Der Tod von Saruman

Legolas P.O.V.

Wir führen unsere Pferde durch das knietiefe Wasser immer weiter auf den bedrohlich schwarzen Turm zu, nachdem wir die Hobbits zu uns geholt haben. Hinter mir sitzt wie immer Gimli, doch nun haben Aragorn und ein Mitglied der Wache Théodens ein weiteres Anhängsel.
"Oh, junger Meister Gandalf. Ich bin sehr froh euch zu sehen. Mit Wasser und Stein haben wir Isengard bezwungen, doch hier gilt es mit einem Zauberer fertig zu werden. Er ist eingeschlossen in seinem eigenen Turm", brummt da eine tiefe Stimme und ein Ent watet durch das Wasser auf uns zu. Ich muss meine Überraschung verbergen, denn ich habe noch nie zuvor einen Ent gesehen, kenne sie aber von Bildern. Wir halten am Fuße des Turms an und schauen suchend hinauf, ob wir den Zauberer entdecken können. Meine Augen beobachten den Turm und ich kann zahlreiche Fenster und Balkone zwischen den scharfen Verziehrungen erkennen.
"Zeige dich", murmelt Aragorn.
"Seid vorsichtig. Selbst in der Niederlage ist Saruman noch immer gefährlich", warnt Gandalf uns und ich schaue hinüber zu Jedwiga. Sie sitzt stolz auf ihrem Pferd und ich kann nichts mehr von ihrer einstigen Sorge und Angst entdecken.
"Dann lasst uns seinen Kopf abschlagen und verschwinden!", fordert Gimli und ich will ihm schon zustimmen, da widerspricht Gandalf.
"Nein, wir brauchen ihn lebend.
Wir müssen ihn zum reden bringen."
"Ihr habt in vielen Kriegen gekämpft und viele Menschen getötet, Théoden König, und danach Frieden geschlossen. Wollen wir nicht darüber reden wie wir es einst taten, mein alter Freund? Können wir nicht Frieden miteinander haben, ihr und ich?", hören wir da die Stimme des Zauberers und Saruman erscheint oben auf seinem Turm, schmutzig und gestützt auf seinen Stab. Sofort bin ich wachsam und bereit, jederzeit einen Pfeil zu packen und ihn von seinem Turm zu schießen.
"Wir werden Frieden haben..", sagt Théoden leise und wir alle schauen ihn an. 'Soll der Zauber Sarumans schon jetzt Gewalt über ihn haben? Schon wieder?'
"Wir werden Frieden haben, wenn all eure Taten gerächt sind! Das Brennen der Westfurt, die Kinder die tot dort lagen! Wir werden Frieden haben, wenn der Tod der Soldaten, auf die noch eingestochen wurde nachdem sie bereits tot waren und ihre Körper vor der Hornburg lagen, gerächt ist! Wenn ihr hängt von eurem eigenen Turm, zum Vergnügen eurer eigenen Krähen, dann werden wir Frieden haben!"
"Und was willst du Gandalf Graurock? Lass mich raten, du willst den Schlüssel von Orthanc, oder den Schlüssel zu Barad-dûr selbst! Zusammen mit den Kronen der sieben Könige und den Roben der fünf Zauberer!", gibt Saruman zornig zurück.
"Euer Irrglaube hat schon viele Leben gekostet, und Tausend weitere sind in Gefahr, aber ihr könntet sie retten, Saruman! Ihr ward tief im Rat des Feindes", antwortet Gandalf und Saruman grinst.
"Also kommt ihr für Informationen? Ich habe welche für euch."
Plötzlich hat er eine Kugel in der Hand und hebt sie drohend an.
"Etwas wächst im Herzen von Mittelerde, etwas was du versäumt hast zu sehen. Das große Auge hat es gesehen. Sogar jetzt baut es seinen Vorteil aus!"
Gandalf tritt mit Schattenfell näher an den Turm heran.
"Ihr werdet alle sterben!", droht Saruman.
"Und du weißt es, Gandalf. Vorallem dieses Elbenkind, welches mit euch zieht, wird den Tod finden, und du bist daran Schuld!", ruft Saruman und meine Hand zuckt zu meinem Köcher. 'Wenn er es noch einmal wagt das Wort an Jedwiga zu richten hat er meinen Pfeil in der Brust!' Doch ich tue es nicht, aber ich sehe zu Jedwiga hinüber. Sie starrt wütend zu dem Zauberer hoch und Saruman spricht weiter.
"Du kannst nicht glauben, dass dieser Streuner jemals den Thron von Gondor besteigen wird! Der im Exil lebende, aus dem Schatten gekrochen kommende wird niemals zum König gekrönt!"
Nun schaut er Aragorn dabei bewusst an, doch dieser reagiert nicht auf diese Beleidigung.
"Gandalf scheut sich nicht diejenigenzu opfern, die ihm nahestehen. Diejenigen, die er behauptet zu lieben", spricht Saruman weiter und ich sehe, wie Jedwiga zusammenzuckt, so als hätte Saruman sie angesprochen. Doch nun wendet dieser sich an Gandalf.
"Sag mir, welche Worte des Trosts gabst du dem Halbling, bevor du ihn in seinen Untergang geschickt hast? Der Pfad auf den du ihn geschickt hast, kann nur zum Tod führen!"
"Arg, ich habe genug!", ruft Gimli und sagt leiser zu mir:
"Erschieß ihn! Schick ihm einen Pfeil zwischen die Augen."
Ich hebe schon die Hand um einen Pfeil zu ziehen und lasse Saruman dabei nicht aus den Augen, da hält Gandalf mich zurück.
"Nein! Saruman, kommt herunter und euer Leben soll verschont werden."
Wütend starre ich Gandalf an. 'Was?'
"Spare dir deine Güte und deine Gnade, ich bin nicht euer Gefangener!", antwortet Saruman und stößt mit dem Stab in Gandalfs Richtung. Ein Feuerball schießt aus dem Ende des Stabs direkt auf Gandalf zu, doch dieser weicht weder zurück, noch zuckt er zusammen. Als jedoch das Feuer den Zauberer und Schattenfell einschließt, scheuen unser Pferde und ich habe sofort einen Pfeil auf der Sehne meines Bogens. Doch schnell erlischt das Feuer und die beiden stehen unversehrt da. In Sarumans Gesicht ist deutliche Überraschung darüber zu sehen, dass Gandalf einfach so überlebt hat.
"Saruman, dein Stab ist gebrochen", sagt Gandalf nur und sofort beginnt Sarumans Stab zu beben und zittern, bis er schließlich in mehrere Teile zerspringt und zu Boden fällt. Fassungslos steht der nun machtlose Zauberer da, als hinter ihm plötzlich eine andere Gestalt auftaucht. Es ist Grima Schlangenzunge, derjenige, der die Lügen von Saruman dem König in den Kopf gepflanzt hat. Es kommt mir vor wie eine Ewigkeit seit wir ihn besiegt haben. Théoden sieht ihn und spricht sogleich zu ihm:
"Grima, du musst ihm nicht folgen! Du warst nicht immer so wie jetzt, einst warst du ein Mann von Rohan. Komm herunter."
Eine seltsame Art von Freude breitet sich auf dem Gesicht des blassen Mannes aus und er verbeugt sich, doch dann beginnt Saruman wieder zu reden.
"Ein Mann von Rohan. Was ist das Hause Rohans, als eine Bande ärmlicher Bauern, deren Bälger sich mit den Hunden auf dem Boden suhlen! Der Sieg bei Helms Klamm ist nicht euer Verdienst, Théoden Pferdeherr!"
Théoden muss seine Wut zurückhalten, doch bei den nächsten Worten des Zauberers wird er nachdenklich und still.
"Ihr seid nur ein Sohn von größeren Vorfahren."
"Grima, komm herunter. Befreie dich von ihm!", wendet Théoden sich wieder an Grima.
"Frei? Er wird niemals frei sein!"
Doch da widerspricht Grima, und Saruman schlägt ihn zu Boden.
"Saruman! Ihr ward tief im Rat des Feindes, sagt uns was ihr wisst", fordert Gandalf, doch Saruman will noch immer nicht kooperieren.
"Du schickst deine Wachen fort, und ich werde dir sagen wo euer Untergang entschieden wird!"
Plötzlich steht Grima wieder auf und sticht mit einem Messer zweimal auf Saruman ein, bevor ich ihm einen Pfeil in die Brust schieße. Doch es ist zu spät. Saruman fällt mit weiß wehenden Gewändern hinab und wird von einem Wasserrad aufgespießt. Die Hobbits zucken zusammen, doch ich empfinde nur eine tiefe Befriedigung.
"Er hatte es verdient", murmele ich und Gimli stimmt mir brummend zu. Mein Blick wandert zu Jedwiga, die entsetzt auf den aufgespießten Leichnam starrt. Sanft führe ich mein Pferd auf sie zu und berühre sie am Arm.
"Sieh nicht hin."
Da bewegt sich das Rad knarrend und Sarumans Körper verschwindet langsam im brackigen Wasser. Dabei fällt die gläsernde Kugel aus seinem weiten Ärmel und ins Wasser. Pippin springt vom Pferd und watet dorthin, um die Kugel aufzuheben und sich genauer anzusehen. Doch dann nimmt Gandalf sie ihm ab und wickelt sie in ein Stück seines Mantels.
"Jedwiga, sieh mich an", fordere ich leise und endlich wendet sie den Blick von dem grausigem Wasserrad ab und schaut mich an. Und nun sehe ich das, was ich bei ihr niemals sehen wollte, nämlich die Augen eines verletzten Wesens. Allerdings ist sie nicht körperlich verletzt, vielmehr wurde ihre Seele durch die Brutalität der letzten Schlacht in Mitleidenschaft gezogen. Sie selbst dürfte es nicht einmal merken, aber ich sehe es und schlucke. 'Ich muss ihr helfen diese Dinge zu verarbeiten.' Ich ringe mir ein Lächeln ab und nehme ihre Hand.
"Komm, wir reiten zurück nach Edoras", sage ich und sie nickt, dann reiten wir hinter den anderen her von Isengard weg. Dafür muss ich ihre Hand loslassen, aber wir reiten nebeneinander her und reden miteinander. Auch wenn Gimli sich ab und zu einmischt, kann ich aus Jedwigas Stimme heraushören dass es ihr eigentlich ganz gut geht, sie ist nur mitgenommen und erschöpft. Erneut rufe ich mir ins Gedächtnis dass sie, auch mit über 230 Jahren, eine noch junge Elbe ist und noch immer ab und zu Schlaf braucht. Aber auch wir anderen benötigen Ruhe bevor wir die nächste Etappe unserer Reise antreten. Unter der Führung von Gandalf und König Théoden reiten wir über die Hügel und Ebenen von Rohan, bis endlich Edoras in Sicht kommt.



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