrid... und seine Mitschüler kreisten auf dem Weg dorthin die ganze Zeit um ihn herum wie die Fliegen.
„Leute... !", seufzte Harry, „... ich werde euch nicht sagen worum es im Büro des Direktors ging, zumindest nicht jetzt!"
Kollektives Schweigen, bevor die Proteste losgingen, die Harry nur noch lauter zum Lachen brachten. „Was.. aber warum denn nicht ... komm schon Kumpel ...", stöhnte Ron geknickt, doch der Grünäugige schüttelte nur grinsend den Kopf. Er würde in diesem Fall nicht nachgeben. „Nein... sorry. Ihr würdet es nicht verstehen! Es hat etwas damit zu tun was ich euch heute Abend eh erklären und erzählen möchte... so lange müsst ihr noch warten... da hilft auch euer betteln nicht."
Harry legte einen Schritt zu und ließ die erstaunt dreinschauenden Mitglieder der DA zurück.
Harry saß in einem bequemen Sessel vor dem Kamin, in dem bereits ein Feuer prasselte und studierte die Karte der Rumtreiber. Er hatte mit Ron und Hermine den Raum der Wünsche schon eher aufgesucht, damit sie einfach noch etwas Zeit für sich hatten. Nachdem sich die Tür hinter ihnen wieder geschlossen hatte, veränderte Harry rasch die Inneneinrichtung und anstatt in einem Übungsraum, saßen sie nun in einem gemütlichen Kaminzimmer.
Es gab bequeme Sitzecken und der Boden war bedeckt mit großen Sitzkissen, in die sich die Schüler bequem hinein setzen konnten. Perfekt, um sich mit vielen Leuten gemütlich unterhalten zu können. Hermine hatte es sich mit Ron auf einem 2er Sofa bequem gemacht, während Harry nun die Karte ausgebreitet auf den Tisch vor sich legte und mit einem Auge die schwarzen, mit Namen beschrifteten Punkte beobachtete. Die sich nun so langsam auf den Weg in ihre Richtung machten. Doch sein Hauptaugenmerk lag wieder bei seinem Buch über Geistmagie.
Er hatte noch ungefähr eine Viertelstunde um sich über das Thema Legilimentik zu belesen, dann ging die Tür das erste Mal auf. Herein kamen Dean und Seamus mit Neville im Schlepptau. Sie bestaunten einen Augenblick den Raum und ließen sich anschließend in der Nähe von Ron und Mine in die Kissen fallen. Das war sozusagen der Startschuss, denn von da an ging die Tür alle paar Minuten erneut auf und Mitglieder der DA traten ein. Sie sahen sich ebenso verwundert um und ließen sich schließlich auf einen der bequemen Plätze nieder. Der Raum füllte sich so langsam und mit der wachsenden Anzahl stieg auch der Geräuschpegel. Bis Harry sein Buch schließlich weglegte, die Karte der Rumtreiber mit seinem Zauberstab an tippte und mit den Worten ‚Unheil angerichtet' sozusagen löschte. Damit sie auf keinen Fall von einem anderen gelesen werden konnte.
Die Gespräche verstummten schließlich, als Harry sich laut räusperte und damit die volle Aufmerksamkeit aller Personen in diesem Raum erhielt.
Unbemerkt von den anderen versiegelte Harry die Tür und sprach einen Schweigezauber. Seine Mitschüler würden so über nichts, was sie heute erfahren würden, reden können.
Der Schwarzhaarige sah sich ein wenig im Raum um, lächelte, als er in die erwartungsvollen Gesichter blickte und fing schließlich an zu sprechen. „Hallo meine Freunde. Es freut mich, dass ihr es geschafft habt, heute Abend zu unserem ersten Treffen in diesem neuen Schuljahr zu kommen....", Harry machte eine kurze Pause und atmete einmal tief durch, bevor er weiter sprach. „... einige von euch haben bereits im Hogwarts- Express bemerkt, dass mich etwas beschäftigt und ich mich anders verhalte als ihr es von mir gewohnt seid. Anderen ist es in den letzten Tagen aufgefallen. Ihr wolltet wissen ob alles in Ordnung ist und was mich beschäftigt... habt mir angeboten zu euch zu kommen wenn ich reden möchte. Nun... ganz so einfach ist es leider nicht...!
Aber ich muss und werde mit euch heute Abend darüber reden, denn eure Reaktion wird ausschlaggebend dafür sein, wie es von nun an weitergehen wird."
Es herrschte absolute Stille im Raum und jeder hing ausnahmslos an Harrys Lippen. Keiner sprach mit seinem Nachbarn, jeder wartete darauf, dass der Gryffindor weitersprach. Was dieser nach einem kurzen Augenblick auch tat. „Ich möchte, dass ihr mich nicht unterbrecht, bitte, lasst mich erst alles was passiert ist und meine weiteren Handlungen erklären! Danach können wir uns darüber unterhalten."
Harry stoppte wieder und sah durch die Reihen. Suchte nach Anzeichen, dass sie seiner Bitte nachkommen würden, lehnte sich schließlich, nachdem er bei den meisten ein nicken gesehen hatte oder ein leises ‚ok' durch den Raum zu ihm gedrungen war, in seinem Sessel zurück und fing mit seiner Erzählung an.
„Es tut mir leid, aber damit ihr alles verstehen könnt, muss ich ziemlich weit ausholen.
Meine Eltern wurden getötet, da war ich gerade einmal ein Jahr alt. Was genau damals geschehen ist weiß keiner aus erster Hand, aber der dunkle Lord soll auch versucht haben mich zu töten, er soll den Avada-Kedavra-Fluch auf mich gesprochen haben, der abprallte und auf ihn zurückflog. Ich bekam dadurch meine Narbe, wurde zum Auserwählten und Voldemort verlor seinen Körper ...", Harry schmunzelte, als er sah wie immer noch einige bei dem Namen Voldemort zusammenzucken. „In dieser Nacht hat mich anscheinend Dumbledore gefunden und bei meinen letzten lebenden Verwandten einfach vor die Tür gelegt. Hatte ihnen einen Brief geschrieben und darauf gehofft, dass meine Muggelverwandten mich aufnehmen. Das haben sie auch getan ... wenn auch nur widerwillig. Ich bin bei Magie hassendende Muggeln aufgewachsen. Und nicht nur das, ich wurde schlimmer behandelt wie ein Hauself. Seit ich groß genug war, um an den Herd zu reichen, musste ich für sie kochen. Ich musste das Haus von oben bis unten putzen, Wäsche waschen, bügeln, den Garten von Unkraut befreien, Rasen mähen und wehe ich habe nicht alle Aufgaben, die sie mir für den Tag aufgetragen hatten, geschafft, dann wurde ich bestraft. Zuerst waren es nur Ohrfeigen, dann Schläge mit der Faust. Doch mit den Jahren wurde mein Onkel immer kreativer und die Bestrafungen immer brutaler. Er schlug mich am liebsten mit einem Gürtel, einem Stock oder Stange. Ich bekam nicht genügend zu essen, was für mein Untergewicht verantwortlich ist und nicht nur einmal wäre ich an den Verletzungen beinahe gestorben. Mein Zimmer, wenn man es denn so nennen möchte, war eine kleine Abstellkammer unter einer Treppe und zum Anziehen bekam ich nur die abgetragene und viel zu große Kleidung meines Cousins, der mich je nach Lust und Laune ebenfalls als Boxsack benutzt hat.
Die beliebtesten Namen meiner ach so lieben Verwandten für mich, sind und waren schon immer Freak, Missgeburt, Bengel, Nichtsnutz und nicht nur einmal bekam ich zu hören, dass sie froh darüber gewesen wären wenn es dem Lord damals gelungen wäre, mich ebenso zu töten wie meine missratenen Eltern. Dann müssten sie sich nicht mit so einem Freak, wie ich einer bin, abgeben ..."
Schon nach kürzester Zeit hörte der Auserwählte das erste schluchzen und Mine flüsterte leise, „... Harry. Wir wussten ja nicht...!", doch der Grünäugige brachte sie mit einer Handbewegung zum Schweigen und fuhr in seiner Erklärung fort. „Ich habe erst an meinem elften Geburtstag erfahren was ich bin. Ich wollte nie so viel Aufmerksamkeit auf mich ziehen, genau genommen ist sie mir sogar ein wenig unangenehm. Ich wollte nie in diese ganzen schlimmen Dinge hineingezogen werden, die im Laufe der letzten Jahre immer wieder passiert sind. Ich wollte nie der Auserwählte sein. Ich wollte immer nur ein normales Leben führen, so wie alle anderen auch. Und ich habe nicht nur einmal mit dem Gedanken gespielt, einfach aufzugeben und meinem Leben ein Ende zu setzen...!", bei diesen Worten ging ein erschrockenes Keuchen durch die Menge und nicht nur ein Schluchzer dran nun an sein Ohr, doch Harry ignorierte diese Reaktionen und erzählte weiter. „Wisst ihr was mich davon abgehalten hat... ich wollte niemandem den Triumph gönnen mich gebrochen zu haben, genauso wenig wie ich meinem Onkel bei den Misshandlungen nie den Gefallen getan habe zu schreien oder zu betteln. Aber auch der Gedanke daran hier in Hogwarts zu Hause zu sein, willkommen zu sein und in Dumbledore eine Vertrauensperson gefunden zu haben, hat mich die Jahre überstehen lassen.
Allerdings habe ich mich wohl all die Jahre in Dumbledore getäuscht! Dumbledore ist nicht der nette Großvater. Er trägt genauso eine perfekte Maske. Ich und mein Leben sind ihm vollkommen egal! Und das all der anderen bestimmt ebenso. Er braucht mich nur als Waffe gegen den dunklen Lord. Ob ich dabei sterbe ist ihm egal!"
Harry stoppte, als er Hermine sagen hörte, „... wie kannst du so etwas auch nur denken Harry... Dumbledore würde dich nie...!"
Harry verzog verärgert das Gesicht. „... was Hermine.... was würde Dumbledore nicht... mich absichtlich in Gefahr bringen... mich in den Tod schicken! Doch Hermine... ganz genau das würde er! Weißt du was in den letzten Sommerferien passiert ist... was alles durcheinander geworfen hat! Dumbledore kam zweimal die Woche persönlich bei meinen Verwandten vorbei um mich zu trainieren. Jetzt da Voldemort wieder da ist, wollte er es sich nicht nehmen lassen seine Waffe persönlich auszubilden. Ich musste mich mit ihm duellieren und wenn ich mich nicht gerade von den Bannen und Flüchen befreit habe, die er auf mich gelegt hat, hat der mich mit dem Cruciatus-Fluch gefoltert um mich ‚ab zu härten'...", Harry schnaubte, „... er hat mich gefoltert Hermine... und er hatte Spaß daran. Weißt du, was er gesagt hat? ... es ist notwendig! Dieser miese Bastard hat mich jedes Mal halb zu Tode gefoltert und blutend im Keller der Dursleys liegen lassen!"
Hermine schlug die Hand vor den Mund und flüsterte mit Tränen in den Augen, „... das kann nicht sein... das glaube ich einfach nicht... Dumbledore ist doch der Gute... er würde nicht..."
Harry knurrte wütend, stand auf und zog sein Oberteil aus. Drehte ihnen den Rücken zu und ließ es zu, dass sie ihn betrachteten, dass sie seinen misshandelten und mit Narben übersäten Oberkörper sahen. Die Fassungslosigkeit war fast mit Händen greifbar. Harry zog sich wieder an und setzte sich in den Sessel. „Ich habe mein Vertrauen in Dumbledore nun endgültig verloren. Denn nicht nur dass er mich mit Vergnügen gefoltert hat, er hat auch versucht mein Erbe zu stehlen. Anscheinend hat der Direktor der Gringotts- Bank Dumbledore in den letzten Wochen des Öfteren daran erinnert, dass ich unbedingt in die Bank kommen muss. Denn ich bin der rechtmäßige Erbe des Hauses Potter, Black und Gryffindor.
Mein Anspruch auf das Erbe wäre am 31. August um 8 Uhr verfallen und an meinen Vormund gegangen... und ratet mal, wer mein Vormund ist... richtig... Dumbledore. Doch durch einen sehr glücklichen Zufall bin ich noch rechtzeitig in der Bank gewesen und hatte ein langes, sehr aufschlussreiches Gespräch mit dem Bankdirektor."
Harry löste den Verschleierungszauber auf seinen Siegelringen und fuhr fort, „... ich bin der letzte rechtmäßige Erbe Gryffindors und heiße nicht mehr Harry James Potter, sondern Lord Harry James Potter- Gryffindor."
Stille ... bis Ginny Weasley leise flüsterte, „... du bist ein Lord und der Nachfahre Gryffindors?"
Harry lächelte und drehte abwesend seine Ringe am Finger hin und her. „Genaugenommen zweifacher Lord... Ja. Allerdings muss ich mir meinen Stammbaum selber erst genauer ansehen. Ich gelte seit meinem letzten Geburtstag nun offiziell als volljährig. Darum ging es auch bei meinem Gespräch mit Dumbledore heute Vormittag. Er wollte die Schlüssel meiner Verliese, damit er alleine darauf Zugriff hat und an mein Geld kann. Doch da ich nun volljährig bin hat er darauf keinen Anspruch mehr.
So... nun zu dem Thema warum ich um dieses Treffen gebeten habe. Ich traue dem Direktor nicht mehr über den Weg. Er hat mein Vertrauen missbraucht, mich absichtlich verletzt, hat mich bestohlen und versucht mich für seine Vorteile zu missbrauchen, außerdem bin ich nur seinetwegen bei magiehassenden Muggeln aufgewachsen, obwohl er es hätte verhindern können. Ich habe das alles bis jetzt ohne Widerworte mitgespielt... war der vorzeige Goldjunge der weißen Seite. Allerdings hat die weiße Seite bis jetzt noch nie etwas für mich getan. Ich werde nicht akzeptieren, dass man mich einfach so in den Tod schickt, nur weil ich der Auserwählte bin, der Retter der Zaubererwelt!"
Neville keuchte, „... heißt dass du willst auf die dunkle Seite wechseln Harry?"
Der Schwarzhaarige schüttelte leicht mit dem Kopf, „... das heißt ich werde nun erst einmal auf keiner Seite mehr stehen. Ich bin ab jetzt erst einmal unparteiisch, auch gegenüber der dunklen Seite. Ich will herausfinden, wer für welche Ziele kämpft und dann für mich entscheiden hinter welchen Ansichten ich persönlich stehe. Nur weil jemand mich zum sogenannten Retter gemacht hat, heißt das noch lange nicht, dass ich automatisch auf der weißen Seite stehen muss. Nun zu euch. Ihr habt gesagt, ihr würdet gerne mit der DA weitermachen. Die Frage ist... was denkt ihr nun darüber? Steht ihr immer noch hinter mir? Obwohl ihr nun wisst, dass ich auch der dunklen Seite nicht mehr abgeneigt bin! Ich werde mich ab jetzt auch mit den dunklen Künsten befassen und mir so viel wie möglich selber beibringen. Eines der Anwesen die ich geerbt habe, ist Gryffindor Castle. Diesem Anwesen werde ich demnächst einen Besuch abstatten und es zu meinem neuen zu Hause machen, denn ich werde nie wieder zu den Dursleys zurückkehren. Ich zwinge euch nicht dazu, weiterhin hinter mir zu stehen, dunkle Künste zu erlernen oder meine neuen Ansichten und Entscheidungen einfach so gut zu heißen. Wenn ihr mich aber weiterhin als Lehrer haben wollt, werdet ihr damit klarkommen müssen. Unsere Gruppe würde von jetzt an auch nicht mehr ‚Dumbledores Armee' heißen, sondern ‚Die graue Armee'.
Ich fand den Namen ziemlich passend, außer ihr habt natürlich andere Vorschläge. Ich würde es euch nicht übel nehmen, wenn ihr nun aufsteht und geht, ich werde euch auch nicht aufhalten. Aber ihr solltet wissen, dass ich einen Schweigezauber über diesen Raum gelegt habe, ihr könnt euch also mit niemanden, zur Sicherheit aller, über diesen Abend unterhalten.
Letztes Jahr habt ihr ein verzaubertes Pergament unterschrieben, welches mit einem Fluch belegt war und das Wort ‚Petze' in hartnäckig bleibenden Pusteln in eurem Gesicht zeigen würde, hätte jemand die Gruppe verraten. Dieses Mal würde ich euch allerdings noch zusätzlich, zu einem neu unterschriebenen Vertrag, mit einem Schweigezauber belegen, der euch nur erlaubt, dass ihr euch mit den Mitgliedern der DgA über Geschehenes unterhaltet."
„Du willst die dunklen Künste erlernen?!", japste Ron mit tellergroßen Augen. Harry lächelte leicht und sah seinem Freund in die Augen. „Weißt du Ron... Ich habe erst vor kurzem ein Buch über die Magie gelesen. Es gibt drei Magiearten, die weiße Magie, die graue Magie und die schwarze Magie. Hier an unserer Schule wird zum Beispiel nur die graue und die weiße Magie gelehrt, weil Dumbledore es so will. Doch genau genommen kann die weiße Magie ebenso für Böses verwendet werden wie die schwarze Magie für Gutes. Schwarz ist nicht gleich böse und weiß nicht automatisch gut. Es kommt auf die Person an, die die Magie verwendet. Die schwarze Magie wurde verboten, weil sie oft für Schlechtes verwendet wird und mächtiger ist als die graue oder weiße Magie. Die schwarze Magie ist die Urmagie, von der die Zauber der anderen zwei Magiearten hauptsächlich abgeleitet wurden. Jedoch braucht es in unserer Welt eine Balance zwischen allen Magiearten, um alles im Gleichgewicht zu halten. Mit einem Bombarda kann man ebenso Menschen töten wie mit einem Avada. Ich habe keine Lust mehr, zwischen den Magiearten zu unterscheiden. Also, ja Ron, ich werde auch die schwarze Magie erlernen. Allerdings nicht hier im Schloss, sondern, wenn alles gut geht, im Gryffindor Castle. Ich habe keine Lust darauf, dass der Alte etwas mitbekommt."
Nun meldete sich Luna Lovegood das erste Mal zu Wort und sah so verträumt wie immer und strahlend zu Harry.
„Ich finde es sehr gut, was du vorhast Harry. Meine Familie war der schwarzen Magie noch nie abgeneigt, weil wir genau wissen, dass nicht die Magie an sich böse ist. Außerdem gefällt mir der Name ‚Die graue Armee' sehr gut. Ich stehe natürlich weiterhin hinter dir Harry und freue mich schon auf das was du uns beibringen wirst."
Auf diese Aussage folgte zustimmendes Kopfnicken und Gemurmel. Hermine war dann tatsächlich die Nächste, die das Wort ergriff, die Stirn runzelte und ihr Gesicht nachdenklich verzog. „Du hast recht Harry ... vielleicht ... vielleicht ist es ja gar nicht schlecht wenn, wir anfangen uns über alles eine eigene Meinung zu bilden und für das Kämpfen was wir für richtig halten ohne den Namen Dumbledore oder Voldemort dabei ins Spiel zu bringen! Wenn wir eine dritte Partei in diesem Kampf sind, ohne uns gleich am Anfang auf eine der anderen Seiten zu schlagen. Schließlich muss ja auch Voldemort für etwas kämpfen, oder?! Und natürlich stehe auch ich weiterhin hinter dir Harry."
Harry grinste und sah seine Freundin mit einem belustigten Funkeln in den grünen Smaragden an. „Und das aus dem Mund von Hermine Granger... ich finde es übrigens fantastisch, wie dir der Name des Dunklen Lords mit immer weniger Probleme über die Lippen kommt."
„Und wie geht es denn jetzt weiter?", fragte ein Mädchen aus Ravenclaw. Der- Junge- der- lebt lehnte sich nachdenklich zurück und dachte ein wenig über die Frage nach. „Nun... ich denke ihr solltet euch das Ganze ein wenig durch den Kopf gehen lassen. Hermine wird einen neuen Vertrag aufsetzen, den ihr unterschreiben müsst, solltet ihr weiterhin dabei sein wollen. Drei Tage zum nachdenken sollten ausreichen, dann treffen wir uns hier zur selben Zeit wieder. Und denkt daran, ihr könnt mit niemanden über irgendetwas davon reden."
Harry sah, während er redete fragend zu Mine und Ron, die zustimmend mit dem Kopf nickten, und löste dann die Versammlung auf. Nach einem prüfenden Blick auf die Karte der Rumtreiber verließen die Schüler in kleinen Gruppen den Raum der Wünsche und schlichen sich wieder in ihre Schlafsäle. Die letzten waren schließlich die drei Freunde, die den Raum verließen und sich ebenfalls zum Gryffindorturm aufmachten.
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