Kapitel 32: Leuchtende Kristalle

Rose starrte die Tür bereits eine Weile an. Sollte sie noch einige Minuten auf Ziaeän warten? Oder sollte sie den Schlüssel bereits jetzt einsetzen und die Tür öffnen? Den Weg vom Thronsaal in den Keller war sie in Wahrheit in Gedanken immer bei Oemor, dessen Leiche vermutlich längst fortgeschafft war. Dazwischen hatte sie noch einen Boten das Gleichgewicht holen geschickt, dann ging sie schweigsam durch die Gänge. Ihr Weg endete vor der Tür, die zum Platäa führte. Einst hatte sie Oemor versprochen, ihm das Geheimnis zu offenbaren - und dann hatte er sie verraten. Sie verlor keine Blätter mehr, seit seinem Tod und damit fand sie sich ab. Er hat sie verletzt, jetzt wollte sie nichts mehr an sich heran lassen - und niemanden mehr.

Sie musterte das Holz. Am Rahmen war es mit Metall beschlagen, das sich von den Ecken in Wellen und Spiralformen zur Mitte hin erstreckte. Das geübte Auge eines Elements ließ sie direkt die in das Metall geritzten weiteren Muster erkennen. Es waren Szenen aus der Geschichte des Planeten.

Sie konzentrierte sich lediglich auf eine Ecke und die daraus laufenden Wellen und erkannte allein darin einen Stern, um den ein Planet kreist. Im nächsten Bild sah sie einige Wesen, die zu dem Planeten kamen, sich niederließen. Nur wenige Bilder später sah man kleinere Varianten dieser Wesen, wie unter ihnen zweibeinige Lebewesen standen, staunend in den Himmel sehend. Als nächstes folgten Szenen eines Krieges. Die Zweibeinigen und die Geflügelten kämpften gemeinsam gegen eine andere Gruppe zweibeiniger. Den Sieg trugen die anderen davon, wie die weiteren Bilder zeigten. Danach waren die geflügelten verschwunden und die Sieger bauten Städte. Erst viele Bilderfolgen später gingen alle gemeinsam in nur eine Stadt. Die anderen zweibeinigen gingen in die Wälder. Damit endete die Geschichte des Streifens und ihr Blick wurde auf eine Sammlung von Symbolen im Kreis in der Mitte der Tür gelenkt.

Fünf Zeichen, sie waren aufgemalt und die Farben leuchteten. Nur an einer Stelle war eine Vertiefung, die die Form des Schlüssels hatte.
"Elemente...", begann Rose für sich selbst aufzuzählen und ließ ihren Blick über die oberen drei Symbole schweifen.
"Planeten..." Ihr Blick fuhr zu einer schwarzen Kugel, die mit einem gezackten Ring umschlossen war.
"Natur..." Das Symbol einer Blume mit acht Blättern und zwei zu jeweils zwei Seiten.
"Sterne..." Ihr Blick fiel auf das Symbol in ihrer Hand und die Vertiefung. Zwei Kugeln, die größere leuchtend in gelb und orange, davon ausgehend drei gezackte Linien.
"Jetzt wird alles wieder normal."

"Normalität ist für jeden etwas anderes.", wurde sie von Ziaeän aus ihren Gedanken gerissen.
"Oh, du bist schon da.", reagierte sie sofort und lächelte.
"Ja, aber die Tür ist noch zu."
"Ich wollte auf dich warten und dabei bin ich wohl in Gedanken versunken."
"Ist doch halb so wild. Also, wollen wir?", winkte Ziaeän ab.
Ohne Antwort schob Rose das Symbol in die Vertiefung. Sie wusste nicht, was sie erwartet hatte. Vielleicht, dass es leuchten würde, die Umrandung wieder mit dem Holz verschmelzen oder wenigstens ein Licht über die Tür, doch es passierte nichts. Verwundert sah sie auf das Symbol, dann zu Ziaeän.

"Ist die Tür kaputt?", fragte diese vorsichtig nach, aber Rose konnte nur kurz mit den Schultern zucken. Sie wollte den Schlüssel schon wieder herausnehmen, als doch noch Bewegung in die Tür kam. Eine kurze Vibration fuhr durch das Holz und ein Geräusch von Metall, das auf Stein kratzt jagte den beiden Elementen einen Schauer durch die Knochen, doch dann schwang die Tür leise und ohne Widerstand nach innen auf und offenbarte einen langen, dunklen Tunnel, der von der Burg ins Innere des Planeten führte.
"Sollen wir rein?", hakte der Flügelwolf nach und verbarg die Unsicherheit nicht einmal.
"Hmhm.", murmelte Rose bestätigend und ging vor.

Der Gang war fast schwarz, trotzdem führte Das Leben ihre Begleitung mühelos durch die Finsternis, bis irgendwann leuchtende Kristalle den Gang zu erhellen begannen. Sie gingen Ziaeän etwa bis zur Schulter.
"Leuchtende Kristalle. Beeindruckend.", flüsterte Ziaeän und sah bewundernd die Wände entlang.
"Ich weiß. Das Platäa hat sie geschaffen, damit man auf dem Weg nach unten nicht stürzt und sich den Hals bricht."
"Ist das denn schon mal passiert?"
"Nach eigenen Angaben häufiger. Auch mit den Lichtern." Rose kicherte.
Ziaeän empfand dieses Verhalten als merkwürdig, hielt sich jedoch nicht auf. Wenn das Leben den Tod von Leuten so lustig fand, sollte sie es doch.
Die Kristalle wurden mehr, je weiter sie kamen und so wurde auch immer mehr von den Ausmaßen den Ganges sichtbar. Er erhob sich gute zehn Meter in die Höhe und war circa das Doppelte der Höhe breit.
"Ist das Platäa so groß und breit?", fragte der Flügelwolf verwundert nach, bekam jedoch keine Antwort.
Stattdessen murmelte Rose: "Siehst du gleich. Still jetzt."

Sie kamen an eine unbeleuchtete Kammer, nach Roses Angaben. Zwar waren an den Wänden im Inneren ebenfalls gelbliche Punkte erkennen, diese lagen jedoch in weiter Ferne, sollten sie die Größe der Kristalle im Gang haben.
Im Gegensatz zum Gang erhellte sich der Raum jedoch nicht, nur eine Stimme drang zu den Elementen...

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