Kapitel 11) Wasser gegen Feuer
Maike war froh, dass ihr Bruder endlich wieder bei ihr war. Zumindest hatte sie keine Angst mehr, ihn als einen Feind zu betrachten. Sie wusste, dass Siegfried es bereute, den Secret-Night-Agents beigetreten zu sein, doch sie wollte unbedingt wissen, wieso er dieser Organisation überhaupt beigetreten war.
„Sag Siegfried, wieso bist du den Secret-Night-Agents überhaupt beigetreten?“, fragte sie neugierig.
„Was das angeht… wir alle wurden mit einer Art Fluch belegt, die uns davon abhält jemand anderen zu sagen, wieso man der Organisation beigetreten ist, oder sogar unseren Boss zu verletzen. Wenn man nämlich ihn attackiert, aktiviert sich der Fluch und man stirbt. Das ist auch der Grund, wieso wir ihn nicht töten können und wieso Siegfried dir bei eurer Flucht gesagt hat, dass er von unseren Boss kontrolliert werden kann“, erklärte Emil. „Wie bekommt man den Fluch weg?“, fragte Violetta.
„Wenn man eine Röntgenaufnahme macht, sieht man bei uns in der Nähe des Herzes etwas Dunkles. Genau da muss man mit einer Klinge hineinstechen, damit sich der Fluch auflöst, doch die Überlebenschancen sind sehr gering“, antwortete Daniel. „Die Gefahr ist eben viel zu hoch, dass man das Herz trifft“, seufzte Emil.
„Maike kann doch sehr gut zielen. Sie wird es ganz bestimmt nicht verfehlen“, lachte Dave. „Ich schaffe es nicht einmal mit meiner Fähigkeit wo hinzuzielen!“, erschrak Maike.
„Wie wäre es, wenn ich das mit meiner Klinge mache?“, fragte Siegfried. „Du weißt nicht einmal, wo sich der Kern des Fluches bei dir befindet“, seufzte Daniel. „Kein Problem. Ihr sagt mir, wo er sich befindet, und ich löse ihn dann selbst auf“, antwortete Siegfried.
„Junge du Blödmann, das geht nicht so einfach! Um den Fluch loszuwerden, muss dich ein Gegner genau an der Stelle erwischen. Deswegen sind die Überlebenschancen auch so gering und da hier niemand ordentlich zielen kann, kannst du draufgehen!“, erklärte Emil gereizt.
„Wie wäre es, wenn Maike das macht?“, fragte Siegfried. „Nein, ich werde das Risiko nicht eingehen!“, antwortete Maike schnell. „Wie wäre es, wenn ich es übernehme?“, fragte Violetta.
„Violetta… du bist zwar talentiert, was die Schwertkunst angeht, aber du kannst sein Herz erwischen“, antwortete Dave. „Wenn wir wirklich gewinnen wollen, muss einer von uns Siegfried eine Klinge in den Brustkorb rammen… aber …ich will ihn nicht verlieren…“, dachte sich Maike zögernd.
„Also gut, ich werde es machen“, beschloss Maike. „Gut, dann kannst du auch gleich etwas trainieren“, antwortete Siegfried. „Ha, ha, sehr witzig“, seufzte Maike. „Und wo befindet sich das gottverdammte Ding jetzt?“, fragte Violetta.
Daniel fasste Siegfried mit einem Finger am Hals an und mit einem zweiten Finger fasste er seinen Oberkörper an. Durch den Blutdruck konnte man nämlich auch erkennen, wo sich der Kern des Fluches aufhielt. Erstaunlicherweise war der Kern ein paar Zentimeter vor Siegfrieds Herz.
„Oh… ähm …Maike…stich bitte nicht allzu fest, okay“, meinte er. „Mach ich eh nicht“, antwortete Maike. „Lass mich raten, dieser verfickte Kern ist vor meinem Herz“, riet Siegfried seufzend. „Bingo“, antwortete Daniel.
„Na da hat sich ja unser Boss wieder mal besonders viel Mühe gegeben“, seufzte Emil. „Na das kann ja was werden“, meinte Dave. „Wenn du draufgehst, lass dir gesagt sein, dass das deine Entscheidung war“, seufzte Daniel.
Draußen begannen die zwei Geschwister ihren Kampf. Maike griff zuerst mit ihre Fähigkeit an, doch Siegfried wich aus und griff seine Schwester mit seiner Fähigkeit an. Maike wich aus und griff von hinten an, doch auch dieses Mal wich ihr Bruder aus.
„Maike, in einem Kampf, wo sich zwei Geheimagententeams gegenüberstehen, musst du die Freunde eines Geheimagenten im Kampf kennen. Damit meine ich nicht dein Team, sondern die Umgebung. Versuche mit dem Schatten zu verschmelzen und dann unbemerkt anzugreifen. Achte auf den Wind, denn der verrät dich sehr schnell und verursache keine Geräusche, denn dann weiß man, von wo man angegriffen wird“, erklärte Siegfried.
„Was habe ich von all dem nicht befolgt!?“, schrie Maike fragend. „Alles“, antwortete Siegfried. „Nicht dein Ernst?!“, erschrak Maike.
„Doch, du hast nicht den Schatten der Bäume ausgenutzt. Und noch dazu hat der Wind Geräusche verursacht. Deswegen konnte ich ausweichen“, antwortete Siegfried. „Na gut…wie gefällt dir dann das!?“, schrie Maike.
Sie griff an, doch Siegfried wich erneut aus. Dann griff Siegfried mit Feuer an, doch Maike wich aus und er traf eine Wasserlake. Daraufhin war Maike spurlos verschwunden. Siegfried ging zur Lake und sah sich in der Umgebung um. Als er ein paar Schritte zurückgehen wollte erschien plötzlich Maike, riss ihn einer seiner Klingen aus seiner Tasche und stach sie blitzschnell in den Kern des Fluches.
„Wie… wie konnte Maike so eine fortgeschrittene Technik als Anfängerin anwenden?“, dachte Siegfried erschrocken. „Na, hab ich dich beeindruckt?“, fragte Maike. „Ja, sehr sogar… das war ein cleverer Schachzug von dir“, antwortete Siegfried keuchend.
Allerdings brach Siegfried bewusstlos zusammen, doch Maike hatte ihn noch aufgefangen. „Siegfried!“, schrie Maike erschrocken.
Maike hatte bereits Tränen in ihren Augen, da sie sah, dass ihr Bruder nicht nur aus seiner Wunde blutete, sondern auch aus dem Mund. „Leute, mein Bruder blutet sehr stark!“, schrie sie zu den anderen.
Sofort waren auch die anderen zu Stelle. Zusammen mit Erik, Erika, Dave und Violetta konnte Maike Siegfried schnell verarzten. Allerdings benötigte Siegfried auch eine künstliche Beatmung, da ihm das Atmen sehr schwerfiel. Maike konnte es immer noch nicht glauben, dass sie ihren Bruder in Lebensgefahr gebracht hatte.
Von Schuldgefühlen geplagt blieb sie Tag und Nacht bei Siegfrieds Bett und überwachte seinen Zustand. Ab und dann leistete Violetta ihrer Freundin Gesellschaft.
„Ob er wieder aufwachen wird?“, fragte Violetta. „Ich weiß es nicht“, antwortete Maike. „Keine Sorge, Maike, ich werde für dich da sein“, versicherte Violetta ihrer Freundin. Maike umarmte Violetta.
„Sag Violetta, kann es sein, dass du Siegfried magst?“, fragte Maike. Violetta sah Maike erschrocken an. „Ich sage es keinen, versprochen“, versprach Maike Violetta. „Na gut, du hast es erfasst, Maike“, seufzte Violetta.
„Dachte ich es mir schon. Weißt du, Siegfried ist nur um ein Jahr jünger als du“, kicherte Maike. „Er ist 18 Jahre alt? Ich dachte er sei 20 Jahre alt“, erschrak Violetta. „Tja, Siegfried sieht eben etwas älter aus, als er es in Wahrheit ist, aber das macht ihn wohlmöglich so attraktiv“, kicherte Maike. „Als ich im Ewigen-Wald Ärger mit den lebenden Pflanzen hatte, hat er mir geholfen und…na ja, Siegfried hat gemeint, dass ich mit meinen violetten Augen und meinen schwarzen Haaren sehr schön aussehe…“, erzählte Violetta Maike.
„Wow, ich glaube da hat er geflirtet“, lachte Maike. „Meinst du das ernst?“, fragte Violetta erstaunt. „Ja, Siegfried hat so etwas bisher zu niemanden gesagt. Okay, zu mir hat er auch schon öfters gesagt, dass ich hübsch bin, aber ich bin immerhin seine kleine Schwester“, antwortete Maike.
„Du Maike, ist es schlimm, dass ich…? Ach, du weißt schon“, fragte Violetta. „Nein, es ist natürlich nicht schlimm. Ich bin ehrlich gesagt froh, dass du nicht vor deinen Gefühlen davonläufst, Violetta. Ich glaube, mein Bruder läuft vor seinen Gefühlen davon“, antwortete Maike.
Nachdem viele Tage vergangen waren, wachte Siegfried endlich wieder auf. Maike war gerade zu dem Zeitpunkt wachgeworden, an dem Siegfried seine Augen öffnete. Als sie es sah, umarmte sie ihren Bruder so fest wie sie nur konnte. Maike war froh, dass sie Siegfried nicht getötet hatte.
„Wie schön, du bist endlich aufgewacht“, freute sie sich. „Ich hab dir doch gesagt, dass du die Einzige bist, die mich retten kann“, flüsterte Siegfried. „Tut dir deine Wunde noch weh?“, fragte Maike. „Nein, ich spüre nichts mehr. Das Einzige, was ich merke, ist, dass der Fluch endlich aufgelöst ist. Das ist eine echte Erleichterung“, antwortete Siegfried.
„Du Siegfried…“, begann Maike. „Was ist denn?“, fragte Siegfried. „Kann es sein…, dass du… auf Violetta stehst?“, fragte Maike kichernd. „Wie kommst du denn auf den Gedanken?“, erschrak Siegfried.
„Du hältst mich wohl auch für blöd. Violetta hat mir erzählt, dass du ihr bei eurer ersten Begegnung gesagt hast, dass sie mit ihren violetten Augen und ihrem schwarzen Haar sehr schön aussieht. So etwas hast du bisher zu niemanden, außer zu mir gesagt“, antwortete Maike.
„Oh Mann Maike, kaum bin ich wieder bei Kräften, kommst du auch mit so was. Was ist bitte mit dir los?“, seufzte Siegfried. „Siegfried, du rennst eben von deinen Gefühlen davon. Gib‘s zu. Du magst Violetta“, kicherte Maike.
„Maike, ich kenne sie nicht einmal so gut“, antwortete Siegfried. „Aber da wir alle jetzt ein Team sind, wirst du sehr viel Zeit mit ihr verbringen“, lachte Maike.
„Dir macht es echt spaß mir das Leben schwer zu machen, kann das sein?“, fragte Siegfried seufzend. „Das ist nun mal so unter Geschwistern“, lächelte Maike.
„Hach, es ist so schön, dass ich meinen Bruder nicht getötet habe. Jetzt weiß ich, womit ich ihn zumindest nerven kann. Wie sehr ich es liebe, ihn das Leben aus Spaß schwer zu machen“, dachte Maike lachend.
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