XXXV. Tänzerin und Schützin

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Der Tag, an dem Shruti ihre erste Tanzstunde erhalten hatte, war der Tag, an dem man ihr ein Gewehr in die Hand drückte, um ihre Heimat zu verteidigen.

Wann immer sie vor Valon in dem grauen Bunker gesessen hatte, von dem aus sie die Nishta-Legion befehligte, so hatte sie an die Heimat gedacht. An die hohen, zerklüfteten Berggipfel, die bis über die Wolken ragten und an deren steilen Hänge sich Dörfer und Tempel der Sonnengöttin klammerten, an die sattgrünen Wälder, durch die Tiger striffen und all die berauschenden Feste, wo maskierte Tänzer unter Laternenschein und  dem Gesang der Menschen ihre Kunst darboten.

Für die anderen Nationen war all das irrelevant. Ihr Blick galt allein den reichen Bodenschätzen. Ataman, Bhukanda und selbst das kleine Handelsimperium von Rosveld hatten ihre gierigen Finger in Dutvars Boden gerammt. Shruti, ihre Familie und ihr Volk? Das wahren höchstens lokale Fürsten und hinterwälderische Bauern und Bergarbeiter. Saint-Mitre war die einzige Nation, die ihnen eine Hand der Freundschaft gereicht hatte.
Also gab es in Dutvar nicht nur Tage des Tanzs, sondern auch die Tage des Gewehrs.

Seufzend packte Shruti die Fensterbank ihrer sogenannten Zelle - einem Boudoir mit puderrosanen Wänden, goldenen Spiegeln, dicken Teppichen und Sitzecke, dessen Tür man verrriegelt hatte und dessen Fenster zu hoch für eine Flucht über den Boden ragten - und blickte auf den in Abendglut gebadeten Innenhof herab.

Kähne beladen mit Vorräten dockten an den Kanälen neben dem Präsidentenpalast, bunte Girlanden spannten sich von Häuserfront zu Häuserfront und eine krakelende Menge Arbeiter hechtete beladen mit Kisten über das Pflaster.
Es war die Vorbereitung zum Fest der Heiligen Mitrienne, dem Jahrestag der Hinrichtung des letzten Monarchen und Schwur auf die neue Konstitution.
Ein Akt, der dieses Jahr nur noch mehr Bedeutung gewann, da die öffentlichen Bankette, Buden und Feiern wie Balsam auf die klaffende Wunde eines vom Krieg gemarterten Volks waren. Es war der einzige Tag im Jahr, wo sie mehr als die kargen Rationen von Butter, Schmalz, Brioche und manchmal etwas Pökelfleisch bekamen.
Zudem würden zum ersten Mal Dutvari und Mitreaner gemeinsam feiern.

Für die anderen mochte heute ein Tag des Tanzens sein, für Shruti aber war es ein Tag des Gewehrs.
Denn sie würde sich nicht ihrem Schicksal ergeben und Saphir sterben lassen.

Die Stimmen der Wachen hinter der Tür schwollen an. Lachen, ein Handschlag. Glückwünsche zum Fest.
Sofort straffte sich ihr ganzer Körper, dann hörte sie Schritte, als sich die alten Soldaten entfernten und die neuen den Posten vor ihrer Tür bezogen.
Das war ihr Zeichen. Sie hatte noch acht Stunden bis zum nächsten Wachwechsel. Das musste reichen.
Fast schon taten ihr die Soldaten vor der Tür leid, die sich auf einem bequemen, wenn auch langweiligen Posten glaubten. Oh, wie falsch sie doch lagen.

Ein letztes Mal holte sie tief Luft, dann griff sie nach einem kristallernen Fläschchen, das neben Haarbürsten und Parfums auf der Pudreuse stand. Shruti kannte diese unschuldige farblose Flüssigkeit darin nur zu gut, immerhin benutzten sie mitreanische Damen mit heiliger Regelmäßigkeit, um ihre Haare aufzuhellen. Es war Bleichmittel.

Sie stieß einen Schrei aus.
Möglichst laut warf sie sich zu Boden, die Hand mit dem Flakon schon unter ihrer Pudreuse verschwindend, die Röcke fächerförmig um sich verteilt und begleitet vom Scheppern der Möbel.
Sie schloss die Augen, ließ den Kopf nach hinten rollen, doch sie hatte den Boden kaum berührt, da knallte bereits die Tür auf.

Fluchend stürzten die Wachen in den Raum und der erste Soldat ließ sich bereits neben ihr fallen.
"Prinzessin? Prinzessin hören Sie mich?", schrillte seine Stimme in ihren Ohren. "Bei Mitrienne das darf - darf doch nicht--Das steht so nicht in meinem Areitsvertrag!"

Klackernd fiel der Pfropf der Flasche zu Boden und Flüssigkeit gluckerte hinaus.
Shruti sollte dankbar dafür sein, dass dieser Raum so alt war.
Denn so landete das Bleichmittel nicht auf dem Boden, sondern in ihrem Nachttopf.

Sofort zog sie sich den Kragen über die Nase und hielt die Luft an.
In der selben Bewegung sprang sie auf, schickte den einen Soldaten mit einem präzisen Schlag gegen den Kiefer zu Boden und wich mehrere Schritte zurück, da war es schon zu spät für die Wachen.

Farbloses Gas strömte aus dem Topf hervor.
Die überraschten Schreie blieben in den Hälsen der Soldaten stecken.

Einer öffnete schon die Lippen, aber nur ein erstickter Laut kam hervor, als sich eine unsichtbare Hand um seine Kehle legte.
Er wollte sich aufrichten, taumelte, streckte sogar noch eine Hand nach ihr aus, dann sackte er mit tränenden Augen zu Boden.
Es brauchte nur einen gut platzierten Tritt, schon schlossen sich seine Augen und befremdliche Stille legte sich über das Zimmer.
Allein Keuchen und Wimmern drang noch an ihre Ohren.

Chloramin- das Produkt von Bleichmittel und dem Ammoniak im Urin.
Ein stiller Feind, der auf leisen Sohlen mordete.
Aber Shruti war nicht gekommen, um zu töten.

Obwohl ihre Hände zitterten wie Espenlaub, zwang sie sich zu funktionieren.
Sie band die Hände und Füße der beiden unglücklichen Wachen mit den goldenen Kordeln zusammen, die eigentlich ihre Vorhänge bändigen sollten, dann knebelte Shruti sie mit abgerissen Stoffstreifen ihres Morgenmantels.

Sie lauschte in den Gang vor ihrem Zimmer.
Stille.
Wer kroch schon in verstaubten Korridoren, wenn man unten das Leben feierte?

Also zerrte sie die beiden bewusstlosen Körper aus der Tür und als sie den Schlüsselbund vom Gürtel des Kleineren geschnappt hatte, sperrte Shruti sie in die nächstbeste Abstellkamer.

Sie zog dem kleineren der beiden Soldaten die Uniform und Waffe vom Leib und striff sie sich selbst über.
Keine Minute später fiel die Tür der Abstellkammer hinter ihr zu und sie schloss ab.

Noch immer rutschte ihr die Képi in die Stirn, der Stoff der Uniform war zu weit und die Stiefel schlappten bei jedem Schritt, doch Euphorie sprudelte in ihrem Herzen.
Sie hatte es geschafft!
Und trotzdem lag die schwerste Prüfung noch vor ihr.

Entschlossen legte sie das Gewehr über die Schulter.
Möge der Tanz beginnen.

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Schweißnass klebte Shrutis Zopf in ihrem Nacken, als sie mit strengen Blick und straffen Gang durch die Flure schritt.

Mit jedem verräterischen Quietschen der übergroßen Schuhe schien sie sich der ganzen Welt als Aufschneiderin zu präsentieren. Direkt vor den Augen aller. Und es waren überaus gierige Blicke, die sie aus ihrer falschen Uniform zu pellen schienen.

Sie schluckte, aber ihre Kehle war ausgetrocknet.
Normalerweise war sie die Herrin gewesen. Sie hatte die Kontrolle gehabt, aber gerade fühlte sie sich wieder wie das Mädchen, das bei jeder Tanzfigur gestürzt, gestolpert und auf die Knie geschlagen war.

Ihre Hand legte sich um den Schaft des erbeuteten Gewehrs.
Das Metall presste sich wie die Hand eines Liebhabers gegen ihre Finger. Fest und kalt.
Nein, das hier war keine Flucht. Sie verlor keine Macht, sie nahm sich welche.

Eine schnatternde Traube aus Dienstbotinnen beladen mit dampfenden Töpfen kam ihr aus dem benachbarten Flur entgegen.

Sie schob die verrutschte Képi wieder etwas hoch, dann nickte sie den Frauen wie selbstverständlich zu.

Sie bemerkten Shruti nicht einmal.

Zurück ließen sie ihr nur eine Wolke aus billigstem Parfum. Gerade wedelte sie den süßlichen Gestank davon, schon sah sie ihr Ziel.

Ein gewaltiges Porträt, dass die komplette Wand überspannte und in Gold gerahmt war. Es wirkte schrecklich protzig und aristokratische für diesen Ort, dabei bildete es das Ende der Aristokratie ab.

Mitrienne, wie sie bereits umschlungen und gebrochen von magischen Schatten in einem letzten, verzweifelten Akt ihr Schwert in das schwarze Herz König Chlodins bohrte. Wenn er denn jemals eins besessen hatte.

Aber Shruti war weder für Chlodin noch für seine Schlächterin gekommen, sondern für Saphir.

Hier entlang wurden nämlich die notorischsten aller Magier in die Verließe geführt.

Denn eine Gewissheit empfing sie hier:
Saint-Mitre würde Gerechtigkeit vollstrecken.
Egal, wie hoch der Preis auch sein mochte.

Shruti wartete wie ein ernsthafter Wächter an die Wand gepresst, bis sie sich sicher war, dass keiner kam, dann marschierte sie mit bebendem Herzen und soldatischer Präzision den Korridor entlang, nahm ein paar Treppenstufen nach unten- und sah direkt in das Gesicht einer Wache, die stramm und ernst vor schweren, schwarzen Türflügeln stand.

Natürlich steht da eine Wache. Du willst in ein Hochsicherheitsgefängnis einbrechen!
Shruti wagte es nicht, ihre Schritte Richtung Tür zu entschleunigen. Ja nicht hadern. Ja keinen Zweifel zulassen.
Nur musste sie sich dringend etwas einfallen lassen, warum man sie verdammt noch mal ohne Befehl oder sonst etwas durch diese Tür lassen sollte.

Warum musste es ein Gefängnis sein? Warum nicht ein Ball? Warum kein Gala? Mit stänkernden Diplomaten, damit konnte sie umgehen, aber hiermit?

Sie hatte die Wache fast erreicht- nur noch wenige Schritte- da fiel ihr auf, dass an ihrem salbeifarbenen Ärmel ein goldener Balken mehr prangte.
Das musste etwas bedeuten.

"Soldat", herrschte sie den Mann an und sah, wie er sich sofort anspannte.

"Mon Corporal", presste der hervor und knallte die Hacken zusammen.
Shruti gab dem Burschen noch ein paar Wochen, bis man ihn an die Front zum Sterben schickte.

Sie nahm einen tiefen Atemzug und entschied, dass sie heute einen Tod würde sterben müssen.
"Die Gefangene Kunwar ist entflohen. General Bloche fordert sofortige Verstärkung bei ihrer Ergreifung. Ich werde Ihren Posten hier übernehmen."

Die professionelle Maske zerbrach und völlig verdattert starrte der junge Kerl Shruti an.

"Bei- Bei allem Respekt", stotterte er. "Aber ich soll meinen Posten doch nicht- Nein, ich darf nicht! Haben Sie denn wenigstens schriftliche Befehle?"

"Schriftliche Befehle?" Shruti schnaubte. "Sind Sie taub? Es handelt sich um eine aktuelle Notsituation und ich soll erst mal Befehle getippt haben? Am besten direkt in Schönschrift?"

Shruti hatte schon Dreistigkeit in jeder Ausführung bei Menschen gesehen, die sich ohne Einladung auf Bälle und Soirees hatten schmuggeln wollen- mit wechselndem Erfolg.
Shruti aber weigerte sich zu verlieren.

Unruhig zupfte der Mann an seinen Ärmeln.
"Ich- Ich würde niemals an Ihrer Autorität zweifeln, aber-"

Die Stimme der Dutvari war zu einem bedrohlichen Zischeln verkommen.
"Wollen Sie Bloche etwa erklären, warum wir Kunwar nicht schnappen konnten? Warum unser Suchtrupp verzögert wurde? Oh, mein Freund, dafür werden Sie geradestehen müssen. Nicht ich werde es sein, die von Bloche in den nächsten Zug nach Valon gesetzt wird." Sie sah zu, wie Grauen über den notorisch jähzornigen General die Augen des Burschen weitete.

Shruti schnalzte. "Also?"

Zackig salutierte der Mann.
"Natürlich, mon Corporal, ich bin auf dem Weg!"

Shruti hörte nur noch das Klatschen seiner Stiefelsohlen, als er davoneilte. Am liebsten wollte sie einfach auf dem Boden kollabieren und in Ohnmacht versinken.

Er war kaum verschwunden, schon stieß sie die Tür auf - nur einen Spaltbreit - und schlüpfte in die Schwärze dahinter.

Es wäre eine Lüge, dieses bucklige Wesen vor ihr eine Treppe zu nennen.
Es war ein steiler Abgrund, in den blinde Hände Stufen geschlagen hatten, die sich wie eine Schlange in die Untiefen der Erde gruben.
Aber das hielt Shruti nicht davon ab, zwei auf einmal nehmend in die ungewisse Schwärze zu springen.

Fast wäre sie auf dem glitschigen, feuchten Stein ausgerutscht, hätte den Halt verloren und wäre in die Schwärze gestürzt, doch gerade noch rechtzeitig klammerte sie sich in den Steinritzen fest.
S

teinchen kullerten unter ihren strauchelnden Füße hinweg in den Abgrund.
Für quälend lange Sekunden hielt sie die Luft an, bis ihr dumpfer Aufprall durch den Schacht echote.

Shruti fluchte leise, und ihre Stimme hallte an den Wänden, als sie sich weiter herabtastete.

Zischelnde Gaslampen und das schwache Glimmen von Schimmerschnecken warfen kaltes Licht an die Gemäuer und ließen das feuchte Gestein schillern, trotzdem waren sie nur Glühwürmer in einer mondlosen Nacht.

Und manchmal meinte sie sogar gedämpfte Schreie zu hören, schallend aus den Korridoren, die von der Treppe abzweigten, doch sie stieg nur immer weiter und weiter hinab.

Normalerweise baute man seine Paläste nicht auf Verließe. Aber die Könige von Saint-Mitre hatten ihren eigenen Sinn von grausamem Humor gehabt.
Die Schreie der Verdammten waren ihr Wiegenlied gewesen.

Noch am Lac du Larmes, als das Blut kaum getrocknet war, hatten sie lange diskutiert, wo man Saphir einsperren sollte.
Es war einfach sich auf Calieux zu einigen, noch einfacher, ihn in eine mit Adamium verkleidete Zelle zu werfen, doch die Frage war nur gewesen, welche.
Bloche  hätte den bruktischen Magier am liebsten tief unter die Erde verbannt.
Nicht aus Bösartigkeit, sondern Angst.
Arondax aber hatte Milde walten lassen.
Aber jetzt war diese Milde verwelkt und nur noch eine Zelle übrig.
Die dunkelste, entlegendste, ganz unten, gemacht, um Heilige selbst zu halten.

Sie sah ein Lichtlein den glatten, dunklen Stein am Ende der Wendeltreppe beleuchten.
Boden.
Sie aprang die verbliebenen Stufen herab.
Die letzten drei fiel sie mehr als ging, da fing sie bereits fester Boden auf und sie konnte den Blick heben.

Der Gang besaß keine Türen. Nur glatte, konturlose Wände.
Sie war hier so tief unter der Erde, dass nirgends mehr der bekannte weiße Knochenstein aufblitzte.
Es gab nur eine Option: Weiter voran.
So schob sie sich nur mit wummernden weiter vor.

Sie ging sicherlich für zwei Minuten, aber keine Tür geriet in Sichtweite.
Einfach nur dieser ewige Schlund.
Ihr Zopf wurde ganz klamm vor Schweiß in ihrem Nacken und das Pochen ihres Herzens war so laut, dass sie die Schritte erst hörte, als es bereits zu spät war.

Eine Gestalt in dunkler Uniform löste sich aus dem Schatten und polterte ihr entgegen, da erkannte sie nur die blitzenden Epauletten eines Offiziers

Es gab kein Versteck, kein zurück, also reagierte sie nur fast einen Moment zu spät, riss hektisch eine Hand zum militärischen Gruß an ihre Schläfen.

"He, Soldat", dröhnte es ihr entgegen und Shruti nuschelte nur ein leises "Pardon, mon officier", da hallte nur das verräterische Klatschen ihrer Sohlen durch den Korridor.
Sie stolperte.

Für einen Moment trafen sich ihre Blicke.
Erkennen spiegelte sich in dem Grün seiner Augen - da schloss sich schon eine Pranke um ihren Zopf und wirbelte sie daran herum.

Shruti blieb nicht einmal Zeit, zu schreien, da presste es ihr bereits die Luft aus den Lungen.

Ihr Rücken donnerte gegen Stein, helle Lichter schossen in ihren Blick und ihr Rückgrat wollte sich krümmen, da schmetterte sie schon ein Arm gegen die Wand.
Heißer, stinkender Atem schlug ihr entgegen.

"Wer hätte gedacht, dass sich eine Lebende in die Unterwelt verirrt."

Shruti öffnete den Mund, aber nur ein krächzender Laut kam hervor.

"Also kann das fürstliche Vögelchen nicht einmal mehr singen?", flötete es in ihren Ohren und Taubheit floss in ihre Fingerspitzen. "Oder brauchst du deinen verräterischen Scharlatan für ein Duett?"

Sie wand sich, zuckte und holte mit ihren Beinen aus, aber sie trafen nur ins Leere.
Ihre Finger schoben sich nach vorne, sie kratzte, holte aus, aber alles, was sie traf, war die schwere Uniform.
Ihre stumpfen Fingernägel glitten nutzlos an dem Stoff ab, rutschten am Leder herunter und fischten hilflos durch die Luft.

"Vielleicht wollen die zwei Verräter ja zusammen in Saphirs Zelle proben?", tönte die Stimme in ihren Ohren. Seltsam blechern, aber sie nahm sie kaum war.
Stattdessen war da nur eine Sache.

Leder, sickerte es in ihre Gedanken.
Leder!
Sein Gürtel!
Der Waffengürtel.

Ihre Finger schlossen sich um den schartigen Griff eines Grabendolches.
Ohne weiteren Gedanken riss sie ihn heraus und rammte ihn dem Offizier in die Seite.
Sein Schreien klirrte in ihren Ohren, doch sie drehte die Klinge nur und -

Der Mann wich kreischend zurück und die ruckartige Bewegung schleuderte die Klinge aus seinem Fleisch.
Ein rubinroter Schwall sprudelte aus seiner Wunde.

Sie rutschte auf dem Blut aus und schlitterte gegen seine Brust.
In einem Knäuel aus Gliedern stürzten sie zu Boden.
Finger krallten sich in ihre Schultern, zerkratzten ihr Gesicht, aber sie packte nur sein Kinn und donnerte ihre Faust gegen seine Schläfe.

Bewegungslos sackte der Kopf zurück und mit rauschenden Ohren und zitternden Gliedern spürte sie, wie die Finger an ihrer Haut schlaff wurden.

Keuchend richtete sie sich auf, taumelte ein wenig, dann erst löste sie mit klammen Fingern einen weiteren Schlüsselbund.
Dabei waren es keine Schlüssel.
Keine richtigen zumindest.
Sie sahen eher aus wie kleine bunte Glascheiben.

Erst da bemerkte sie, dass der Offizier bereits in Festtagstracht steckte.
Die Maske des gekrönten Dämonen und der lange schwarze Mantel.
Sie verzog die Lippen. Jemanden kurz vor Schichtende abzustechen war besonders diabolisch.

Eine Verkleidung, für Saphir, nahm sie im Hinterkopf war, da riss sie schon den Stoff von seiner Kleidung und stolperte los.
Immer schneller und schneller.
Der Boden flog unter ihren Füßen hinfort, da sah sie endlich die Tür.
Es waren keine Gitterstäbe und auch kein Guckloch, aber sie erkannte die Vertiefung in der Wand.

Auch mit dem richtigen Plättchen brauchten ihre zitternden Hände mehrere Anläufe, diesen seltsamen Schlüssel an die richtige Stelle zu pressen.
Aber schlussendlich glitt der Stein knarzend zur Seite und offenbarte das Zwielicht darin.

Das erste, was sie roch, war Blut und Verwesung.

Sie wollte am liebsten bei dem Anblick zurückweichen.
Valentin Saphir, der Geheimrat, der Magierfürst, der mächtigsten Zauberer ihrer Zeit, erbärmlich und gebrochen auf seinen Knien.

"Kunwar", murmelte er und richtete einen fiebrigen Blick auf sie. Das Gesicht war kreideweiß und ausgezehrt."Sie- Sie-"

"Pshhh, pshhh", hielt sie dagegen und sank neben ihm zu Boden. "Alles wird gut. Alles wird gut."

"Machen Sie es ab", wisperte er. "Machen Sie es einfach nur ab."

"Natürlich."

"Das Band", krächzte er. "Nicht die Ketten. Nicht sie. Erst das Band."

Sie nickte nur, während ihr der Gestank nach verbrannten Fleisch in die Nase quoll.

Mit spitzen Fingern und einer langen Haarnadel machte sie sich an das Halsband.
Die zwergischen Schmiede hatten in ihrem Hass Magiern gegenüber Adamiun perfektioniert. Aber das Können der dutvarischen Kunstschmiede lag nur knapp dahinter.

Mit einem Fuß verrieb sie die Kreiderunen auf den Boden, die sofort erloschen, dann werkelte sie an dem Mechanismus.

"Sie-Sie-", setzte Saphir erneut an. Seine raue Stimme brach. "Sind Sie- sind Sie echt?"

"Ja", meinre Shruti leise und legte eine freie Hand auf seine fiebrige Wange. "Ja, ich bin echt."
Mit diesen Worten traf die Nadel tiefer in den Mechanismus und das Schloss entrastete mit einem Klick.
Klackernd fiel das Adamiumband zu Boden.

Valentin Saphir war frei.

Für einen Moment sah Valentin erst es, dann sie aus großen, glasigen Augen an, schon rannen die Tränen frei seine Wangen herab.

"Palinquas hat mit Ihnen eine gute Wahl getroffen", würgte er halb lachend, halb schluchzend hervor.


Ich glaube, es ist schon Weihnachten, denn Eleanors_library hat mir ein wundervolles Geschenk gemacht, nämlich wundervolle Bilder von Shruti und unserem Girl Zilli🤧





Zilli und Schwolent, die olle bitch


Ich hab auch noch Zilli im Chapell Roan Outfit im Angebot, weil natürlich würde sie  Super Graphic Ultra Modern Girl  hören.

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