Kapitel 17 - Geborgenheit und innere Dämonen

~Damit ich das richtig verstehe: Alle wollen diesen Kompass, um die anderen davon abzuhalten, irgendeine Meerhexe heraufzubeschwören, die einen Wunsch erfüllen und dann die Welt zerstören könnte, wenn sie's drauf anlegt? Warum nochmal leben wir noch und können wir Cupiditas nicht einfach hochwerfen und die beiden Parteien machen das unter sich aus?~, fragte Alec und ihm war es egal, wie hysterisch er dabei klang.

Er war so erschreckend ahnungslos. Nicht wissend, was jetzt das Richtige war.

~Es ist kompliziert, ja, aber wir schaffen das~, bekräftigte Magnus und drückte seine Hand,~Bisher wissen nur die Vampire, dass wir Cupiditas haben und sie sind nicht gerade auf Krieg unter den Schattenweltlern aus, auch wenn sie einem Kampf im Generellen nicht abgeneigt sind. Sie werden abwarten, was passiert.~

~Das ist ja so beruhigend!~
~Ich hab mir das auch nicht ausgesucht!~, keifte Magnus wütend.
~Entschuldige. Ich wollte meinen Frust nicht an dir auslassen.~, entschuldigte er sich, da er ein schlechtes Gewissen bekam.

Er war frustriert und wütend, aber nicht auf Magnus, der nur versuchte, ihm zu helfen.

~Schon ok~, winkte Magnus ab,~Du weißt nicht, was du tun sollst und das macht dich wütend. Ich versteh das, aber uns bleibt nichts anderes übrig, als abzuwarten und alles auf uns zukommen zu lassen. Keiner weiß, wo wir den Kompass versteckt halten und so lange wird es auch niemand wagen, uns anzugreifen. Besonders, da wir noch das Gastrecht auf unserer Seite haben, was ihnen verbietet, uns etwas anzutun. Wir müssen uns nur so lange bedeckt halten, bis wir Edom-Island erreicht haben.~

~Wieso segeln wir dahin?~
~Dort treffen wir auf die anderen drei Piratenfürsten und halten eine Versammlung darüber ab, wie wir mit dem wachsenden Problem der Schattenjäger umgehen wollen. Da wir nun die Mehrheit der Kompasse haben, können wir auch den Packt, den wir miteinander geschlossen haben, erfüllen und die Kompasse in den Vulkan Pandemonium werfen, um sie zu zerstören.~, erklärte er geduldig, während er an die Decke starrte.

Obwohl das hier alles tiefster Ernst war, konnte Alec nicht anders als zu lächeln.

Er liebte es, Magnus beim Erzählen zuzusehen, denn er benutzte dabei nicht nur Sprache, sondern gestikulierte auch reichlich mit den Händen und wirkte so, als sei er mit seinem ganzen Herz bei der Sache.

Als hätte er seinen verträumten Gesichtsausdruck bemerkt, drehte Magnus seinen Kopf so, damit sie sich ansehen konnten.

Seine Augen schienen vor Zuversicht und Hoffnung förmlich zu strahlen, sodass Alec überhaupt keine andere Wahl hatte, als sich vorzubeugen und ihn sanft zu küssen.

Magnus erwiederte den Kuss sofort und legte sanft eine Hand auf Alecs Wange.
Das Kribbeln in seinem Körper nahm Fahrt auf, als Magnus ihn plötzlich auf sich zog, um den Kuss intensivieren zu können. Nun saß Alec auf seiner Hüfte und legte seine Hände sanft um sein Gesicht, während Magnus ihn noch näher an sich zog.

Alecs Herz schlug schnell und er fühlte sich, als würde er erneut vom Boden abheben und wie einst Icarus über die See fliegen, nur ohne den Teil mit dem Absturz.

Ein Feuer der Liebe schien in seinem Inneren aufzulodern und langsam von seinem Verstand Besitz zu ergreifen, denn bis auf den Gedanken an Magnus war sein Kopf wie leer gefegt.

Langsam löste er sich von ihm und war mehr als erstaunt über den Ausdruck in dessen Augen. Sie waren erfüllt von Geborgenheit, Wärme, aber auch von einer Liebe, die Alec den Atem verschlug.

~Wir stehen das zusammen durch.~, meinte Magnus noch immer etwas atemlos vom Kuss.
Alec nickte leicht, während er mit der Hand langsam über die karamellfarbene Brust strich.
~Ok.~

Für den nächsten Kommentar, der auf seiner Zunge brannte, hätte er sich am liebsten selbst in den Hintern gebissen.
~Aber du hast mir noch etwas versprochen.~

Magnus unter ihm versteifte sich und die Wärme verschwand aus seinen Augen.

Sanft, aber bestimmt schob er Alec von sich herunter und setzte sich auf, um die Knie an seinen Körper zu ziehen und sie umschließen zu können.

~Alexander ... das ist kompliziert.~

Hunderte kleiner Nadeln schienen sich in sein Herz zu bohren, da er förmlich dabei zusehen konnte, wie Magnus seine Mauern wieder aufbaute, um sich dahinter zu verschanzen. Er konnte das nicht zulassen. Viel zu lange hatte er gebraucht, diese Mauern einzureißen, wenn sie denn in seiner Gegenwart je vollständig hochgezogen waren.

Also legte er eine Hand auf Magnus' Knie, um seine Aufmerksamkeit wieder zu erlangen, doch er reagierte nicht.

~Dann erklär es mir doch. Vielleicht verstehe ich es dann.~

~Ich kann nicht.~, antwortete er leise und sah auf die Bettdecke, Alecs Hand oder seinen flehentlichen Blick geflissentlich ignorierend.

~Aber es wird nicht besser, wenn du dich jetzt verschließt~, widersprach er so sanft wie möglich,~Ich habe mir Sorgen gemacht, als du nicht aufgewacht bist. Ich hatte Angst um dich.~

Alec wollte nicht zugeben, dass er  sich in diesem Augenblick auch Sorgen um ihn machte.

Er war nie der Mensch gewesen, der über seine Probleme sprach, sondern in sich hineinfraß. Das führte aber oft nur dazu, dass die inneren Dämonen nur noch mächtiger wurden und einen voll und ganz einnahmen. Man vergaß die Welt um sich herum, da man so beschäftigt war, den hilflosen Kampf gegen diese Dämonen auszutragen, die immer stärker wurden, da man seine Sorgen mit niemandem teilte.

Es war ein Teufelskreis bis man schlussendlich zusammenbrach.

Alec wollte nicht, dass Magnus zusammenbrach, weshalb er ihn irgendwie zum Reden bringen musste.

~Du hast es doch gerade selbst gesagt: Wir stehen das zusammen durch. Ich bin für dich da, aber du musst meine Hilfe dann auch in Anspruch nehmen.~
~Und wie genau sollte dir das helfen, wenn ich dich mit meinen Problemen belaste?~
~Du hast immer jemanden, dem du dich anvertrauen kannst.~, wich Alec aus und sah ihn weiterhin dringlich an.

Aber eigentlich war er mit seinem Latein langsam am Ende. Er wusste nicht genau, wie er ihn zum Reden bringen sollte. Vor allem, wenn er das gar nicht zu wollen schien.

Er konnte ihn ja schlecht zwingen und drängen tat er ihn schon stark genug.
Deshalb betrachtete er Magnus flehend, der mit sich zu ringen schien.

~Du wirst nicht aufgeben, oder?~, fragte er seufzend.

Alec nickte eifrig, denn nun strömte pure Erleichterung durch seine Adern.

~Ich hasse meinen Entschluss jetzt schon.~

Mit diesen Worten legte er sich wieder zu Alec, der intuitiv einen Arm um ihn legte und ihn fest an sich zog.
Während er sanft über Magnus' Rücken strich, begann dieser von der wohl schlimmsten Zeit seines Lebens zu berichten: Seiner Kindheit.

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