Kapitel 6: Neuanfang
Ziaeän klammerte sich an Eta, während sie durch den bunten Tunnel fielen. Sie hatte sich in das Kleid verbissen und konnte nicht loslassen - selbst wenn sie gewollt hätte.
Noch während sie fielen breitete Ziaeän ihre Flügel aus und flatterte, fiel aber trotzdem weiter, aber irgendwann schaffte sie es endlich dem endlosen Fall entgegenzuwirken.
Sie begann die Richtung zu verändern, was sie auch mit dem Umstellen einiger Federn schaffte. Endlich konnte sie auf den Rand des Tunnels zusteuern.
Als sie dabei sie versuchte sich in die Wände einzukrallen und so festzuhalten, glitt sie plötzlich einfach durch das bunte Licht.
Während des erneuten Falls in die Tiefe schlug Ziaeän wieder mit den Flügeln, doch ihre Kräfte verließen sie langsam.
Noch dazu kam, dass etwas in ihren Körper drang und ihr das Atmen erschwerte, in dem Moment, in welchem sie den Tunnel verlassen hatte.
Die leere Umgebung wurde schnell in ihren Körper gesogen, doch sie wehrte sie und stieß es wieder aus. Doch es kostete sie enorme Mengen Kraft. Vor allem, da die Leere nicht nachließ und nun immer schnell einfloss.
Während des Ausstoßens ließ sie jedoch fast Eta fallen, konnte sie jedoch rechtzeitig wieder mit den Pfoten umklammern.
Immer schwächer wurden die Schläge und je langsamer sie schlug, desto schneller kam der braun-graue Boden näher.
Gleichzeitig wurde der Druck in ihrem Körper jedoch auch weniger. Mit jedem Füllen und Leeren ihres Körpers gewann sie etwas an Flugsicherheit - und verlor an Kraft in den Flügeln.
Der Kampf entkräftete sie zwar, doch sie musste Eta in der Luft halten, das wusste sie.
Endlich erreichten sie dem Boden und sie setzte erst Eta sanft auf, dann flatterte sie schwach ein Stück zur Seite und landete.
Erschöpft brach der Flügelwolf neben Eta zusammen.
Ihre Augen fielen zu und sie realisierte nichts mehr um sie herum, sondern schlief sofort ein.
Das Füllen und Leeren hatte sich für sie nun normalisiert.
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"Hey! Wach auf!" Ziaeän wurde durch eine überraschend tiefe Stimme geweckt.
Müde öffnete sie langsam die Augen und sprang knurrend auf, als sie das Wesen sah, welches sich über Eta beugte.
Es ähnelte Temporis und Spatio. Zumindest von der Größe her, nur hatte er kürzere schwarze Haare und trug einen langen schwarzen Stoff, der über seinen Rücken fiel. Sie sah ihn aber nur von hinten - was auch dafür sorgte, dass er sie nicht beachtete. Sie hingegen konnte ihn genau beobachten.
Er schüttelte Eta leicht an der Schulter und sprach mit ihr. Er wollte sie wohl wecken, schaffte es aber nicht.
Ziaeän nutzte ihre Kräfte und suchte nach Lebenszeichen bei der Dunkelheit - und war erleichtert, als sie Lebensenergie in ihr spürte.
Da fiel ihr der Fremde wieder ein und sie wechselte ihre Blickrichtung vom blauen Himmel über ihr zu ihm.
Wieder schüttelte er Eta leicht, bevor er diesmal mit Nachdruck wiederholte: "Wach auf!"
"Lass' sie in Ruhe! Sonst zerfetz' ich dich!", knurrte Ziaeän und war selbst überrascht, wie sie reagierte. Offensichtlich wollte er ja nur helfen.
Noch mehr überraschte sie jedoch, was dann geschah: der Fremde drehte ihr seinen Kopf zu und sprach mit ihr: "Keine Sorge, Hund. Ich will ihr nur helfen. Ich bringe sie nach Turm."
Sie legte den Kopf fragend schief, musterte seine dunkelbauen Augen. Dann fragte sie neugierig: "Wer bist du? Wieso willst du ihr helfen?"
"Ich heiße Morter. Und ich kann niemanden hilflos liegen lassen. Und ihr? Wer seid ihr und was macht ihr hier?", entgegnete er.
Sie spürte einen Hauch Panik von ihm, die er aber gut versteckte.
Erst nach wenigen Augenblicken nannte sie ihm dann ihre Namen.
Auf seine neuerliche Frage, woher sie denn kämen, rätselte Ziaeän: "Wir kommen aus dem Unbekannten." Morter schüttelte den Kopf und meinte, sie solle vergessen, dass er gefragt habe. Dann stand er auf und hob Eta vorsichtig hoch. Eine Hand hielt ihre Beine, die andere legte er um ihre Schultern und ließ ihren Kopf zu sich fallen. "Komm, Ziaeän Flügelwolf, hoffentlich kann ihr ein Heiler helfen.", sagte Morter schnell, aber freundlich.
Er ging auf den Wald zu, welcher vor ihnen lag und den Ziaeän in diesem Augenblick erst bemerkt hatte.
Eilig lief sie ihm hinterher und trabte dann gemächlich nebenher.
"Morter? Was bist du?", fragte Ziaeän nach kurzer Zeit.
Sie dachte schon seit ihrer Begegnung über diese Welt nach, da sie nicht wusste, in welcher sie gelandet sind. Jedenfalls zu früh, wenn Munda Etas Reise zum Ende des Tunnels geplant hatte.
Morter schien die Frage nicht zu verstehen und schwieg. Stattdessen sank sein Blick nachdenklich auf Eta.
"Ich verstehe nicht...", sagte er immer noch nachdenklich.
"Ach, egal...", winkte Ziaeän ab. Den Rest des Weges sprachen sie nicht.
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