Lothlórien

Wir gehen so lange durch den Wald bis es wieder Tag ist und goldenes Licht die Bäume beleuchtet. Da treten wir plötzlich auf die Kuppe eines Hügels und sehen vor uns riesige Bäume auf einem weiteren Hügel, golden im Licht der Sonne.
"Caras Galadhon, das Herz des Elbentums auf Erden. Königreich von Herrn Celeborn und von Galadriel, Herrin des Lichts", verkündet Haldir mit Stolz in der Stimme und ich schaue mit großen Augen auf den Wald vor uns. Die Schönheit dieses Teils der Welt erinnert mich an Zuhause und ich spüre ein warmes Gefühl in meinem Herzen. Schöne Erinnerungen aus Bruchtal tauchen vor mir auf und ich lächle unwillkürlich. Wir stehen da und jeder ist mit seinen eigenen Gedanken beschäftigt, da führt Haldir uns weiter.
Unter den riesigen Bäumen fühle ich mich wohl, aber es macht deutlich wie alt dieser Ort bereits ist. Um die Bäume herumgeschlungen führen elegante Treppen nach oben und die Wege sind kunstvoll zwischen den Wurzeln der Bäume angelegt. Silbernes Dämmerlicht herrscht zwischen den mächtigen Stämmen und alles wirkt ein wenig verträumt, aber wunderschön. Die Verbundenheit zur Natur zeigt sich in jedem Gebilde, immer sind Gebäude und Plätze dem Wachsen der Natur angeglichen und bilden eine wunderbare Harmonie.
Haldir führt uns in einer langen Reihe eine der Treppen nach oben und ich sehe nun auch die Häuser der Elben. Wie Nester sind sie in den Ästen befestigt, geschwungene Dächer und offene Wege wirken einladend und gemütlich. Laternen erleuchten den Weg und wirken wie Sterne in den Ästen der Bäume.
Schließlich gelangen wir auf eine Plattform, die die Form eines Blattes hat und gehen auf eine breite Treppe zu. Davor bleiben wir stehen und am oberen Ende treten zwei Gestalten in mein Blickfeld. Beide scheinen von selbst zu leuchten, aber die rechte strahlt geradezu. Sie hat blonde, leicht gewellte Haare, die über ihre Schultern fließen, und trägt ein weißes Kleid. Ihre Füße sind barfuß. Die andere Gestalt ist ebenfalls blond, aber ihre Gesichtszüge sind nicht so weich, sondern die eines Mannes. Anmutig gleiten sie die Stufen herunter und ich erkenne Frau Galadriel an der Hand ihres Gemahls, Celeborn. Beide strahlen Ruhe und Frieden aus und sofort entspanne ich mich. Der Blick der schönen Elbe wandert über die Gemeinschaft und bleibt kurz an einzelnen hängen. In ihren blauen Augen spiegelt sich das Licht der Sterne und sie scheinen einem direkt in die Seele zu blicken. Ehrfürchtig neige ich den Kopf vor ihr und Celeborn, der nun das Wort ergreift.
"Der Feind weiß dass ihr hier eingetroffen seid. Eure Hoffnung, im Verborgenen zu bleiben, ist zunichte. Neun sehe ich hier, doch zehn sind von Bruchtal ausgesandt worden. Sagt mir, wo ist Gandalf, denn es verlangt mich sehr mit ihm zu sprechen. Ich kann ihn nicht länger in der Ferne sehen."
Da schaut Galadriel Frodo direkt in die Augen und beginnt leise zu sprechen.
"Gandalf der Graue hat die Grenzen dieses Landes nicht überschritten. Er ist in den Schatten gestürzt."
"Er wurde gleichzeitig von Flamme und Schatten genommen", sagt Legolas mit fester Stimme, was mir einen Stich verpasst.
"Ein Balrog von Morgoth. Weil wir unnötigerweise den Weg durch die Minen von Moria nahmen."
'Aber ich hätte seinen Tod verhindern können.'
"Unnötig war keine von Gandalfs Entscheidungen im Leben. Wir kennen nur seine Absichten noch nicht", meint Galadriel und wendet sich dann an Gimli, der traurig den Kopf gesenkt hat.
"Lass die große Leere von Khazad-dûm nicht in dein Herz, Gimli, Gloins Sohn. Die Welt ist dunkler geworden und Liebe ist in vielen Ländern eng verwoben mit Trauer."
Sie sieht Boromir an und dieser schaut leise schluchzend weg.
"Was geschieht nun mit der Gemeinschaft? Ohne Gandalf gibt es keine Hoffnung", meint Celeborn und Galadriel fährt fort.
"Die Aufgabe steht nun auf Messers Schneide. Ein Fehltritt und alles geht zu Grunde. Aber wenn die Gemeinschaft treu ist, gibt es noch Hoffnung. Geht, lasst eure Herzen nicht schwer werden und ruht euch aus."
Wir neigen die Köpfe und werden von Haldir wieder nach unten geführt, doch ich schaue nochmal zu Galadriel zurück. Die Elbe schaut mich an und prompt höre ich ihre Stimme in meinem Kopf.
"Ich spüre dass du Fragen hast, aber nicht alle Fragen sollen beantwortet werden."
Ich senke den Kopf und folge den anderen, aufgewühlt von den letzten Ereignissen und den Verkündungen der beiden Elben. Legolas nimmt meine Hand und drückt sie sanft, da kommen wir unten an und werden zu unseren Rastplätzen gebracht. Meiner liegt ein klein wenig abseits von den anderen, damit ich ungestört bin. Mir wird ein Kleid aus silbernem Stoff gegeben und ich kann mich waschen, sodass ich mich frisch und sauber fühle.
Schließlich stehe ich gedankenverloren da und bürste mir die Haare, als Legolas um die Ecke kommt. Er lehnt sich gegen eine Wurzel und schaut mir zu, dann kommt er zu mir.
"Soll ich dir helfen?"
Sanft berührt er meinen Arm und ich nicke. Er nimmt mir die Bürste aus der Hand und macht weiter. Ich schließe die Augen und genieße diesen Moment, da beginnt Legolas leise zu sprechen.
"Gandalfs Tod hättest du nicht verhindern können."
Überrascht öffne ich die Augen.
"Was?"
"Ich weiß dass du dir deswegen Vorwürfe machst, ich sehe es dir an. Aber du hättest es nicht verhindern können. Gandalf hat sein Ende selbst gewählt."
Legolas legt die Bürste weg, doch ich drehe mich nicht um. Da schlingt er behutsam seine Arme um mich und zieht mich zu sich. Seine Lippen streifen sacht mein rechtes Ohr und ich spüre seinen warmen Atem. Eine Weile lang stehen wir so da, doch dann verspüre ich das Bedürfnis alleine zu sein.
"Legolas, würde es dir etwas ausmachen mich ein wenig alleine zu lassen?", frage ich leise und er lässt mich sanft los. Ich drehe mich zu ihm um und er streicht mir mit einer Hand über die Wange.
"Nein. Aber falls etwas ist, ich bin immer für dich da."
Er gibt mir einen Kuss auf die Stirn, dann lässt er mich los und geht, jedoch ohne Hast. Nachdenklich bleibe ich stehen, als Galadriels Stimme wieder in meinem Kopf ist.
"Folge mir."
Ich sehe sie einige Meter entfernt stehen und laufe auf sie zu. Dabei komme ich an den anderen vorbei und spüre Legolas' Blick, doch ich gehe weiter hinter Galadriel her. In den Bäumen über uns singen die Elben ein Klagelied für Gandalf, doch die Trauer ist noch zu nah als das ich verstehe was sie sagen.
Ich folge der blonden Elbe immer weiter, Treppen hinunter und Wege entlang, bis sie schließlich stehenbleibt und ich zu ihr komme.
"Ich kenne deine Fragen bereits", sagt sie, gerade als ich anfangen will zu sprechen und schmunzelt.
"Nicht alle kann oder darf ich dir beantworten, aber ein paar schon. Deine Visionen, ich sehe sie auch. Aber wisse, dass dies nicht das Ende ist."
Ich schlucke. Meine Visionen spuken mir im Kopf herum seit ich sie habe. Und das war kurz vor Moria, aber ich habe nicht bewusst gemerkt dass ich eine Frage dazu habe.
"Ich merke dass dir deine Fragen nicht klar sind. Das ist in Ordnung, du hast viele andere Dinge im Kopf. Aber nun zu deiner nächsten Furcht: deiner Familie geht es gut. Deine Schwester vermisst dich, aber noch ist ihre Entscheidung nicht gefallen."
'Arwen! Elrond! An die habe ich ja kaum mehr gedacht!'
"Jedoch ist dein Schicksal grau und schwer zu sehen, aber eins steht fest: du hast noch Prüfungen vor dir, die bestanden werden müssen."
Sofort läuft mir ein Schauer den Rücken hinab.
"Das sagtet ihr bereits bei unserer ersten Begegnung."
Galadriel lächelt.
"In der Tat. Und ich sagte auch dass du jemanden finden wirst, der deinen Schmerz heilen wird. Legolas aus dem Waldlandreich ist der Richtige."
Ich erröte ein wenig und senke den Blick, aber in mir bricht Freude aus.
"Doch nun solltest du schlafen gehen. Es liegen noch anstrengende Tage vor dir."
Sie schaut ein wenig nach oben, auf etwas hinter mir und ich drehe mich herum. Auf einer Treppe steht Legolas in seinem silbernen Gewand und schaut neugierig, aber zurückhaltend zu uns.
"Geh ruhig", meint Galadriel gutmütig und ich laufe zu meinem Verlobten hin. Er schaut mich liebevoll an und nimmt meine Hand.
"Worüber habt ihr gesprochen?", fragt er doch ich lege ihm einen Finger auf die Lippen.
"Tut mir leid, aber diese Dinge betreffen nur mich."
Er hebt erstaunt eine Augenbraue, sagt aber nichts. Da ersetze ich meinen Finger durch meine Lippen und küsse ihn sanft, dann gehen wir wieder zu unseren Schlafplätzen. Galadriel bleibt hinter uns zurück.
"Bleibst du heute Nacht bei mir?", frage ich Legolas und er schaut mich an.
"Nichts lieber als das, aber die anderen werden reden..."
"Lass sie doch reden. Wir sind verlobt", erinnere ich ihn und halte meine Hand mit dem Ring hoch. Während der Reise trug ich ihn in einem kleinen Lederbeutel nah am Körper, aber nun ziehe ich ihn wieder an.
Legolas hebt ebenfalls die Hand mit seinem Ring und lächelt.
"In Ordnung."

Hei ihr :3
Da bin ich wieder! Nach mehr als anderthalb Monaten gibt es endlich wieder Updates! Yippie! Auch wenn ich weiß dass am Anfang keiner sie lesen wird weil alle denken ich schreibe nicht mehr ^^
Ich kann selbst nicht erklären was los war, aber mit meinem Geburtstag hat es wieder angefangen Spaß zu machen weiterzuschreiben. Also freut euch auf weitere Updates :D

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