II. Helga Hufflepuff

Ein warmer Windzug und der Geruch nach frisch gebackenem Brot weckten Helga aus ihren weichen Träumen. Verschlafen öffnete sie die Augen und musste lächeln, ihre Mutter hatte ihr einen Wildblumenstrauß neben ihr Bett gestellt. Schwungvoll stand sie auf und pflügte eine verirrte Hummel aus den Blumen und setzte sie auf ihr Fensterbrett ehe sie fröhlich die Treppe runter rannte um die Schafe zu füttern. Der Bauernhof auf dem sie zusammen mit ihren Eltern lebte war nicht sehr groß, grade mal 4 Schafe und 2 Kühe, ihr einziges Schwein war letztes Jahr von Steuereintreibern beschlagnahmt worden.

Auf dem Hof währe sie fast über einen Eimer gestolpert, den ihr Vater immer irgendwo rumstehen ließ. Sie konnte sich gradenoch an ihrem alten Holzstuhl festhalten, sie hätte zwar schwören können das der grade noch außerhalb ihrer Reichweite gestanden hatte, aber solch seltsame Dinge passierten ihr andauernt und so zerbrach sie sich darüber nicht weiter den Kopf. Nachdem die Tiere gefüttert waren ging sie wieder ins Haus wo ihre Mutter schon am Esstisch saß und ihr ein Stück Brot mit einer dünnen Scheibe Käse reichte. "Meine Liebe, deinem Vater geht es wieder schlechter, seine Stirn ist heiß und er muss dauernt husten, würdest du gleich zu Magnolia gehen um ihm eine von ihren Tinkturen zu holen?" Helgas Mutter  sah besorgt aus. "Natürlich, ich werde gleich losgehen." Helga gab ihr einen Kuss aus die Wange und griff nach ihrem Weidekorb um Unterwegs noch Beeren zu sammeln. "Pass auf dich auf, Sonnenscheinchen, und trödel nicht herum!" rief sie ihr hinterher, doch ihre Tochter winkte ihr nur zu und verschwand hinter einer Hecke Richtung Dorf.

Als Helga am Dorf ankam, wusste sie sofort das heute ein besonderer Tag sein musste, den auf dem kleinen Dorfplatz waren die Zelte von Spielleuten aufgebaut, die nur zu besonderen Anlässen kamen. "Wieso sind den so viele Spielleute hier?" fragte sie eine Frau die mit einem Korb voller Pilze an ihr vorbei lief. "Der Bürgermeister hat seinen ersten Sohn bekommen, deswegen das ganze Getue!" schnell eilte sie weiter. Helga jedoch sah sich in Ruhe um, sie entdeckte 3 Musikanten, die grade ihre Instrumente stimmten, 1 Seilttänzer, der sein Seil von einer dicken Eiche zum Dach eines der umstehenden Häuser spannte, 2 Feuerspucker, die dabei waren ihre Fakeln zu entzünden und allen vorran, eine kleine Bühne auf der grade ein junger Mann Zauberkunststückchen auftrat. Schnell setzte sich Helga zu einigen gespannt drein blickenden Kindern, sie wollte nur 5 Minuten bleiben ehe sie zu Magnolia, der Kräuterfrau des Dorfes gehen würde. Grade fing der Magier der in einem viel zu großem lila Umhang steckte der mit Sternen bedruckt war, ebenso sein spitzer Hut der ihm ständig in die Augen rutschte, an zu sprechen.

"Nun brauche ich eine Freiwillige aus dem Puplikum die mir bei meinem nächstem Trick hilft." Mit breitem Lächeln und funkelnden blauen Augen sah er sich suchend um. "Sie, junge Dame, würden sie wohl zu mir auf das Podeum steigen?" Er streckte seine Hand nach Helga aus und zog das verwirrte Mädchen neben sich auf das Podeum. Verschmitzt lächelte er sie an ehe er aus einer seiner vielen Taschen ein altes Kartenspiel zu Tage förderte. "Sehr verehrtes Puplikum,ich bitte nun meine reizende Assistentin eine Karte zu ziehen, aus diesem Stapel gewöhnlicher Karten." Er hielt erst die Karten in die Luft, damit jeder sie sehen konnte, dan hielt er sie Helga hin und drehte sein Gesicht weg.Helga zog ohne groß zu Überlegen eine Karte: die Herzkönigin. "Und nun, zeige sie bitte den Zuschauern!" Er drehte sein Gesicht noch etwas weiter weg, Helga drehte die Karte um damit alle sie sehen konnten und der junge Taschenspieler drehte sich wieder um und legte die Karte, ohne sie anzusehen, zurück in den Stapel."Nun werde ich die Karten in die Luft werfen und dan die gesehene Karte herbeizauber." 

In dem Moment in dem er die Karten in die Luft warf lächelte er Helga zu und ihr Herz machte einen Satz, als nächstes passierte etwas unglaubliches: Die Karten, die grade erst in der Luft waren, verwandelten sich in hunderte und Schmetterlingen die nun über den Dorfplatz flatterten. Von überall kamen Ohhhs und Ahhhs und sogar der Magier selbst starrte mit leicht geöffnetem Mund und gebanntem Blick zu den Schmetterlingen empor. Nach einigen Sekunden hatte er sich wieder gesammelt und rief laut. "Und jetzt werde ich die Karte, die ihnen von meiner bezaubernden Assistentin gezeigt wurde, wieder herbeizaubern!" Mit einer schnellen Handbewegung zog er die Herzdame hinter Helgas Ohr hervor. Das Puplikum applaudierte, der junge Magier grinste breit, nahm Helgas Hand und hob sie hoch, dan verbeugten sich beide tief.

"Das war ausgezeichnet, ich bin übrigens Jackob." Jackob lächelte sie an und half ihr von der Bühne herunter. "Ich bin Helga Hufflepuff und..." sie stockte mittem im Satz, es war später als sie gedacht hatte und sie hatte die Tinktur für ihren Vater vergessen. Jackob sah sie besorgt an, sie schaute erst den Spätnachmittagshimmel, dan ihn erschrocken an. "Ich muss los!" sagte sie und rannte los, Jackob lief ihr mit wehendem Umhang hinterher. "Warte, ich begleite dich."  Helga rannt nun nicht mehr sondern ging mit langen Schritten, Jackob lief rückwärts, damit er ihr besser ins Gesicht sehen konnte, neben ihr her. Dabei trat er nach einigen Schritten auf seinen eigenen Umhang und fiel auf den Boden. Helga musste sich große Mühe geben um nicht zu lachen und reichte ihm ihre Hand um ihm aufzuhelfen, er klopfte sich verlegen den Staub von den Kleidern und blickte zu dem altem Kirschbaum auf neben dem sie standen. Rosa Blüten sprossen an den knorrigen Zweigen, verwundert sah Jackob wieder zu Helga die genauso gebannt die wunderschönen Kirschblüten betrachtete. "Bei euch blühen die Kirschbäume aber früh! Blütezeit ist doch erst in 2 Monaten." Helga musste schlucken, konnte es sein das sie das getan hatte?! "Komm weiter!" Ihre Stimme zitterte leicht und sie zog Jackob am Ärmel hinter sich her.

In Magnolias Laden hingen überall alle möglichen Kräuter und Pflanzen zum trocknen und Magnolia selbst, eine kleine Frau mit krummer Nase und faltiger Haut stand in einer Ecke und schnupperte an einem großem getrocknetem Blatt. "Magnolia, meinem Vater geht es wieder schlechter, ich brauch eine von deinen Tinkturen!" Magnolia drehte sich um, ihre milchig blauen Augen starrten ins Nichts. "Ist sie blind?" flüsterte Jackob ihr ins Ohr. "Blind, mein Junge, ja, aber nicht taub." Mit einer Behändigkeit die man ihr niemals zugetraut hätte eilte sie durch ihren Laden und fing an in einem Schränkchen herum zu wühlen, wobei sie alle Gegenstände die sie nicht brauchte über ihre Schulter warf. Jackob konnte sich grade noch im letztem Moment ducken ehe eine kleine gelbe Flasche hinter ihm an der Tür zerschellte, er öffnete den Mund. "Pass bloß auf du Knirps, sag bloß nichts unverschämtes!" Fragend sah er Helga an, die zuckte mit den Schultern, mittlerweile hatte die Kräuterfrau das Gesuchte gefunden und knallte ein kleines silbernes Fläschchen auf den Tresen. "2 Torpfen am Morgen und 2 am Abend, verstanden?"fragte sie und drückte Helga das Fläschchen in die Hand. "Ja, ich weiß. Wieviel?" Magnolia winkte ab und verschwand ohne ein weiteres Wort durch eine Tür am anderen Ende des Raumes. Zusammen mit  Jackob verließ sie wieder das Geschäft und schlenderte zurück zum Dorfplatz.

"Verrücktes Weib." grinste Jackob und warf noch einen letzten Blick auf die windschiefe Hütte. "Sie hat schon vielen im Dorf geholfen, deshalb respektieren sie auch alle." Sie waren am Dorfplatz angekommen, Jackob kratzte sich verlegen am Hinterkopf unter seinem Hut was dazu führte das besagter Hut ihm bis zur Nase rutschte, verlegen lächelnd zog er ihn wieder zurück und starrte auf seine Füße, Helga lächelte ein, doch plötzlich fielen ihr wieder ihr Eltern ein."Oh Gott, ich muss los!" rief sie entsetzt und wollte schon los rennen, doch Jackob hielt sie am Arm fest, ihr Bauch fing seltsam an zu kribbeln. "Warte, sehen wir uns morgen wieder?" fragte er und sah ihr hoffnungsvoll in die Augen, sie lächelte ihr bezaubernstes Lächeln ehe sie sich vorbeugte und ihm einen kurzen Kuss auf die Wange gab, dan rannte sie los. Als sie sich lachend nochmal umdrehte stand Jackob mit einer Hand an seiner Wange da und blickte ihr nach

Kurz bevor sie den Dorfausgang erreichte sprach sie ein seltsamer Mann an, er hatte stahlblaue Augen und war komplett in schwarz gekleidet. "Entschuldigung, Kleines." seine Stimme war so kalt und klar wie ein Wintermorgen. "Ja? Kann ich ihnen helfen?" fragte sie und versuchte zu lächeln, das wunderbare Gefühl in ihrem Bauch war einem stechendem Unwohlsein gewichen, dieser Mann war ihr nicht geheuer. "Ich komme nicht aus dieser Gegend, kannst du mir sagen wo ich einen Schmied finde?" Er versuchte etwas, das wohl ein Lächeln sein sollte, aber eher wie ein Zähnefletschen aussah. Freundlich erklärte Helga  ihm, dass es in diesem Dorf keinen Schmied gäbe, darüber war er alles andere als erfreut. "Naja, in so einem dreckigem kleinen Kuhdorf mit schmutzigen Bauern kann man wohl nichts anderes erwarten..." Er kniff leicht die Augen zusammen und blickte über Helgas Schulter, als sie sich umdrehte sah sie das sich am Himmel merkwürdige lilane Gewitterwolken bedrohlich auftürmten. "Seltsames Wetter hier..." Er beugte sich zu Helga runter, sie konnte seinen Atem auf ihrem Gesicht fühlen. "Wo doch grade noch die Sonne geschienen hat." Etwas drohendes lag im Unterton seiner Stimme und machte Helga noch nervöser als sie ohnehin schon war."Ich...ich weiß auch nicht. Es ist schon spät... ich muss nach Hause." Sie sah ängstlich in diese bodenlosen kalten Augen und ihr fröstelte, trotz dem warme Wind der ihr die Haare ins Gesicht wehte. "Wo wohnst du den? Es wird schon dunkel und es ist gefährlich für kleine Mädchen allein im dunkeln herum zulaufen." Am liebsten hätte sie ihn ins Gesicht geschrien das sie kein Kind war und es auch ihn nichts an gehe wo sie wohnte, aber dafür brachte sie nicht den Mut auf. "Nicht sehr weit, der alte Bauernhof hinterm Wald ist mein Zuhause." Mit ängstlich geweiteten Augen sah sie zu ihm hoch, er nickte und drehte sich nach einem nicken um und verschwand zwischen den Leuten die auf den Straßen herum liefen.

Helga wurde mitten in der Nacht von einem lautem Geräusch geweckt, verwirrt versuchte sie sich daran zu erinnern wo sie war. Nachdem der unheimliche Mann verschwunden war, war sie nach Hause gerannt und hatte ihrem Vater die Tinktur gegeben, danach hatte sie die üblichen Hausarbeiten gemachte ehe sie dan ins Bett gegangen war.  Leise schlich sie die Treppe runter, aus der Küche hörte sie laute Stimmen und dan Schritte, schnell versteckte sie sich im Schrank der neben der Tür stand und in dem nur einige mottenzerfressene Decken lagen. Die Schritte trampelten die Treppe hoch und kamen nach einer Weile wieder. "Oben ist niemand, Sir." hörte sie eine kratzige, ihr unbekannte Männerstimme. "Bist du sicher? Ein Mädchen, blond, klein..." Es war die kalte Stimme des unheimlichen Mannes die zu Helga in den Schrank drang. "Egal, sie wird schon noch auftauchen! Also, zurück zu euch beiden! Ihr wisst das ich weiß das eure kleine Tochter eine Hexe ist, und solche Dinge liegen immer in der Familie..." Er klang so als würde er das was er tat genießen, dumpfe Schritte und ein Poltern war zu hören. "Wir... wir sind nicht ihre leiblichen Eltern! Wir haben sie, als sie noch ein baby war, vor unserer Tür gefunden und als unsere eigene Tochter aufgezogen." Das war die brüchige Stimme ihres Vaters, jetzt konnte Helga nicht mal mehr atmen, konnte dies stimmen, oder versuchten ihre Eltern nur, sich zu retten?

"Ja ja, natürlich. Wen es um ihr Leben geht fängt dieser Abschaum immer gleich an alle möglichen Lügen zu erzählen um ihr eigenes Leben zu retten!" Das war wieder der unbekannte Mann. "Aber es ist die Wahrheit!" Die Stimme ihrer Mutter war ganz leise und durch das laute Schluchzen konnte man fast nichts richtig verstehen. "Schluss mit den Lügenmärchen! Bring sie raus, Carl." Helga presste sich die Hände auf die Ohren und kniff die Augen zusammen und wünschte sich weit weit fort.

Erst Stunden später traute sie sich aus dem Schrank heraus, ihre Eltern waren fort, das Haus war verwüstet und geplündert, selbst die Tiere hatten sie mitgenommen. Helga wischte sich die Augen mit ihrem Ärmel ab und straffte die Schultern, dan packte sie ihren Lederbeutel und trat vor ihr altes Zuhause, es war mittlerweile Morgen geworden. Sie schaute sich noch ein letztes Mal alles genau an, dan ging sie los, der aufgehenden Sonne entgegen.

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