Szene ③
„Fria, du musst mit uns Risiko spielen. Du hast es versprochen!" Eine Stunde später saß Fria in ihrem Zimmer und versuchte sich zu entspannen. Ihre Brüder saßen jedoch an ihrem Bett und hielten sie davon ab. Mit dem Risiko Spielbrett in der Hand und süßem Hundeblick auf dem Gesicht, versuchten sie Fria zum Spielen zu überreden. Doch diese hatte andere Pläne.
„Jetzt nicht. Benno ruft gleich an."
„Aber du hast Benno doch vorhin in der Schule gesehen. Uns nicht! Du solltest lieber Zeit mit uns verbringen." Kai schob das Spielbrett näher an seine Schwester heran.
„Bitte?", fügte Emil süßlich grinsend hinzu. „Wir vermissen dich."
„Nachher spiele ich mit euch", gab Fria seufzend nach. Dann stand sie auf und öffnete die Tür. „Aber jetzt muss ich mich mit meinen Freunden unterhalten. Es wäre nett, wenn ihr kurz gehen könntet."
Die beiden grinsten. Sie hatten ihr Ziel erreicht. „Na schön. Dann bis nachher. Du bist die beste große Schwester der Welt."
„Jaja." Fria schüttelte lächelnd den Kopf als ihre Brüder endlich den Raum verließen. Das war auch höchste Zeit gewesen, denn wenige Sekunden später rief Benno über Skype an. Lilia und Jasper waren bereits zugeschaltet. Schnell lief Fria zu ihrem Schreibtisch und drückte auf ANNEHMEN.
„Hi Fria."
„Hi Leute. Seid froh, dass ihr keine kleinen Brüder habt."
„Kleine Schwestern sind auch nicht das Wahre", antwortete Benno. „Was haben Kai und Emil angestellt?"
„Ich musste mich dazu verpflichten, nachher mit ihnen Risiko zu spielen, obwohl ich das Spiel hasse. Sonst hätten sie mich nicht in Ruhe mit euch telefonieren lassen."
„Böse." Jasper lachte.
„Warum genau habt ihr diese Konferenz vorgeschlagen? Hat jemand etwas Neues herausgefunden?" Fria nahm einen Stift und malte damit auf einem der unzähligen Zettel herum, die sich auf ihrem Schreibtisch stapelten. Sie war nicht gelangweilt von dem noch ganz frischen Gespräch, sondern liebte es einfach, während eines Anrufs etwas zum Kritzeln zu haben.
Lilia schüttelte den Kopf. „Nein, was Neues nicht. Aber wir wollten einer alten Spur nachgehen."
„Und welcher?"
„Wir wollten die Telefonnummer von Lanis Vermisstenanzeige anrufen, die an der Litfaßsäule gehangen hat. Natürlich können wir jetzt nicht mehr beim Suchen helfen, aber wir können dem Verwandten unseren Trost aussprechen und vielleicht bekommen wir noch ein paar neue Infos über Lanis Leben, die uns dabei weiterhelfen könnten, ihren Mörder zu finden."
Fria nickte anerkennend. „Das ist schlau und bringt uns vielleicht wirklich weiter. Ok, wer ruft an?"
Jasper zückte sein Handy. Offensichtlich hatte er Skype ebenfalls auf seinem Computer geöffnet, denn sonst könnte er jetzt nicht mit seinem Smartphone telefonieren. „Das mach ich. Sekunde ..." Man sah ihn ein paar Mal auf den Bildschirm drücken. „Jetzt wählt es. Ich hab auf laut gestellt. Könnt ihr mithören?"
Allgemeines Zustimmen ertönte. Durch den Videochat hörte Fria das leise Tuten des Handys.
Ein paar Minuten saßen sie alle still da. Es passierte nichts. Niemand nahm ab. Dann hörte man die Stimme des Anrufbeantworters. In einer sehr tiefen, elektronischen Stimmlage wurde verkündet: „Lanis Blut ist euer Blut!"
„Scheiße!", rief Jasper laut und drückte sofort auf AUFLEGEN. Sein Atem ging schnell. „Was war das denn?"
Benno schien ähnlich geschockt. „Entweder will uns jemand verarschen, oder der Mensch, der nach Lani gesucht hat, hat auch mit ihrem Mord zu tun."
„Ihr glaubt doch nicht ...", sagte Fria atemlos. Schnell sortierte sie ihre Gedanken. „Ihr glaubt doch nicht, dass Lanis Mörder vor ihrem Tod nach ihr gesucht hat, um sie eben ... umzubringen? Und jetzt ... jetzt sucht er nach weiteren Kindern, die er entführen und ermorden kann. Deshalb war er auch vorhin in der Schule, um die Botschaft anzuschreiben."
Benno tippte nervös mit seinen Fingern auf dem Tisch herum. „Möglich."
„Bestimmt", stimmte Jasper zu.
„Denkt ihr, es ist der Mensch, der damals die Mädchen aus dem Krankenhaus entführt hat?" Lilias Reaktion hob sich von denen der anderen ab. Statt wild umherzufuchteln und laut jeden Gedanken auszusprechen, der ihr kam, saß sie still da. Sie sah ihre Freunde an und versuchte mit wenigen Worten, eine Lösung zu finden.
Der Anblick beruhigte Fria. Sie wollte versuchen, sich Lilia anzupassen. Also setzte sie sich in den Schneidersitz und atmete ein paar Mal tief durch. Dann antwortete sie ihrer Freundin: „Da könntest du richtig liegen, Lilia. Der Jemand, der vor langer Zeit die zwei Mädchen entführt hat, könnte nun Lust auf mehr Kinder bekommen haben, und sein Glück deshalb bei Lani versucht haben. Doch diese hat sich gewehrt und wurde deshalb erschossen. Und nun will sich der Mörder rächen, indem er sich in der Schule sein nächstes Opfer sucht. Gott ist das gruselig!"
Benno sah besorgt durch die Kamera. „Beruhig dich Fria. Das ist nur eine Theorie. Du brauchst keine Angst haben."
„Schon gut." Fria atmete tief ein und aus.
Jasper, der sein Handy eben vor Schreck auf sein Bett geschmissen hatte, nahm es nun wieder zur Hand. „Sollen wir vorbeikommen Fria?"
„Nein, alles in Ordnung. Es geht mir schon wieder besser. Die Frage ist eher, was du da mit deinem Handy vorhast."
Jasper hatte ein paar Mal darauf herumgetippt und nun hielt er es sich ans Ohr. „Ich rufe nochmal bei der Nummer an. Vielleicht hat sie jetzt einen anderen Anrufbeantworter. Oder es geht jemand dran."
„Bist du bescheuert?", fragte Lilia aufgeregt. „Wenn jemand dran geht, dann nur, um dich zu kidnappen."
Jasper schüttelte energisch den Kopf. Dann warteten die Freunde ein paar Sekunden ab, bis sich der Gesichtsausdruck ihres Freundes wieder veränderte. „Nein, immer noch die creepy Stimme."
„Dann kommen wir erst mal nicht weiter", stellte Lilia fest.
Benno nickte. „Ich schlage vor, wir machen heute gar nichts mehr und sehen morgen weiter. Vielleicht ist die Schule ja wieder offen, dann können wir uns dort treffen."
„Gut. Ich gehe heute auf jeden Fall nicht mehr vor die Tür." Fria schüttelte sich. „Und plötzlich freue ich mich darauf, Zeit mit meinen Brüdern zu verbringen. Auch wenn ich Risiko nicht mag."
„Ich werde auch drinnen bleiben", antwortete Benno. „Jasper, Lilia, versprecht mir, dass ihr auch keine Dummheiten begeht. Die Lage ist ernst. Irgendwer ist da draußen, der Lani mit einer Knarre erschossen hat. Ihr wollt ihm nicht begegnen."
„Verstanden", sagte Lilia sofort. Dann sahen alle Jasper an. Dieser zuckte mit den Schultern. „Na gut."
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