Kapitel 26: Wege im Nebel
Auch im Inneren des Waldes nahm die Dichte des Nebels nicht ab. Die Elemente hatten Mühe, dem jungen Hüter des Todes zu folgen ohne ihn zu verlieren und sich so zu verlaufen.
Schon mehrfach war Ziaeän fast zu spät einem Baum ausgewichen, der plötzlich in ihrem Weg stand.
Sie begann nun auch zu verstehen, weshalb die Pferde außerhalb des Waldes blieben. Wenn selbst sie Probleme hatte nicht gegen etwas zu rennen, wie würde es dann erst den fast doppelt so großen Tieren ergehen.
Noch dazu verstopfte der Nebel ihre Sinne. Sie musste sich anstrengen Morter's oder Eta's Spuren durch die Feuchtigkeit nicht zu verlieren, die sich in ihrem Fell und auf den Flügeln nieder schlug und konnte auch nur noch stark gedämpft die aufkommenden Schritte der beiden auf dem erdigen, kalten Boden hören.
Auf ihre Augen verließ sie sich schon seit einer Weile nicht mehr, denn sie konnte nur zwei Schritte vor sich sehen bevor wieder alles vom Nebel verschluckt wurde.
Das ging eine Zeit so, dann rannte sie doch gegen etwas, was zufällig vor ihr auftauchte und fiel zu Boden.
Sie sah hoch und blickte in Eta's rote Augen, die sie besorgt und entschuldigend ansah. Sie war also gegen sie gelaufen.
"Wieso hältst du an?", fragte Ziaeän während sie wieder aufstand und den Kopf schüttelte um wenigstens etwas Nebel aus den Ohren zu bekommen.
"Gute Frage. Morter! Warum halten wir?", rief Eta darauf in den Nebel und die dunkle Silhouette Morter's wurde deutlicher.
Trotzdem rief er nur zurück, anstatt sich weiter zu nähern.
"Hier stimmt etwas nicht. Eigentlich hätte sich der Nebel längst lichten müssen."
"Was soll das heißen? Haben wir uns verlaufen?", fragte der Flügelwolf nervös nach und tat einen Schritt auf ihn zu. Sie sah sich suchend um, doch weiter sah sie nur weiß.
Die Silhouette schüttelte den Kopf und schwieg kurz. Dann meinte er: "Bekommt ihr zwei vielleicht den Nebel mit ein paar Flügelschlägen vertrieben? Nur kurz und es muss auch nicht viel sein."
Eta seufzte, dann begann sie zu lachen. Sie breitete wie der Flügelwolf neben ihr die großen Schwingen aus. Dabei flogen mehrere Tropfen Wasser aus den schwarzen Federn und trafen Morter, der dabei kurz vor Schreck aufschrie. Nun schlug sie ein paar Mal mit ihnen, was erneut Tropfen löste die Morter trafen.
Zusammen konnten sie die weiße Nässe jedoch tatsächlich aus einem kleineren Bereich vertreiben.
Nach kurzer Zeit hörten sie auf und sahen sich mit Morter um. Der Nebel jedoch war bereits dabei die Fläche zurückzuerobern, was sie zur Eile trieb.
Die hohen Bäume standen zwar weit auseinander, der Boden unter ihren Füßen jedoch war braun und leblos - und außerdem schlammig und nass. Durch den ständigen Nebel erreichte ihn kein Licht - oder zumindest zu wenig um Pflanzenwachstum zu ermöglichen. Dabei fiel Eta's Blick auf Ziaeän. Ihr Fell klebte am Körper ind glitzerte im spärlichen Licht, welches eben den Waldboden erreichte.
"Ich hab's!" rief Morter da und rannte auf einen Baum an Rande ihrer Fläche zu.
Dieser hatte statt einer Rinde um den Stamm Linien eingeschnitzt.
Sie beobachteten Morter, wie er zuerst über eine gewellte Linie strich, die senkrecht nach unten verlief und dann über zwei, die diese erste kreuzten. Zuletzt fuhr er zwei ineinander liegende Kreise nach.
Dies bewirkte, dass der Baum aus den Linien begann hell zu glühen.
Der Nebel der einen weiten Teil der Fläche bereits wieder übernommen hatte wurde erneut zurückgedrängt und offenbarte nun einen ausgetretenen einfachen Pfad.
Das war aber nicht das Beeindruckendste.
Dies nämlich waren die kleinen, weißen Blumen, welche an den Seiten des Pfades aus der Erde brachen und sich gierig nach dem wenigen Licht streckten, das jetzt durch den Nebel brach.
"Da lang.", erklärte Morter schnell und zeigte auf den Pfad, bevor er ihn betrat und sofort begann den Blumen zu folgen.
Eta und Ziaeän folgten noch etwas überrascht, da sich der Nebel nun bei jedem Schritt vor ihnen zurückzog.
So sehr Ziaeän auch die Umgebung und vor allem die Blumen bewundern wollte, so behielten die drei doch ihr noch immer schnelles Tempo bei, da die Zeit drängte.
"Es ist nicht mehr weit. Die Versammlung ist auf einer offenen Lichtung. Schnell, weiter!", trieb sie Morter immer wieder an.
Da bebte plötzlich erneut kurz die Erde. Ziaeän spürte dabei aber auch etwas anderes und rannte wie gestochen den Weg weiter.
Sie überholte die beiden und verschwand im Nebel, der sich hinter ihr wieder schloss.
"Was...? Ziaeän!!", rief Eta, als sie die Reaktion realisierte, Ziaeän aber schon viele Einheiten zwischen sich gebracht hatte.
Sofort wurden auch Morter und sie schneller und hetzten ihr nach.
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