Zukunft

Jedwiga P.O.V.

Eine Weile später sitzt Legolas, meinen Kopf an seiner Brust und einen Arm um mich gelegt, mit dem Rücken an einen der großen moosigen Steine. Ich lausche auf seinen beschleunigten Herzschlag, der sich nur langsam wieder beruhigt.
Sein Hemd ist am Kragen geöffnet, sodass die kühle Luft seine erhitzte Haut abkühlen kann und sein Atem ist gleichmäßig und mittlerweile wieder ruhig.
Gedankenverloren schaut er auf das Wasser des Teiches und spielt mit einer Hand in meinem Haar. Ich schaue zu ihm auf und betrachte sein schönes Gesicht. Er sieht jünger aus als sonst, mit seiner glatten makellosen Haut und der leichten Röte an seinen Wangen. 'Wir haben es wirklich getan. Ich habe es zugelassen!' Da dreht er den Kopf und schaut mich mit seinen wunderschönen blauen Augen an.
"Dein Herzschlag beruhigt sich wieder", flüstere ich ihm zu und er lächelt.
"Deiner ebenfalls", erwidert er liebevoll.
"Aber gerötet bist du immernoch", füge ich hinzu und er lacht auf.
"Naja, wenn es nur das ist..."
Seine Stimme verliert sich während er in meine Augen blickt und er wird ganz still. Seine geflüsterten Worte fallen mir wieder ein, seine Liebesbekundungen, gefolgt von meinem Namen mit einem Anhang: Grünblatt. So wird er von den meisten Wesen in Mittelerde, die ihn kennen, genannt, nach seiner Herkunft und seiner stets in irgendeiner Weise grünen Kleidung.
"Ich werde dich niemals im Stich lassen, egal was passiert", hallt mir seine liebevolle Stimme im Kopf wider und ich lächle.
Da holt mich seine wirkliche Stimme wieder in die Realität zurück.
"Meinst du, also, glaubst du, dass du... ähm, dass du schwanger werden könntest?", fragt Legolas mich unsicher und legt eine Hand auf meinen Bauch.
"Nein, momentan ist das nicht möglich", antworte ich ihm und er seufzt erleichtert. Dann küsst er mich sanft und seine Hand wandert an meine Taille.
"Hast du eigentlich mal in einer Schlacht gekämpft?", frage ich ihn urplötzlich und er schaut mich überrascht an.
"Ja, aber wie kommst du denn jetzt darauf?"
"Ich dachte darüber mach, dass wir vielleicht später einmal Kinder haben werden, und von da an dachte ich über unsere Zukunft nach. Ich habe ein ungutes Gefühl, so als stünde uns noch etwas großes bevor."
Er nickt und streicht mit seiner Hand über meine Seite.
"Dieses Gefühl habe ich auch. Es ist wie ein Schatten, der sich langsam meines Geistes bemächtigen will und sich über das ganze Land ausbreitet."
Seine Stimme ist ernst und ruhig, sein Blick richtet sich in die Ferne und er schluckt.
Doch dann reißt er sich wieder zusammen und schaut mich liebevoll an.
"Aber jetzt habe ich ja dich, du bist das Licht in meinem Leben, wegen dir kann ich vergessen und vergeben. Durch dich erfahre ich wahre Liebe und Freude."
Ich sehe ihn stumm an, in Gedanken wieder bei der letzten halben Stunde.
"Hey, ich sehe doch dass du nicht ganz bei mir bist. Was ist?", fragt Legolas mich lachend, aber ich glaube, dass er genau weiß woran ich denke.
"Ach, nichts."
Ich versuche so unschuldig wie möglich zu klingen, doch Legolas grinst nur.
"Um zu deiner Frage zurückzukommen, ja, ich habe bereits in einer Schlacht mitgekämpft. Die Schlacht vom Erebor."
Bei dem Namen horche ich auf, mein Geschichtslehrer hat mir vom einsamen Berg und dessen Geschichte erzählt, aber die Schlacht des Erebor habe ich nur am Rande mitbekommen.
Es ist zwar einmal eine Gemeinschaft von dreizehn Zwergen und einem Halbling namens Bilbo Beutlin bei uns in Bruchtal gewesen, aber Elrond hat sie bewusst von mir fern gehalten. Lediglich mit Bilbo habe ich ein einziges Mal gesprochen, und er entpuppte sich als ein sehr netter und höflicher Hobbit aus guten Verhältnissen. Ansonsten habe ich die Zwerge nur von weitem gesehen, aber das war mir auch recht.
"Von der Schlacht vom Erebor habe ich nicht wirklich etwas gehört, ich weiß nur, dass mein Vater, nachdem die Zwerge fort waren, aufgebrochen ist um Frau Galadriel zu helfen. Er ist nach Dol Guldur geritten, bewaffnet und kampfbereit. Als er wiederkam sprach er nicht über das, was geschehen war und wirkte sehr nachdenklich und bedrückt."
Legolas nickt langsam.
"Die Schlacht tobte am Fuß des einsamen Berges, zwischen Menschen, Elben, Zwergen und Orks. Ach ja, dann kamen auch noch Tiere zu unserer Verstärkung."
Einen Moment lang scheint er ganz in Erinnerungen versunken zu sein und ich bereue meine Frage sofort.
"Du musst nicht weitererzählen, wenn du das nicht willst. Ich war nur neugierig."
Ich schmiege mich an seinen Körper und lege meinen Kopf auf seine Schulter.
Seine Hand streicht über meine Seite und über meinen Bauch, aber er sagt nichts weiter. Schließlich holt er tief Luft und fährt fort.
"In einer Schlacht zu kämpfen erfordert Mut, Kraft, Geschick und Weitsicht, denn sonst hast du keine Ahnung was der Gegner als nächstes tun wird. Wenn du mittendrin bist ist es am schlimmsten, um dich herum Geschrei, der Geruch von Blut und Tod in der Luft und einfach nur rohe Gewalt. Dann zählt nichts mehr, nur noch das nackte Überleben. Und wenn dir jemand sagt, in einer Schlacht zu kämpfen sei ehrenvoll und erstrebenswert, so lügt er, denn im Kampf verlierst du Freunde, Brüder aber vorallem ein Stück von dir selbst. Viele gehen nach der Schlacht an diesem verlorenen Stück zugrunde, ohne verwundet worden zu sein."
Bei seinen Worten läuft ein eiskalter Schauer über den Rücken und ich zittere leicht.
Da hört Legolas auf zu erzählen und legt seine Lippen an meine Stirn.
"Aber ich wurde geheilt, und das von der wunderbarsten und schönsten Elbe von ganz Mittelerde", murmelt er und seine Hand streift die nackte Haut an meinem Rücken.
"Oh, der Knoten ist wieder aufgegangen."
"Ich glaube eher, dass du ihn nicht richtig zugemacht hast", meine ich lachend und er setzt sich auf.
"Komm her, ich mach dir das jetzt richtig."
Ich setze mich mit dem Rücken zu ihm und nehme meine Haare nach vorne, sodass er mein Mieder wieder zuschnüren kann. Dabei streichen seine warmen Finger über meine Haut und ich erschauere.
Legolas lässt sich Zeit bei seiner Aufgabe und küsst ab und zu meinen Nacken, woraufhin ich wohlig die Augen schließe. Endlich ist er fertig und ich drehe mich wieder zu ihm herum, lege meine Arme um seinen Hals und berühre seine Nase mit meiner.
"Vielen Dank, Liebster", flüstere ich.
"Immer wieder gern", murmelt er zurück und küsst mich dann.
"Wir sollten vielleicht zum Palast zurückgehen."
"Mmh", gebe ich zustimmend zurück und Legolas steht auf. Ich ergreife seine dargebotene Hand und er zieht mich mühelos auf die Füße.
Einen Moment lang halten mich seine Augen fest, doch dann fallen mir seine etwas zerwühlten Haare auf und ich muss lachen.
"Was?", fragt er verwirrt.
"Deine Haare. Es sieht aus, als hätte jemand mit beiden Händen hineingefasst und sie verwuschelt."
"Oh, das kann ich nur zurückgeben. Deine Frisur ist auch sehr interessant", meint er grinsend und streicht mit zwei Fingern eine Strähne aus meinem Gesicht.
"Wenn du einfach dein Flechtwerk lösen würdest, dann würde das nicht auffallen", rät er mir und ich tue wie er es vorschlägt.
Das Gefühl der freien Haare ist angenehm und ich fühle den Wind hindurchstreichen.
"Und was machen wir jetzt mit dir?", frage ich Legolas und schaue ihn schief an. Doch dann stelle ich mich hinter ihn und fahre mit den Fingern durch seine Haare in einem Versuch, sie ein wenig zu ordnen.
Es gelingt mir nur teilweise, aber es sieht auf jeden Fall besser aus als vorher.
"So, jetzt könnte man glatt glauben, dass der Wind dir die Haare zerzaust hat, und nicht etwa ich."
Er dreht sich zu mir herum und lächelt warm. Unwillkürlich muss ich daran denken, dass irgendwann unser Kind seine blauen Augen haben wird, oder seine wundervollen Haare.
In diesem Moment durchströmt Glück meinen Körper und ich strahle Legolas an, sodass er zurückgrinst. Dann greife ich nach seiner Hand, verschränke meine Finger mit seinen und küsse ihn sanft auf den Mund. Er erwidert den Kuss lächelnd und schaut mich danach liebevoll an.
"Ich kann dir gar nicht sagen, wie sehr ich mich auf eine gemeinsame Zukunft mit dir freue", wispert er mir ins Ohr und legt seine andere Hand an meine Taille.
Nach einem erneuten Kuss lösen wir uns soweit voneinander, dass wir nebeneinander diesen wundervollen Ort verlassen und in Richtung Palast gehen können.
Ein letztes Mal drehe ich mich noch um und betrachte die grüne Idylle, lausche auf das sanfte Plätschern des Wasserfalls.
Dann drehe ich mich wieder zu Legolas und wir gehen Hand in Hand durch den Wald zum Palast zurück.

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