~8~
Bild: Celine, 26
Ich öffnete meine Augen und starrte an die weiße Decke über mir.
„Na endlich..Du bist wach! Hätte ich gewusst, dass du so ungeübt bist,wäre ich vielleicht vorsichtiger gewesen." Vielleicht? Tolle Aussichten.
Ich stützte mich auf meine Ellenbögen und sah das Mädchen, aus dem Club, auf einem Stuhl neben meinem Bett sitzen. Sie blätterte in einer Zeitschrift, aber dann hatte sie doch garnicht zu mir geguckt.. Wie konnte sie sehen das ich meine Augen geöffnet hatte?
„Woher weißt du das ich wach bin?", fragte ich daraufhin. Mein ganzer Körper tat weh und ich hatte extreme Kopfschmerzen. Ich fühlte mich irgendwie ausgezehrt.
„Ich habe es gespürt.", sagte sie sanft. Ich sah mich im Raum um und sagte beiläufig: „Ach so ja klar, wie konnte ich das nur vergessen.", spottete ich und meine Stimme triefte vor Sarkasmus. Sie legte ihr Klatschmagazin weg und funkelte mich wütend an. „Ich hätte dich da auch einfach liegen lassen kö.." Ich unterbrach sie.
„Entschuldige." Sie blinzelte verwirrt. „Was?", fragte sie dann leise. „Entschuldige das ich dich so angemault habe, aber ich verstehe das alles nicht mehr, meine Welt bricht gerade zusammen, ich habe meine Mom gesehen, weißt du sie ist vor zwei Jahren gestorben und ich weiß nicht weiter, ich höre Stimmen und ich bin so einer gefolgt, ich weiß das klingt total verrückt und komisch, aber irgendwie war ich wie in mir drin, ich kann es nicht wirklich beschreiben..."
Jetzt unterbrach sie mich. „Ich weiß.", sagte sie knapp und hob ihre Zeitschrift wieder hoch.
Was? Sie weiß?
„Hör doch auf mich anzustarren!", sagte sie knapp und hob ihre Zeitschrift höher, so das ich sie nicht mehr sehen konnte. „Was weißt du?", fragte ich sie. Sie stöhnte genervt auf und klappte ihre Zeitschrift zu.
„Rutsch rüber Angelin.", befahl sie und schmiss sich neben mich aufs Bett. Ich machte ihr Platz und sah sie dann wieder an. „Also?" Sie ließ ihren Kopf gegen die Wand hinter sich sinken und schloss die Augen.
„Ich bin wie du...Anders."
Ich sah sie geschockt an. Da war sie wieder, diese fremde, junge Frauenstimme. Und plötzlich machte es Klick, diese Stimme war Ihre Stimme und sie war in meinem Kopf!? Ein Lächeln bildete sich auf ihren Lippen. „Wie machst du das?", wisperte ich. Sie öffnete die Augen und starrte die Wand uns gegenüber an. Ich folgte ihrem Blick.
An der Wand hing ein Gemälde. Von einer Frau. Einer Frau, mit gold- blondem Haar. „Meine Mom hatte eine Schwester erwähnt.", sagte ich und schluckte.
„Ja.", erwiderte sie. „Damals, als ich geboren wurde gab es einen Krieg zwischen zwei Gruppen, sie waren alle so wie wir, anders eben und naja die Personen hatten verschiedene Ansichten von unserem Leben.
Die Einen hielten sich für mehr Wert, als die Menschen und die anderen, zu der auch meine Eltern gehört haben, wollten sich in die Menschheit integrieren und unter ihnen leben. Unsere Gesellschaft spaltete sich und es kam zu einer Auseinandersetzung.
Viele starben, oder wurden schwer verletzt. Meine Eltern und ich haben es überlebt, es war nicht einfach. Damals wäre unsere Gruppe fast ausgerottet wurden, allerdings schafften es ein paar sich zu verstecken und zu überleben. Meine Familie und ich zogen nach Norwegen, sechs Jahre später wurde meine Mutter wieder schwanger und ich bekam eine Schwester.
Wir waren glücklich, aber ein paar unserer alten Freunde hatten nicht so viel Glück und viele wurden ermordet. Uns war klar, dass die Malum uns auch früher oder später finden würden, also gab meine Mutter mich zu einem Freund, er würde mich ausbilden, damit ich sicher war und mich wehren könnte. Meine Schwester war zu jung und sie blieb bei meinen Eltern, ich war damals erst sechs Jahre alt.
Na ja irgendwann war ich fertig mit der Ausbildung und bin zurück zu meiner Familie gegangen, mein Vater lag im Sterben.", sie unterbrach sich und eine Träne rann ihr über die Wange.
„Ich blieb eine Weile bei meiner Mutter, bis sie mir sagte das meine Schwester von all dem nichts wüsste, sie wusste nicht was sie war, oder wer ich war. Daraufhin verließ ich meine Familie wieder und machte es mir zur Lebensaufgabe die Malum zu verfolgen und zu töten.
Einige meiner damaligen Freunde schlossen sich mir an und wir wurden ein kleiner Rebellentrupp.", sie lächelte schelmisch. „Wir haben Ihnen echt die Hölle heiß gemacht. Aber nach zwei Jahren bekam ich eine Nachricht, das meine Mutter Tod sei, von einem Malum vergiftet. Man sagte mir das sie von der Existenz meiner Schwester nicht Bescheid wussten, aber von meiner.
Ich lebte zwei weitere Jahre auf der Flucht.", sie zuckte mit den Schultern. „Vor einer Woche wurde ich dann angerufen und man sagte mir das ein Pier mit meiner Schwester in die USA ziehen würde.", sie sah mir in die Augen, eine ewige Trauer lag darin.
„Viele Malum leben in Los Angeles und ich hatte Angst die letzte meiner Familie zu verlieren also bin ich ihr gefolgt. Und jetzt bin ich hier."
Ich sah sie ausdruckslos an. Sie nickte.
„Ja Angelin, ich bin deine Schwester."
Sie hat recht. Ich sah wieder auf das Gemälde meiner, nein unserer Mutter und ließ meinen Kopf an die Wand hinter mir sinken. „Kann ich dich was fragen?", flüsterte ich nach einer Ewigkeit. Ich musste das alles erst verdauen.
„Die Malum.", ich sah zu ihr und sie nickte. „Was sind sie?", redete ich weiter. „Sie sind die, die glauben das sie besser sind, als die Menschheit und sie deshalb unterjochen wollen." Ich nickte.
„Und wer sind dann die anderen?" „Die Bonum." Ich nickte wieder. „Und was genau sind wir dann?", fragte ich müde.
„Es gibt keinen Oberbegriff oder so. Wir sind halt einfach.. anders.", sie zuckte mit den Schultern.
„Aber ich.. bin doch nur.. Angelin...ein ganz normales Mädchen..", stotterte ich und meine Stimme brach. „Ach komm schon, das glaubst du dir doch selber nicht."
Meine Augen brannten und ich kämpfte mit den Tränen. „Es gibt verschiedene spezielle Fähigkeiten. Ich glaube unsere kennst du schon, auch wenn du sie nicht verstehst und bei weitem noch nicht mal alles kannst." Ich sah sie fragend an und eine Träne schaffte es zu entkommen, ich wischte sie schnell mit meinem Handrücken weg.
„Was ist unsere Fähigkeit ?", fragte ich dann. „Unsere Familie, also jetzt ja nur noch wir, sind Gedankenkünstler. Wir können in unseren Gedanken mit einander reden und in den Gedanken anderer Leute rum fuschen, sie löschen, sie ersetzen oder sie einfach nur lesen. Es gab einmal Jemanden der sogar Träume beeinflussen konnte.", erklärte sie mir. Ich hatte so viele Fragen, auf die ich eine Antwort wollte.
„Wie kann ich es lernen?" Sie sah mir in die Augen. „Ich kann es dir beibringen, allerdings nicht jetzt, morgen fängt deine Uni an." Oh shit!
Sie wollte aufstehen, aber ich hielt sie am Arm fest. „Stopp!" „Was denn noch?", fragte sie genervt. „Wie heißt du eigentlich? Gehst du auch auf meine Universität und du hast gesagt hier gibt es viele Malum, wie erkenne ich sie und was mache ich denn jetzt? Mein Leben hat sich gerade um 180 Grad gedreht und du willst jetzt einfach gehen? Das ist nicht fair!", sagte ich wobei ich immer lauter wurde und den letzten Satz förmlich schrie.
Sie sah mich überrascht an. „Mein Name ist Celine.", antwortete sie mir lächelnd und löste vorsichtig meine Finger von ihrem Arm. „Beim Frühstück erkläre ich dir den Rest." Sie öffnete die Tür und drehte sich noch ein letztes mal zu mir um.
„Und ach ja, Alexander Thompson, Michael Rivers und auch Kayden Parker sind die Anführer der Malum Gruppe in LA.", damit ließ sie mich alleine. Kayden. Ich war so geschockt das ich noch eine ganze Weile so da saß und nichts tat.
Ich ordnete meine Gedanken und dachte an meine Mutter. Sie war ermordet worden, sie wollte gar nicht sterben.
Und Pier? War er auch anders?
Kayden, ein Malum.
Der Gedanke spukte die ganze Zeit in meinem Kopf herum. Wusste er das ich eine Bonum war? Und die anderen? Plötzlich sah ich Sophie 's Gesicht vor mir. Oh Gott, ich hatte einfach die Party verlassen, sie würde sich bestimmt Sorgen machen, ich griff nach meinem Handy, welches auf dem Nachttischchen lag und entsperrte es.
Mehrere entgangene Anrufe. Alle von Pier. Ich schlug mir vor den Kopf, ich hatte Soph gar nicht meine Nummer gegeben. Ich sah auf die Uhr, es war 10 Uhr morgens, Pier müsste schon wach sein. Ich wählte seine Nummer und bereits nach dem zweiten Klingeln nahm er ab:
„Angelin! Gott sei Dank, wo bist du? Ich habe mir solche Sorgen gemacht und die Freundin, die gestern bei uns war, wusste auch nicht wo du bist, ich dachte schon dir wäre etwas passiert.", schwafelte er hysterisch.
Ich schwöre bei Gott, niemand konnte schneller sprechen als er, wenn er besorgt war. „Hey Pier, tut mir leid, ich habe gestern zu viel getrunken und bin deshalb mit einer Freundin mitgegangen. Mir geht es gut." Er atmete erleichtert aus.
„Sophie hieß sie glaube ich, hat eine Nummer hinterlassen, am besten du rufst sie gleich mal an, oder schreibst ihr einfach, sie macht sich bestimmt schreckliche Sorgen. Ach und Angelin ich habe ein Formular aus deiner Schule gefunden. Du ziehst in eins der Wohnheim-Zimmer?"
„Ja du fliegst eh die ganze Zeit um die Welt und ich dachte das es für mich wohl praktischer wäre gleich an der Schule zu wohnen. Kannst du es bitte unterschreiben, ich hole es mir nachher ab. Und Pier würdest du mir die Nummer von Sophie bitte diktieren?" Nach weiteren 10 Minuten hatte ich es geschafft und legte mein Handy beiseite.
Ich atmete tief ein und aus. Plötzlich knurrte mein Magen lautstark und ich kicherte. Soph musste warten, ich hatte einen Bärenhunger und ich brauchte erst noch ein paar Antworten von Celine."
Ich stand auf und bemerkte das ich immer noch das Kleid von gestern Abend trug. Ich schlich mich zu dem Kleiderschrank meiner Schwester und zog mir eine Jogginghose und ein Top heraus, ich schlüpfte herein und verließ das Zimmer.
Ich befand mich auf einem langen Flur mit mehreren Türen und einer Treppe die in den ersten Stock führte. „Celine?", rief ich unsicher. „Hier unten, einfach die Treppe runtergehen.", antwortete sie.
Unten angekommen fand ich mich in einem großen Wohnzimmer wieder, an der einen Wand befand sich eine kleine Küchengarnitur mit einer langen Theke davor. Auf der anderen Seite standen eine Couch und ein großer Fernseher. Ein weicher Teppich bedeckte den Boden und ich konnte barfuß zu ihr gelangen.
Sie stand vor dem Herd und wendete gerade einen Pancake. Ich seufzte: „Das duftet ja himmlisch!" Ich griff nach einem bereits fertigen auf einem Teller.
„Finger weg!", sagte sie lachend und schlug meine Hand weg. Ich schaute sie gespielt böse an. „Bekomme ich auch einen?", fragte ich dann hoffnungsvoll. Sie grinste. „Wenn du ganz lieb fragst."
„Bitteeee!", flehte ich und hüpfte aufgeregt um sie herum. Sie lachte wieder und legte den fertigen Pancake auf einen zweiten Teller, den sie mir in die Hand drückte. Ich grabschte nach dem Nutella Glas und setzte mich an die Theke.
Sie schaltete den Herd aus und ließ sich mir gegenüber fallen. Wir aßen beide zuerst hungrig den ersten Pancake, bevor ich zu fragen anfing.
„Was war das gestern?" „Ich habe zu dir gesprochen, ich wollte deine Barriere niederreißen, hinter der du mühsam alles Mögliche verschlossen hattest, wie die Erinnerungen an Dad's oder Mom's Tod. Allerdings hatten die dich dann so verletzt, dass du dich fast verloren hättest. Das war echt knapp. Ich habe dich dann in mein Auto gebracht und dich hier her gefahren.", sie stopfte sich die Hälfte des nächsten Pancakes, den ich schon längst verdrückt hatte, in den Mund.
„Woher wusstest du das ich im Club war?",fragte ich mit vollem Mund. „Wusste ich nicht, aber ich hatte gehofft dich dort zu finden, was ich ja dann auch tat. Ich hielt mich nahe von den drei Malum auf, die du ja bestimmt schon kennst. Malum sind meistens arrogant, dumm und denken ihnen gehört die Welt.", schnaufte sie.
Die Beschreibung passte perfekt auf die drei Jungen. „Und als ich dann sah wie Kayden mit dir redete, wurde ich auf dich aufmerksam, du warst die Einzige die sich nicht auf ihn einließ, also beobachtete ich euch. Als er dich dann so in die Enge getrieben hatte, war ich kurz davor einzuschreiten, aber du hast es ja dann ganz gut gelöst.", sagte sie und grinste schelmisch.
Ich grinste ebenfalls. ,,Er war ganz schön wütend, Halleluja!", schnaufte sie. „Seine Gedanken wollten praktisch gelesen werden.", sie kicherte böse.
„Und da ich dich irgendwie aus dem Club raus bekommen musste, na ja du weißt ja was ich getan habe.", sie biss erneut genüsslich in ihren Nutella Pancake und ich schob mir auch meinen letzten Pancake in den Mund.
„Wie viele Malum gibt es noch? Und was sollen wir gegen sie machen?", fragte ich als ich aufgekaut hatte. Sie schluckte ihren ebenfalls runter und überlegte kurz. „Unzählbar, allein in LA ist es eine riesige Gesellschaft. Es gibt nicht mehr so viele "Andere" wie früher und wir sind auch noch stark in der Unterzahl." „Und was ist mit deiner Rebellengruppe?", fragte ich hoffnungsvoll.
Sie grinste. „Sie sind mit mir hier, wir teilen uns das Haus.", sagte sie stolz. „Wie viele?"
„Ungefähr 5, alles Junge Männer.", es gibt seit dem Krieg kaum noch Frauen.", sagte sie bedauernd. „Und wo sind sie jetzt?" Ich sah mich um, konnte aber niemanden sehen.
Sie zuckte mit den Schultern.
,,Vermutlich schlafen sie noch. Wir müssen morgen alle zur Arbeit und du zur Universität. Außerdem haben sie sich noch nicht an die Zeitumstellung gewöhnt.", sagte sie lachend und verdrehte die Augen. „Jungs eben.", ergänzte sie und ich musste laut loslachen, sie stimmte mit ein.
Wir wischten uns die Tränen aus den Augen, stellten unsere Teller in den Geschirrspüler und warfen uns vor den Fernseher. Sie schaltete durch das Programm, auf der Suche nach etwas halbwegs Interessantem, als ich sie fragte wann wir mit dem Training anfangen würden. „Morgen, wenn du Schulschluss hast. Komm einfach hier her, sie stand auf, holte etwas aus einem Schrank und hielt es mir hin.
Einen Schlüssel. „Danke.", sagte ich lächelnd und steckte ihn in die Tasche.
„Meine Klamotten stehen dir echt super.", sagte sie neckend. Wir hatten genau dieselbe Größe, insgesamt ähnelten wir uns wirklich sehr, sie hatte die gleichen gold-blonden Haare wie auch schon unsere Mutter, die braunen Augen und die schmalen herzförmigen Lippen. Allerdings waren ihre Wangenknochen mehr ausgeprägt und ich hatte längere, dichtere Wimpern, was ich als Kleinigkeiten abtat.
„Wer ist eigentlich die innere Stimme in meinem Kopf?", fragte ich dann als sie sich für Two Broke Girls, auch meine absolute Lieblingsserie, entschieden hatte.
„Was?", fragte sie und sah überrascht zu mir.
„Sie gibt mir Ratschläge, und manchmal verhindert sie das ich was Dummes mache oder sage, manchmal erhalte ich von ihr sogar sowas wie Visionen.", erklärte ich ihr.
Sie schüttelte den Kopf: „Das ist nicht normal." Jetzt drehte ich meinen Kopf überrascht zu ihr.
„Wie bitte?" Sie nickte. „Manche "Andere" erhalten zusätzlich eine Gabe, aus ganz bestimmten Gründen. Aber das ist schon Jahre nicht mehr vorgekommen. Ich sah sie geschockt an.
„Ist das eine Gabe?" Ein kalter Schauer lief mir den Rücken hinunter. „Angelin, das ist nicht irgendeine Gabe,.. Visionen.", sie raufte sich das Haar und fluchte leise.
Ich wurde nervös. „Was dann?", fragte ich ungeduldig. Sie sah mir tief in die Augen und in meinem Geist bildeten sich folgende Worte: „Das ist nicht irgendeine Gabe, das ist die Gabe, sie soll alles wieder ins Gleichgewicht bringen. Erzähl es Niemandem. Sollte ein Malum davon Wind bekommen, bist du Tod."
Überarbeitet am 20.01.18.
Das oben auf dem Bild soll Celine sein. (Amber Heard, nur eben mit braunen Augen)
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