Prolog

Lautes Jaulen brach durch das Rauschen des Regens. Ein großer Kater sank über den Kadavern einer Kätzin und ihrer Jungen zusammen.

"Spürst du den Schmerz, wenn man alles verliert was einem lieb ist, Mörder?" Sprach ein anderer, dessen Fell blutverschmiert war.

Der große Kater sagte erst nichts, dann jedoch hob er seinen massigen Körper hoch und starrte ihn hasserfüllt an. "Ich habe sie nicht umgebracht, Bruder!" Fauchte er und grub die Krallen in den Boden. "Du weißt genau, dass es nur ein Unfall war!"

"Nur ein Unfall? Weshalb bist dann nicht du gestorben, mein Lieber Bruder? Warum ausgerechnet sie?!" Der Kater schnaufte vor Wut und baute sich vor seinem Bruder auf. Am liebsten hätte er ihn umgebracht, aber er wollte ihn leiden lassen.

Prinz Damian straffte die Schultern und sprang seinen Bruder an, um ihn am Boden festzunageln. "Warum hast du nicht mich umgebracht? Warum sie? Sie hat damit nichts zu tun gehabt!" Krallen fuhren durch sein Gesicht und er jaulte schmerzerfüllt auf, eher er heruntergestoßen wurde..

"Ich will dich leiden sehen! Du sollst genau so leiden, wie ich es tat!" Jaulte der Kater und fuhr ihm mit den Krallen über die Flanke, doch der massige Krieger hieb kräftig gegen dessen Kopf, sodass er stöhnend zu Boden ging.

Wieder sprang er auf seinen Bruder drauf und grub seine Krallen tief in die Flanke. Er könnte ihm jetzt und hier den gar ausmachen, doch er war immer noch sein Bruder. Er konnte es nicht, nicht mal im Beisein seiner toten Gefährtin und den ebenfalls toten Jungen. Er konnte es einfach nicht.

Sein Bruder nutzte den Moment des Zögerns und stieß ihn von sich herunter. "Du bist schwach!" Spottete er und zischte abwertend. "Ich verstehe nicht, warum Vater dich als seinen Nachfolger auserwählt hat. Du bist nicht stark genug dafür, dass warst du noch nie und jetzt habe ich einen Grund dich ein für alle Mal los zu werden! Was Vater wohl davon hält, dass du eine Kätzin und ihre Jungen umgebracht hast!" Finster lachte der Kater.

Prinz Damian stand nicht wieder auf nach dem er zu Boden geworfen wurde. Er wollte nicht, er hatte keine Kraft. In dieser Nacht war in dem Kater etwas zerbrochen, was noch lange Folgen haben würde.

Der andere verschwand mit einem diabolischen Grinsen auf den Lippen. Sein Racheplan war makellos gewesen und nun würde Prinz Damian im Exil dieselben Schmerzen erleiden wie Typhon. Niemand würde für ihn da sein, jeder würde ihm nur vorwerfen, dass er sie selbst umgebracht hatte. Jeder würde ihn hassen.

Nun lag der Kater alleine auf der Lichtung, durchnässt vom Regen, starrte auf einen Punkt abseits aller Realität. Mühsam hob er sich auf die Pfoten und zog sich schlürfend über den Boden, nur um sich dann bei seiner Gefährtin und seinen Jungen fallen zu lassen. Ihre Körper waren eisig kalt und der Geruch vom Regen beinahe schon weggewaschen, was ihn nur nochmals schmerzhaft vor Augen führte, dass er sie nie wieder sehen würde. Er würde nie wieder die Schönheit von Yala, seiner Gefährtin, zu Gesicht bekommen und nie wieder mit seinen Jungen spielen. Er jammerte kläglich und putzte die drei Katzen sauber, ein letztes Mal. Er merkte gar nicht wie die Zeit verging, denn für ihn stand sie still, er bekam um sich herum kaum noch etwas mit, nicht einmal, dass bereits die Sonne wieder aufging.

Plötzlich ertönte wütende Geschrei hinter ihm. "Da ist er! Er ist wahnsinnig geworden! Er wollte mich umbringen!" Prinz Damian erkannte direkt Typhons Stimme. Sein Bruder hatte also Wort gehalten, doch es war ihm egal. Sollten sie ihn doch umbringen, dann würde er hier bei ihr und nicht irgendwo anders sterben. Doch anstatt ihn anzugreifen, sah er nur im Augenwinkel etwas Grünes vorbei zischen und mit einem Ruck wurde er nach hinten gezogen, sodass er auf seinem Rücken landete. Dornen bohrten sich in seinem Hals, während man die Ranke ihm die Luft abschnürte. Panik kam in ihm auf und er versuchte die Ranke zu lockern, doch ohne Erfolg. Angstgeruch stieg von ihm auf, als er realisierte, welche Strafe man ihm auferlegt hatte.

Das war schlimmer als der Tod. Er hatte oft gesehen, wie sein Vater ungehorsame Katzen gequält hatte anstatt sie zu töten. Immer hatte er gehofft, dass er dies nie selbst erleben musste, doch jetzt fand er sich tatsächlich selbst in einer solchen Schreckenssituation wieder. Immer wieder schnappte er nach Luft, während man ihn über den aufgeweichten Boden zog. Krächzend versucht er nach den Katzen zu rufen, welche ihn zogen, doch er bekam kein Ton heraus.

Typhon lief nun auf seiner Höhe und sah ihn hasserfüllt an, soweit Prinz Damian das noch erkennen konnte, denn seine Sicht verwischte unter den Mangel an Luft. "Ich hoffe, dass du mich nie vergessen wirst." Im nächsten Moment wurde alles schwarz, er spürte nur noch wie ihm Blut den Hals hinab lief.

Sein Kopf dröhnte als er aufwachte, konnte kaum einen klaren Gedanken fassen. Er blinzelte einige Male bis sich seine Augen an das dumpfe Licht einer Höhle gewöhnte. Wo war er nur? Doch im selben Moment wurde ihm klar und sein Magen krampfte sich vor Schreck zusammen. Er wusste genau wo er war, denn er, als Sohn des Königs, musste diesen Ort kennen. Keine Katze hatte diesen Ort je lebend oder mit klaren Verstand verlassen. Entweder starben sie hier, starben an den Nachfolgen oder litten unter Angstzuständen, so dass sie für die Flüsterer nicht mehr zu gebrauchen war.

"Guten Morgen, Bruderherz!" Typhon tauchte neben ihm auf und trat ihn heftig in die Rippen, sodass Prinz Damian sich vor Schmerz krümmte. Wie lange er wohl nun schon hier war? "Aufstehen!" Warf man ihn den Befehl entgegen, doch eher er sich regen konnte, zog man ihn hinauf. Die Ranken waren in einer Schlaufe gebunden, die sich fest um seinen Hals schnürte, wenn man ihn an seinem Gewicht nach oben zog. Er riss an der Ranke herum, doch konnte sie nicht lockern. Die Dornen zerkratzten ihn den Hals, sodass Blut durch sein dickes Fell floss.

Der Kater hing in der Luft, hatte keinen halt mehr unter seinen Pfoten, weshalb ihn sein eigenes Gewicht erdrosseln würde, doch das war nicht Sinn und Zweck dieser bösartigen Methode. Jedes Mal, wenn er kurz davor war, sein Bewusstsein zu verlieren, setzte man ihn ab. Immer und immer wieder zog man ihn hinauf und wieder hinunter bis er so erschöpft war, dass er sich kaum noch wehren konnte.

Über Tage behielt man Prinz Damian, jetzt nur noch Damian, in der Höhle. Man folterte ihn, ließ ihn Hungern, nur nicht dursten. So lange bis er kaum noch Regung zeigte. Ein letztes Mal zog man ihn nun hinauf, doch ließ ihn das Bewusstsein verlieren, um ihn zu entsorgen.

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