Kapitel 11
Nesrin
Ruckartig hielten wir an und ich konnte nicht weiter nachdenken. Kurz musste ich blinzeln um zu erkennen, was vor uns war... eine Glaskuppel. Groß genug um darin zu schlafen. Mit großen Augen sah ich schnell zwischen Aaron und und der Glaskuppel hin und her. Das war eindeutig ein Traum... oder? Woher konnte er wissen, dass ich mir schon seit Jahren eine Nacht in so einer Kuppel gewünscht hatte? Voller Freude sprang ich förmlich aus dem Auto und rannte zu einem der Aussichtspunkte. Mit einem Lachen hörte ich, wie er mir folgte und sich dann hinter mich stellte, um sich vorzubeugen und wispernd zu fragen : „Gefällt es dir?"
Ohne das ich etwas dagegen tun konnte, bekam ich eine Gänsehaut. Es war nicht das erste Mal, dass ich eine bekam... und es würde wahrscheinlich auch nicht die letzte sein. Seine Stimme klang so schön... klar und ruhig wie ein Fluss der sich zwar immer weiter bewegte, aber kaum ein Geräusch hinter ließ. Fast konnte diese Stimme einem den Atem rauben.
„Es ist wunderschön!" antwortete ich und strahlte, wendete mich zu ihm und sah direkt in seine Augen. Nur wenige Zentimeter waren zwischen uns. Es war nicht dasselbe, als wenn Luzifer so dicht bei mir stand... anders und doch weckte es ein ähnliches Gefühl in mir. Sofort verfluchte ich mich selbst, als ich merkte wie mein Magen anfing zu kribbeln und meine Hände anfingen nervös zu zittern. „Ich dachte fast, ich hätte mit meiner Wahl eine Fehlentscheidung getroffen." sagte er dann plötzlich und ich legte fragend den Kopf schief. „Es ist nicht jedermanns Geschmack... Luzifer hat sich kaputt gelacht als ich ihm hier von geschrieben hatte." erklärte er mir. Ich schaute zu Boden. Luzifer. So stark ich es auch versuchte, ich wurde ihn nicht los. Doch das gerade er und Aaron miteinander schrieben, kam mir merkwürdig vor. Aaron war ein kompletter Gegensatz zu Luzifer... wieso ließ er sich eigentlich von ihm so runter machen? War es einfach Zufall, dass sie sich komischerweise so Nahe standen? In mir warfen sich wieder einmal tausend Fragen auf und ich konnte sie nicht beantworten... ich würde sie nie beantworten können. Doch nicht nur, dass sich diese Zwei miteinander unterhielten war für mich fraglich. Auch der Fakt, dass jemand nach dem Teufel persönlich benannt wurden ist und Aaron- irgendwas sagte mir dieser Name.
Leicht den Kopf schüttelnd sah ich wieder zu Aaron, welcher mir seine Hand reichte. Ich nahm sie und er zog mich mit sich nach drinnen in die Glaskuppel.
Dort war es kuschelig warm,... es gab einen richtigen Kamin, ein Sofa was davor stand mit passendem Couchtisch, Gläsern und Decken. Außerdem links von uns eine kleine gemütliche Küche und rechts ein riesiges Doppelbett mit einer Klamottenkiste am Fußende. Eine zweite Kuppel wurde durch eine Tür sichtbar... das Bad. Da fiel mir auf, dass es nur ein Bett war und ich sah zu Aaron, doch er hob seine Hand. „Ich schlafe auf der Couch, keine Sorge." sagte er. Ich sah ihn an. „Ich bin kleiner, es ist logischer wenn ich die Couch nehme." entgegnete ich. „Aber-" wollte er anfangen, doch ich hob genauso wie Aaron meine Hand.
„Nichts da."
Ohne noch ein Widerwort von sich zu geben, überließ er mir die Couch. Dann einigten wir uns noch auf das Essen und standen zusammen am Herd um Pfannkuchen zu machen. Ein wenig geistesabwesend kam mir der Anruf von vor ein paar Tagen wieder in den Kopf. Dann die Sache mit Daniel. Das Lästern über mich von meinen „Freunden". Alles schien in einer Millisekunde wieder in mir hoch zu kommen. Während die Pfannkuchen also auf meinem Teller gelandet sind, welcher schon auf dem Couchtisch stand, verlor ich eine einzige Träne. Schnell wischte ich sie mir mit meiner Hand weg. Doch über einen Punkt kam ich nicht hinweg... dass ich immer und immer wieder verletzt worden bin. Früher wurde ich nieder gemacht, dann kamen meine neuen Freunde dazu und schließlich... schließlich Luzifer und Aaron. Eigentlich hätte ich mich bei ihnen sofort wappnen können. Es war immerhin eine Aufgabe, nicht wahr? Sie mussten Zeit mit mir verbringen. Aber innerlich hatte ich doch irgendwie angefangen, sie zu mögen... Wieso war mein Leben bloß so... so kaltherzig? Gemein und hinterhältig? Unheilvoll? Mit einer Bewegung nahm ich mein Handy in der Hand und öffnete meinen Block. Währenddessen saß Aaron schon längst auf der Couch und wartete. Mit langsamen Schritten ging ich in seine Richtung und schrieb in meinem Block.
Ein Leben zu führen ist nicht gerade etwas, was man sorglos angehen kann. Es gibt gute, als auch schlechte Zeiten, lustige wie auch traurige Momente, in denen man einfach jemanden an seiner Seite braucht. Familie und Freunde sind dabei die Ersten, die man sich herbei wünscht. Doch auch Freundschaften und Familien können zerbrechen und wenn es nur von innen heraus sichtbar ist. Aber was macht das Leben dann noch so lebenswert? Wieso sollte man dann noch ein glückliches Lächeln aufsetzen? Wenn man am Boden zerstört ist und keiner da, der einen auffängt? Ist das ein Zeichen, welches einem vom Himmel geschickt wurden ist? Oder hieß das, dass man vom Boden aufstehen sollte und weiter kämpfen musste?
Mit diesem Eintrag legte ich mein Handy wieder weg und setzte mich neben Aaron. Gemeinsam fingen wir still an zu Essen und für einen Moment schien es als wäre alles perfekt. Als wäre nie etwas passiert, als... als wäre es normal hier zu sein mit ihm, allein... und doch war es das nicht. Wir kannten uns erst seit ein paar Tagen, kamen aus völlig verschiedenen Verhältnissen und hatten bisher kaum ein richtiges Wort gewechselt gehabt. Ich kannte ihn nicht wirklich. Nachdem ich das letzte Stück meines Pfannkuchen gegessen hatte, sah ich ins warme Feuer, welches den Raum erhellte. „Ist alles in Ordnung? Hat es dir nicht geschmeckt?" fragte er gleich daraufhin schon besorgt. Ich schmunzelte und sah ihn an. „Es war lecker. Bloß..." fing ich an. „Bloß?" legte er fragend seinen Kopf schief. „Ich weiß kaum was über Luzifer und noch weniger über dich. Mal abgesehen von dem Fakt, dass Luzifer und du beide reich seit, aber dennoch euch kaum gleicht in eurer Art." sagte ich zu ihm und er hörte mir aufmerksam zu. „Was möchtest du denn gerne wissen?" fragte er. Ich dachte sehr lange nach über das, was ich ihn fragen wollte. Dann entschied ich mich ganz von vorne anzufangen.
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