Kapitel 5: Die Zwischenwelt und die Scheidung
Flashback aus der Zwischenwelt
Sie hassten die Zwischenwelt. Ihr Beruf war es immerhin, über Tote den weiteren Verlauf zu bestimmen, doch nicht in der Zwischenwelt einen Krieg zu führen. Natürlich waren sie selber Schuld an dem Ganzen. Dennoch behagte es ihnen nicht. Und wieso nicht? Weil sie in der Zwischenwelt zu den Sterblichen gehörten. Sie waren schwach, durchschnittlich und normaler Weise Scheu des Krieges, denn alles hatte irgendwie seinen Einklang. Aber seit Luzifer, ein Engel der sich gegen Gott behauptet hatte, vom Himmel gefallen war hatte der Krieg begonnen. Etliche und Millionen von Monstern und Engeln kämpften gegeneinander in der Zwischenwelt, damit auch alles fair bleibt. Darauf hatten sich jedenfalls Luzifer und der große Kämpfer Aaron geeinigt. Jetzt war es soweit. Fast alle Engel waren tot und die Monster schienen zu siegen. Luzifer setzte ein höllisches Lächeln auf. „Jetzt seit ihr nicht mehr so stark.", spottete er in Richtung Aaron. „Auf dem Feld vielleicht, doch in der Welt haben wir die Oberhand.", brüstete sich Aaron. „Ach wirklich?", fragte Luzifer verspielt wie ein kleines Kind, legte den Kopf schief und schien seine Aufmerksamkeit auf sein Gegenüber zu legen. „Ja. Wirklich. Nehmen wir mal an, es ginge um das Schwert was du gestohlen hast. Damit kannst du einfach so über die Menschheit das Böse bringen und sie wären deine Untertanen, nicht wahr? Doch im echten Leben ohne das Schwert, würde dich keiner Beachten oder Wertschätzen.", erzählte Aaron dem gefallenen Engel. Dieser hatte seine Ohren gespitzt und aufgepasst. „Hm... wie wäre es mit einem Spiel? Entscheidend wer gewinnt, bekommt denjenigen, welchen wir uns heraus picken und das Schwert. Klingt das fair?", schlug Luzifer eine Wette vor und streckte seine Hand nach Aaron aus. „Deal.", nahm Aaron sofort an und blickte um sich herum. „Können wir wo anders-?", fragte er danach Luzifer. „Natürlich.", verzog auch Luzifer das Gesicht bei dem vielen Engelblut und teleportierte sich mit einem Finger schnippen mit Aaron in die Hölle. „Nun? Wen möchtest du denn gerne wählen? Ich lass dir freie Hand...", meinte Luzifer. Aaron schüttelte den Kopf. Der König der Hölle hatte sich noch nie für die Menschen interessiert. Eher für die Taten, die sie in ihrem kurzem Leben angestellt hatten. Kurz suchte Aaron eine Kugel um auf die Erde zu sehen. Sie waren im Thronsaal von Luzifer gelandet, als sie teleportiert waren.Wieso Luzifer überhaupt teleportieren konnte und er nicht, wollte er gar nicht erst wissen. Wer weiß wie er das geschafft hat. Doch alleine schon in seinem Thronsaal zu sein, bereitete dem Kämpfer eine Gänsehaut. Es roch nach Massen von Blut welches auf Kriegsfeldern vergossen wurde. Man hörte so einige Gerüchte darüber, dass Luzifer selber auch Menschenblut trank, doch Aaron fand es lächerlich. Immerhin war Luzifer mal ein Engel gewesen und die tranken kein Blut. Jedenfalls kein normales... als sein Blick auf dem Thron landete, spannte sich seine Muskulatur an. Der ganze Thron war aus Knochen... Tierknochen. Wahrscheinlich sogar von jeder einzelnen Spezies einen. Natürlich gab es auch Tiere ohne Knochen... doch die anderen Gegenstände aus dem Thronsaal machten dieses Fehlen wieder wett. Da erblickte Aaron eine Kristallkugel und ging auf sie zu. „Wie funktioniert die?", fragte er ahnungslos. Mit einem Augenrollen ging Luzifer ebenfalls zur Kristallkugel und mit einer Handbewegung über der Kristallkugel sah man endlich ein Bild. Sie zeigte die Erdkugel in voller Gänze. Man könnte meinen das die andere Hälfte der Kugel im Weltraum irgendwo umher schwebte, denn um genauer zu sein, war das nur eine halbe Kristallkugel. Dennoch funktionierte sie einwandfrei und mithilfe von den Fingern konnte man durch die Galaxie schwirren. Aaron suchte lange nach einem bestimmten Etwas auf der Erde. Erst als er es fand, ließ er seine Finger sinken. „Die alte Dame dort?" verengte Luzifer seine Augenbrauen. „Nein, dass was die deiner Meinung nach alte Frau beherbergt.", erklärte Aaron und zeigte auf ihren Bauch. Schon bald würde diese ein Kind zur Welt bringen und Aaron war sich sicher, dass es sich dem Richtigen von Beiden zuwenden würde, wenn die Zeit gekommen ist. „Ein Baby? Ein Baby soll über Himmel- und Höllenherrschaft entscheiden?", fragte Luzifer perplex. Aaron schüttelte genervt den Kopf. „Wenn die Zeit reif ist... angenommen im Alter von...", er überlegte kurz. „21 Jahren.", antwortete er dann. „Also gut. In 21 Jahren wird die Schlacht entschieden sein.", beendete Luzifer nun die Wette. Es klang völlig banal, dass sie noch 21 Jahre warten würden. Doch für einen gefallenen Engel und einen großen Kämpfer der schon sehr viel miterlebt hatte, waren diese 21 Jahre wie ein Katzensprung der Zeit. Jetzt hieß es geduldig ab warten- etwas was man von Luzifer gar nicht kannte. Geduld gehörte mehr zu den Stärken von Aaron. Vielleicht lag es an seinem Leben vor dem Tod. Aber wieder darüber nachzugrübeln, war keine Hilfe. Mit einem weiteren schnipsen Luzifers Finger, gelangten Beide wieder in die Zwischenwelt und brachten die Verwundeten zu den Lazaretten.
Nesrin
Schlussendlich stand ich auf. Ich konnte nicht den ganzen Tag im Bett verbringen, nur weil mein Leben gerade nicht so lief wie ich wollte. Oder etwa doch? Heute hatte ich eigentlich keinen einzigen Kurs... außer heute Nachmittag eine Abgabe in Journalismus, die ich noch gar nicht angefangen hatte. Natürlich musste das so sein. Würde ich heute nichts abgeben, wäre es mein Studium Ende. Jedenfalls in Journalismus. Da klingelte auf einmal mein Festnetztelefon und ich rannte drauf zu. „Hallo? Nesrin Baker am Apparat?", fragte ich die Person am anderen Ende der Leitung. Doch alles was ich zurück bekam war ein Schluchzen. Es war meine Mum, da war ich mir sicher. „Hey, Mum, was ist los?", fragte ich total panisch und versuchte ruhig zu klingen, damit sie sich selbst nicht noch mehr stresste, aufregte oder weswegen auch immer sie weinte. „Er... er hat alles ver...verspielt...", stotterte sie. „Was hat wer verspielt?", fragte ich, doch irgendwie konnte ich schon ahnen wen und was sie meinte. „Dein... Dad... Unser Geld...", schniefte sie lange zwischen den Wörtern. Mein Dad hat all unser Geld verspielt? „Ich komm her.", sagte ich mit sicherer Stimme und nahm schon meine Jacke, als ich ein Geräusch aus dem Telefon hörte. Hektisch nahm ich es wieder in meine Hand und hielt es an mein Ohr. „Ja?", fragte ich. „Komm nicht her!" schrie Mum mir entgegen. „Aber-!", wollte ich meckern, doch ich erhielt nur ein weiteres „NEIN!!!" in meine Ohren geschrien. „Und was soll ich dann tun? Ich kann doch hier nicht einfach so herum sitzen!", ärgerte ich mich selbst darüber, nichts tun zu können. Mein Vater war bekannt dafür, irgendwelche dummen Sachen zu tun. Doch wie meine Mutter diesmal sagte, ich sollte nicht her kommen, gefiel mir nicht. „Mum? Was ist los?", fragte ich besorgt. „Wir...wir lassen uns Scheiden.", kam es dann vom anderen Ende des Telefons und ich musste mich erst einmal setzen. Mit einem Rauschen des Telefon's wusste ich, dass Mum aufgelegt hatte, damit ich Zeit für mich bekam. Sie ließen sich Scheiden? Nach vierzig Jahren Ehe?!? Konnte es noch schlimmer kommen? Wie gerufen klopfte es an meine Tür. Irgendwie wusste ich, welche Beiden vor der Tür standen. Aber jede Ablenkung wäre mir jetzt recht und die Beiden würden das wahrscheinlich sogar besser als Ab und Eva schaffen. Also ging ich zur Tür und öffnete sie... ohne davor mich fertig gemacht oder Klamotten gewechselt zu haben. „Interessant. Ist das die neuste Mode?", scherzte auch schon Luzifer. Ich widmete mich jedoch lieber seinem Partner. „Ich kenne immer noch nicht deinen Namen.", sagte ich zu ihm. „Tut mir leid, ich heiße Aaron. Und du bist Nesrin nehme ich an? Eva hat schon von dir erzählt.", stellte er sich vor und erntete dafür einen skeptischen Blick von mir. „Ich glaube du hast gerade was falsches gesagt.", meinte daraufhin sofort Luzifer. „Ach Quatsch... ich bin bloß auf dem Bereich das andere über mich reden gerade nicht gut ansprechbar, dass ist alles. Was tut ihr hier überhaupt? Ist ja auch egal... kommt rein.", plapperte ich und ließ sie eintreten. Komischerweise war es mir egal wie ich aussah und der Kommentar von Luzifer machte mir nichts aus. Als sie eingetreten waren, setzten sie sich an den Esstisch und ich kochte Kaffee. „Wir wollten eigentlich nur das unbekannte Mitglied aus unserer Gruppe kennenlernen... doch so wie es aussieht hast du gerade schlimmeres um die Ohren.", gab nun Luzifer preis. Ich seufzte laut auf. Er hatte recht... und das gefiel mir eigentlich gar nicht. Auch nicht das die Beiden meinen Magen umdrehten oder mich ansahen wie ein junges Reh was den Weg zurück nach Hause nicht finden würde. Obwohl sie mich damit verrückt machten, war ihre Nähe irgendwie befreiend. „Egal wer über dich hinter deinem Rücken geredet hat... er hat es nicht verdient, dass du deswegen traurig bist.", stellte sich Aaron neben mich und nahm mich in seine starken Arme. Eigentlich hätte ich jetzt zurück schnellen sollen, wie jede normale Person. Stattdessen verlor ich nur eine Träne und lehnte mich an ihn. Egal ob es nun derer Psychologie Aufgabe war oder nicht... ich fand es gut das ich nicht allein war. Ich hatte Glück, dass diese Aufgabe genau jetzt kam, ansonsten wäre ich wahrscheinlich wieder in ein schwarzes Loch gefallen und nicht wieder raus gekommen. Als der Kaffee fertig war, lösten Aaron und ich uns und ich holte drei Kaffeetassen aus dem Schrank. Diese stellte ich dann auf den Tisch und ich setzte mich mit der Kaffeekanne zu ihnen. Luzifer nahm sie mir ab und schenkte uns allen ein. Bisher hatte ich immer brennende Haut in seiner Nähe. Doch diesmal war es anders. Als ich in seine Augen sah, war dort nichts gefährliches, was ich auf dem ersten Blick erkennen konnte. „Erzähl... was ist dir widerfahren, dass du uns so begrüßt?", sprach Luzifer mich nun auf meinen Pyjama an. Es war ein zwei Teiler, bestehend aus einer schwarzen Boxershorts und einem dunkelblauem T-Shirt mit weißen Rändern an den Ärmeln und am Hals. „Ich... es ist so viel passiert in letzter Zeit... das gestern hast du ja live miterlebt und das mit meinen Freundinnen kann ich sogar irgendwie verstehen... ich hatte nie Zeit für sie, als war ich das perfekte Opfer zum Lästern. Und eben hat mich meine Mom angerufen... meine Eltern lassen sich scheiden.", lacht ich kühl auf und wusste das es nichts ändern würde, es ihnen zu erzählen. Trotzdem war es wie ein Stein der mir vom Herzen fiel. „Hm...", kam es von Luzifer. Er schien irgendwas zu überlegen. „Wie wäre es mit einem kleinen Roadtrip? Ein paar Sehenswürdigkeiten besuchen... und der ganze Kram.", erzählte er uns und ich horchte auf. Vielleicht würde es mich tatsächlich von den ganzen Geschehnissen die passiert sind ablenken. Vielleicht aber auch nicht, dass konnte keiner so genau wissen. Mit einem Nicken trank ich meinen Kaffee aus und stand auf. „Was wird das?", fragte Luzifer ein wenig belustigt. „Ich werde nicht im Pyjama durch die Stadt fahren.", erläuterte ich und öffnete meinen Kleiderschrank. Das rote Kleid würde ich nicht nehmen. Ich hatte es hinter allen anderen Sachen versteckt, da es mein kostbarster Besitz war. Ich schwankte zwischen einem schwarzen Kleid und einem Anzug. Ich entschied mich für letzteren, weil ich ihn lange nicht mehr anhatte. Mit einem Schritt schloss ich die Tür zur Küche und zog mich um. Als ich wieder die Tür öffnete, hatten Aaron und Luzifer schon ihre Tassen gelehrt und in die Spülmaschine geräumt. Während ich weg gewesen war, schien sich zwischen den Beiden heiße Luft aufgebaut zu haben. Natürlich waren sie totale Gegensätze, aber das ein kurzes verschwinden meinerseits Luzifers Todesblicke in Richtung Aaron auslöste, war nicht gerade gut. Dadurch wusste ich zumindest, dass ich die Beiden nicht alleine lassen sollte. „Ich muss gehen, tut mir leid.", entschuldigte sich plötzlich Aaron. „Wieso denn?", fragte ich ein wenig enttäuscht. „Ich hatte Eva versprochen, ihr bei was zu helfen... heute um genauer zu sein. Wir sehen uns bestimmt bald wieder.", meinte er nur. Perplex öffnete ich meine Wohnungstür und ließ ihn gehen. Sofort wurde es im Raum heißer... heiß wie Lava. Ich wusste sofort, dass die Wärme von Luzifer ausging. Kurz verdammte ich mich selber dafür, dem Roadtrip zugestimmt zu haben. Dann riss ich mich zusammen und ging mit Luzifer hinaus.
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