Warge
Die Wargmeute kommt über den Hügel gestürmt, mit Geheul und Bellen. Doch Jedwiga und ich schießen sie mit unseren Pfeilen ab, bis hinter uns die Reiter den Hügel hinaufkommen. Jedwiga springt im laufen auf den Rücken ihres Pferdes Sala und zieht ihr Schwert. Ich packe den Gurt auf der Brust von Hasufel und schwinge mich in einer flüssigen Bewegung auf seinen Rücken, ohne Gimli dabei zu verletzen. Der Zwerg schnaubt nur, dann konzentrieren wir uns auf die heranstürmenden Warge. Im Tal zwischen den zwei Hügeln krachen die zwei Fronten mit schrecklichen Geräuschen aufeinander und es gibt die ersten Tode auf beiden Seiten.
Die Warge sind den Pferden in jeder Hinsicht überlegen, deswegen fallen auch viele unserer Tiere den Biestern zum Opfer. Manche Reiter können sich retten und kämpfen zu Fuß weiter, doch einige werden von ihren Pferden gerissen und getötet.
Ich selbst schieße die meisten Warge erst mal vom Pferd aus ab, da springt Gimli plötzlich mit einem Schrei ab und bekämpft den Feind mit seinen Äxten. Überrascht schaue ich mich nach dem Zwerg um, dann springe ich ebenfalls ab und bringe mit einem Pfeil einen heranstürmenden Warg zu Fall. Um mich herum herrscht überall Bewegung und die Geräusche des Kampfes dringen auf mich ein, doch ich bleibe ruhig. Routiniert und mit unfehlbarer Zielsicherheit töte ich alle Angreifer, die sich mir in den Weg stellen.
Gerade ziehe ich meinen Dolch aus dem Brustkorb eines Orks, da stürmt ein Warg mit aufgerissenem Maul auf mich zu. Ich schleudere ihm meinen Dolch zwischen die Augen, dann ersteche ich den Reiter mit einem Pfeil, den ich im nächsten Moment auf einen weiteren Warg abschieße. Ich hole mir meinen Dolch zurück, dann schaue ich mich kurz um und entdecke etwas, dass mir das Blut in den Adern gefrieren lässt: Jedwiga wird von einem Warg zu Boden gestoßen, nachdem sie gerade zwei Angreifer beseitigt hat und ringt jetzt um ihr Leben. Mit ihrem Schwert hält sie die Pfoten des Wargs von sich weg und tritt mit ihren Stiefeln nach dem Bauch des Untiers. Sofort stürme ich los, da springt mir ein Warg mit einem Ork auf dem Rücken in den Weg und geht augenblicklich zu Angriff über. Schnell erledige ich die beiden, doch als ich zu Jedwiga laufen will, sehe ich sie nicht mehr. Panisch schaue ich mich um, doch ich entdecke sie nicht. 'Nein! Nicht jetzt! Nicht sie!'
Mittlerweile sind die meisten Feinde besiegt und die letzten werden von einigen Reitern noch zur Strecke gebracht. Suchend schaue ich mich nach meiner Verlobten um und gehe zwischen den blutigen Kadavern von Pferden und Wargen hindurch. Viele unserer Männer sind im Kampf gefallen, aber ich suche nur nach einer Person.
"Jedwiga!", rufe ich über die Hügel, da höre ich eine Antwort und wirbele herum. Jedwiga kommt den Hügel, auf dem ich stehe, hochgelaufen und ich eile ihr sofort entgegen. Erleichtert schließe ich sie in die Arme und vergrabe meine Nase in ihren Haaren. Ihr angenehmer Geruch, wenn er auch vermischt ist mit dem Gestank nach Blut und Orks, beruhigt mich sofort und lässt mich leise aufseufzen.
"Oh Jedwiga", murmele ich in ihre Haare hinein und halte sie dann ein wenig von mir weg um sie zu betrachten.
"Ist alles in Ordnung? Hast du dich verletzt?"
"Ja Legolas, es geht mir gut. Ich bin unverletzt", beruhigt sie mich und streicht ihrerseits über meine Wange.
"Und du?", fragt sie mich und ich nicke.
"Mir geht es auch gut. Den Valar sei Dank."
Dann ziehe ich sie in einen Kuss, den sie sofort erwidert, doch dann lösen wir uns voneinander.
"Wo sind Aragorn und Gimli?", fragt Jedwiga mich und ich drehe mich zu der Stelle an der ich Aragorn zuletzt gesehen habe. Doch der Mensch ist nirgends zu sehen. Gemeinsam gehen meine Verlobte und ich zu der Stelle, in der Hoffnung ihn einfach übersehen zu haben, aber er ist nicht hier. Stattdessen geht es dort steil hinab, bis zu einem reißenden Fluss. Gimli kommt zu uns, schmutzig und voller Wargblut.
"Nie wieder möchte ich unter auch nur einer von diesen stinkenden Kreaturen liegen müssen. Geschweige denn zwei von der Sorte, sowie einem Ork", schnauft er und ich schmunzele.
"Gimli, weißt du wo Aragorn ist?", frage ich ihn, da höre ich das gackernde Lachen eines noch lebenden Orks.
"Er ist tot!", krächzt er und ich wirbele zu ihm herum. Der Ork liegt blutend am Boden, unfähig sich zu rühren, und liegt offensichtlich im sterben. Ich trete zu ihm und schaue ihn hasserfüllt an.
"Wie meinst du das?", frage ich ihn scharf und er lacht wieder. Der Gestank nach Blut und Tod geht von ihm aus und lässt mich ein wenig zurückweichen.
"Er ist einfach von der Klippe gestürzt", antwortet er lachend und ich halte ihm einen Dolch an die Kehle.
"Du lügst!"
Doch der Ork lacht nur, bis er plötzlich röchelnd verstummt. Das Glühen in seinen Augen erlischt und ich lasse ihn angewidert los, da kniet sich Jedwiga zu mir. Sie entwindet dem Ork etwas aus seiner Hand und hält es hoch.
"Das war seine Kette. Meine Schwester hat sie ihm geschenkt", sagt sie leise und kraftlos.
"Er hätte sich niemals von ihr getrennt."
Ich sehe wie sich ihre Augen mit Tränen füllen, doch sie schluckt sie herunter und steht wieder auf, die Kette mit dem Anhänger fest umklammernd. Langsam geht sie zur Kante des Steilhangs und schaut hinab in die tosenden Fluten. Der Wind weht ihr das braune Haar um die Nase, doch sie streicht es sich nicht weg. Ihr Flechtwerk hat sich im Kampf gelöst.
"Er ist tot", flüstert sie, da springe ich auf und gehe zu ihr. Gimli folgt mir und bleibt neben uns stehen.
"Das darfst du nicht sagen", sage ich, doch auch ich spüre die Trauer über seinen Verlust in mir aufsteigen. 'Wenn er tatsächlich tot ist haben wir einen großen Mann verloren.'
Da kommt auch König Théoden zu uns, mit bedrückter Miene und legt mir eine Hand auf die Schulter.
"Setzt die Verwundeten auf Pferde", befiehlt er einem seiner Männer der hinzukommt und dieser nickt.
"Die Wölfe Isengards werden zurückkehren. Lasst die Toten hier."
Da richte ich meinen Blick auf den König, nun wütend dass er Aragorn nichtmal suchen will. Doch sein Blick lässt keinen Widerspruch zu und so berühre ich Jedwiga sanft am Arm.
"Komm, wir sollten gehen."
Da schaut sie mich mit ihren wundervollen Augen an und nickt.
"Du hast recht."
Sie wendet sich von dem Steilhang ab, verstaut aber die Kette in ihrem Beutel, in dem sie auch ihren Ring aufbewahrt. Besorgt schaue ich ihr hinterher, aber ihr Gang ist aufrecht und elegant wie immer, nichts deutet darauf hin dass sie in ihre alte Trauer zurückfällt. Und das obwohl sie Gandalf, Boromir und Aragorn so kurz hintereinander verloren hat.
"Sie ist stark", meint Gimli da zu mir und ich schaue ihn an. Seine Miene verrät Ehrlichkeit und keine Spur von seinem sonstigen Sarkasmus.
"Ja", antworte ich deshalb.
"Das ist sie."
Dann drehen wir uns um und gehen zu den anderen, die sich gerade versammeln und die Pferde aufteilen. Ich und Gimli sollen zusammen reiten und Jedwiga stützt einen verwundeten jungen Reiter auf ihrem Ritt. Wir brauchen nicht lange zum sammeln und aufsitzen, dann geht es auch schon weiter nach Helms Klamm und der darin stehenden Hornburg. Am liebsten würde ich jetzt bei Jedwiga sitzen, sie halten und trösten. Das was sie mir von ihren Visionen erzählt, spukt mir im Kopf herum und ich kann kaum einen klare Gedanken fassen, so sehr wühlt mich das auf.
"Junge, hör auf zu grübeln. Sieh lieber zu dass wir den Anschluss nicht verlieren!", holt mich Gimli aus meinen Gedanken und ich treibe das Pferd wieder an, da wir zurückgefallen sind. Der Zwerg scheint zu spüren dass mich etwas beschäftigt, denn er stupst mich an und brummt:
"Na los, erzähl schon was dir zu schaffen macht Junge."
Bei dem Wort 'Junge' muss ich schmunzeln, denn ich bin um einiges älter als der Zwerg, aber das interessiert Gimli nicht. Seufzend erzähle ich ihm von den Visionen die Jedwiga hat, und das wir fürchten dass sie wahr werden könnten.
"Ach was! Jedwiga ist die beste kämpfende Elbe die mir je begegnet ist. Was wahrscheinlich daran liegt dass sie die einzige Elbe ist die mir je begegnet ist, aber das ist egal. Ihr schafft das schon, darauf verwette ich meine Axt."
"Danke Gimli."
Den Rest des Weges schweigen wir und ich merke wie ich mich ein wenig entspanne. Gimli hat recht, Jedwiga ist mehr als fähig kommende Gefahren zu bestehen. 'Schon witzig dass der Zwerg, den ich vor vielen Jahren als Ork-Wechselbalg bezeichnet habe, nun mein Freund wird.'
Doch das Gefühl einen Freund an meiner Seite zu haben ist angenehm.
So reiten wir weiter zur Hornburg.
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