Besuch von Elrond
Später am Abend hat man mich und Jedwiga einem Zelt zugewiesen und ich habe meine Verlobte dazu bewegen können etwas zu schlafen. Sie legt gerade Schwert und Bogen ab, als sie plötzlich innehält.
"Glaubst du dass wir gewinnen werden?", fragt sie leise und ich höre die Unsicherheit in ihrer Stimme. Ich trete hinter sie und lege meine Hände auf ihren Bauch. Mit ihrem vertrauten Geruch in der Nase fühle ich mich gleich wohler und ziehe sie enger an mich.
"Ich bin fest davon überzeugt", antworte ich und Jedwiga legt eine Hand auf meinen Arm. Sanft küsse ich ihre Ohrmuschel und lasse meine Lippen dort verweilen.
"Ist es wegen deiner Visionen?", frage ich leise und Jedwiga seufzt.
"Ein bisschen, ja. Aber ich habe gehört was Éomer über den Krieg sagte, wegen Merry. Ich war bisher ja nur in der Schlacht bei Helms Klamm, aber ich habe das Gefühl dass die Schlacht vor Minas Tirith deutlich größer wird. Und ich weiß nicht wie ich das finden soll."
Sie lehnt sich leicht gegen mich und ich atme ihren Geruch ein. Unter dem Geruch nach Pferd, Schmutz und Rauch kann ich ihren eigenen Geruch riechen, den den ich so sehr liebe.
"Was hat Éomer denn gesagt?"
"Etwas über den Krieg, und dass es eine Sache der Männer sei."
Darauf weiß ich nichts zu sagen, denn insgeheim gebe ich Éomer schon recht. Allerdings ist mir bewusst dass Jedwiga dem gar nicht zustimmen würde, und auch meine Erfahrung ist eine Andere. Frauen können Kriege genauso gut aushalten wie Männer, wenn nicht sogar noch besser.
"Lass dir von dem nichts sagen", meine ich zu ihr und drehe sie zu mir herum. Mit dem Daumen streiche ich über ihre Wange und schaue sie an, da gähnt sie einmal lang.
"Du solltest schlafen gehen."
"Mhm", murmelt sie zustimmend und ich schiebe sie schmunzelnd zu dem Lager auf dem sie schlafen soll. Ich lege mich zu ihr und sie kuschelt sich an mich, sodass ich unmöglich wieder aufstehen kann, doch das ist mir egal.
"Ich liebe dich, Legolas Grünblatt", flüstert Jedwiga und ich lächle.
"Ich liebe dich auch, Jedwiga Grünblatt", antworte ich, dann schließt sie die Augen und ihr Atem wird ruhig und gleichmäßig. 'Dass sie so schnell einschlafen kann...'
Und schon kurze Zeit später fallen auch mir die Augen zu, obwohl ich nicht schlafen will.
Jedwiga P.O.V.
Mitten in der Nacht wache ich auf, und zwar davon dass jemand ins Zelt schaut.
"Herrin Jedwiga, jemand will euch sprechen", sagt der Mann und ich setze mich vorsichtig auf. 'Bei den Valar, wer will mich denn bitte mitten in der Nacht sprechen?' Der Arm meines Verlobten rutscht von mir herunter als ich aufstehe und leise aus dem Zelt gehe. Die Wache die mich geweckt hat geht vor mir her zum Zelt des Königs. Neben dem Zelt entdecke ich ein fremdes, weißes Pferd, doch ich habe keine Zeit um darüber nachzudenken, da wird der Zelteingang auch schon für mich geöffnet und ich betrete das große Zelt. Der Boden ist mit Fellen ausgelegt, eine Rüstung steht auf ihrem Ständer und es herrscht gelbes, warmes Licht. Die Wache die mich hergebracht hat ist nun wieder weg, da entdecke ich jemanden am anderen Ende des Zeltes. Und dieser Jemand kommt mir sehr bekannt vor.
"Ada!", rufe ich aus und stürme auf den Elben zu, der mich fest in den Arm nimmt.
"Meine Tochter", flüstert er auf Sindarin und streicht mir über den Kopf. Ich vergrabe mein Gesicht an seiner Schulter und atme seinen vertrauten Geruch ein, der schon fast in Vergessenheit geraten ist. Elrond trägt ein silbernes Gewand und darüber einen tiefblauen Umhang mit weiter Kapuze, wahrscheinlich damit er nicht erkannt wird. Wir lösen uns voneinander und mein Vater gibt mir einen Kuss auf die Stirn, dann schaut er mich an. Ich freue mich ihn wiederzusehen, aber dennoch bemerke ich einen traurigen Zug um seinen Mund herum und in seinen Augen liegt Schmerz.
"Geht es dir gut? Ich hörte du hast in einer Schlacht gekämpft", fragt er mich und ich höre Sorge in seiner Stimme.
"Ja, sehr gut sogar. Bei der Schlacht in Helms Klamm haben wir den Sieg davongetragen und ich blieb unverletzt. Aber sag, was führt dich hierher?", antworte ich und Elrond wirkt erleichtert.
"Ich brachte Andúril zu Aragorn und gab ihm Rat. Und schlechte Kunde."
Sein Blick wird dunkel vor Trauer und ich ahne schlimmes.
"Deine Schwester liegt im Sterben", sagt Elrond schließlich leise und ich erstarre. Der Schock trifft mich wie eine eiskalte Welle und ich fühle wie alle Farbe aus meinem Gesicht weicht. 'Arwen stirbt?'
"Aber... a-ber wie?", stammele ich und spüre wie sich Tränen in meinen Augen sammeln. Krampfhaft halte ich diese zurück und balle die Hände zu Fäusten.
"Arwen hat sich entschieden ein sterbliches Leben zu leben, aber nun ist ihr Schicksal an das des Rings geknüpft. Je stärker der Feind wird, desto schwächer wird sie", erklärt Elrond und ich höre die Trauer in seiner Stimme. Mitfühlend legt er mir eine Hand auf den Arm und ich schaue ihn an. Ein seltsames Zittern hat von meinem Körper Besitz ergriffen und ich wünsche mir so sehr dass das alles nur ein Albtraum ist.
"Ich habe mich nichtmal richtig von ihr verabschiedet", flüstere ich und nun läuft eine Träne meine Wange hinab. Elrond mustert mich stumm, so als würde er das bereits wissen.
"Warum musstest du sie auch trennen?", frage ich mit Bitterkeit in der Stimme und Elrond holt Luft, doch ich schneide ihm das Wort ab.
"Warum musstest du dich da einmischen? Was hast du gegen Aragorn, und warum interessiert es dich nicht was mit mir ist?", rufe ich aus und weitere Tränen suchen sich einen Weg über meine Wangen. Wütend wische ich sie weg und mein Vater schaut mich traurig an.
"Ich interessiere mich für das was dir geschieht genauso sehr wie für das was Arwen geschieht. Niemals wollte ich dir das Gefühl geben ich würde dich weniger lieben. Aber Aragorn ist ein sterblicher Mensch, ich wollte sie vor der Trauer und dem Leid bewahren, was sie heimsucht wenn er stirbt", sagt Elrond leise und ruhig, aber auch mit Schmerz in der Stimme.
"Legolas ist mit dem ewigen Leben der Eldar gesegnet, genau wie du. An seiner Seite wirst du immer glücklich sein", fügt er hinzu und ich verstehe ihn endlich. Ich gehe auf ihn zu und nehme ihn in den Arm, fest und lange.
"Ich muss wieder gehen", meint Elrond nach einer Weile und ich lasse ihn los.
"Es war schön dich wiederzusehen, Ada."
"Es war auch schön dich wiederzusehen und mich zu vergewissern dass es dir gut geht."
Er streicht mir über den Kopf und wir gehen hinaus aus dem Zelt in die Nacht hinein. Das weiße Pferd, was ich schon zuvor gesehen habe, ist das meines Vaters und wir gehen dorthin.
"Auf Wiedersehen, meine Tochter. Mögen wir uns bald erneut treffen", sagt er und steigt auf sein Pferd, während ich die Zügel halte.
"Das hoffe ich auch, Vater", antworte ich, dann gebe ich die Zügel frei und mein Vater galoppiert in die Nacht hinaus und weg vom Lager. Mit einem traurigen Gefühl in der Brust schaue ich ihm nach und wende mich dann zum gehen. Langsam kehre ich zu meinem Zelt zurück, als ich etwas bemerke. Aragorn sattelt sein Pferd und macht sich reisefertig, mitten in der Nacht und ganz allein. 'Was hat er vor?' Eówyn steht bei ihm und ich höre einzelne Gesprächsfetzen, die darauf hindeuten dass Aragorn uns verlassen will. Sofort eile ich zu unserem Zelt und finde Legolas wach und aufrecht sitzend vor.
"Jedwiga! Ich habe mir schon Sorgen gemacht", sagt er und steht auf kaum dass ich hereingekommen bin.
"Wo warst du?", fragt er und betrachtet besorgt mein Gesicht.
"Mein Vater war hier, aber das ist unwichtig. Aragorn will uns verlassen, jetzt in dieser Minute. Wir müssen uns beeilen!"
Augenblicklich beginnt mein Verlobter sich fertig zu machen und ich schnalle mir meinen Köcher auf den Rücken und lege meinen Gürtel an. Sobald ich fertig bin, gehe ich zu Gimlis Schlafplatz und wecke ihn. Anfangs ist er nicht begeistert, aber als ich ihm erzähle was ich gesehen und gehört habe, rafft er sich auf und macht sich ebenfalls fertig.
"Was sollte Aragorn dazu verleiten vor der Schlacht einfach wegzugehen?", fragt Legolas nachdenklich und ich muss schlucken.
"Genau weiß ich es nicht, aber mein Vater hat Aragorn etwas gebracht. Ein Schwert, glaube ich. Und er hat ihm etwas erzählt."
"Und was?"
Legolas' blaue Augen schauen mich aufmerksam an und er greift nach meiner Hand.
"Arwen stirbt", bringe ich leise hervor und er reißt die Augen auf, dann nimmt er mich in den Arm.
"Es tut mir leid dass zu hören, aber ich bin immer für dich da. Sag mir wenn du etwas brauchst", flüstert er auf Sindarin, und noch andere tröstende Worte. Seine Hand streicht mir über den Kopf und den Rücken, bis wir uns wieder lösen und er seine Hand an meine Wange legt.
"Ich liebe dich", sagt er und küsst mich kurz aber sanft auf den Mund.
"Ich dich auch, aber jetzt müssen wir verhindern dass Aragorn einfach geht", meine ich und wir gehen aus unserem Zelt hinaus.
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