Kapitel 77 - Die Familie Bane

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Magnus wandte den Kopf, obwohl er bereits wusste, wer da sprach. Es war Sebastian, der zwar etwas unsicher, aber entschlossen auf seinen Beinen stand und um Haltung bemüht war.

Seine salzweißen Haare waren verwuschelt und einzelne Rußpartikel färbten sie gräulich und auch seiner roten Kleidung konnte man einige Blessuren ansehen.
Kali sah ihn unbeeindruckt an und sagte dann schlicht~Du bist nicht der Bittsteller.~

Nicht nur Sebastian wirkte auf ihre Aussage hin verwirrt.

~Natürlich bin ich der Bittsteller! Ich habe deine ganze Beschwörung inszeniert! Ich habe die Kompasse zusammengesucht, die Formel aus einem uralten Buch gefunden und das Opfer dargebracht!~, beteuerte er wütend, aber auch verzweifelt, bevor sein Blick auf Magnus fiel,~Obwohl Letzteres nicht ganz nach Plan verlaufen ist.~

~Das mag ja sein, aber du warst nicht derjenige, der den letzten Kompass positioniert hat. Anderenfalls würden deine Gedanken zwangsläufig Immunität genießen. Aber ich kann dich lesen wie ein offenes Buch. Also kannst du nicht der Bittsteller sein~, erklärte sie gelassen, bevor ihr Blick auf Alec fiel, der genau wie Magnus selbst in diesem sonderbaren Zauberbann gefangen war und sich nicht bewegen konnte,~Er ist es.~

Sebastians Augen weiteten sich, bevor er Alec wütend fixierte.
~Du kleine Made! Alles nimmst du mir! Meine Ehre, meinen Ruf, meinen Mann und jetzt auch noch meinen Wunsch!~, schrie er aufgebracht.

Magnus hingegen war verwirrt.
Meinen Mann.
Meinte er damit etwa Magnus?
Er hatte nicht damit gerechnet, dass Sebastian noch immer so an ihrer Zeit hing.

Natürlich hatte er das gelegentlich angedeutet, aber Magnus hatte geglaubt, er meinte schlichtweg seine Abhängigkeit von Sebastian. Er hätte nie vermutet, dass ihm diese Zeit etwas bedeutet hatte und obwohl er selbst keine Gefühle mehr für diesen Schattenjäger hatte, so kam er nach umhin, Mitleid zu empfinden.

Sebastian sollte sich nicht so in etwas verrennen. Er sollte offen sein. Offen für alles wie Magnus es gewesen war, bis Alexander in sein Leben trat. Ab da gab es nur noch den Schwarzhaarigen in Magnus' Welt.

Sebastian machte Anstalten, auf Alec loszugehen, doch Kali schnippte nur gelangweilt mit den Fingern. Sofort brach Sebastian zusammen und kurz glaubte Magnus er sei tot, doch nachdem er seinen sich hebenden und senkenden Brustkorb angesehen hatte, wurde ihm klar, dass er nur schlief.

~Ich hasse es, wenn Menschen selbst die einfachsten Tatsachen nicht akzeptieren wollen und versuchen, etwas Unveränderbares zu ändern ~, murmelte sie, bevor sie sich Alec zuwandte,~Wie ist dein Name, Bittsteller? Wie du weißt, kann ich nicht in deinen Verstand sehen und es selbst herausfinden. Auch würde ich diese gottverdammte Insel gerne in naher Zukunft verlassen.~
~Alec.~, antwortete Alexander sichtlich verwirrt und Magnus verdrehte resigniert die Augen.

Wie konnte sein Freund nur so dumm sein? Er wusste es nicht, allerdings fand er Alecs Naivität auch irgendwie niedlich.

~Also, Alec. Hast du irgendeinen Wunsch? Ich kann dir nahzu alles geben, Reichtum, Liebe, Unsterblichkeit. Nur jemanden von den Toten zurückzuholen und mehr Wünsche liegen nicht im Bereich des Möglichen.~, erklärte die Hexe knapp, bevor sie ihn erwartungsvoll ansah.

Alec hingegen schüttelte leicht en Kppf.
~Ich habe keinen Wunsch.~, antwortete er, als sein Blick sich kurz mit Magnus' kreuzte.

Kali bemerkte es und ein harter, aber hönischer Zug legte sich auf ihr Gesicht.
~Süß, du bildest dir ein, dass ihm etwas an dir liegt.~, meinte sie süffisant.

Magnus setzte bereits zum Protest an, doch eine kurze Handbewegung ihrerseits ließ ihn verstummen. Doch er schwieg nicht aus Höflichkeit. Er schwieg, weil er einfach keine andere Wahl hatte, denn kein Laut verließ seine Lippen.

Also begnügte er sich damit, Alec flehentlich Blicke zuzuwerfen, in denen er mitteilte, dass er ihm sehr wohl etwas bedeutete. Dass er ihm mehr bedeutete, als sein eigenes Leben. Und auch dass er sich gefälligst etwas Gutes wünschen sollte, dass alle rettete und nicht nur sie beide.

Doch Alec hatte sich vollkommen auf die schwarzhaarige Hexe konzentriert und verpasste seine stummen Liebeserklärungen und Bitten.

~Ich bilde mir das nicht ein.~
~Doch, das tust du. Er spielt dir etwas vor und willst du auch wissen, wieso? Weil ein Bane keine Gefühle wie wahre Liebe kennt.~

Dann wandte sie sich ruckartig ab und drehte gedankenverloren Magnus' Silberdolch in den Händen. Plötzlich schien sie so unendlich weit weg. In einer fernen Erinnerung, in der sie nahezu zerbrechlich wirkte.

~Ich weiß, von was ich rede, denn auch ich erlag einst dem Charme seines Vorfahrens ~, begann sie und ihre Stimme erinnerten an fernes Meeresrauschen, ganz leise und bedächtig,~Ich war stark, jung und ungestüm. Mir hat es gefallen zu herrschen und ich habe die Angst der Menschen genossen. Doch in meinem tiefsten Inneren war ich noch immer eine Frau, die sich nach einer starken Schulter sehnte, an der sie sich anlehnen konnte. Eine Frau, die sich danach sehnte, geliebt zu werden. Diese Liebe fand ich in einem jungen Mann namens Aldous Bane. Er war ebenfalls ungestüm, aufgweckt, rebellisch und sprühte nur so vor Lebensfreude. Er hat von den Reichen gestohlen, um es den Armen zu geben, denn er hatte selbst nicht viel mehr als das, was er am Leib trug. Ich habe mich in in verliebt und ihm alles gegeben, was er wollte. Ich habe ihm meine Welt gezeigt und habe gedacht, dass sie ihm gefällt. Ich habe ihm sogar etwas von meiner Magie geschenkt, damit er seine kranke Mutter heilen konnte. Ich habe ihm alles anvertraut und gedacht, dass er es sicher verwahrt. Ich habe gedacht, dass er mich liebt. Dementsprechend leichtgläubig bin ich ihm nach Downworld-Island gefolgt und erst im Zentrum des Pentagramms wurde mir bewusst, dass er mich angelogen hatte. Er stand dort mit den anderen vier Menschen und zusammen haben sie meine Seele gespalten und mich verbannt. Ich konnte nicht entkommen, also habe ich geschrien. Ich habe Aldous angefleht, mich zu retten, doch er hat mich nur ausgelacht und ohne mit der Wimper zu zucken in den tiefsten Abgrund gesperrt. Seitdem habe ich seine Familie beobachtet. Jeden einzelnen Bane und immer war es dasselbe Spiel. Er hat jemanden etwas vorgespielt, um dann den naiven Mann oder die leichtgläubige Frau auszurauben. Warum also, Alec, soll der hier anders sein?~

Alec schwieg und Magnus bekam es mit der Angst zu tun. Er glaubte ihr doch nicht etwa, oderr?

Das, was Kali über seine Ahnen erzählt hatte, mochte zwar stimmen, aber das traf nicht auf ihn zu. Er spielte nicht mit Alec. Dazu liebte er ihn zu sehr.

~Weil er ein guter Mensch ist, der sich um andere sorgt und auf sie Acht gibt. Er würde sich lieber ein Bein rausreißen, als zu riskieren, dass einer seiner Freunde unglücklich ist. Das, was dir wiederfahren ist, tut mir leid, aber Magnus ist anders.~, beteuerte Alec ruhig und Magnus' Herz machte einen freudigen Sprung.

Er hielt ihn für jemand Gutes. Magnus bezweifelte das zwar, aber ihm reiche es, dass Alec scheinbar etwas in ihm sah, das ihm gefiel. Solange Alec zufrieden war, war alles gut.

Kali hingegen verlor zum ersten Mal die Fassung und schrie laut auf.
~Du Narr!~

Ihre Hände glühten dunkelrot  als sie die Arme so zur Seite riss, als würde sie jemandem eine Backpfeife geben. Rote Funken sprühten schwungvoll auf Alec zu ... und prallten schlichtweg an ihm ab. Kurz schimmerte etwas Goldenes vor ihm auf, wie ein leuchender Schutzschild und hielt die rote Magie von ihm fern.

Kali knurrte frustriert auf, bevor sie sich plötzlich versteifte. Magnus sah nur ihren schlanken Rücken, doch er vermutete, dass ihr gerade ein Einfall gekommen war.

Ruckartig drehte sie sich um und maschierte schnurstracks auf Magnus zu, den Dolch fest in ihrer Hand. Magnus schluckte beunruhigt und wäre wahrscheinlich zurückgewichen, hätte er es denn gekonnt. Plötzlich ließ die Taubheit in seiner Kehle nach und instinktiv wusste er, dass seine Sprache zurückgekehrt war.

Nun ragte jedoch Kali drohend vor ihn auf mit einem sadonischen Grinsen ihm Gesicht, bei dem sich Magnus alle Nackenhärchen aufstellten.
Mit einem Fimgerschnippsn -Kalis bevorzugt Verwendungsart von Magie- zuckte Magnus' Hand nach oben und umgriff das vertraute Heft des Dolchs.

Die Spitze zeigte auf seine zitternde Brust und Magnus begriff. Sie wollte, dass er sich selbst umbrachte und das vor Alecs Augen, damit er seinen Wunsch verschwendete, um ihn zu retten, statt etwas Nützliches mit diesem Trumpf zu machen.

~Wenn du nicht weißt, was du dir wünschen sollst, sollten wir dir auf die Sprünge helfen, Alec.~, sagte sie.
Und mit diesen Worten begann Magsnus' Kampf ums Überleben.

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