~Kapitel 43~
Bild: Das Tagebuch des Henry Beddles
Theresa kam auf mich zu und ohne das jemand sie zumachte schloss sich die Tür. Ich riss meine Augen auf und wich ungewollt ein paar Schritte vor ihr zurück. ,,Du hast dich als ich ausgegeben, in einem männlichen Körper auch noch, hast du denn keinen Geschmack? Deinetwegen habe ich jetzt erneut Hausarrest!", sagte sie bedrohlich und setzte sich auf den Schreibtisch. ,,Und überhaupt, warum sagst du du hättest die Feuerfähigkeit? Das ist beleidigend gegenüber deiner wirklichen Begabung. Allerdings bin ich auf die Antwort gespannt, wie du alle trügen konntest und sie dir das hier alles abkaufen? Du bist durch und durch eine Bonum."
Wow! Dieses Mädchen hatte mich in weniger als 5 Minuten komplett durchschaut. Ich versuchte irgendetwas zu antworten, aber meine Stimme gehorchte mir nicht und es kam nur ein leises Quietschen heraus. ,,Okay hör zu, du weißt nicht wie es hier wirklich läuft. Wir sind die Bösen.", bei dem Wort Bösen hob sie ihre Hände und malte Anführungszeichen in die Luft. ,,Adams beutet jeden aus. Und versucht mit allen Mitteln das zu bekommen was er will. Selbst wenn Jemand aussteigen wollen würde, würde er es niemals schaffen. Du hast es geschafft ihn zu beeindrucken. Denkst du ernsthaft du kannst hier reinspazieren, spionieren und kommst dann wieder heil raus? Schätzchen, du kommst hier nicht mal zerstückelt wieder heraus. Mason würde dich nicht gehen lassen."
Ich war baff. Woher wusste sie das alles? Wer war sie? Was wusste sie noch?
,,Warum erzählst du mir das alles?", brachte ich unter mehrerem Räuspern heraus. Theresa verdrehte nur genervt ihre Augen. ,,Ich sehe das hier alles ein wenig anders. Diese Gesellschaft ödet mich an, alle verfolgen ihre eigenen Ziele, du kannst mit niemandem reden. Unter uns gibt es keine Freunde, wir sind alles Kollegen, die sich für einen Apfel und ein Ei verraten würden. Ich habe dein Leben gesehen, jedenfalls die Hälfte in der du mit den Bonum zu tun hattest. Das ist das Gegenteil von dem, was sie uns hier über die Bonum erzählen.
Außerdem sehe ich das Leben anders. Ich sehe die Wahrheit, die Bilder, die ich dir gezeigt habe sind aus der Vergangenheit. Unsere Väter waren einst die besten Brüder, doch dann ging dein Vater von dem einen auf den anderen Tag und wechselte im Krieg die Seiten. Wegen deiner Mutter. Er war damals 16, der Krieg dauerte zu dieser Zeit bereits ein Jahr an.", das alles ratterte sie in ein paar Sekunden herunter und am Ende nahm sie meine Hand und zog mich Richtung Tür.
,,Ich glaube, dass jeder eine besondere Bestimmung in seinem Leben verfolgt. Meine Bestimmung ist es dir zu helfen. Seit ich dich gesehen habe, verfolgen mich Visionen und ich werde nicht zögern dir zu helfen. Komm jetzt! Wir haben wenig Zeit.", erzählte sie mir weiter und schon waren wir auf dem Flur.
,,Jetzt sei leise, wir könnten belauscht werden!", zischte sie mir zu und ich nickte. Ich wusste nicht wirklich wer sie war, aber sie war definitiv keine echte Malum. Sie hielt wie ich ein Trugbild aufrecht. Und genauso wie sie meines, konnte ich ihres durchschauen.
Wir bogen ein paar mal ab und erreichten eine große Doppeltür, die zu der Halle führte in der ich meine gelogenen Fähigkeit unter Beweis gestellt hatte. Die Tür öffnete sich von alleine und schloss sich auch hinter uns wieder wie von Zauberhand. ,,Warst du das?", fragte ich Theresa und zeigte hinter uns auf die Türen. Sie nickte und winkte mit der Hand ab. ,,Wie Mason dir schon erzählt hat bin ich eine Telepatin, nur eben auf Gegenstände spezialisiert. Ich kann Dinge mit meinen Gedanken öffnen, oder bewegen. Und wenn ich mich anstrenge, Erinnerungen in den Köpfen anderer sehen. Das war es dann auch schon, nicht wirklich aufregend." Sie durchquerte die Halle mit schnellen Schritten. ,,Ich stehe unter Bewachung, weil Adams meine Ansichten kennt. Tu einfach so, als hätte ich dich ignoriert. Wir haben theoretisch nie miteinander geredet. Dahinten ist eine Treppe, die gehst du hoch. Dann wirst du eine Tür sehen, die durchquerst du. Dahinter befindet sich ein sogenanntes Archiv. Dort wirst du Antworten finden.", mit diesen Worten blieb sie stehen und nahm meine Hand. ,,Weiter kann ich dir nicht helfen. Viel Glück Angelin." Mit diesen Worten verschwand sie durch die Doppeltüren, durch die wir gekommen waren und bog nach links ab.
Ich war verwirrter denn je. Was war das denn? Konnte ich ihr glauben? Mein Schädel brummte und ich bekam Kopfschmerzen. Ich sah mich um und entdeckte tatsächlich eine kleine, alte Wendeltreppe am Ende der Halle.
Ich öffnete die Tür zu dem Archiv und musterte erstaunt die gebrechlich aussehenden Bücherregale. Würden diese alten Bücher tatsächlich meine ganzen Fragen beantworten? Ich schloss die Tür hinter mir und fing an zu stöbern. Ich fand ein in rotem Leder eingebundenes Buch auf dem stand: "Die Schriften des Krieges, ein Tagebuch des Henry Beddles" Auf der oberen Seite des Büchleins war ein Lebensbaum eingeritzt und es war mit vielen Zeichen verziert. Der gebrechliche Rücken des Buches hing nur noch lose an ein paar Fäden und ich machte es mir mit dem Taschenbuch auf dem Boden bequem. Dann begann ich zu lesen.
13.10.1987
Der Tag beginnt mit dem Läuten der Kriegsglocken, wir haben alle damit gerechnet. Schon lange streiten sich unsere Anführer um die Herrschaft. Beide stinken nach Macht. Warum wir nicht einfach friedlich unser Leben leben können wissen wir alle nicht. Wir wissen nur, dass der Krieg nun da ist. Der Krieg der unsere Leben zerschlagen wird. Wie Schachfiguren werden wir hin und her geschoben. Ich weiß, dass ich nicht überleben werde, aber ich habe Angst um meine Frau und meine Kinder. Sie werden auch kämpfen müssen. Jeder muss um sein Überleben kämpfen. Wir kämpfen für einen guten Zweck, die Malum dürfen nicht noch stärker werden. Sie wollen die Menschen unterjochen, das ist falsch. Deshalb werden wir kämpfen. Unser Anführer bezeichnet uns als "Hüter des Friedens", doch warum kämpfen wir dann?
28.12.1988
Mehr als ein Jahr dauert der Krieg nun an, meine Frau und meine Kinder sind tot. Nur mein ältester Sohn lebt noch. Der Krieg zerreißt uns. Wir sind deutlich in der Unterzahl. Warum wählte ich die Seite der Bonum? Auch wenn ich die Ansichten mehr als nur unterstütze, wäre ich gerne einmal in meinem Leben auf der Seite der Sieger. Heute Abend werden wir wieder vorrücken. Wir werden in die Front der Malum einrennen. Ihre Fähigkeiten sind zwar stark, aber wir haben immer hin eine geringe Chance, ein paar der Männer hier haben starke Fähigkeiten. Wir haben vielleicht den Hauch einer Chance, ja mit ein wenig Glück werden wir das schon schaffen.
01.01.1989
Wir haben tapfer gekämpft, aber nur der Rückzug rettete einer Handvoll "Anderer" ihr Leben. Die Malum besitzen ungerecht viele Fähigkeiten. Während der eine dich gefriert, schenkt der andere dir Qualen, auf alle erdenklichen Weisen. Am Ende wünscht du dir den Tod. Ich habe keinen Glauben mehr an ein Ende des Krieges. Geschweige denn an einen Sieg. Nicht mal an ein koexistieren der Bonum neben den Malum.
14.06.1990
Gott schenkte uns einen Krieger. Einen Begabten, es gibt wieder Hoffnung. Ja wir haben die Malum zurückgeschlagen, morgen gibt es eine Besprechung, mal sehen wie es weiter geht! Ja es geht vorwärts. Unsere Gebete werden erhört werden. Wir haben wieder Hoffnung.
31.12.
Wir waren so kurz davor! So kurz. Doch eine neue Teufelsgeburt des Anführers der Malum schaffte es ihn unschädlich zu machen. Sie schlugen ihm den Kopf von den Schultern. Der Begabte verließ uns und somit auch die Hoffnung. Wir wurden überrannt. Keine Hoffnung, keine Chance.
Unser Anführer will morgen unsere Niederlage bekannt geben und die Malum um Gnade bitten. Das bedeutet für den Rest von uns ein Leben auf der Flucht. Sie werden sich nicht daran halten, die Malum. Warum sollten sie?
01.01.1991
Das Ende des Krieges. 5 Jahre. Viel zu viele Verluste. Und was haben wir erreicht? Nichts. Krieg schafft neue Möglichkeiten. Welche "Neuen" Möglichkeiten haben wir? Keine Ich habe meine Familie verloren. Jeden einzelnen. So geht es nicht nur mir. Ich lebe nur noch in einer leeren Hülle meiner selbst.
Ich habe von einer tapferen Familie gehört, die es geschafft hat zu überleben. Sie haben sogar ein Kind bekommen. Dieses Kind schenkt uns allen Kraft zum Weiterleben. Egal wie schlimm der Krieg war, es muss weiter gehen. Unsere Wut auf die Malum brodelt in uns. Irgendwann werden wir zurück schlagen. Aber nicht in Form eines Krieges, sondern leise, ohne das sie uns überhaupt kommen sehen. Gott schenke dieser Familie und allen Bonum Kraft. Wir werden zurückkommen und das mit doppelten Streitkräften. Die Guten gewinnen doch immer, oder?
Ich hoffe ich konnte euch die triste Stimmung des Krieges rüberbringen. Und die verschiedenen Ansichten der Gesellschaften (Bonum und Malum) noch einmal verdeutlichen.
Ich selbst finde Krieg einfach zu schlimm, um überhaupt daran zu denken.
Habt ihr noch Fragen zu dem Krieg? Schreibt sie mir in die Kommis, werde alles beantworten. Insofern es in der Handlung nicht vorweg greift.
Meinungen zu dem Kapitel?
Stayy Fresh!
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