XII Der letzte Tag

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Valentin hatte sich eigentlich immer gerühmt, einen relativ neutralen und sachlichen Blick auf den wilden Tanz der Mächte zu liefern.
Doch blickte man zurück auf diesen schicksalshaften Tag im letzten Sommer, wo sich Vertreter aller wichtigen marlarischen Nationen in der erstickenden Hitze des Heumonats im Perlmuttsaal der neutralen Republik Rosveld quetschten, konnte es darüber keinen Bericht geben, der nicht wie ein Fiebertraum klang.
Denn es war der Tag, an dem der Krieg ausbrach.

Man hätte es nicht denken können, aber unter dem saphirblauen Himmel und hinter den vergoldeten Rundbogenfenstern herrschte eine derart geladene und prickelnde Stimmung, die jedes Gewitter wie Kaiserwetter hätte erscheinen lassen.
Passenderweise war Valentins Kaiser der einzige, der diese Situation in ihrer Tragkraft nicht zu fassen schien.
Ganz im Gegenteil.

"Also wirklich", echauffierte sich Seine Majestät. "Dieser Außenminister Arondax wird wahrlich mit jedem Jahr nicht nur dreister, sondern auch noch hässlicher. Dafür sah die Sultana Merve noch nie schöner aus. Also die roten Köfte komplimentieren ihr Gesicht wahrhaftig!"

"Kaftan, Majestät", unterbrach ihn Valentin da prompt. "In Ataman nennt man diese Kleidung Kaftan."

Für einen Moment wollte er erklären, dass es sich bei Köften um eine Speise handelte, biss sich aber noch im letzten Moment auf die Zunge.
Nicht, dass er den Kaiser noch auf die Idee brachte, die Sultana vernaschen zu wollen.
Hier.
Auf dem Tisch.
Direkt vor ihnen allen.

Der Magier aber erntete bloß ein Schnauben.

"Wie auch immer", verwarf der Kaiser seine Anmerkung sofort. "So, dieser grüne Kaftan gestern biss sich aber wirklich zu sehr mit Ihrer Haut, finden Sie nicht, Saphir?"

"Wenn Sie das so sagen", konnte eben jener nur seufzen, inständig hoffend, dass der Spuk damit aufhören würde.
Tat er aber nicht.

Natürlich hatte er diese Rechnung ohne Ernst Guilelmus II. ausgeprägten Sinn für Antidiplomatie gemacht.

"Ach ja, die gute Sultana und Ihr Sultanat Ataman. Ich kann kaum warten, bis Ihr Reich zerfällt. Dann können wir uns ein nettes Stück für uns abzweigen."

Beinahe wären ihm da alle Gesichtszüge entgleist.
"Sie sind unsere engsten Verbündeten, Majestät. Wir versuchen, das Sultanat zu stabilisieren", zischte Valentin nur mahned zurück, deutlich leiser als es Ernst Guilelmus getan hatte. Und er konnte nur ein Stoßgebet zu den Märtyrern senden, dass trotzdem nur Valentin es gehört hatte. Glücklicherweise saß die Sultana mehrere Plätze von ihnen entfernt und deutete dem Kaiser mit ihrem alkoholfreien Traubensaft einen leichten Prost an.

Der Monarch aber bedachte seinen Geheimrat nur mit einem vollkommen verdatterten Blick.
"Natürlich sind sie das! Hätte ich Ataman sonst so ein Kompliment gemacht? Würde ich ein Land nicht schätzen, würde ich's ja auch nicht haben wollen."

Mit dem Kaiser von Bruktien und König von Teutin war das so eine Sache.
Nachdem erst letzte Woche ein ganzer morokewischer Spionagering im Süden Bruktiens ans Licht gekommen war, gemeinsam mit einem verräterischen General, der sich daraufhin selbst gerichtet hatte, war auch der Kaiser in Vernichtungsfantasien gegen den nördliche Nachbarn Morokew ausgebrochen.
Niederbrennen würde er Rostograd, hatte er getobt, und die Ruinen mit Salz und Sulfur bestreuen.
Jetzt saß er am selben Tisch mit Zar und Zarin und lästerte wild über sie gleichsam jeden anderen.

Das berühmte kaiserliche Temperament. Mal reinste Milde, mal Unwetter. Vielleicht ein Grund, warum sich Valentin im Perlmuttsaal wiederfand und kein anderer Politiker.
Der Ministerpräsident Aamon von Florestan musste gerade ein weiteres diplomatisches Fauxpas Seiner Majestät in Jarasalm ausbügeln, die Geheimrätin des Äußeren ließ sich wegen Tuberkulose nun in einem Sanatorium kurieren und die Thronfolgerin Ernestine hätte mit ihrer brachialen Militärader wohl innerhalb von Minuten einen Krieg vom Zaun gebrochen, also blieb die Begleitung wohl an Valentin hängen. Am Ende war es sowieso leichter, den Magier für das eventuelle Scheitern der Verhandlung verantwortlich zu machen.

Auch die anderen drei Sprösslinge des Herrschers würden in einer solchen Situation nichts taugen.
Fiete, der zweitälteste, hatte bereits eine ungesunde Neigung dazu gezeigt, seine Kadettenanstalten in Flammen aufgehen zu lassen.
Die jüngste Tochter Effi hätte wohl mehrere Herren in tödliche Duelle verstrickt, indem sie bloß mit ihren Wimpern klimperte und Ernst Guilelmus jüngstes Nesthäkchen Kuno hatte sich schon zu oft dem Vorwurf der reinsten Blutschande seiner Herkunft stellen müssen, als das man ihn hier erlaubt hätte.

Das helle Klirren eines Glases unterbrach seine Gedanken abrupt und keine Sekunde später setzte die ebenso klare Stimme von Lieke Vries, eine der zwei rosveldischen Konsuln, an:"Meine Damen und Herren, Majestäten, Hoheiten und Exzellenzen, es freut und ehrt und sehr, dass Sie sich alle in unserer bescheidenen Republik versammelt haben."

Zustimmendes Gemurmel und Schnauben wanderte wie ein Raunen durch die versammelte Menge an Staatsoberhäuptern in funkelnden Kronen und Amtsketten, aber Vries ließ sich nicht beirren. Sie zupfte sich nicht einmal nervös an dem traditionellen weißen Rüschenkragen.
Also fuhr sie fort:"Als zivilisierte und am Frieden interessierte Menschen-" Valentin hätte schwören können, dass bei diesen Worten ihr Blick zu ihm abdriftete. "-ist es unsere Pflicht, Worte statt Waffen sprechen zu lassen."

"Eine Schande, dass einige überhaupt erst mit Waffengewalt statt Verhandlungen geliebäugelt haben."
Bei den Worten wirbelte sofort alle Blicke zu ihrem Sprecher, niemand geringeren als den mitreanischen Außenminister Arondax, nahezu zurückgelegt in seinem Stuhl, gekleidet in dem weißen Sommeranzug eines Privatiers und dem Lächeln eines Charmeurs auf dem Gesicht - nicht dem eines kühnen Aufsteigers.

Valentin spürte, wie sich Guilelmus Finger nahezu in die Mahagoniplatte zu graben schienen. Und noch ehe der Magier hätte reagieren können, fletschte der Kaiser die Zähne und ätzte:
"Definitiv. Jedoch denke ich dabei eher an die Menschen, die Spione in mein Reich schleusen und meine vertrauten Generäle zu Verrätern machen."

"Ich befürchte, mein lieber Freund, die Schuld ist eher bei Ihren verräterischen Generälen zu suchen."
Die Stimme war unverkennbar. Dunkel und tief, regelrecht warm, gehörte sie niemand geringeren als Zar Aleksander IV. von Morokw, dem Oberhaupt der Kaminkow-Dynastie. Er schien wie aus einem Märchenbuch gesprungen: Ein Bär von einem Mann mit breiten Schultern und buschigen Brauen, doch Valentin kannte ihn eigentlich als ruhigen, ja besonnen, wenn auch erzkonservativen Mensch.
"Es war nur eine Frage der Zeit, bis diese... fragwürdigen Subjekte Sie an irgendjemanden verraten hätten."

"Welch liebliche Erklärung", beschwerte sich der Kaiser. "Dabei mussten meine Generäle damals euch in der Iurikow-Krise die Krone retten!"

"Wenn ich Sie an etwas erinnern dürfte? Unsere Bündnisverträge sind schon lange aufgelöst. Diese Zeit ist vorbei", kam es nur vom morokewischen Autokraten zurück.

Die Zarin Jekaterina selbst schwieg auf diese Worte hin. Sie selbst war eine Prinzessin aus dem Herzogtum Cherusk und somit Bruktikin, doch trotzdem blieb der Zar nicht allein, da Arondax erneut seinen Präsidenten überging und stattdessen dem Zaren gegen den Erzfeind Bruktien mit einer nervenzerreibenden Lässigkeit in der Stimme zur Seite sprang:"Es ist faszinierend, wie Sie sich in Unschuld suhlen, Herr Kaiser. Dabei haben selbst die bruktischen Diplomaten fleißig meine Nation ausspioniert. Oder wie sind unsere Militärpläne im Besitz Ihres Attachés gelandet?"

"Aufschneider, allesamt! Predigt internationales Recht und sauft eure eigenen Verbrechen", spie der Kaiser aus. Knallend landete seine Hand auf der Tischplatte. Gläserklirren lies die Luft vibrieren.

Valentins Augen aber verengten sich leicht, bevor er zu bedenken gab:"Aber, verehrtester Präsident, habt Ihr diese Spionage nicht durch Gegenspionage aufgedeckt? Welch Paradoxon. Ein Monopol auf Unschuld hat hier niemand."

Auch Vries stieß ein gereiztes "Wie Sie sehen, wir drehen uns mit diesen Anschuldigungen im Kreis" aus.

Würde Valentin eine Dukate für jeden Krieg bekommen, den Saint-Mitre und Bruktien zu seinen Lebzeiten geführt hatten, besäße er jetzt fünf Dukaten. Davon könnte er sich zumindest einmal Ohrenschützer anschaffen, die ihn davor bewahrten, diese Farce weiter ertragen zu müssen.

"Wirklich eine rührende Ansprache." Die Stimme der Zarin war heiser wie auch plötzlich. Dabei umklammerte sie nahezu manisch mit zitternden Fingern ein religiöses Amulett. Bis sie genauso weiß angelaufen waren wie ihr fahles Gesicht.
Drei goldene Wirbel, die sich zu einem Dreieck verschränkten.
"Sollte man nicht eigentlich erwarten, dass gerade jemand wie Sie, Herr Geheimrat, an der Zwietracht zwischen Menschen interessiert ist?"

"Geschätzte Tsarina", erwiderte Valentin ihr nur mit einem gezierten Lächeln. "Darf ich Sie untertänigst darauf hinweisen, dass all der Weihrauch Ihrer Kirche ganz schnell die Sinne vernebelt? Wollen Sie nicht an die frische Luft?"

Man konnte Ernst Guilelmus II. viel vorwerfen. Sei es seine notorische Untreue in der Ehe oder auch wie er Valentin und die anderen Magier behandelte, aber zumindest ließ er seinen politischen Partner nicht vor der gesamten Menge auflaufen, genauso wie Valentin ihm zu Dank verpflichtet war, nachdem der Monarch ihn aus dem Exil befreit und zurück zum Hof gerufen hatte.
"Halten Sie sich lieber zurück, wo Sie doch so einen Scharlatan an Ihrem Hof herumspringen lassen. Diesen verfluchten Koschtschei!"
Aber er zerschmetterte jegliche weitere Professionalität als er patzte:"Aber das sagen Sie ja nicht, weil Ihre Lippen beim Koschtschei immer ganz anderweitig beschäftigt sind!"

Angesprochene fletschte die Zähne.
"Er ist ein Heiliger, kein Volshebnik ", zeterte die Zarin sofort zurück, wollte weiter schimpfen, da schrillte ein dumpfer Schrei durch die Luft.
Von hinter der Tür.
Eine Sekunde später ein dumpfer Aufschlag.

Valentin und der Kaiser hatten kaum Zeit, einen perplexen Blick auszutauschen, da knallten die Turflügel auf, krachten gegen die Perlmuttintarsien der Wand und gaben den Blick frei auf einen Mann in zerfetzter Kleidung, in dessen Iriden blanker Hass loderte.
Zu seinen Füßen lagen zwei tote Gardisten, in seiner Hand ein Revolver.
Blut sammelte sich wie ein Becken um seine Stiefelsohlen.

Natürlich, wie hätte es anders kommen können? Alle gekrönten und ungekrönten Staatsoberhäupter versammelt in einem Raum, direkt auf dem Silbertablett. Ein gefundener Schmaus für Karlisten und Anarchisten.

"Tod den falschen Königen und Klassenverrätern!" Der markante Schrei entwich seiner Kehle in einem Schwall morokewischer Worte, bevor der Terror losbrach.

Ein Knallen zerfetzte die Luft, die Mündung des Revolvers entflammte und gleichzeitig schoss Valentins Hand hoch.
Magie blitzte und die Kugel schlug in die Decke statt in Fleisch oder Knochen.

Ein frustrierter Laut entwich dem Attentäter und er schlüpfte gekonnt unter dem Griff eines herbeistürmenden Soldaten hindurch, da schoss er erneut.

Wieder zuckte Valentins Finger und der Schütze heulte auf, als das eigene Projektil in seine Hand einschlug. Sofort entglitt ihm die Waffe, dann geschah alles ganz schnell.

Der Magier war noch immer in der ruckartigen Bewegung gefangen, da schoss der Attentäter vor.
Schreie gellten durch die Luft, aber das war egal.
Alles war egal.
Denn der Mann stürzte sich auf sein Ziel, den nächstbesten Monarchen, den er in den Tod reißen konnte.
Und das war niemand geringeres als sein Kaiser.

Valentin hatte keine Zeit, keinen Raum, statt Magie tat er das einzige, was er in diesem Moment konnte.
Er warf sich nach links, direkt vor seinen Monarchen, ihn zur Seite drängend, bis der kräftige Stoß des Angreifers ihn von den Füßen riss.

Sein Rücken donnerte gegen das Fenster, Metall ächzte, Glas splitterte und im nächsten Moment blitzte gleißendes Sonnenlicht in seinen Augen.

Er fiel.
Fiel aus dem Fenster in den Abgrund.
Ein taumelnder Sturz, während über ihm die Welt aus den Fugen geriet.

Und während er Richtung Boden raste und ein glitzernder Schauer aus Scherben um ihn herum niederging, wusste er, was zu tun war.

Er brauchte nicht zu schnipsen oder sprechen, allein mit der Kraft seiner Gedanken ließ er die zerplatzte Fensterscheibe im Fall erstarren.
Einen Wimpernschlag später schossen die rasiermesserscharfen Splitter nach oben, durch das zerstörte Fenster und auf den Attentäter zu.

Im gleichen Moment sprossen silberne Zungen aus Magie um seine Beine, verschluckten seine Gestalt und spien ihn zurück in den Verhandlungssaal.

Der Schwung des Sturzs katapultierte ihn einige Schritte vorwärts, er strauchelte und legte sich fast flach auf den Tisch-
Feste Hände umschlossen seine Oberarme und bevor Valentin nähere Bekanntschaft mit dem Boden hätte schließen können, drückte man ihn auf einen naheliegenden Stuhl.

Hierfür verdiente er wirklich eine Gehaltserhöhung.
Und einen Orden.

Donnernd wummerte das Herz in seiner Brust, Blut rauschte wild, selbst sein Brustkorb hob und senkte sich ruckartig.
Ein Keuchen entwich ihm und wie in Trance starrte er auf seine Umgebung.

Schlaff hing der Körper des Karlisten an der Wand. Tot und wie ein Schmetterling von den Splittern an die Wand gepinnt.
Die Zarin kreischte, während Blut über ihre Wange quoll, wo sie die Scherben geschürft hatten.
Daneben Vries, die entgeistert ins Nichts starrte, die Mundwinkel hilflos zuckend.
Wer konnte es ihr auch verübeln?
Rosveld war ein kleiner Staat, in die Ecke gedrängt von Saint-Mitre im Süden, Bruktien im Osten und nur ein paar Kilometer nördlich von ihnen die Küste Morokews.

"Danke", brachte Valentin zittrig hervor und blickte zu seinem Retter vor der Blamage hinauf, nur um zu stocken.
Drahtiger Körper. Markantes Gesicht. Ergraute Haare.
Die Zutaten für Valentins perfekte Verwirrung.
Arondax hatte ihm geholfen?

"Sie sind ein wahrer Überflieger, was?", brummte der Mitreaner nur.

Den Gedanken konnte er nicht weiter fortsetzen, denn die Stimme des Kaisers schrillte in seinen Ohren:"Saphir! Bei den Moiren, Sind Sie in Ordnung? Was haben Sie sich nur-" Beim Anblick Arondax' wurde er bleich. "Lassen Sie sofort die Finger von meinem Magier, Sie-"

"Lieber hätte Ihr Volshebnik die Finger von uns lassen sollen!" Das Fauchen der Zarin ließ sie alle auf der Stelle gefrieren. Dafür brannte die Wut in ihr scheinbar umso heißer, während sie ein Seidentaschentuch gegen ihre Wange drückte.

"Wie können Sie es wagen", donnerte der Monarch mit vor Zorn bebenden Schnurrbart zurück. "Erst vollzieht Ihr Landsmann ein feiges Attentat gegen mich! Mich, den Kaiser! Und dann erdreistet Ihr euch noch solche Vorwürfe!"

Valentin wollte den Mund öffnen, etwas sagen, aber man unterbrach ihn. Stattdessen vibrierte das Schnauben des Zaren durch die Luft, der seiner Gattin zur Seite srang und schützend einen Arm um sie gelegt hatte. "Lassen Sie mich Ihre Erinnerungen an die letzten Minuten auffrischen. Der Mann war ein Karlist. Er wollte uns alle ermorden. Es war ein Anschlag gegen alle von uns."

"Und doch wollte ein Morokewi, wenige Tage nachdem eure feindliche Spionage auffiel, von uns allen gerade mich töten. Welch netter Zufall!"

"Ja, ein Zufall!", insistierte der morokewische Autokrat.

Die Szene wurde erschüttert von dem Gelächter der Sultana. Ihre warme, schwere Stimme tropfte wie Wachs durch den Raum, trotzdem schnitten die Worte tief.
"Ebenso ein Zufall, dass mein lieber Zar gleichzeitig mein Sultanat zerpflücken will? Mein einziger Verbündeter fast stirbt? Und ich dachte, Iurikow hätte gezeigt, dass die Swesda und Ihre Genossen eher die Waffe auf den Zar richten würden als alle anderen."

"Oh, Ihre Heiligkeit spricht", ätzte der Zar zurück. "Guilelmus Ego war scheinbar so groß, dass der Karlist es nicht übersehen konnte. Und als würden Sie nicht das Sultanat auf alte Größe Aufleben lassen und mein südlichen Territorium stehlen wollen, dass ihr wegen eurer Schwäche verloren hattet. Und du, Guilelmus-" Er wirbelte zu dem Kaiser herum." Tu nicht so, als würdet ihr eure dreckigen Klauen nicht bereits nach Sremenien ausstrecken. Jeder Grund zur Annexion, sei er noch so konstruiert, ist dir recht."

Sie diskutierten noch lange in die Nacht herein, während die Leiche des Angreifers erstarrte und das Firmament zu strahlen begann.
Zwanghaft versuchte Valentin die Wogen zu glätten und Vorwürfe abzumildern, aber er hatte keine Chance.
Er war eine Stimme in einem Meer, dessen Wellen sich immer weiter hochschaukelten.
Und am Ende gab es kein Zurück.
Arondax und der Zar blieben Wortführer der einen Partei, der Kaiser und die Sultana die der anderen, während die Rosveldiens verzweifelten und sich die Imperatrix Osirins stumm am Chaos ergötzte.

Und als sie nach Neu Berun zurückkehrten, die eine oder andere Kriegserklärung im Gepäck, da hatte ihn der Admiral des Gendarmerie nur mit der ewig in sein Gesicht gebrannte Abscheu empfangen, hatte mit der Zunge geschnalzt und ihn regelrecht angespuckt: "Es ist ja bekannt , dass sich jemand wie Sie kaum für heimatlichen Interessen einsetzt, aber was sollte dieses elende Schmierentheater denn?"

Da erst realisierte Valentin, dass es nicht der Kriegsausbruch war, den man ihm Zuhause wie eine Ursünde vorwarf, sondern das Bestreben, genau diesen zu verhindern. Also all das Massensterben, die ganze Abschlachterei zum Stoppen bringen zu wollen, bevor der erste Blutstropfen floss.
Aber das sahen sie alle nicht in ihrer bubenhaften Sucht nach Ruhm und Ordensglanz, nach Heldentod und Siegestaumel, stattdessen wären sie es gewesen, die Valentin, hätte er sich nicht wortwörtlich zwischen den Tod und den Kaiser geworfen, erneut zum heimatlosen Gesellen, schlichtweg zum Gesindel, erklärt hätten.

In den Geschichtsbüchern würde wohl stehen, der Kontinent wäre an diesem einen Fenstersturz gescheitert.
Aber das war nur die halbe Wahrheit.
Wie denn auch hätte eine Friedenskonferenz gelingen können, deren Beteiligten keinen Frieden, sondern weitere Provokation anstrebten?
Der Anschlag war nur der Funke auf dem Dynamit. Er war eine Entschuldigung, um all den gesammelten Hass und Ressentiments endlich explodieren zu lassen.
Aber schon damals hatte er gewusst, dass sie alle zum Scheitern verurteilt waren.
Wer jedoch hörte auf einen Magier?

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