Kapitel 1: Die Wichtigkeit von Träumen
Nesrin
Wach. Ein Wort was jeder kennt und gleichzeitig dreitausend verschiedene Bedeutungen haben kann. Manchmal wachte man einfach auf und erinnerte sich nicht an seine Träume. Und dann gab es noch Male, wo man sich ganz genau erinnerte, wer oder was einem im Traum erschienen ist. Meistens konnte man daraus deuten, was diejenige Person die geträumt hat am vorherigen Tag getan hat. Anders wieder herum, spiegelten Träume unsere Seelenwünsche wieder. Wenn wir also von jemandem Träumen, der uns sehr nahe steht im mentalen Sinne könnte es bedeuten, dass wir in ihn oder sie verliebt sind. Bestimmen Träume also ein Teil unseres Lebens? Machen sie das Leben interessanter oder verwirren sie einen nur? Beantworten sie die Fragen mit Ja oder Nein und erläutern sie weshalb sie ihre Antwort gewählt haben ausführlich und im Fließtext.
Schon eine Stunde lang saß ich vor dem Aufgabenzettel meines Professors und dachte nach. Wenn ich mit Ja antworten würde, müsste ich mindestens einen Traum als Beweis vorlegen... einen echten Traum und am besten von mir selbst. Das Problem war bloß, dass ich nie träumte. Wenn ich jedoch dann mit Nein antwortete, würde ich bis morgen nicht fertig werden, so viel war klar. Mit einem starken lauten Seufzer, nahm ich den letzten Schluck Kaffee aus meiner Kaffeetasse, stellte sie neben mir auf meiner Nachtkommode ab und ließ mich in mein Boxspringbett zurück fallen.
Seit ich Psychologie studierte, wurde es von Tag zu Tag schwieriger. Klar, ich hatte mir das Studieren eigenständig ausgesucht und wollte es auch durchziehen. Dennoch war ich zu demotiviert, als das ich mich noch heute an die Aufgabe setzen würde, welche ich morgen fertig haben müsste. Genervt klatschte ich meine linke Hand in mein Gesicht und rieb mir danach müde die Augen. Es war schon Abend und ich hatte noch nicht einmal einen Satz geschrieben. Manchmal waren die Aufgaben die mein Professor mir und den Anderen stellte einfach zu hoch. Ich wusste er machte es nur, um unsere Psyche zu hinterfragen, da war ich mir ganz sicher. Dennoch müsste ich die Aufgaben bis morgen fertig haben, sonst könnte ich mir ein darauffolgendes Jura Stipendium streichen. Es war ja nicht so, als hätte ich nur Psychologie belegt. Auch Journalismus und Ethik gehörten dazu. Demotiviert schwang ich ein Bein nach dem anderen über die Bettkante und setzte mich auf. Mein Laptop lag gerade geschlossen auf meinem Holzschreibtisch und wartete nur so darauf, benutzt zu werden. Eine einzige Handbewegung und ein aufstützen und schon war ich aufgestanden um doch lieber noch einmal Richtung Kaffeemaschine zu gehen, die gegenüber vom Bett meine kleine Einzimmerwohnungsküche zierte. Es war jetzt mein fünfter Kaffee am Tag, denn ich mir als stütze nahm um endlich diesen doofen langwierigen Aufsatz zu schreiben. Wenn meine Eltern jetzt hier gewesen wären, hätten sie mir die Kaffeetasse aus der Hand gerissen und mir gesagt es sei nicht so gut, so viel Kaffee am Tag zu trinken. Doch mich interessierte es schon lange nicht mehr, was sie über mich und meinen Lebensstil dachten. Ich war damals nach meinem Abschluss ja nicht umsonst sofort ausgezogen... mürrisch wartete ich darauf, dass endlich der Kaffee fertig wurde. Als es endlich soweit war, goss ich ihn mir ein und nippte daran. Dann ging ich zu meinem Schreibtisch, welcher vor dem einzigen Fenster dieser Wohnung stand und öffnete meinen Laptop. Sofort sprang er an und ein lächelndes kleines Mädchen, mit roten feurigen Haaren und blauen strahlenden Augen sah mich, während gerade ihre Familie versuchte, ein perfektes Foto zu machen, an. Es war mein sechster Geburtstag gewesen, als ich das Foto mit meiner Familie geschossen hatte. Alles war an diesem Tag schief gelaufen, der Kuchen landete auf dem Boden, Gäste wurden krank und am Tag zuvor war mein Meerschweinchen Louis gestorben. Dennoch versuchten wir alle für ein Foto ein Lächeln aufzusetzen und so zu tun, als wäre nichts gewesen. Es erinnerte mich immer daran, wie stark ich damals war und das nicht alles so ist, wie es scheint. Plötzlich hörte ich ein gewohntes Ping meines Handys. Es war Daniel, mein Freund. Er fragte mich ob ich dieses Wochenende nicht zu ihm kommen könnte. Doch leider hatte ich nächste Woche eine wichtige Prüfung. Also verneinte ich und legte mein Handy lieber weg, bevor ich mir wieder zu viele Gedanken drüber machte, ob es richtig war ihm abzusagen. Wahrscheinlich nicht. Schon im nächsten Moment gab ich
Gedankenverloren das Passwort meines Laptops ein und öffnete die App, auf der ich immer schrieb, wenn es um Aufgaben meiner Professoren ging.
Doch was sollte ich nun antworten? Ich wusste auf jeden Fall was er hören wollte. Das unsere Träume nämlich wirklich unser Leben zum Teil lenkten und die Hypothesen richtig waren. Aber da ich keinen einzigen Traum in letzter Zeit gehabt hatte, an den ich mich hätte erinnern können, tippte ich einfach ein stumpfes Nein in das Feld ein. Mit einem genervten zweiten Seufzer, tippte ich mir die Nacht meine Finger Wund. Als es zwei Uhr schlug, rieb ich mir müde die Augen und nahm einen riesigen letzten Schluck meines Kaffees. Dann stand ich auf und packte die Kaffeetasse in meine Spülmaschine. Danach ging ich ins Badezimmer, putzte mir lustlos die Zähne und war froh, endlich schlafen zu dürfen. Am Wochenende würde ich die ganze Zeit lernen müssen. Aber jetzt hatte ich erst einmal meine Ruhe und das war auch gut so. Geschafft von der Welt, schloss ich noch meinen Laptop und fiel zurück in mein Bett während ich meine Augen schloss. Alles war so kalt. Eine starke Gänsehaut und mächtiges Zittern meines Körpers ließen mich nicht los. Wegen dem starken Wind, welcher mir Sand in die Augen wehte, stolperte ich umher. Doch alles was ich wirklich merkte war, wie ich versank. Ruckartig stoppte der Wind. Alles um mich herum war auf einmal so klar, dass ich schon fast dachte ich hätte eine spezielle Brille aufgesetzt, die meine Sicht nochmal auf das tausendfache verstärkte. Langsam und vorsichtig öffnete ich meine Augen. Im nächsten Moment wurde ich noch viel stärker hinuntergezogen als zuvor. Ich stand im Treibsand. Nur einen einzigen Menschen, der mir helfen könnte, erblickte ich im selben Zuge. Er hatte einen schwarzen Anzug an. Irgendwas strahlte Gefahr an ihm aus. Alles schien sich auf ihn zu richten anstatt darauf, dass ich versank. Er stand einfach nur da, mit seinen perfekt gestylten schwarzen Haaren und seinen starr auf mich ausgerichteten braunen kalten Augen. Sofort wusste ich, dass er mir nicht aus dem Treibsand helfen würde. Doch genauso ruckartig wie der Wind aufgehört hatte, erschien hinter mir ein grelles, dennoch vertrautes Licht, welches mich aus dem Sand zog als würde ich nichts wiegen. „Wir werden sehen für wen sie sich entscheidet. Wer gewinnt, der bekommt sie und das Schwert.", sagte plötzlich der Mann vor mir und verschwand genauso schnell wieder wie er aufgekreuzt war. Doch statt mich dem zu widmen, was die Bedeutung hinter dem gesagten war, ließ ich meinen Blick lieber zu der starken Hand an meinem linken Arm gleiten, welche mich aus dem Treibsand gezogen hatte. Mehr als das es eine männliche Hand war, konnte ich nicht erkennen, denn ich schreckte auf... Völlig durchnässt erwachte ich in meinem Bett. Seit zwei Monaten hatte ich nun schon keinen Traum mehr gehabt und dieser hier, war mehr als realistisch gewesen. Wie konnte das möglich sein? Und wer waren die zwei Gestalten aus meinem Traum? Sofort stand ich auf und rannte zu meinem Laptop, damit ich nicht gleich vergaß, was ich geträumt hatte. Ich schrieb den Traum direkt unter meinen Aufsatz. Doch als ich damit anfangen wollte, verlor ich die Erinnerung daran.
Von einer auf der nächsten Sekunde ärgerte ich mich über mich selbst und mein schlechtes Kurzzeitgedächtnis. Wie konnte das nur war sein? Eben hatte ich mich noch an den ganzen Traum erinnert und jetzt war es wie weggewischt, nicht mehr da. Nicht einmal was ich wichtiges gesehen hatte. Verdammt. Und ich dachte tatsächlich, dass ich meinen unlogischen Aufsatz noch retten könnte. Mit einem kurzen Blick auf meine digitale Uhr die neben meinem Bett stand, sah ich nach wie spät es ist. Es war gerade mal drei Uhr morgens. Vielleicht könnte ich irgendwen anrufen und dadurch wecken... nein. Das wäre einfach zu banal. Doch auf die Hoffnung hin weg, dass meine beste Freundin noch feierte, weil sie auf so einer bescheuerten 80ziger Jahre Party gewesen war, rief ich sie an. Volltreffer, sie ging ans Handy. „Wer?", fragte sie missgelaunt. Sie musste wohl Kopfschmerzen von dem ganzen Alkohol haben, den sie höchstwahrscheinlich einfach so aus Spaß weggeext hatte. „Hattest du in letzter Zeit einen Traum an den du dich erinnern kannst?", fragte ich sie einfach stumpf. „Nesrin? Lass mich weiter schlafen!", schrie sie mich jedoch an und legte einfach auf. Das war es dann wohl mit meinem ach so tollen Aufsatz. Folglich legte ich mich wieder in mein Bett und versuchte weiter zu schlafen. Doch der Gedanke an meinem Traum, den ich so schnell wieder vergessen konnte, obwohl ich ihn als so wichtig empfand, ließ mich einfach nicht mehr los. Die ganze Zeit über starrte ich den Fleck an der weißen Decke über mir an, der durch ein Leck entstanden war. Das laute Rauschen der Autos und mein kaputter Wasserhahn waren beim Erinnern natürlich keine große Hilfe. Manchmal störte mich das ganze so sehr, dass ich fast wieder zu meinen doofen Eltern ziehen würde. Sie würden mich dann sicherlich mit offenen Armen empfangen und sagen „Wir haben dir ja gesagt, dass das Stadtleben nichts für dich ist Liebes." .
Und sie würden recht haben. Ich vermisste es in einem kleinen Dorf zu leben, egal wie oft man auch den Anderen dort über dem Weg lief und alles wusste von ihnen.
Es war immer noch besser als in einer Einzimmerwohnung direkt neben einer Straße zu einem Highway und einem kaputten Wasserhahn zu leben, nur weil es zehn Minuten kürzer zur Uni war. Gequält versuchte ich wieder einzuschlafen, in dem ich meine Augen schloss. Aber es wollte einfach nicht funktionieren. Also setzte ich mich an meinen Esstisch den ich von meiner Mutter zum Geburtstag bekommen hatte und schaute gespannt danach auf den Toaster, der Toast machte. Drei Minuten lang viel mir einfach nichts besseres ein, als diesen stinknormalen Toaster anzustarren. Dann jedoch klopfte es an meiner Tür. Knapp sah ich auf die Uhr, es war gerade mal eine halbe Stunde vergangen. Wer zur Hölle kam um drei Uhr dreißig auf die Idee, bei mir anzuklopfen? Mit einer Bratpfanne in der Hand, weil ich Angst hatte es wäre ein Verrückter, ging ich auf die Tür zu und öffnete sie schnell. Doch in Gegen meiner Erwartungen, stand dort eine junge durchnässte Frau vor mir. Ich hatte gar nicht bemerkt, dass es geregnet hatte.
Im selben Moment hörte ich auch schon das prasselnde Wasser auf der Regenrinne, welches langsam hinunter auf die Straße floss. „Wer sind Sie?", fragte ich sie vorsichtig. „Evangeline... darf ich herein kommen? Meine Sachen sind ganz durchnässt.", erläuterte sie mir und ich ließ sie herein treten. Ich hatte absolut keine Ahnung, wer diese mysteriöse Frau war oder was sie hier in meiner Wohnung wollte. Doch als ich ihr in die Augen sah, stieg in mir sofort ein Gefühl von Wärme und starker Geborgenheit auf, fast so, als würde sie über mir stehen und mich beschützen, egal was passieren würde. „Mir ist dieser Zettel hier aufgefallen und da musste ich sofort hierher reisen... der Professor hatte mir allerdings keine Wohnung zugeschrieben, also musste ich noch einmal nachfragen... wir sind jetzt Nachbarn, ist das nicht toll? Ich musste dafür nur durch diesen Regen..." erzählte sie mir dann plötzlich und drückte mir einen Zettel in die Hand. Es war ein Flyer für die Uni die ich besuchte, wo für den Psychologiekurs geworben wurde.
„Nun ja, jedenfalls ist mein Zimmer abgeschlossen... ich müsste also irgendwo anders schlafen." bat sie mich indirekt, mit ihr mein Zimmer zu teilen. „Na gut... ich hatte sowieso einen schlechten Schlaf." sagte ich zu ihr und wusste nicht einmal, wieso so etwas für mich in Ordnung war, immerhin kannte ich sie ja erst seit fünf Minuten. „Das Badezimmer ist dort drüben.", erwähnte ich noch, als ich sah wie sehr ihre Sachen tropften und schon war sie im Bad verschwunden mit einem kleinem „Dankeschön.". Erschöpft legte ich mich hin und schloss einfach die Augen. Mir war es egal, ob sie doch eine Verrückte war oder nicht, ich brauchte jetzt einfach nur meinen Schlaf und wenn es ein schlafloser Traum sein würde.
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top