Kapitel 6) Verlorene Kontrolle

Wütend zog Siegfried Maike weg. Seit einer Ewigkeit war er nicht mehr so wütend gewesen. „Maike, mit dem Kerl hast du dich im Ernst angefreundet?“, fragte Siegfried seufzend. „Ach Siegfried, Sven kann auch nett sein“, seufzte Maike. Maike merkte, wie wütend ihr Bruder momentan war und versuchte ihn zu beruhigen. „Siegfried, ich würde dich nie anlügen. Sven ist ein guter Mensch und ich habe noch nie etwas Negatives über dich gesagt. Wieso sollte ich auch?“, meinte Maike. „Er hat mich gerade richtig sauer gemacht“, seufzte Siegfried.
„Hat dich das sauer gemacht, wo er gesagt hat, das du ein Problem in Freunde finden hast?“, fragte Maike. „Ja, genau das hat mich total sauer gemacht“, antwortete Siegfried. „Er weiß eben nicht, dass du an der koronaren Herzkrankheit erkrankt bist. Da ist es doch selbstverständlich, dass man davon ausgehen kann“, erklärte Maike. „Maike, nur du schaffst es mich sogar von meinem größten Wutanfall wieder zu beruhigen. Du bist wirklich ein ganz besonderer Mensch“, meinte Siegfried nun besser gelaunt.
„Das ich für dich da bin, ist doch selbstverständlich. Du bist derjenige, der mich aufgezogen hat“, lächelte Maike. „Ach was, ich habe nur meine Pflichten als großer Bruder erfüllt, aber, dass aus dir die beste Schwester wird, betrachte ich als Geschenk, denn eigentlich hätte ich so eine liebe Schwester wie dich nicht verdient“, antwortete Siegfried.
„Vergiss nicht, dass du vorsichtiger sein solltest, Siegfried“, wechselte Maike das Thema. „Wegen was?“, fragte Siegfried. „Du bist wegen der koronaren Herzkrankheit etwas eingeschränkt worden. Deswegen hat mich Dave beauftragt dich immer wieder daran zu erinnern, dass du dich jetzt eher um die Rückendeckung kümmern solltest. Siegfried, du hast doch selbst gesehen, dass du mit der Krankheit nicht mehr kämpfen kannst, beziehungsweise, dass du keine gute Ausdauer mehr hast“, antwortete Maike. „Ach so…“, seufzte Siegfried. „Ich weiß, dass es für dich unangenehm ist, aber ich will nicht, dass es sich verschlimmert. Es war unser Glück, dass wir dich frühgenug in ein Krankenhaus bringen konnten und sie es diagnostizieren konnten. Siegfried, ich will dich wegen einer Krankheit nicht verlieren!“, erklärte Maike besorgt.
Da Maike kurz vorm Weinen war umarmte Siegfried seine kleine Schwester. „Mach dir keine Sorgen um mich. Maike, du weißt, dass ich stark bin und nicht so schnell ins Gras beiße, aber wenn es dich glücklich macht, werde ich mich natürlich in Kämpfen zurückhalten und nur eingreifen, wenn es dringend nötig ist“, versuchte er sie zu trösten. „Danke Siegfried, ich danke dir wirklich sehr“, bedankte sich Maike weinend. „Es ist alles gut, Maike. Du brauchst nicht weinen“, meinte Siegfried. „Und nur du schaffst es mich so zu trösten, dass ich sofort wieder lächle“, lächelte Maike.
Siegfried wischte Maikes restliche Tränen aus ihrem Gesicht. „Du siehst viel schöner aus, wenn du lächelst. Merk dir das“, meinte Siegfried. Maike nickte. „Ein Glück, dass Maike mich beruhigt hat, denn ansonsten hätte Josias von mir Besitz ergriffen. Jetzt verstehe ich, wieso mein damaliger Boss wollte, dass ich Maike töte. Er wollte mich wütend machen, sodass Josias Besitz von mir ergreifen kann, aber er schien geahnt zu haben, dass Maike die Einzige ist, die mich, egal wie wütend ich bin, wieder beruhigen kann“, dachte Siegfried.
Der nächste Tag begann für Siegfried nicht sonderlich gut. Anscheinend hatte Emil Sven erzählt, dass Maike Siegfried jeden Tag versuchte mit einem Angriff zu überraschen. Sven wollte dies sofort ausprobieren. Siegfried wurde zwar von Sven attackiert, doch er wich mühelos aus und Sven fiel gegen ein Bücherregal.
„Alles in Ordnung?“, fragte Siegfried. „Meine Fresse, das tat echt weh!“, beschwerte sich Sven. „Wie es aussieht ist nichts in Ordnung“, seufzte Siegfried. „Lass mich raten, du bist an regelmäßige Angriffe gewöhnt!“, rief Sven. „So kann man es sagen“, antwortete Siegfried seufzend. „Und wieso kämpfst du dann nicht?!“, fragte Sven. „Das hat seinen eigenen Grund“, antwortete Siegfried. „Lass mich raten, du willst nicht kämpfen, weil du Angst hast zu verlieren“, riet Sven. „Das stimmt nicht. Ich habe nur vor einer Sache Angst, nämlich davor, dass meiner kleinen Schwester was passiert!“, widersprach Siegfried.
„Ach ja? Wieso weigerst du dich dann zu kämpfen?“, fragte Sven. „Kann es nicht egal sein?!“, schrie Siegfried. „Nein, ich will nur wissen, wieso Emil dich bewundert! Er hat mir gesagt, dass er dich aufgrund deiner Stärke bewundert!“, antwortete Sven schreiend. „Ach ja? Ich lasse mich zu nichts zwingen!“, widersprach Siegfried.
„Jungs, es reicht schon, dass ihr gestern gestritten habt“, seufzte Maike. „Ah Maike, du kommst gerade recht!“, bemerkte Sven. „Jetzt fragt er auch noch meine Schwester“, dachte Siegfried seufzend. „Hast du eine Ahnung, wieso dein Bruder nicht kämpft?“, fragte Sven. „Siegfried ist ein wenig eingeschränkt, was das angeht“, antwortete Maike. „Wieso?“, fragte Sven. „Ich quäle zwar meinen Bruder sehr gerne, aber ich tue ihn es nicht an, dass ich es jemanden sage und der dann wegen dem auf ihn rumhackt“, antwortete Maike. „Er hat Angst zu verlieren, sagte ich es doch!“, meinte Sven. „Das stimmt nicht, mein Bruder hat viele Kämpfe bestritten und nie verloren“, widersprach Maike.
Auf einmal verspürte Siegfried einen stechenden Schmerz, der sich rasch im ganzen Körper ausbreitete. Siegfried wusste dieses Mal sofort was das war. Allerding konnte er vor lauter Schmerzen nichts sagen. Maike bemerkte sofort, dass mit ihrem Bruder etwas los war.
„Siegfried, was ist denn los?“, fragte sie geschockt. Da Siegfried vor lauter Schmerzen nicht antwortete lief Maike rasch zu Dave. „Verdammt, wieso… wieso muss es ausgerechnet jetzt passieren?“, fragte sich Siegfried in Gedanken.
Er hielt solange durch, bis Maike in Begleitung von Dave wiederkam. Dave schien sofort zu erkennen, was los war. „Es ist Josias. Ihm reicht es wohlmöglich und jetzt versucht er mit Gewalt die Kontrolle über Siegfried zu gewinnen!“, erschrak er. „Das kann doch nicht wahr sein! Es ist jedes Mal dasselbe mit ihm, nur letztens konnte sich Siegfried dagegen wehren, damit er mich nicht verletzt“, erinnerte sich Maike erschrocken.
„Genau, ich muss Josias zurückhalten, ansonsten kann ich meine Kontrolle nicht mehr zurückgewinnen“, dachte Siegfried motivierend. „Wer ist Josias?“, fragte Sven.
„Oh, Josias ist der Geist des Feuers. Um genauer zu sein, ist er derjenige, der Siegfried seine Kräfte verleiht. Im Gegensatz zu den anderen Geistern des Ewigen-Waldes ist Josias sehr hartnäckig und lässt sich nicht sonderlich leicht zähmen. Außerdem versucht er immer wieder die Kontrolle über meinen Bruder an sich zu reisen, was eigentlich auch funktioniert, nur wehrt sich Siegfried dann immer so lange, bis Josias endgültig aufgibt“, antwortete Maike.
„Will er etwa deswegen nicht kämpfen?“, fragte Sven. „Nein, wegen Josias muss er kämpfen“, antwortete Dave. „Verflucht, ich bin zu schwach. Es ist jedes Mal dasselbe. Josias fällt immer etwas Neues ein, um mich auszutricksen“, dachte Siegfried keuchend. Allerdings verlor Siegfried nach ein paar Minuten sein Bewusstsein.
Als er wieder aufwachte blutete er im gesamten Gesicht. Außerdem war er an der Wand gefesselt. Siegfried sah sich um und bemerkte, dass im Raum so gut wie alles zerstört war. Nun entdeckte er auch Maike, die gerade Dave verarztete. Um Maike nicht in Panik zu versetzen versuchte er die Fesseln selbst zu lösen, doch die Fesseln waren viel zu fest. Nach einer Weile war Maike fertig Dave zu verarzten. Sie drehte sich um und sah, dass ihr Bruder wach war, doch sie sah sehr skeptisch aus.
„Maike, was ist denn los?“, fragte Siegfried. „Siegfried, bist das auch wirklich du?“, fragte Maike. „Na klar! Mach dir keine Sorgen!“, antwortete Siegfried. Mit Tränen in ihren Augen lief Maike auf ihren Bruder zu und umarmte ihn. „Also, was ist denn los, Maike?“, fragte Siegfried erneut.
„Nachdem du ohnmächtig wurdest hat Josias die Kontrolle über dich übernommen und uns auch sofort attackiert. Deshalb mussten wir uns irgendwie wehren. Ich muss zugeben, dass Josias sehr stark ist. Er konnte Sven mit einem Angriff besiegen und Dave anschließend schwer verletzen. Als ich ihn attackieren wollte hat er mich gegen die Wand geschleudert und ja, keine Ahnung was passiert ist, aber irgendwie hat Josias es geschafft alles hier in diesem Raum zu zerstören. Mir ist es zwar damals noch nie aufgefallen, aber jetzt ist mir aufgefallen, dass deine Augen feuerrot werden und deine Stimme tiefer wird, wenn Josias die Kontrolle über dich hat“, erzählte Maike.
„Es… es tut mir wirklich so furchtbar leid, aber… ich konnte ihn nicht mehr länger zurückhalten“, entschuldigte sich Siegfried. „Es ist nicht deine Schuld, Siegfried. Ich weiß doch wie schwer es ist, Josias zurückzuhalten. Du brauchst dich nicht zu entschuldigen“, vergab Maike ihren großen Bruder. „Aber wieso war ich dann gefesselt?“, fragte Siegfried.
„Na ja, bevor Dave schwer verletzt wurde, haben wir dich an der Wand festhalten können. Als Josias dann anschließend abgelenkt war habe ich dich fesseln können und dich bewusstlos geschlagen. Wahrscheinlich hat Josias nichts von deiner Einschränkung gewusst und hat nicht einmal auf dich Rücksicht genommen. Auf jeden Fall kannst du dich dieses Mal bei der Krankheit bedanken“, antwortete Maike. „Da hast du wohl recht“, murmelte Siegfried.
Maike löste die Fesseln ihres Bruders. Dann sah sie zu Sven, der wieder voller Energie war. „Keine Sorge, Dave wird es überleben“, lächelte Maike. Allerdings wurde die Ruhe der beiden von Sven gestört. „Hey, wie abgefahren war das denn?!“, schrie Sven. „Was denn?“, fragte Siegfried.
„Du hast uns alle attackiert. Das war echt abgefahren. Jetzt weiß ich, wieso Emil dich bewundert und von wegen du hast eine Einschränkung, was das Kämpfen angeht!“, antwortete Sven.
„Sven ich glaube du verstehst da was falsch…“, meinte Siegfried. „Lass ihn einfach. Zumindest hackt er nicht mehr auf dir rum“, flüsterte Maike zu Siegfried. „Ich werde es meinen Onkel sagen. Vielleicht bist du ja der Nachfahre eines talentierten Kämpfers!“, rief Sven. „Das glaube ich nicht. Siegfried musste wegen mir stark sein und mich immer beschützen. Also ist es klar, dass mein Bruder irre stark ist“, lachte Maike.

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