Nächster Morgen
Legolas P.O.V.
Als ich meine Augen öffne, blicke ich sofort auf ihr schönes Gesicht. Für einen Moment muss ich überlegen wo ich mich befinde, doch dann erinnere ich mich und lächle glücklich.
Es ist bereits hell im Zimmer, doch das Licht fällt so auf meinen Rücken, dass Jedwigas Gesicht im Schatten liegt.
Ihre Gesichtszüge sind entspannt und ein paar Strähnen ihres braunen Haares fallen ihr in die Augen. Behutsam, damit sie nicht aufwacht, hebe ich meine Hand und streiche diese Strähnen in einer zärtlichen Geste hinter ihr Ohr.
Dann schließe ich noch einmal die Augen, um ein bisschen vor mich hinzudösen.
Nach einer halben Stunde bewegt sich Jedwiga ein wenig und ich höre und spüre, wie sie sich vorsichtig aufsetzt und mich anschaut. Da fühle ich ihre Hand an meiner Wange und erschauere.
"Legolas", flüstert sie an meinem Ohr und ihre Haare kitzeln mich sacht an der Nase.
Ich öffne die Augen und drehe mich auf den Rücken, da sie sich über mich gebeugt hat und mich mit strahlendem Blick betrachtet. 'Ihre Augen sind so wunderschön, so klar und rein.'
"Guten Morgen, Liebste", flüstere ich mit vor Schlaf rauer Stimme und ihre Pupillen weiten sich überrascht.
"Was hast du denn gedacht was du für mich bist?", frage ich sie lachend bevor sie irgendetwas sagen kann. Da lächelt sie, das Lächeln erreicht ihre Augen und bringt sie zum Leuchten.
In diesem Moment bin ich einfach nur verzaubert von ihrer Erscheinung und kann mich nicht rühren. Das bemerkt sie und lacht ihr glockenähnliches Lachen.
"Du solltest deinen Blick mal sehen, du siehst aus als würde ich dir einen Welpen schenken wollen."
Da muss ich unwillkürlich grinsen.
Dieser Vergleich ist zu komisch.
"Und, tust du es?", frage ich sie mit einem Augenzwinkern.
"Vielleicht."
Dann beugt sie sich über mich und ich fühle ihre weichen Lippen auf meinen. Automatisch erwidere den Kuss, schließe die Augen und genieße diesen Augenblick.
Doch dann löst sie sich von mir und ich seufze leise auf.
"Nicht traurig sein, du hast mich noch dein ganzes Leben lang", meint sie liebevoll.
"Aber jetzt muss ich mich waschen, und neue Kleidung wäre auch nicht schlecht. Außerdem kommt die Heilerin gleich wegen meiner Wunde."
Ein warmes Kribbeln breitet sich in mir aus und ich denke voller Freude an ein Leben mit ihr.
"Heißt das, ich muss gehen?"
Sie nickt bedauernd und legt eine Hand auf meine Brust.
"So kann ich aber nicht aufstehen", bemerke ich lächelnd.
"Das ist der Sinn dabei", flüstert sie und legt ihren Kopf neben ihre Hand.
"Ich will eigentlich gar nicht dass du gehst."
"Du hast mich noch dein ganzes Leben lang", wiederhole ich ihre Worte grinsend und lege eine Hand auf ihren Kopf. Sie lacht, bleibt aber auf meiner Brust liegen und scheint meinen Atemzügen zu lauschen.
"Ich erinnere dich auch gerne daran, dass ich heute frei habe und wir tun können was wir wollen", meine ich schließlich, doch sie bewegt sich nicht vom Fleck.
"Dein Herzschlag ist nicht ganz regelmäßig. Ist alles in Ordnung?", fragt sie mich plötzlich und ich lache bei diesen Worten.
"Du hast keine Ahnung was du in mir auslöst, was?"
"Nein."
Ihre Stimme klingt bei dieser Antwort unsicher, aber ich streiche ihr beruhigend über die Haare.
"Wenn ich in deiner Nähe bin, dann fängt mein Herz an schneller zu schlagen, meine Hände werden kalt und ich kann nicht mehr klar denken. Dann will ich dich einfach nur an mich ziehen, dich festhalten und küssen."
Einen Moment lang schweigt Jedwiga, doch dann meldet sich ihre Stimme wieder.
"Deine Hände sind aber immer warm."
Wieder muss ich lachen und grinse vergnügt vor mich hin.
"Aber das mit dem klar denken und küssen kann ich gut verstehen. So geht es mir auch manchmal", meint sie und hebt den Kopf. Dann kommt sie mir langsam näher, bis ich ihren Atem auf meinen Lippen spüren kann, doch da hält sie an.
Ihre Hand liegt immernoch auf meiner Brust, direkt über meinem Herzen. Sie grinst als sie meinen beschleunigten Herzschlag fühlt und neigt leicht den Kopf zur Seite. Ganz sacht streichen ihre Lippen über meinen Mund, ein Kribbeln schießt durch meinen Körper und ich keuche auf. Sie bewegt ihren Kopf ein kleines Stückchen weg und hindert mich daran, ihr hinterherzukommen.
Es ist fast schon Folter, aber eine so süße Folter, dass ich sie kaum aushalten kann.
Als ich mich ein wenig beruhigt habe kommt sie mir wieder näher und streicht mit etwas mehr Druck über meine Lippen. Sofort reagiere ich wieder und richte mich auf, sie dabei mitnehmend. Ich vergrabe meine Hand in ihrem Haar und küsse sie leidenschaftlich. Sie lässt es geschehen, auch als mein Kuss etwas wilder wird.
Dann reiße ich mich zusammen und lasse sie los. Keuchend schaue ich ihr in die Augen und meine dann mit rauer Stimme:
"Ich glaube, jetzt sollten wir wirklich langsam aufstehen."
Sie grinst, nickt und steht langsam auf. Benommen komme ich auf die Beine und sie lacht liebevoll.
Mit einem leichten Lächeln gehe ich zur Tür, drehe noch einmal den Kopf und schaue sie an.
"Bis nachher. Wir treffen uns beim Frühstück, in Ordnung?"
Sie nickt.
"Gerne."
Dann verlasse ich ihr Zimmer und wende mich auf dem Weg herum, bis ich wieder weiß wo ich lang gehen muss. 'Diese Frau... was macht sie nur mit mir?'
Auf dem Weg kommt mir die Heilerin entgegen und schaut mich überrascht an.
Doch ich ignoriere ihren Blick, grüße freundlich und gehe weiter. Erst nach zwei Metern ertönt eine verwirrte Antwort. 'Hoffentlich muss Jedwiga sich nichts von ihr anhören, von wegen Vorsicht mit-' Ich schüttele diesen Gedanken energisch ab, denn daran möchte ich im Zusammenhang mit Jedwiga nicht denken. Dafür ist es für uns einfach noch zu früh. Oder nicht?
"Hey, wenn das nicht Prinz Legolas ist."
Erschrocken drehe ich mich um und sehe einen schwarzhaarigen Elben mit strahlend grünen Augen auf mich zukommen.
"Goldon!"
Erfreut warte ich bis er bei mir ist. Er ist ein alter Freund aus Tagen, in denen ich noch jünger und hitziger gewesen bin, den ich seit Jahren nicht gesehen habe.
"Wie geht es dir?", frage ich ihn.
"Soweit gut. Und dir?"
Seine unbeschwerte Art hat mich damals schon fasziniert, da ich als Prinz nie so sein konnte.
"Sehr gut."
Ich grinse und er hebt verblüfft die Augenbrauen.
"Dir geht es sehr gut? Wirklich? Sowas hast du doch noch nie gesagt!"
Ich lächle nur noch breiter.
"Damals ging es mir auch wirklich nicht so gut wie jetzt."
Goldon mustert mich und dann scheint ihm ein Licht aufzugehen.
"Du bist verliebt! Oder, ich hab doch recht?"
Ich senke den Kopf, nicke aber leicht. Goldon strahlt und klopft mir auf die Schulter.
"Aber bitte, verkneife dir irgendwelche Kommentare, in Ordnung?", ermahne ich ihn und er hebt abwehrend die Hände.
"Kein Wort dringt über meine Lippen, oh Herr Prinz."
"Außer deinem üblichen Geschwafel", meine ich grinsend und Goldon lacht auf.
"Da hast du recht, alter Freund."
Er legt mir einen Arm um die Schultern und geht neben mir her. Kein Wort verliert er mehr über das Thema Liebe, stattdessen erzählen wir uns Dinge, die passiert sind seit wir uns das letzte Mal sahen.
Goldon ist der Sohn eines Fürsten aus dem Norden, aber er gibt nicht viel auf seine Herkunft. Das letzte Mal war er hier, um die Gewohnheiten anderer Elben kennenzulernen und ein wenig zu reisen. Soweit ich weiß war er auch in Bruchtal und für kurze Zeit sogar in Lothlórien, aber aus irgendeinem Grund spricht er darüber nicht.
"Was führt dich hierher, Mellon?", erkundige ich mich bei ihm.
"Ach, dies und das. Aber hauptsächlich bin ich auf der Durchreise, ich könnte jedoch auch länger bleiben."
Er zwinkert mir zu während wir den Weg entlanggehen und ich grinse. Da gelangen wir an mein Zimmer und ich bleibe stehen.
"Hast du heute Zeit?", fragt Goldon mich, doch ich schüttele den Kopf.
"Nein, heute nicht. Aber wir sehen uns doch beim Frühstück, oder nicht?"
"Aber natürlich. Ich bin dir nicht böse, falls du das jetzt denkst. Bis dahin!"
Mit diesen Worten geht er den Weg weiter und winkt mir noch einmal kurz zu.
Goldon ist ungefähr so alt wie ich, aber unsere Persönlichkeiten sind sehr unterschiedlich, vorallem was die Liebe und die Pflicht angeht. Bei beidem bin ich sehr ernst und achte darauf, nichts falsch zu machen. Goldon hingegen nimmt alles sehr locker und überhaupt nicht ernst, weshalb er nicht unbedingt wie ein richtiger Elb wirkt. Ich mag ihn dennoch.
Da denke ich wieder an den bevorstehenden Tag gemeinsam mit Jedwiga und öffne die Tür zu meinem Zimmer. Irgendwie weiß ich, dass heute etwas ganz besonderes passieren wird.
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