Reiter von Rohan
Die Verfolgung der Uruk-hai führt uns schon bald aus dem Wald heraus und wir stehen vor hügeligem Grasland.
"Rohan", meint Jedwiga und wir beide laufen auf einen hohen Hügel, von dem aus man alles überblicken kann.
"Legolas, was sieht dein Elbenauge?", ruft Aragorn zu uns hoch und ich lasse den Blick über die Landschaft schweifen. Da entdecke ich eine Staubwolke, kaum zu sehen für das menschliche Auge, und den schwarzen Fleck, den die Uruks bilden.
"Sie bringen die Hobbits nach Isengard!"
Jedwiga nickt zustimmend und wir laufen den Hügel wieder hinunter, der Staubwolke hinterher. Aragorn kann gut Schritt halten, aber Gimli liegt immer ein wenig zurück.
Nach einigen Stunden lasse ich mich zu ihm zurückfallen und laufe neben ihm her.
"Komm schon Gimli, das schaffst du."
"Mpf", schnauft der Zwerg.
"Das steht außer Frage, die Frage ist eher wie lange ich das noch schaffe!"
Da muss ich lachen und laufe den Rest des Tages neben ihm her. Allerdings bringt die Dunkelheit keinen Frieden oder Ruhe, denn wir müssen weiter. Im Dunkeln ist es auch für Aragorn nicht mehr so einfach, auch wenn er einen schärferen Blick hat als andere Menschen.
In dem hügeligen Grasland gibt es keine Lichtquelle außer dem Mond und den Sternen über uns. Und wenn eine Wolke kommt, sind auch diese weg und es ist noch dunkler. Unsere Geschwindigkeit verlangsamt sich dadurch merklich, aber auch die Uruks müssen ihr Tempo drosseln.
Wir laufen die nächsten zwei Tage und Nächte durch, bis wir die Uruk-hai aus den Augen verloren haben. Doch Aragorn kniet sich an einem felsigen Stück hin und legt sein Ohr auf den Boden. Einige Minuten lang lauscht er mit geschlossenen Augen, dann richtet er sich wieder auf.
"Sie haben ihr Tempo angezogen."
"Als wären die Peitschen ihrer Herren hinter ihnen", meine ich während wir weiterlaufen und Jedwiga lacht.
"Wahrscheinlich laufen sie denen eher entgegen."
Schon bald fällt Gimli wieder zurück.
"Komm Gimli!", rufe ich von einem Hügel aus zu ihm ins Tal hinunter und er rennt den Abhang hoch.
"Seit drei Tagen und Nächten sind wir unterwegs, ohne Rast oder etwas zu essen. Und ohne auch nur einen Zipfel unserer Feinde zu sehen."
'Wo er recht hat hat er recht.'
Eine Stunde später kommen wir in felsigeres Gebiet und der Zwerg fällt immer weiter zurück.
"Wartet auf mich! Wartet auf mich!", ruft er schaufend und schleppt sich einen Hügel nach oben.
"Was hast du auch so viel Zeug dabei", erwidert Jedwiga lachend und wartet auf ihn.
"Mpf. Wir Zwerge halten viel aus. Aber wir sind eher geborene Sprinter und gefährlich auf kurze Distanz. Für Ausdauerläufe sind wir nicht geschaffen."
"Ich sehe schon", meint Jedwiga grinsend und läuft weiter. Ich lasse mich zu Gimli zurückfallen und helfe ihm bei den steileren Hügeln.
Die Sonne geht gerade mit einem unnatürlich roten Schimmer auf und ich bleibe einen Moment stehen.
"Eine rote Sonne geht auf. In der Nacht ist Blut vergossen worden."
Jedwiga schaut erschrocken zu mir und ich nehme ihre Hand. Aragorn kniet sich auf den Boden weil er etwas gesehen hat, da hören wir plötzlich alle das laute Trappeln von Pferdehufen, sowie das Wiehern von Pferden und sehen eine Horde Reiter mit grünen Bannern einen Hügel herunterkommen. Schnell setzen wir uns an einen Hügel und warten bis die Reiter an uns vorbei sind, dann steht Aragorn auf.
"He, ihr Reiter von Rohan! Was gibt's Neues in der Riddermark?", ruft er und sofort dreht die Formation und kommt zurück. Aufmerksam beobachte ich sie und bemerke dass Aragorn und Jedwiga ihre Hand am Schwertgriff haben. Auch Gimli hält seine Axt fester, während die Reiter einen bedrohlichen, undurchdringbaren Kreis um uns schließen. Die Reiter bleiben stehen und richten ihre Speere auf uns, sodass Aragorn die Hände hebt um zu zeigen, dass wir friedlich sind. Auch Jedwiga lässt widerstrebend ihre Hand vom Schwert. Ein Reiter auf einem dunkelbraunen Pferd kommt auf uns zu. Der Helm auf seinem Kopf ist mit einem Federbausch geschmückt und unter dem Helm kann man lange, hellbraune Haare erkennen. Er scheint der Anführer der Reitertruppe zu sein und mustert uns mit einem prüfenden Blick. Sein Umhang ist wie der der anderen Reiter dunkelgrün.
"Was machen ein Mensch, ein Zwerg und zwei Elben in der Riddermark?", fragt er misstrauisch und barsch.
"Sprecht schnell!"
"Sag mir deinen Namen, Pferdeherr, und ich werde dir meinen nennen", erwidert Gimli darauf nur und der Reiter steigt von seinem Pferd. Die Feindseligkeit kann man beinahe greifen und ich packe meinen Bogen fester.
"Ich würde euch den Kopf abschlagen, wenn er nur etwas höher über den Boden ragte", droht der Reiter und bleibt dicht vor dem Zwerg stehen, der nun zu ihm aufschauen muss. Da ziehe ich blitzschnell einen Pfeil und ziele auf den Reiter.
"Ihr wärt tot noch bevor ihr zum Streich ansetztet!", verteidige ich Gimli und Jedwiga fällt mir in den Arm.
"Nicht", sagt sie leise und schaut mich eindringlich an. Erst jetzt bemerke ich die Speere kurz an meinem Kopf und lasse langsam den Bogen sinken, aber ich schaue den Reiter weiterhin wütend an.
"Ich bin Aragorn, Sohn von Arathorn, und dass ist Gimli, Sohn von Glóin. Und das sind Legolas vom Waldlandreich und Jedwiga, Tochter von Elrond."
"Ein Elbenweib? Wie tief müsst ihr gesunken sein!", spottet der Reiter und ich hätte ihm am liebsten einen Pfeil zwischen die Augen gejagt, doch Jedwiga hält mich fest.
"Nur ein Dummkopf glaubt dass Frauen nicht kämpfen können", sagt sie mit fester Stimme, da berührt Aragorn sie an der Schulter. Sein Blick bittet sie, sich zurückzuhalten und sie befolgt diese Bitte widerstrebend.
"Wir sind Freunde von Rohan und von Théoden, eurem König."
"Théoden vermag Freund nicht länger von Feind zu unterscheiden. Nicht einmal seinen eigenen Neffen", spricht der Reiter und nimmt sich den Helm ab, sodass wir sein Gesicht sehen können. Es ist Èomer, der Neffe des Königs. Mit dieser Geste signalisiert er seinen Männern die Speere zu heben, was diese auch sofort tun.
"Saruman hat seinen Geist vergiftet und die Herrschaft über dieses Land ergriffen. Meine Leute sind diejenigen, die Rohan noch immer treu sind. Und dafür wurden wir verbannt."
Aragorn und ich wechseln einen Blick. 'So schlimm ist es also mit Saruman bereits geworden.'
Da spricht Èomer speziell zu Aragorn.
"Der weiße Zauberer wandelt an vielen Orten sagt man, als ein alter Mann, in Kapuze und Mantel."
Dann sieht er mich an.
"Und überall schlüpfen seine Späher durch unsere Netze."
"Wir sind keine Späher. Wir verfolgen eine Bande von Uruk-hai westwärts über die Ebene. Sie haben zwei unserer Freunde mit sich genommen."
"Wir rieben sie auf letzte Nacht und töteten sie alle", sagt Èomer.
"Aber da waren zwei Hobbits! Habt ihr nicht zwei Hobbits bei ihnen gesehen?", fragt Gimli aufgeregt und Aragorn deutet mit einer Hand die Größe der beiden an.
"Sie sind sehr klein, nur Kinder in euren Augen."
Èomer wirkt nun bedauernd als er sagt:
"Wir ließen niemanden am Leben. Wir stapelten die Leichen und verbrannten sie."
Er deutet in eine Richtung, und nun sehen wir dort Rauch aufsteigen, hinter einem Hügel.
Trauer wallt durch die kleine Gemeinschaft und Jedwiga greift nach meiner Hand.
"Tot?", fragt Gimli und Èomer nickt.
"Es tut mir leid."
Ich lege dem Zwerg einen Arm auf die Schulter und drücke Jedwigas Hand sanft. Da pfeift Èomer und wendet den Kopf.
"Hasufel, Arod, Sala!"
Drei gesattelte, aber reiterlose Pferde kommen auf uns zu, ein weißes und zwei braune. Ich streichle die Nüstern des weißen Pferdes, während Jedwiga eines der braunen Pferde begrüßt.
"Mögen sie euch in eine bessere Zukunft tragen als ihre vorherigen Herren", meint Èomer.
"Lebt wohl."
Er setzt sich den Helm wieder auf und geht zu seinem Pferd, während wir still unsere Trauer verarbeiten.
"Sucht nach euren Freunden, aber gebt euch nicht der Hoffnung hin. Denn diese hat diese Lande verlassen. Wir reiten nordwärts!"
Mit diesem Ausruf bricht die Reiterhorde auf und lässt uns mit den drei Pferden zurück.
"Lasst uns losreiten", meint Jedwiga und nimmt die Zügel des Pferdes, das Sala heißt. Ich berühre sie an der Schulter und sie schaut mich an.
"Ist alles gut?", frage ich sie leise während Aragorn auf sein Pferd steigt. Sie nickt.
Da helfe ich Gimli auf das Pferd Hasufel, das weiße, und steige selbst auf. Jedwiga reitet neben uns her und ich bemerke ihre Anspannung. 'Sie hofft, auch wenn diese Hoffnung vergebens ist.'
Dann reiten wir los, auf die Rauchsäule zu.
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