Die Krönung

Aragorn trägt eine Rüstung mit goldenen Verzierungen und hat sich seinen Bart länger wachsen lassen. Er wirkt gekämmt und ordentlich, ganz anders als der Aragorn den ich kennengelernt habe. Seine Augen schauen traurig und seine ganze Miene ist ernst und betrübt. Wäre er ein Elb, er wäre schon vor einigen Tagen an einem gebrochenen Herzen gestorben.
Langsam geht er die Stufen hinauf zu Gandalf, der die Krone hält, und kniet sich hin. Feierlich hebt Gandalf die Krone hoch, sodass alle sie sehen können, dann senkt er sie langsam auf Aragorns Haupt herab und setzt sie ihm auf. Die Krone passt ihm perfekt.
"Nun kommen die Tage des Königs!", verkündet der Zauberer und tritt zur Seite, während Aragorn sich wieder hinstellt und tief durchatmet. 'Jetzt muss er stark sein und seinem Volk einen guten und weisen König präsentieren.'
Schließlich dreht Aragorn sich um und lässt seinen Blick über die applaudierende und jubelnde Menge schweifen. Jedwiga neben mir schaut aufmerksam nach vorne zu unserem Freund und legt den Kopf leicht schief, da beginnt Aragorn zu sprechen.
"Dieser Tag gehört nicht nur einem einzigen Manne, sondern uns allen. Lasst uns gemeinsam diese Welt wieder aufbauen und sie uns teilen in einer Zeit des Friedens."
Wieder ertönt Applaus, weiße Blütenblätter fallen von oben herab und kaum ist der Jubel verstummt, beginnt Aragorn zu singen. Seine Stimme dringt über den Platz und mit ihr auch das Lied. Während er singt geht er, gefolgt von einigen Wachen, langsam die Treppen hinunter und den Gang entlang. Eówyn und ein junger Mann an ihrer Seite verneigen sich lächelnd und Éomer verneigt sich auch, da setzen Jedwiga und ich uns in Bewegung. Hinter uns gehen einige andere Elben, unter ihnen auch Arwen und Elrond, aber Arwen ist durch ein Banner verdeckt.
Vor Aragorn bleiben wir stehen und ich schaue meinen Freund an. Ein leichtes Lächeln umspielt seine Lippen während er mich und Jedwiga mustert, dann legt er mir eine Hand auf die Schulter. Ich tue es ihm nach und lächle.
"Danke", sagt Aragorn auf Sindarin und ich muss fast grinsen. 'Er weiß einfach nicht wer nur ein paar Meter von ihm entfernt steht.'
Ich schaue zur Seite und Aragorn schaut an uns vorbei auf die Elben hinter uns. Grinsend trete ich zur Seite und Jedwiga geht unauffällig zurück zu ihrem Vater. Auch die anderen Elben treten zur Seite, sodass der Blick auf das Banner frei wird, wo nun Arwen langsam zu sehen ist. Aragorn schaut sie ungläubig an und die beiden gehen langsam aufeinander zu. Jedwiga steht neben ihrem Vater und hakt sich bei ihm unter, während er seiner ältesten Tochter leicht gequält hinterherschaut. Ein Grinsen legt sich nun doch auf mein Gesicht und ich zwinkere meiner Verlobten zu. Sie lächelt zurück, dann wende ich meine Aufmerksamkeit wieder auf Aragorn und Arwen.
Er hat ihr mittlerweile das Banner aus der Hand genommen und sie senkt den Kopf, doch plötzlich küsst er sie. Überrascht hebt sie die Arme, dann erwidert sie den Kuss und um uns herum ertönt Applaus während Aragorn Arwen im Kreis dreht. Als sich die Beiden wieder lösen sieht Aragorn überglücklich aus, aber auch irgendwie so als könne er es kaum glauben. Auch Arwen sieht glücklich aus und sie umarmt ihn lachend.
Jedwiga kommt wieder zu mir und lehnt sich ein wenig gegen mich.
"Ich liebe dich", sagt sie so leise, dass nur ich das hören kann und ein warmes Gefühl breitet sich in mir aus.
"Ich liebe dich auch."
Sie schaut mich an und lächelt, dann folgen wir Aragorn und Arwen weiter den Gang entlang. Dort warten die vier Hobbits schon und verneigen sich vor dem König, doch dieser schüttelt leicht den Kopf.
"Meine Freunde, ihr verneigt euch vor niemandem."
Mit diesen Worten kniet er nieder und senkt das Haupt. Seinem Beispiel folgend knien sich nun auch alle anderen hin und verneigen sich tief vor den Hobbits, auch Jedwiga und ich. 'Ohne Frodo wären wir nicht hier.'
Doch die vier Hobbits sehen teilweise überfordert mit der Situation aus, bis auf Merry und Pippin, denen die Aufmerksamkeit ganz gelegen zu sein scheint.
Schließlich erheben wir uns wieder und Aragorn begrüßt noch andere Vertreter, die zu seiner Krönung gekommen sind. Er spricht mit seinem Volk und nimmt auch einen kleinen Strauß Blumen von einem kleinen Mädchen entgegen. Doch nach einer Weile gehen wir alle wieder hinein, denn für den Abend wird gefeiert. In der ganzen Stadt finden Festessen statt und im Palast wurde Platz für Hunderte von Gästen geschaffen. Lieder werden gesungen und bis spät in die Nacht wird Wein ausgeschenkt, es wird gelacht und Geschichten werden erzählt. Ich und Jedwiga sind die ganze Zeit zusammen und ich genieße es wieder so selbstverständlich in ihrer Nähe sein zu können. Elrond kommt auch zu uns und spricht mit uns beiden.
"Wann wird denn die Hochzeit sein?", erkundigt er sich und Jedwiga schaut mich fragend an.
Ich selbst bin ein wenig überrumpelt, denn darüber haben wir bisher kaum gesprochen, und die Frage von Elrond zu hören ist irgendwie komisch.
"Ehrlich gesagt wissen wir es noch nicht genau", antworte ich unsicher und Elrond lächelt.
"Aber wahrscheinlich recht bald", fügt Jedwiga hinzu und legt einen Arm um mich. Ihr Vater nickt und schmunzelt.
"Das freut mich für euch. Ich bin doch hoffentlich eingeladen?"
"Aber natürlich! Ohne dich heirate ich auf gar keinen Fall", meint Jedwiga fast schon entrüstet und Elrond lacht, während ich nur grinse.
"Es würde meinen Vater freuen", überlege ich laut und verspüre plötzlich den Wunsch, ihn wiederzusehen. Ja, er mag schwierig und manchmal eiskalt sein, aber er ist mein Vater und ich habe auf dieser Reise gemerkt warum er so ist wie er ist. Und dass er mir sehr viel bedeutet.
Ich bekomme kaum mit dass Elrond wieder geht, so versunken bin ich in meine Gedanken, erst als meine Verlobte mich anstubst, schrecke ich auf.
"Ist alles in Ordnung?", fragt sie besorgt und ich schaue in ihre eisblauen Augen. Eine Strähne ihres braunen Haares hat sich aus ihrem Flechtwerk gelöst und ich streiche sie ihr liebevoll hinters Ohr.
"Ja, ich habe nur an meinen Vater gedacht. Ich vermisse ihn", gebe ich zu und beginne mit der Haarsträhne zu spielen. Jedwiga sieht mich liebevoll an und lächelt, dann küsst sie mich sanft auf den Mund.
Wir küssen uns, bis wir urplötzlich von Gimli unterbrochen werden.
"Hey! Sucht euch dafür ein Zimmer", sagt er lachend und wir lösen uns augenblicklich voneinander. Ich fühle die Wärme meiner Wangen und schaue verlegen lächelnd zu dem Zwerg hinunter. Gimli hält einen Bierkrug in der Hand und wirkt auch schon ziemlich angetrunken. Jedwiga lacht und nimmt meine Hand während Gimli noch einen Schluck nimmt.
"Hmm, wird Zeit dass ich auch mal wieder nach Hause komme", brummt er und ich grinse. 'Bestimmt freut er sich dann endlich seine Familie wiederzusehen und ihnen von seinen Heldentaten erzählen zu können.'
Die Hobbits amüsieren sich ebenfalls prächtig, wenn Frodo auch früh wieder ins Bett gegangen ist, immerhin muss er sich noch erholen. Dafür feiern Merry und Pippin ordentlich und trinken einen Bierkrug nach dem anderen, während sie singend auf den Tischen tanzen.
Die anwesenden Elben sind wesentlich zurückhaltender und trinken nur ein wenig Wein, ansonsten sind sie ziemlich ruhig. Als die Feier wilder wird, ziehen die meisten sich sowieso zurück, darunter auch Elrond. Aragorn und Arwen genießen die gemeinsame Zeit sichtlich und die Beiden wirken so glücklich wie es nur Verliebte sein können.
Gandalf befindet sich bei Aragorn und die beiden reden angeregt miteinander, während Eówyn und ihr Begleiter nicht mehr hier sind. Éomer allerdings feiert ordentlich mit seinen Männern und ihr Lachen schallt durch den ganzen Raum.
"Lass uns gehen, ich bin müde", schlägt Jedwiga vor und ich nicke.
"Ich auch."
Gemeinsam verlassen wir die Feier, wie damals in Edoras, allerdings gehen wir dieses Mal draußen unter dem klaren Sternenhimmel entlang. Das unheilvolle Glühen in Mordor hat aufgehört und die Nacht ist still, bis auf gelegentliche Musik die zu uns hinaufweht.
Langsam gehen wir an der Mauer entlang und betrachten die Sterne, die ihr silbernes Licht auf uns werfen. Wir schweigen, denn keiner von uns hat das Bedürfnis zu reden, aber es ist ein friedliches Schweigen. Ich halte Jedwigas Hand und spüre ihre Wärme. Unwillkürlich erinnere ich mich daran wie kalt sie doch war als sie gestorben ist.
Nach einiger Zeit kommen wir jedoch zu unserem Zimmer und ziehen uns um. Jedwiga brüstet sich gerade die Haare als ich von hinten an sie herantrete und sanft ihre Haut unter ihrem Ohr küsse.
"Meine Jedwiga", flüstere ich und sie legt die Bürste weg.
"Pass auf, sonst fängst du noch so an wie Gollum mit dem Einen Ring."
Ich schmunzele.
Frodo und Sam haben uns von Gollum erzählt und auch dass er den Ring immer 'Mein Schatz' genannt hat.
"Keine Sorge", beruhige ich sie und sie dreht sich zu mir herum. Kurz grinst sie, dann zieht sie mich zu unserem Bett und wir legen uns hinein. Kurze Zeit später schlafe ich mit ihrem Geruch in der Nase ein. 

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