Kapitel 21

Nesrin
Als ich am nächsten Morgen aufwachte, erblickte ich einen Engel neben mir. Es war Eva, die bei mir übernachtet hatte, weil wir einen Weihnachstfilmmarathon gestartet hatten und einfach nicht aufhören konnten. Wer hätte denn auch gedacht, dass ich davon so viele besaß? Angefangen hatte es ja mit „Die Eisprinzessin"... doch dann ging es weiter mit „A Christmas Prince" und davon gibt es leider mehrere Teile... also, im Sinne von wir konnten nicht aufhören.
Vorsichtig rüttelte ich an Eva um sie aufzuwecken... so schwer konnte das ja nicht sein. Doch sie schien noch fest zu schlafen, also stand ich lieber auf und machte uns Frühstück. Ich versuchte mich sogar in Pancakes und kurz erinnerte ich mich daran zurück, dass sie auch mal welche gemacht hatte in meiner Küche. Die waren echt lecker gewesen. Wenn meine nur halb so gut worden, wäre mein Magen zufrieden. Die nach kurzer Zeit fertigen Pancakes, schienen wohl Eva endlich wach gerüttelt zu haben, denn nachdem ich sie auf einen Teller gelegt hatte, stand sie in meiner Tür.
„Guten Morgen." lächelte ich sie freundlich an, während sie sich mit mir an den Küchentisch setzte. „Morgen..." kam nur von ihr zurück und sie nahm sich einen Pancake. „Wie geht's dir?" fragte ich und spielte auf die Liebessache an. Ich fühlte mich deswegen immer noch mies. „Hmpf..." grummelte sie mich an. Okay, das Thema sollte ich wohl lieber lassen. Also nahm ich mir einfach auch ein paar Pancakes und aß. „Hast du heute gar keinen Kurs?" fragte dann Eva nach einer Weile. Ich schüttelte den Kopf. „Und seit wann... weißt du's?" sah sie mich an. „Als ich mit Luzifer bei einer Buchmesse war, hab ich von Aaron ein Buch geschenkt bekommen... die Autorin des Buches hat mir eine Signatur hinterlassen und hatte dort noch geschrieben, dass ich mich nicht für den Teufel entscheiden sollte. Ich meine... danach hat es bei mir klick gemacht, aber ich hab vorher schon so etwas geahnt. Und dann wäre noch die Sache, dass es völlig irrational war, dass sich zwei Typen um mich stritten, auch wenn es die Aufgabe war... und woher sollten sie wissen, dass ich mal in einer Glaskuppel übernachten wollte und zu einer Buchmesse? Es gab genügend Zeichen." zählte ich ihr auf. Ein wissendes Nicken folgte. „Sie konnten auch echt nicht nicht ihre allwissende Köpfe benutzen. Männer..." mampfte sie mit Pancake im Mund. „Allwissend? Luzifer ist wohl kaum allwissend, bei allem was er mir angetan hat." schüttelte ich den Kopf. „Was meinst du?" fragte Eva verwirrt. „Du weißt es nicht? Angefangen damit, dass er mich angerempelt hat, dann meinte er, er tue all das nur für die Psychologieaufgabe, kann mich aber nicht mit einem anderen Typen sehen und stellt sich im nächsten Moment wieder so doof, dass ich ihm am liebsten eine verpasst hätte." regte ich mich auf und ließ meine Faust auf den Küchentisch knallen, wodurch Eva zusammen schreckte. „Tut mir leid... der Kerl macht mich bloß so wütend!" entschuldigte ich mich bei ihr. „Schon gut..." murmelte sie und widmete sich lieber wieder den Pancakes. Da wurden wir von einem Klopfen gestört. „Wer ist das denn jetzt?" fragte ich Eva ohne eine Antwort abzuwarten, stand auf, öffnete die Tür und entdeckte vor meiner Nase ein Paket mit einer Karte dran. Ich hob es auf und stellte es, nachdem ich die Tür wieder geschlossen hatte, auf den Küchentisch. Es war nicht gerade groß... aber groß genug als das da etwas wichtiges drin sein könnte. Das Paket war zugeklebt, also durchwühlte ich meine Tasche nach einer Schere und fand auch eine wenige Sekunden später. Doch bevor ich das Paket aufmachte, lass ich die Karte.
„Bevor es zu Ende ist, möchten wir dir eine Nacht als Prinzessin schenken... wir hoffen dir gefällt es ;)
L&A"
Das war doch wohl nicht ihr ernst oder? Mit einem Kopfschütteln, machte ich das Paket auf. Eine grüne Wolke sprang mir sofort entgegen... es war ein wunderschönes Kleid. Als ich es herausnahm (es war natürlich meine Größe, was hätte ich auch anderes erwarten können), entdeckte ich im Paket noch einen kleinen Zettel und eine Art Tiara. „Von wem-?" fragte Eva, doch sie wusste bereits genau von wem. „Was dachten die sich bloß dabei?" schmiss ich das Kleid über meinen Stuhl, stemmte die Hände in meine Seite und sah Eva an. „Das ist doch die Höhe! Heißt das, ich gehe diese Woche noch auf einen Ball oder was?" sprach ich einfach weiter ohne eine Antwort abzuwarten, denn ich wusste, dass ich genau dort erwartet wurde. Genervt nahm ich den Zettel aus dem Karton und entdeckte die Adresse, wobei ich kaum noch meinen Augen trauen konnte, als ich las welcher Ort dort drauf stand. „Kein Ball..." murmelte ich vor mir her. Es war der rote Teppich. Ich würde auf den roten Teppich gehen! Aber natürlich!Ich klatschte mir an die Stirn. Erst letztens hatte ich gesehen, dass meine Lieblingsbuchreihe verfilmt worden ist... wahrscheinlich war das der Abend der Premiere.
„Kein Ball? Was dann?"
Ruckartig schreckte ich zusammen und sah zu Eva. Ich hatte sie eben komplett ausgeblendet. „Eine Filmpremiere... jedenfalls nehme ich das an." erläuterte ich ihr. „Oh, wann denn?" fragte sie daraufhin. „Hier steht kein Datum drauf... aber ich bin mir sicher, dass schon überall davon geredet wird." erwiderte ich nur, legte den Zettel und die Tiara auf den Tisch und lief zu meinem Fernseher. Es war gerade 12 Uhr, es würden die Nachrichten laufen. Vielleicht würde da der Premierentag bekannt gegeben. Immerhin sollte Tim Burton persönlich mitgewirkt haben bei der Verfilmung. Als ich den Fernseher anschaltete, strahlte mich auch schon ein Datum und eine Uhrzeit an. Morgen Abend würde es also soweit sein... ich würde zum ersten Mal auf eine Premiere gehen. Und das auch noch mit einem Engel und einem Teufel als Begleitung. Das konnte nicht jeder von sich behaupten. „Und?" fragte Eva vom Küchentisch aus. „Morgen Abend um 17 Uhr beginnt die Premiere." rief ich zu ihr und setzte mich wieder an den Küchentisch zu ihr. „Schade..." kam es unerwarteterweise von Eva. „Schade?" hakte ich nach. „Morgen Abend bin ich nicht da... ich wäre super gerne mitgekommen. Aber da bin ich schon auf dem Weg zu dieser Hochzeit." erläuterte sie. „Oh... na ja, die Hochzeit wird bestimmt auch richtig schön." lächelte ich ihr aufmunternd zu. „Nun, ich muss jetzt jedenfalls los... ich wollte mich noch mit April treffen bevor wir morgen zu der Hochzeit gehen. Danke für gestern und das Frühstück..." verabschiedete sie sich von mir, umarmte mich nochmal fest und ging dann. Ein Blick auf mein Handy verriet mir, dass mein Blog immer noch nicht zum Stillstand gekommen war. Es gab schon wieder etliche Kommentare die ich brav alle durchlas. Aus einer Laune heraus schrieb ich einen weiteren Kommentar, diesmal zu der Premiere:
„Es ist ja wirklich schon vieles passiert in den letzten paar Tagen und ich streite auch nicht ab, dass dies alles utopisch klingt. Doch ihr werdet mir nicht glauben, wohin ich gehen werde! Ich wurde tatsächlich zu der Premiere der verfilmten Buchreihe eingeladen :D"
Und wieder entstanden so tausende von Kommentaren. Hatten diese Menschen denn so gar keine Hobbys? Sollten sie doch einfach einen eigenen Blog schreiben... doch genauso lebte ein Blog erst richtig, wenn es Millionen von Kommentaren gab. Irgendwann würde ich auch diese durch scrollen, doch erst einmal probierte ich das Kleid an und setzte die Tiara auf. Es war in A-Linie, dunkelgrün, mit Spitze und glitzerndem Tüll. Ich füllte mich damit wirklich ein wenig wie eine Prinzessin. Und obwohl ich es nicht zugeben wollte, hatten Aaron und Luzifer doch Style. Wenn ich mich drehte, flog das halbe Kleid in die Luft und breitete sich auf zwei Meter Durchmesser aus. Da es aber noch dauern würde bis ich es endlich tragen konnte, machte ich das Kleid auf einen Bügel und packte es in meinen Kleiderschrank. Stattdessen zog ich mir eine Jogginghose und einen kuscheligen Pullover an, wobei ich gar nicht merkte, dass es der Pullover von dem Tag war, als ich mich bei Luzifer umziehen musste.
Erst als ich mein Spiegelbild im Fenster sah, wurde mir das Ganze klar. Wieso hatte ich ihn nochmal behalten? Ich konnte mich gar nicht an den Grund erinnern. Vielleicht, weil er wirklich gemütlich war und gut an mir aussah. Ja, das musste es sein. Etwas anderes viel mir nicht dazu ein. Oder wollte mir nicht einfallen. So oder so beließ ich es einfach dabei und schaute in den Küchenschrank. Ich hatte noch Milch im Kühlschrank und im Küchenschrank war Kakaopulver. Ich entschied mich dazu, mir einen heißen Kakao zu machen. Aaron hatte ihn so oft gemacht, dass es jetzt bei der Kälte draußen unabdingbar schien, keinen zu machen. Da erst checkte ich, dass sich sowohl Luzifer, als auch Aaron in mein Leben geschlichen hatten. Wie konnte ich dann ohne einen von ihnen Leben? Wenn ich mich für Aaron entscheiden würde, verschwindet Luzifer bestimmt wieder in die Unterwelt und ich sehe ihn nie wieder. Andersherum wäre das Weltende nah und die Engel sauer auf mich. Oder ich wäre tot... auch eine Option, die ich noch gar nicht so wirklich in Betracht gezogen hatte. Klar, dass sie mich jederzeit einfach töten könnten war mir bewusst. Aber das konnte jeder andere auch. Selbst meine Mutter hätte mich umbringen können. Aber sie taten es nicht... noch nicht jedenfalls. Wer weiß wie es aussah, nachdem ich mich entschieden hatte.
Irgendwie machte mir das ganz schön Angst... unbemerkt fing ich auch noch an zu zittern und verschüttete fast die heiße Milch beim Zufüllen von der Kakaomasse. Erst als der heiße Kakao fertig war (ich hatte noch umgerührt und eine geheime Zutat hinzugefügt), hörte mein Körper wieder mit dem Zittern auf und ich konnte in aller Ruhe den heißen Kakao trinken. Dabei fiel mir die Aufgabe des Literaturprofessors ein und ich holte sofort meinen Laptop an den Küchentisch. Doch wo sollte ich da anfangen? Erst einmal schrieb ich die Aufgabenstellung ordentlich ab. Und dann fing auch schon die große Suche an. Wie viele Hundearten gibt es? In was kann man sie grob unterteilen? Was haben die Rassen und Mischlinge für Vor- und Nachteile? Wieso gibt es reinrassige Hunde und Mischlinge? Ist es schlau sich einen Hund zu halten? Greifen Hunde einen einfach an? Und so ging es dann die ganze Zeit weiter... bis ich zu dem Entschluss kam, ein paar Sache zu streichen, da das ganze Projekt ein wenig ausgeartet war. Schlussendlich gab es noch ein schönes lang ausgeschriebenes Fazit und die Hausaufgabe war so gut wie erledigt. Doch was jetzt? So lange nicht Aaron oder Luzifer in meiner Nähe waren oder Eva und Ab, war es einfach viel zu still und ich wusste nicht, was ich tun sollte. Ich war ein wenig von ihnen abhängig geworden, auch wenn ich das nicht gerade gerne wollte. Tatsächlich war ich ratlos in dem Punkt, was ich jetzt machen sollte. Und das gefiel mir ganz und gar nicht. Als ich dann aber auf meinen Kühlschrank sah, erblickte ich eine Karte von einer Bar. Seit der Buchmesse war ich in keiner gewesen und was könnte da schon schlimmes passieren? Folglich stand ich auf, machte mich fertig und nachdem ich auf die Uhr geblickt hatte (meinen Kakao hatte ich da bereits schon längst ausgetrunken) und ich sah, dass es 17 Uhr war, lief ich los zu der Bar.

Es war voll als ich dort ankam. Laute Bassmusik ließ den Boden und die mit Alkohol gefüllten Gläser vibrieren. Die Bar war fast voll, doch ich konnte noch einen Platz erhaschen. Ich fragte mich, wann ich zuletzt alleine in einer Bar war... ich konnte mich nicht mehr dran erinnern. Wahrscheinlich sogar gar nicht. Als ich schon bestellen wollte, hörte ich jemanden auf mich zukommen, der mir auf meine Schulter tippte, damit ich mich zu ihm umdrehte. Doch gegen meinen Erwartungen hinweg, dass es irgendein betrunkenes Arschloch war, erblickte ich eine junge Frau. Es war Gigi... meine damalige beste Freundin. „Wenn haben wir denn da? Verrätst du mir mal bitte, seit wann du alleine in Bars gehst?" fragte sie und quetschte sich neben mich. Wahrscheinlich wollte sie auch etwas bestellen und hatte mich entdeckt. „Was interessiert es dich noch?" fragte ich sie. „Bist du immer noch sauer, wegen dem Chat?" stieß sie genau das Thema an. „Du wurdest schließlich nicht niedergemacht Gigi." zischte ich sie an. „Jaja... gib uns die Schuld...." redete sie jedoch vor sich hin und ließ das Fass zum überlaufen. „Oh, tut mir leid, dass ich mich nicht jeden Tag besaufe und noch bei meinen Eltern lebe und stattdessen studiere um etwas aus meinem Leben zu machen!" schrie ich sie an. „Du bist so eine empfindliche Zicke, ich weiß schon gar nicht mehr, wieso wir überhaupt befreundet waren. Ach ja... weil du bemitleidenswert geheult hast." konterte dann Gigi und ich ergriff die Flucht. Wie konnte man nur so kaltherzig sein? Selbst Luzifer wäre mir jetzt eine angenehmere Gesellschaft als meine damalige beste Freundin. Und genau den rief ich auch an... denn es regnete draußen und ich war nur zu Fuß hierher gekommen. Zurück dauerte es viel zu lange und was besseres viel mir nicht ein. Außerdem hatte er sich irgendwann mal mein Handy geschnappt und jetzt war er auf der Kurzwahl. „Luzifer?" hörte ich mich selber mit dünner Stimme fragen. „Was ist los?" fragte er sofort, als er das dünne in meiner Stimme hörte. „Ich... b... bin bei einer bar..." stotterte ich und ich merkte wie langsam mir die Tränen übers Gesicht liefen. „Gib mir zwei Sekunden." hörte ich ihn sagen und ich wartete ab. Es dauerte wirklich nicht länger als das ich das Wort Sekunde sagen konnte. Ein schwarzes Auto blieb vor meiner Nase stehen und ich sah durch meinen Schleier der sich vor meinen Augen gebildete hatte, wie ein Mann ausstieg... es war Luzifer, da war ich mir sicher. Er nahm mich in seine Arme und brachte mich ins warme Auto. Dort wischte er mir mit einer Hand die Tränen aus dem Gesicht weg. „Wer?" fragte und forderte er zugleich, aber ich schüttelte nur den Kopf. „Wer?" fragte er nun lauter. „Sie war... sie war mal meine Freundin..." stotterte ich leise vor mir hin und sah runter zu meinen Händen, die in meinem Schoß lagen. Luzifer seufzte. Dann nahm er meine Hände in seine. „Vergesse sie. Sie hat dich genauso wenig verdient wie Daniel." flüsterte er zu mir. Erschöpft von dem Weinen, dem Zittern von dem Regen, weil meine Sachen nun durchnässt waren und dem Streit, lehnte ich mich an ihn und schloss meine Augen.
Alles was ich noch merkte war, dass das Auto los fuhr und ich irgendwann aus dem Wagen raus gehoben wurden bin und dann in meinem Bett lag.

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