~Kapitel 68~
Kurzer Rückblick:
,,Wir setzen dem Ganzen jetzt ein Ende. Wir werden gegen die Malum kämpfen, hier und jetzt. Allerdings brauchen wir noch ein wenig mehr Zeit, bevor wir angreifen. Sie rechnen damit, dass wir versuchen zu fliehen. Die Ausgänge sind verstärkt worden, kaum Wachen beschützen das Zentrum. Wenn wir Mason's wichtigste Männer auf unsere Seite ziehen, oder aus dem Weg räumen können, verschafft uns das einen enormen Vorteil. Wir könnten es schaffen Angelin!"
Rückblick Ende
,,Zu welchem Preis?", hörte ich die Stimme von Will und wir drehten uns alle gleichzeitig nach ihm um. ,,Will! Du bist wach!", quietschte meine Schwester überglücklich und setzte sich zu Will auf die Decken, die sie wahrscheinlich irgendwo hier im Archiv gefunden hatten. ,,Wie geht es dir?", fragte sie lächelnd. Ich wusste wie es ihm ging. Genauso wie mir und Kayden. Beschissen. Irgendetwas stimmte nicht mit Will, er war noch unnahbarer als sonst schon. ,,Du hast meine Frage nicht beantwortet. Zu welchem Preis? Wir sind 5 ausgezehrte Männer, ein Teenager, eine Universitätsschlampe und drei selbsternannte Bonum. Wir haben noch nicht einmal den Hauch einer Chance gegen die Malum."
>>Universitätsschlampe?<< Wut kochte in mir hoch. Wie konnte er es wagen!? Ich hatte ihm noch vor ein paar Stunden das Leben gerettet, so dankte er es mir? Ich hatte meine letzte Kraft ihm geschenkt und ein weiteres Stück meiner Seele dem Schatten überlassen. In dem Moment brach die Selbstbeherrschung, die ich, seit dem ich aufgewacht war, bewahrte. Die Kälte überrollte meinen Körper, der Schatten war erwacht. Meine zweite Persönlichkeit wechselte mich ab. Ich stürmte auf Will zu, packte ihn am Kragen und zerrte ihn auf die Füße. ,,Wiederhol es.", knurrte ich bedrohlich und presste gequält meine Kiefer aufeinander. Ich musste meine Beherrschung zurück gewinnen. Angelin, beruhig dich. Will war schon immer ein Arsch, er ist es nicht wert. ,,Du meinst das Universitätsschlampe?", fragte Will arrogant und riss sich von mir los. Er hob provokant eine Augenbraue hoch und grinste mich dreckig an. Wieder knurrte ich nur, ich focht innerlich einen bereits verlorenen Krieg. Der Schatten quälte mich mit allen ihm zur Verfügung stehenden Mitteln. Schrecklichen Zukunftsvisionen, alten Erinnerungen und dem Tod meiner Eltern. Es fühlte sich an, als würde ich innerlich absterben, ganz langsam. Erst versagten unwichtige Organe, dann Leber, Niere, Lunge und zum Schluss mein Herz. Die Nadelstiche waren inzwischen unerträglich und die Kälte ließ mich innerlich den Kältetod sterben.
,,Was hast du eigentlich mit deinem Gesicht gemacht? Du siehst jetzt ja noch hässlicher aus, als vorher schon!", flüsterte Will provozierend. Er trieb mich immer mehr in ihre Arme. Ich hörte sie bereits flüstern. Sie sagte, ich solle mich endlich fallen lassen. Ihr die Situation überlassen, sie würde es für mich regeln. Ihn zum Verstummen bringen. Ich hätte ihr so gerne die Kontrolle überlassen, einfach um zu sehen wie Will das bekommt was er verdiente. Und gleichzeitig war ich erschrocken und beschämt von diesen Gedanken meinerseits. Ich musste durchhalten, für meine Schwester, für die Jungs, für Kayden. Er würde mich brauchen. Ich sammelte all meine Kräfte und drängte den Schatten, meine zweite Persönlichkeit, das Böse in mir zurück. Tatsächlich gelang es mir.
Ich war wieder Ich. Wer weiß wie lange diesmal. Tränen liefen meine Wangen herunter, ohne eigenen Willen sank ich auf die Knie und schluchzte erbarmungslos. Sofort spürte ich zierliche Hände auf meinem Rücken und hörte aufgeregte, tadelnde Stimmen. Jetzt griffen sie ein? Jetzt? Wo es schon längst zu spät hätte sein können? ,,Angel! Sag doch was? Geht es dir gut?"
,,Es geht mir gut. Hab ich doch schon gesagt.", sagte ich genervt, trocknete meine Tränen und stand auf. Will hatte einen geschockten Ausdruck in den Augen, ich sah sogar Sorge in ihnen, aber diese war schnell wieder verschwunden. ,,Etwas instabil unterwegs was?", fragte er heuchlerisch, in dem Moment konnte ich es nicht stoppen. Es war wie ein natürlicher Prozess, der in mein Gehirn eingemeißelt worden war. Wie eine Programmierung. Ich holte aus und ließ meine Faust mit all meiner Kraft auf sein Gesicht sausen. Autsch. Ich schüttelte meine schmerzende Hand und fluchte leise vor mich hin. Will stöhnte laut auf und taumelte zurück. Es war totenstill, keiner sagte ein Wort mehr. Dann spürte ich plötzlich wie ich nach hinten gerissen wurde und keine Sekunde später lag ich auf dem Boden. Nochmal Autsch. Ich blinzelte erschrocken und sah meine Schwester Celine, die mich tadelnd anstarrte. Dann zeigte sie auf mich und Will. ,,Es reicht! Was ist in euch gefahren? Wir müssen zusammen halten und uns nicht schon selbst schwächen durch solch unqualifiziertes Verhalten. Will-", sie drehte sich zu ihm um. ,,-du hörst sofort damit auf meine Schwester zu provozieren, sonst fängst du dir noch eine von mir und glaub mir danach wünscht du dir Angelin's zurück!", schrie sie zornig, dann drehte sie sich wieder zu mir um. ,,Und du Angelin! Ich hätte mehr von dir erwartet. Ich bin maßlos enttäuscht.", flüsterte sie und ich hörte deutlich ihre Traurigkeit heraus. Warum bekam Will den Ärger und ich die >>Ich bin enttäuscht von dir<< Masche? Ich atmete tief durch und nickte dann. Ich stand auf, ging zu Will und reichte ihm die Hand. ,,Frieden. Jedenfalls solange wie wir hier noch drin sind?" Er beäugte kritisch meine Hand, nahm sie jedoch an. Blut sickerte aus seiner Nase und ich verkniff mir ein Grinsen. Der Schatten war nicht verschwunden, er wartete nur auf die nächst, beste Gelegenheit um Besitz von mir zu ergreifen.
Wir lagen alle auf irgendwelchen Decken, schliefen, meditierten, oder gingen noch einmal den Plan durch. Wir warteten bis es nachts wurde, dann würde etwas Ruhe in das Gebäude einkehren. Immerhin schliefen auch die Malum hin und wieder mal. Ich dachte an meine Eltern, an Sophie und sogar an meinen Stiefvater. Was er jetzt wohl machte? War er schon wieder zurück? Was war mit Soph? Ging es ihr gut? Tränen bildeten sich in meinen Augenwinkeln und ich blinzelte sie eilig weg. Es ging alles den Bach herunter. Ich musste den anderen sagen, dass ich meine Fähigkeiten nicht einsetzen konnte. Das ich sie verloren hatte, an den Schatten. Ich musste ihnen beichten, was ich für ein Risiko für sie alle darstellte. Doch ich hatte nicht den Mut. Ich kehrte mich nach innen und schweifte noch einmal durch meine eigenen, langen Gänge. Überall hing ein grauer Schleier in der Luft, meine Fähigkeiten waren in der hintersten Ecke meiner Gedanken. Verschlossen und überzogen von dem Schatten, der meinen Verstand vernebelte. Er würde mich entweder herabziehen, oder umbringen. Ich wünschte mir letzteres, der Jungs, meiner Familie wegen. Ich würde sie alle in Gefahr bringen. Ich schloss meine Augen und verließ meinen Kopf zum gefühlt hundertsten mal wieder. Ich hatte meinen Entschluss gefasst. Ich stand auf und spürte bereits Blicke auf mir. Ich lehnte mich an ein Bücherregal und schaute trüb geradeaus. ,,Ich muss euch etwas gestehen.", fing ich an und sah im Augenwinkel wie sich viele aufrichteten und mich fragend beobachteten.
,,Ich bin eine tickende Zeitbombe, ihr seid ohne mich besser dran.", Tränen bildeten sich in meinen Augen und ich seufzte gequält. Warum herrschte nur dieser Krieg? Es war zwar noch ein kalter, stummer Krieg. Aber es würde sich bald in ein Gemetzel verwandeln. ,,Was redest du denn da Prinzessin?", fragte Jake mich liebevoll und immer mehr Tränen liefen über mein Gesicht. ,,Es tut mir so leid. Aber ich bin infiziert, mindestens genauso schlimm wie Kayden. Ich kann nicht mehr klar denken, meine Persönlichkeit spaltet sich, Wut beherrscht mich. Ich kann es nicht mehr lange aufhalten, es reißt mit all seiner Macht an meinem Verstand. Ich verdränge es, aber ich kann nicht mehr lange so weiter machen."
,,Es ist bald vorbei Kleines. Wir sind so knapp davor es zu beenden. Du hast die Gabe, du bist dafür bestimmt das Blatt zu wenden. Du schaffst das!", versuchte Jimmy mich zu motivieren, aber mein Geist war vernebelt.
,,Ich kann euch nicht mehr helfen! Ich habe meine Fähigkeiten, samt meiner Gabe an den Schatten verloren! Es ist vorbei, ich bin nur noch gefährlich.", wieder spürte ich die Kälte in mir erwachen. Ich versuchte es mit aller Macht zu unterdrücken, aber er war stärker als zuvor, genährt von meiner Trauer, meinen Erinnerungen und meinen Tränen. Mein Körper begann zu zucken, vor Anstrengung. Ich kniff die Augen zusammen und presste meine Kiefer aufeinander. Ich spürte warme Hände an meinen Armen und riss die Augen auf. Jimmy stand vor mir und schüttelte mich. Jordan neben ihm und Jake hinter ihnen. Ich sah ihm fest in die Augen, ängstlich, ja zum allerersten Mal seit sehr langer Zeit verspürte ich pure Angst. Die nackte, blanke Angst. Jake musste es gesehen haben, denn er drängte sich augenblicklich an Jordan und Jimmy vorbei und zog mich in seine Arme. Er drückte mir einen Kuss auf die Stirn und hielt mich einfach nur fest. Er wusste wie es um mich stand. Er ahnte es. Er kannte es bereits. Meine Fähigkeit reichte nicht mehr aus um herauszufinden, woher er es kannte. Aber er hatte es schon einmal erlebt. Schon einmal einen Menschen daran verloren.
,,Bleib bei uns. Prinzessin, bitte!", flehte er und sah mir fest in die Augen. Die Kälte überrollte meinen Körper, der Schatten war erwacht. Meine zweite Persönlichkeit wechselte mich ab.
Sooo Cut!
Angelin verliert langsam die Kontrolle, wird das ihr Ende sein?
Werden sie es auch ohne Angelin schaffen, die Malum zu schlagen?
Kann Angelin den Schatten zurückdrängen? Kann sie ihn jemals loswerden?
Jake ahnte es?
Meinung zum Kapitel?
Habt ihr noch unbeantwortete Fragen, die mit in das Ende müssen?
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