~Kapitel 14~

Rückblick (Findet ihr auch im letzten Kapitel):

Ich machte mich auf den Weg zurück zu meinem Wohnheim-Zimmer, es war bereits 19 Uhr, schon dunkel und arschkalt. Das war der Nachteil am Herbst.

Dann passierte es. Er kam von hinten, ich hatte ihn gar nicht gesehen, er schnappte sich meine Tasche und wollte sie mir über die Schulter ziehen. Ich hielt sie allerdings fest und weil er damit anscheinend nicht gerechnet hatte zog er ein Messer. „Ich will keinen Ärger, gib mir einfach deine Tasche und ich verschwinde!" „Spinnst du? Lass los!" Was dachte der sich denn bitte? Nennt mich selbstmörderisch, aber das war meine Lieblingstasche, die würde ich ihm doch nicht kampflos überlassen!

Ich konnte es nicht erkennen, dafür was es zu dunkel, aber ich glaubte ihn lächeln zu sehen. „Wie du willst Mädchen.", sagte er dann und grinste eklig. Ein eiskalter Schauer lief mir über den Rücken und meine Beine fingen an leicht zu zittern. Der Typ kam auf mich zu, sein Messer nach vorne gerichtet, ich wich zurück und lief gegen eine Häuserwand. Mist! Panik überkam mich und ich suchte nach einem möglichen Fluchtweg, aber er hatte mich in die Enge getrieben und legte sein Messer jetzt an meinen Hals. Das hatte ich nun davor, hätte ich ihm einfach meine Tasche gegeben, aber nein! Typisch Angelin, typisch für dich.

Ich umklammerte eher unbewusst meine Tasche und kniff meine Augen zu. Ich war viel zu aufgeregt, als dass ich mich hätte wehren können, und Körperkontakt zu ihm aufbauen konnte ich auch nicht, da das Messer an meiner Kehle mich daran hinderte. Ich war hilflos, ein leises Wimmern verließ meine Lippen. Doch plötzlich wurde der Mann von mir weggerissen und ich hörte dumpfe Schläge. Ich riss meine Augen auf und sah...

Rückblick Ende

... Kayden, der mit bloßen Händen auf den Mann einschlug. „Kayden!", schrie ich. Er schaute zu mir auf und genau in dem Moment schnitt der Dieb mit seinem Messer über Kaydens Arm und rannte weg.

Kayden fluchte vor Schmerz und ich rannte zu ihm. „Oh Gott Kayden! Zeig her!", kreischte ich und nahm seinen Arm in meine Hände. Vorsichtig schob ich seinen Ärmel hoch und sah eine kleine Schnittwunde am Oberarm. Ich sog scharf die Luft ein. „Ach, halb so schlimm.", sagte er beiläufig und wollte mir seinen Arm entziehen. „Halb so schlimm?", raunte ich. „Hör auf einen auf Badboy zu machen!" Er grinste mich an. „Du kannst mich ja wieder gesund pflegen." Ich verdrehte die Augen.Offensichtlich ging es ihm wieder gut, ich wollte mich abwenden und gehen, als er mich mit der anderen Hand festhielt und zurückzog.

Ich verlor mein Gleichgewicht und fiel gegen seine Brust. Ich sah vorwurfsvoll hoch und genau in seine unglaublich grünen Augen. Meine Gesichtszüge entspannten sich und ich verfluchte mich dafür. Warum hatte er nur diese Wirkung auf mich?

Kayden sah mir ebenfalls genau in die Augen und drückte mich langsam gegen die Wand hinter mir, gegen die mich der Dieb auch getrieben hatte. Nur das ich mich bei Kayden wohl fühlte, innerlich lachte ich über diese Worten. Er lehnte seinen Körper langsam an meinen und entsandte kleine Hitzewellen. Eine seiner Hände glitt zu meinem Rücken und die andere legte er besitzergreifend an meine Taille. Wir sahen uns lange in die Augen und die Luft um uns herum füllte sich mit Spannung.

Er beugte sich langsam zu mir herunter und ich spürte seinen Atem auf meinen Lippen. Ich bekam eine Gänsehaut, während seine Hand an meinem Rücken hoch zu meinem Nacken glitt und mich leicht in seine Richtung drückte. Ich sah von seinen Augen zu seinen Lippen, die er leicht geöffnet hatte. Seine Nähe machte mich verrückt.

Er ist dein Feind! Und verdammt sexy! Ich verdrängte die warnende Stimme in mir.

Ich konnte es kaum aushalten und wünschte mir nichts sehnsüchtiger, als ihn endlich berühren zu dürfen. Ich sah in seine Augen, in denen sich mein Verlangen und meine Begierde spiegelten. Er fühlte das Gleiche. Aber wie? Wir waren Feinde, auch wenn er das wahrscheinlich nicht mal wusste. Seine Augen glitten zu meinen Lippen und als ich mir, weil ich es nicht mehr aushielt auf die Lippen biss sah ich in seinen Augen das Verlangen aufflammen und er senkte endlich seine Lippen auf meine.

Erst sehr sanft, aber sobald sich unsere Lippen trafen brach wilde Leidenschaft aus, der Kuss wurde intensiver und dringender. Kayden presste mich an die Wand und ich vergrub meine Hände in seinen schwarzen, lockigen Haaren. Sie waren so unglaublich weich. Er teilte meine Lippen und seine Zunge traf auf meine. Um mich herum explodierte alles, ich war wie elektrisiert, überall wo er mich berührte sandte er kleine Hitzewellen durch meinen ganzen Körper. Unsere Zungen tanzten miteinander und ich legte eine meiner Hände auf seine Brust wo ich sofort seine angespannten Muskeln spürte. Schwer atmend drückte ich ihn leicht weg und sah ihm wieder in die grünen Augen.

Ich sah durch sie hindurch. Seine Gefühle schlugen mir entgegen. Verlangen. Begierde. Lust. Und die gleiche Frage die auch in mir tobte : Was machte sie bloß mit mir?

Als mir klar wurde das ich in seinen Gedanken las, zog ich mich zurück und starrte verlegen auf den Boden. Ich spürte wie ich rot anlief und er lachte rau. „Ich weiß das ich gut küssen kann, du brauchst nicht gleich verlegen zu werden.", er hatte sein Badboy Grinsen aufgelegt, ich hätte ihn am liebsten wieder zu mir gezogen und erneut geküsst, aber die Genugtuung würde ich ihm nicht geben. Ich grinste stattdessen gespielt böse zurück.

Gut das er nicht wusste das ich deshalb verlegen war, weil ich in seinem Kopf war.

Ich boxte ihm gegen die Schulter. „Arroganter Schnösel!" Er lachte wieder. Ich liebte sein Lachen, es machte mich total verrückt.

Plötzlich erinnerte ich mich wieder an die Schnittwunde und daran das er mir wahrscheinlich das Leben gerettet hatte. „Danke.", flüsterte ich. Er hob eine Augenbraue und sah mich schelmisch an. Ich verdrehte die Augen. „Ich meine dafür das du mir vorhin geholfen hast,.. obwohl ich auch gut alleine klar gekommen wäre.", neckte ich ihn und reckte mein Kinn. Er schüttelte belustigt seinen Kopf, fuhr sich durch seine Haare und grinste breit. „Ich finde übrigens deine Bluse sehr sexy, vor allem als du sie in unserem gemeinsamen Kurs für mich aufgeknöpft hast.", raunte er dicht an meinem Ohr und ich bekam augenblicklich eine Gänsehaut. „Du denkst das war für dich?", fragte ich unschuldig und grinste. Er lachte und flüsterte: „Du bist unmöglich, Angelin." Woher kannte er meinen Namen? Ich hatte ihn ihm doch nicht gesagt oder? Er sah meinen fragenden Blick und grinste nur noch breiter. Bei diesem Grinsen breitete sich erneut Wärme in mir aus.

Kayden räusperte sich und zog sich zurück. „Soll ich dich mitnehm...", er wurde von seinem Handy Klingelton unterbrochen, drehte sich weg und hob ab. „Was?....Ja....Ja ich komme sofort...wer?..Ja bin gleich da.", damit legte er auf und ohne sich noch ein letztes mal umzudrehen stieg er in seinen Audi und fuhr davon.

Er ist dein Feind und ein Arsch! Als er weg war, ließ ich meinen Kopf in meine Hände fallen und wurde mir jetzt da er weg war erst der Kälte bewusst. Ich nahm meine Tasche, die auf dem Boden stand und ging verwirrt und verletzt weiter Richtung Universität. Wie konnte ich nur darauf eingehen ihn zu küssen?Jetzt hatte er was er wollte und würde mich wahrscheinlich wie jeden anderen auch einfach fallen lassen. „Gut gemacht Angelin!", fluchte ich leise. Wie konnte er mir nur so sehr den Kopf verdrehen?

Ich holte mein Handy raus und wählte Sophies Nummer. Bereits nach dem ersten Klingeln nahm sie ab. „Super, ich wollte dich auch gerade anrufen.", schnurrte sie glücklich. Eine Träne lief mir die Wange runter. Ich hatte mich von Kayden ausnutzen und diesen Kuss viel zu nah an mich ran kommen lassen. Ich schluchzte. „Oh Gott Schätzchen was ist denn?", fragte sie sofort besorgt. „Wo bist du?"

„In welchem Wohnheim-Zimmer wohnst du?", fragte ich sie stattdessen. „Ich warte im Gemeinschaftsraum auf dich!", sagte sie und ich hörte wie sie die Tür hinter sich zuschlug. Ich nickte. Aber sie konnte mich ja nicht sehen, deshalb sagte ich noch schnell „Okay."und legte auf. Ich bog gerade auf den Campus ein und durchquerte ihn mit großen Schritten, als ich meine beste Freundin schon auf mich zukommen sah. Sie zog mich in eine Umarmung und ich genoss ihre Wärme. Sie hielt mich einfach fest und zusammen gingen wir auf ihr Zimmer. Dort schüttete ich ihr mein Herz aus und erzählte ihr das ich mich selbst hasste, dass ich ihn so nah an mich ran ließ. Wir redeten noch eine Weile und sie schaffte es echt mich aufzuheitern. „Vergiss den Arsch! Der hat dich nicht verdient! Ach und am Freitag steigt wieder nh Party, da suchen wir uns zwei richtig geile Typen zum rum knutschen! Okay Süße?", Soph sagte das mit so einer Ernsthaftigkeit, dass ich widerwillig anfangen musste zu lachen und sie stimmte mit ein.

Ich war so froh sie zu haben! Am Anfang war sie echt schüchtern, aber mit der Zeit ist sie in meiner Gegenwart immer mehr aufgetaut. Ich zog sie an mich und küsste sie auf die Stirn. „Danke das du immer für mich da bist! Und du weißt ja das ich auch immer für dich da bin!" Sie lächelte mich warm an und nickte. Wir entschieden uns für Vampire Diaries auf Netflix und suchteten die ersten Folgen ohne Pause durch.

Ihre Mitbewohnerin war total cool drauf, sie hieß Ailyn und als sie rein gekommen war hatte sie ganz laut: „I'am back Bitches!", gerufen, dabei warf sie die Hände in die Luft und grinste erst Soph und dann mich an. Sie hatte mich ganz schön geschockt, doch als Sophie aufstand und das Mädchen umarmte und die beiden über meinen Gesichtsausdruck lachten, musste ich auch grinsen. Sie stellte sich als Ailyn vor, aber ich sollte sie ruhig Lynn nennen. Ich sagte ihr meinen Namen und bot ihr ebenfalls meinen Spitznamen an. Dann quetschten wir uns zu dritt auf Sophies Bett und schauten die Serie. Lynn war komplett verrückt, am Schluss stellten wir unsere Lieblingsszenen sogar nach. Es war ein gelungener Abend, wir lachten viel und ich verabschiedete mich erst gegen 24 Uhr. Ich umarmte Soph und wurde dann auch gleich von Lynn in die Arme gezogen. Ich mochte sie sofort.

Ich schlurfte in mein Zimmer und traf auf Felice, die auf ihrem Bett lag und Musik hörte. Als ich rein kam winkte sie mir zu und setzte sich auf. Ich ging ins Bad und machte mich fertig. Putzte Zähne, schminkte mich ab, ging noch schnell duschen und zog mir Shorts und ein Top an, dann fiel ich in mein Bett.

„Angelin? Kann ich dich was fragen?" Ich drehte meinen Kopf zu Felice und nickte. „Wegen deiner Schwester. Wann können Derek und ich denn dann mal mit kommen um mit ihr zu reden?" Meine Alarmglocken meldeten sich und ich setzte mich auf. „Wieso?", fragte ich und musterte sie. „Naja, ich..äh.. du hattest doch gesagt sie würde..uns äh.. alles erklären?", sie versuchte verwirrt zu gucken, aber ich konnte auch "genervt sein" hinter ihrer Fassade erkennen.

Pass bei ihr auf! Wende deine Fähigkeit nicht bei ihr an!

Sie hatte es nicht mitbekommen, oder in ihrem Fall gesehen, an meiner Aura, das meine Innere Stimme sich gemeldet hatte, da sie auf den Boden sah, vermutlich um traurig auszusehen. Ich runzelte die Stirn. Sie war jedenfalls nicht so unschuldig wie sie wirkte, oder vorzugeben versuchte.

Ich legte mich wieder hin und fuhr im Kopf das verzweigte Muster an der Decke nach. Ihr Blick bohrte sich in meine Schulter. Ich seufzte und antwortete: „Meine Schwester hat mir heute gesagt, dass sie für eine Weile wegfährt. Sie muss irgendetwas klären, ich weiß auch nicht genau was.", ich versuchte locker zu wirken und zuckte mit den Schultern.

Ich sah in meinem Augenwinkel das sie nickte und mich dann wieder anstarrte. „Du weißt ja das Derek und ich Auren sehen können. Und da habe ich mich gefragt-.."

Ich wusste was sie fragen wollte und schloss nachdenklich die Augen, was sollte ich ihr bloß antworten? Ich erinnerte mich an die Fähigkeiten der Fünf Männer, mit denen meine Schwester in einem Haus lebte.

„-..was du und deine Schwester denn für eine Fähigkeit habt?" Jap da war sie, die Frage auf die ich gewartet hatte.

Ich drehte meinen Kopf und sah ihr direkt in die Augen. Bevor ich meinen Blick vertiefen konnte sah ich wieder zur Decke. „Wir beherrschen das Feuer.", antwortete ich ihr dann. Ich musste grinsen, bei dem Gedanken an die Gesichter der anderen, als ich die Flamme auf meiner Hand tanzen gelassen hatte. „Echt? Wow cool! Kannst du es mir mal zeigen?" Oh shit!

Ich überlegte kurz. „Naja, ich beherrsche es nicht gut und meistens brenne ich irgendetwas nieder, wäre komisch das jemandem Außenstehendem erklären zu müssen.", ich setzte mein entschuldigendes lächeln auf.

Sie nickte enttäuscht. Oder erkannte ich sogar ein wenig Wut? Sie wendete den Blick schnell ab und ich betrachtete wieder die schwarzen, verflochtenen Linien an der Decke über uns. Sie erinnerten mich immer noch an ein Flügelpaar. Ich gähnte und krabbelte unter meine Decke. „Gute Nacht.", sagte ich wieder gähnend zu Felice und sie erwiderte es mit einem falschen Lächeln.

Was stimmte nur nicht mit ihr? Und warum hatte ich es nicht von Anfang an gemerkt? Und das sie meinen Namen schon gekannt hatte, bevor ich mich vorstellen konnte bereitete mir eine Gänsehaut. Ich glaubte ihr die Geschichte mit dem Wohnzimmer-Formular nicht. Irgendwann schlief ich dann aber doch noch ein und gab mich erschöpft meiner Traumwelt hin.

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